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Obsthybridzüchtung (Gelesen 7263 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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paulche
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Obsthybridzüchtung

paulche »

Welche ungewöhnlichen und interessanten Obstbaumhybride gibt es?

Pfirsikosen sind interessant aber nicht ungewöhnlich, da Pfirsisch und Aprikose nah verwandt sind.

Birnen und Quittenhybriden gibt es. Sie sind auch relativ nah verwandt. Ob sie Vorteile haben, werde ich noch ausprobieren, wenn ich mir eine besorge.

Oft werden innerhalb einer Art Varianten gekreuzt, um die Frosthärte für die nördliche Region zu erzielen o. für eine größere Krankheitsresistenz. Die größere Winterhärte ist z.B. der Grund amerikanische u. asiatische Kakis zu kreuzen. Sie sind auch nah verwandt.

Frosthärte u. Krankheitsresistenz ist der Grund für die Kreuzung europäischer mit amerikanischen Weinvarianten.

Bei Citrus ist die Einkreuzung von Poncirus auch das Problem der Winterhärte.

Hybride werden auch oft erzeugt, um die Fruchtgröße durch den Heterosiseffekt zu erhöhen. Es könnte interessant sein großfrüchtige afghanische Feigensorten mit Xinjiangfeigen zu kreuzen, um Früchte um die 500 g zu erzielen und den Ertrag und die Winterhärte weiter zu steigern. Monsterfeigen frisch auf den Tisch.
viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) 7b
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cydorian
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Re: Obsthybridzüchtung

cydorian » Antwort #1 am:

paulche hat geschrieben: 21. Jan 2019, 10:09
Welche ungewöhnlichen und interessanten Obstbaumhybride gibt es?


Beerenobstsorten sind sowieso fast nur Hybriden. Johannisbeeren, aktuelle Stachelbeersorten, Erdbeeren, allerlei rubus, Blaubeeren... alles Hybriden.
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danielv8
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Re: Obsthybridzüchtung

danielv8 » Antwort #2 am:

Unübersichtlich wird es spätestens bei Hybridisierung von Hybriden mit Hybriden. :P

https://www.plantura.garden/sortenvielfalt/pluot-aprium-und-peacotum-interspezifische-hybride

http://4.bp.blogspot.com/-bkprJ0CYZQo/UfCEVMXNOOI/AAAAAAAACIM/M6sRP7U3oY0/s1600/Untitled-4.jpg

Ich finde besonders die daraus entstanden Prunus - Sorten interessant. Hübsch sehen sie ja alle aus.
Das Wirrwarr wäre ja nicht schlimm , wenn gleiche Sorten nicht unter verschiedenen Namen und mit falschen Angaben zu den gekreuzten Sorten feilgeboten würden. Oder fälschlicherweise als Kreuzung beschriebene "normale" Prunus.

Und einige seltene Hybriden sind auch rar und selten geblieben , weil deren Qualitäten keine Verbesserung ergaben oder keine erstrebenswerte Sorte sind. Popularität ,Gesundheit und Ertrag sind auch ein Kriterium.

Ich habe noch eine mickernde Ebereschenmispel , die bisher leider nichts brachte.
Lokalrunde
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Re: Obsthybridzüchtung

Lokalrunde » Antwort #3 am:

Ich finde Pluots interessant. (Pflaume x Aprikose)
Ob die hier was werden ka, denke aber die frühen Sorten schon.
Hab zwei verschiedene im Herbst gepflanzt.
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Rib-2BW
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Re: Obsthybridzüchtung

Rib-2BW » Antwort #4 am:

Die schwarzen Aprikosen, nicht zu verwechseln mit Pluots, stellen eine Bereicherung für ungünstige Lagen. Auch Hybride zwischen Kirsche und P. Salicina haben ihren Reiz.

Michurin hatte zu seiner Zeit viele Aronia-Hybriden und ähnliches gezüchtet.

Burbank schaffte es sogar Erdbeere mit ahimbeere zu kreuzen. Diese Pflanze machte aber keine Früchte mehr.

In Westdeutschland wurde die Bollweiler Birne relativ lange als Obstsorte genutzt. Ein Hybrid aus Birne und Mehlbeere. Ähnlich Hybriden mit sark differenzierender Fruchtqualität findet man hier und da immer mal.

Generell ist diese Ecke Sorbus, Amelanchier, Malus, Pyrus, Cataegus, Cydonia und Aronia für Überraschungen gut.

Der Kulturapfel selber ist auch ein Komplexhybrid aber das is ja bekannt.
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Re: Obsthybridzüchtung

Rib-2BW » Antwort #5 am:

cydorian hat geschrieben: 21. Jan 2019, 10:35
Beerenobstsorten sind sowieso fast nur Hybriden. Johannisbeeren, aktuelle Stachelbeersorten, Erdbeeren, allerlei rubus, Blaubeeren... alles Hybriden.


Alte Ribes-sorten fliegen da oft Raus. Bei R. Rubrum ist die Sache selbst bei den alten Sorten komplexer, da sich in ihrem Entwicklungsursprungsort viele rel. ähnliche Arten sich befinden.

Monatserdbeeren, also Walderbeeren fliegen da auch raus. Die ein o. andere rare Moschuserdbeerensorte sollte man da auch nicht mit nehmen. Alles was Gartenerbeere ist, und das ist hier am dominieren, ist ein Hybrid.

Alte Himbeersorten dar man auch herausnehmen.
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cydorian
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Re: Obsthybridzüchtung

cydorian » Antwort #6 am:

Rib hat geschrieben: 21. Jan 2019, 14:21
Alte Ribes-sorten fliegen da oft Raus. Bei R. Rubrum ist die Sache selbst bei den alten Sorten komplexer, da sich in ihrem Entwicklungsursprungsort viele rel. ähnliche Arten sich befinden.


Rote Gartenjohannisbeeren sind alle Hybriden, auch die Alten.
"Die Johannisbeere entstammt in Europa und Westasien verbreiteten Wildarten (Ribes petraeum Wulf., Ribes rubrum L. und Ribessativum Syme), die mit der auf dem Balkan und in Mittelitalien heimischen Art Ribes multiflorum Kitt. Gekreuzt wurden. Hieraus entstandene Arthybriden und deren Abkömmlinge wurden im 14. Jahrhundert kultiviert und verbreitet." Quelle.

Dafür gibts beim Kernobst entgegen früherer Annahmen kaum Hybriden. Auch Kulturäpfel stammen nach neueren Untersuchungen vermutlich ganz von m. sieversii ab, es bleibt fraglich, ob überhaupt noch was anderes beteiligt war, höchstens vielleicht Malus orientalis. Sichere Hybriden sind nur die schorfreistenten Sorten, die ein klein wenig m. floribunda drin haben. Birne, Quitte, Mispel... keine Hybriden und auch keine Hybridisierung, bei der etwas herausgekommen wäre das wegen seiner guten Eigenschaften geblieben ist.
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danielv8
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Re: Obsthybridzüchtung

danielv8 » Antwort #7 am:

Nichts überraschend Neues , aber hier hat man sich mit der Beschreibung Mühe gegeben.

https://kornelkirsche.eu/sortiment/gattungshybriden
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Re: Obsthybridzüchtung

Rib-2BW » Antwort #8 am:

Nein, das würde ich nicht so sagen, Cydonia. Auch wenn solche Hybriden nicht populär sind, vor allem hier in Westeuropa, haben sie durchaus ihre erhaltenswerten Eigenschaften. Fürwahr, für den Rewe ist das nichts.
Gewisse Auslesen der Bollweiler Birne, auch Shipova genannt, haben ihren Marktwert. In Osteuropa sind solche Raritäten noch vorhanden und haben ihren geringen Marktanteil auch wenn dieser zugegebener weise schrumpft.

Die Entwicklung des Zwintzscherhybriden für den Populärmarkt läuft auch noch. Die Flurbereinigung hat hierzulande auch bestimmt ihren Teil beigetragen, dass gewisse Pflanzen verschwanden und somit für uns in Vergessenheit geraten sind.

Die Liste lässt sich mit weiteren Beispiele erweitern.
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Re: Obsthybridzüchtung

cydorian » Antwort #9 am:

Rib hat geschrieben: 21. Jan 2019, 19:17
Gewisse Auslesen der Bollweiler Birne, auch Shipova genannt


Hast du die mal probiert? Vor allem die Konsistenz?
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Re: Obsthybridzüchtung

Rib-2BW » Antwort #10 am:

Bis auf ein Fitzel des vermuteten Hybriden, den ich hier zeigte, nein. Ist es so schlimm? Ich habe bei meinen Recherchen Dinger gesehen, die wirklich nur Raritätensammler gut finden können. Da kam einfach die Mehlbeere zu stark durch.

Hier (PDF)wurden zwei Sorten teilweise beschrieben. Beide seien Selbstfertil. Bei der Sorte Dwarf gingen sie auf den Geschmack ein, der ähnlich der Nashi sei. Gibt also schlimmeres (Auch wenn ich weiß, dass du nicht so der Fan davon bist ;D).

Nach diesem PDF, was sich über die Marktpotentiale ungewöhnlicher Früchte beschäftigt, kommt der Autor zu einem positiven Eindruck. Dort wird auch auf das Fruchtfleisch eingegangen.

Also wie ich das sehe, schmackhafte Birne ohne Bestäubungsproblematik. :)

Sehr Attraktiv von den Früchten her ist diese Sorte, die beim Grillparzerplatz, Dresden-Cotta steht. Vielleicht sollten wir jemanden für Reiser dahin schicken ;D

Hier kann man eine eher mehlbeerenartige Variante sehen. Der Blogger hat dort mehrere Bilder seiner Varietät gepostet. Einfach mal durchklicken.
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Re: Obsthybridzüchtung

paulche » Antwort #11 am:

cydorian hat geschrieben: 21. Jan 2019, 16:03
Dafür gibts beim Kernobst entgegen früherer Annahmen kaum Hybriden. Auch Kulturäpfel stammen nach neueren Untersuchungen vermutlich ganz von m. sieversii ab, es bleibt fraglich, ob überhaupt noch was anderes beteiligt war, höchstens vielleicht Malus orientalis. Sichere Hybriden sind nur die schorfreistenten Sorten, die ein klein wenig m. floribunda drin haben. Birne, Quitte, Mispel... keine Hybriden und auch keine Hybridisierung, bei der etwas herausgekommen wäre das wegen seiner guten Eigenschaften geblieben ist.


Das aus Sämlingen Holzapfelähnliche Pflanzen rauskommen, ist ein Indiz dafür, das der Kultur Apfel ein Hybrid aus verschiedenen Wildäpfeln ist. Die Fruchtgröße kommt vom Heterosiseffekt.
viele Grüße

Paul

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Re: Obsthybridzüchtung

cydorian » Antwort #12 am:

Ein Heterosis-Effekt findet zwischen reinerbigen Inzuchtlinien statt, Kernobst ist das gar nicht.
Was aus Apfelsämlingen rauskommt, sind auch keineswegs holzapfelähnliche Pflanzen.
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Re: Obsthybridzüchtung

Rib-2BW » Antwort #13 am:

Wobei die Holzapfel-Kulturapfel-Hybriden interessant sein können. Hier, am alten Bahndamm seht ein Holzapfel, der sehr gut fruchtet. Daneben eine jüngere Pflanze, in der deutliche Merkmale eines Kulturapfels mit bei sind. Mit diesem kommt auch mehr Zucker, was für eine Mosterei o. Brennerei interessant sein kann, denke ich.
Marmelade und ähnliches ist auch denkbar. Aber der recht saure und zum teil bittere Geschmack wird viele abschrecken. Muss noch Reiser schneiden, nicht vergessen.

Aber hier interessiert sich keiner für diese Äpfel. Das sieht manchmal traurig aus, wenn der geteerte Feldweg bedeckt ist von plattgefahrenden Äpfeln.
pistachio
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Re: Obsthybridzüchtung

pistachio » Antwort #14 am:


@ danielv8 21. Januar 2019, 11:26:31 » ....Ich finde besonders die daraus entstanden Prunus - Sorten interessant.

Der einzige Hybrid der seit seiner Aussaat 2005 die Fröste usw. überstanden hat, ist nach den mittlerweile dahingeschiedenen gutschmeckenden Aussaaten von 'Larry Ann', nur 'Dappel Dandy' auch genannt als 'Prontosaurus Egg'. Ein Baum der so zeitig mit den Wildpflaumen blüht, daß ich kaum einen Befruchter hatte. Die Samen gab es 2005 bei GLOBUS, wie auch seit ca. 3 Jahren eine neue Pflanze der 'Larry Ann'.
Die ehemals nachgezogen Sämlinge waren als Bäume nicht für meinen Boden. Nur die Sicherheitskopie trug vor einen großen Frost einmal Notfrüchte. Geschmack gut. Diese F1 hatte aber richtig kranke gekräuselte Blätter, wie bei Pfirsichbäumen.
Die F1 von 'Prontosaurus Egg' hat eine Fruchtgröße der 'Bellamira' ähnlich. Dunkelviolettes Fleisch, kleiner Kern, aprikosenähnlich und die Haut wie die spanischen Pflaumen.
Trotz absoluter Trockenheit 2018 hat er es mit Bravour überstanden und gefruchtet. Wuchs übermäßig nach dem Verschneiden. Veredelung darauf mit einem Pollenspender sind mir nicht geglückt, weil ich dann zu zaghaft den Saftfluß regulierte. Bei solch holzigen Dingern sollte man sich wohl entscheiden zu veredeln oder zu ernten. Aber jede Frucht zählt am Anfang bei der Einschätzung.


Dateianhänge
Prontus Saurus Egg_ F1_ 2_Frühj 2018_0326_copy.jpg
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