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Mehrsortenbäume (Gelesen 3206 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Kernobst
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Mehrsortenbäume

Kernobst »

Liebe Leute,

Ich möchte einige Mehrsortenbüsche heranziehen. Wird es was, wenn ich auf noch die kleinen Unterlagen gleich mehrere Unterlagen setze? Entweder auf vorhandene Verzweigungen, oder mit der hier beschriebenen "Cadillac"-Methode: https://www.greffer.net/?p=649

Überfordere ich damit kleine Unterlagen? Ich könnte mir vorstellen, dass die Anwachsquote jedes einzelnen Reisers sinkt, oder? Als Unterlagen habe ich M26 und B9.

Danke schon mal!
b-hoernchen
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Re: Mehrsortenbäume

b-hoernchen » Antwort #1 am:

Die Frage ist, was du letztendlich haben willst: Nur wenige Belegäpfel von jeder Sorte oder doch eine auskömmliche Ernte?

Und wie sieht es mit der Stablität des Baumes letztendlich aus? Wird ein Ast ausreissen oder kann er die Last der Früchte tragen?

Einfach so, ohne sie gesehen zu haben, kann ich dir unmöglich sagen, ob deine Unterlagen für dein Vorhaben geeignet sind

Probieren kann man viel, besonders als Anfänger; wenn dann nicht alles klappt, probiert man's später halt nochmal, vielleicht mit einer anderen Methode... .

Ich tendiere dazu, Mehrsortenbäume etagenweise aufzubauen - unten eine Frühsorte, darüber dann spätere.

Cum tacent, consentiunt.

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thuja thujon
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Re: Mehrsortenbäume

thuja thujon » Antwort #2 am:

Kleine Unterlagen sind nur begrenzt belastbar. Auf wenige Wurzeln passen keine 20 Augen die austreiben sollen.
Übereinander die Sorten als Baum aufbauen finde ich problematisch im Alter, ich bin für einen Stamm(verlängerung) aufbauen und die Äste einzeln veredeln.

Die Cadillac-Methode ist wohl eher was um aufgekahlte Bereiche zu reparieren, wenn ich ds richtig interpretiere.
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dmks
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Re: Mehrsortenbäume

dmks » Antwort #3 am:

"Cadillac-Methode" sieht mir eigentlich genauso aus wie klassisches "Seitenstich-Pfropfen" ;)
Egal wie man es nennt, M26 und B9 haben ein sehr begrenztes Kronenvolumen (B9 dabei das kleinere)
Mehrsortenbäume verlangen einiges an "Schnippelkunst" und es ist nicht immer einfach dabei alle Kandidaten am Wachsen zu halten. Was letztendlich zu einem kleineren Baum führt als bei Einsortenbäumen.
Würde daher bei so 5 oder 6 Sorten pro Baum begrenzen oder auf etwas stärkere Unterlagen (MM106 - M7) ausweichen.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Waldgärtner
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Re: Mehrsortenbäume

Waldgärtner » Antwort #4 am:

thuja hat geschrieben: 4. Mär 2019, 20:04
ich bin für einen Stamm(verlängerung) aufbauen und die Äste einzeln veredeln.



So mache ich das auch, bei 4 "Leitästen" (kA ob man die bei Büschen anders bezeichnet) hast du dann immerhin schon 5 Sorten pro Baum.
Wenn die Sorten einigermaßen die gleiche Wuchsstärke haben, sollte das klappen. Meine längerfristigen Erahrungen stehen leider noch aus :)
Ansonsten habe ich in bestehende Hochstämme auch in einem Jahr schon mehrere Sorten (10 oder so) einveredelt.
Das geht dann aber eher in die Richtung Sorten austesten, weil ich dazu kleinere Äste umveredelt habe und die bestehenden Leitäste intakt blieben.
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obst
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Re: Mehrsortenbäume

obst » Antwort #5 am:

Für Mehrsortenbäume nehme ich keine normalen Unterlagen, sondern kaufe kleine Bäume, die möglichst gut verteilte und angelegte Äste haben. Dann veredel ich auf jeden Ast ein Reis. Die Sorten sollten möglichst ein ähnliches Wuchsverhalten zeigen, z.B. ist ein Problem sehr frühe und späte Sorten (nicht in der Reife, sondern im Wuchsbeginn im Frühjahr) für den gleichen Baum auszuwählen. Wenn die eine Sorte schon völlig grün ist, kommt die späte Sorte nur schwer in Gang. Außerdem sollte die Stärke der Holzbildung ähnlich sein. Schwach wachsende Bäume passen nicht zu stark wachsenden Sorten.

Es ist schwieriger in einen bereits bestehenden Baum nur eine oder zwei neue Sorten zusätzlich einzubringen als - wie oben beschrieben - alle Äste neu zu veredeln. Wenn die alte Sorte auch bestehen bleiben soll, ist es für die Entwicklung aller Sorten besser, wenn man auch diese Äste einkürzt und auf ihnen Reiser der alten Sorte veredelt. So haben alle Sorten die gleichen Voraussetzungen. Ansonsten ist die alte Sorte immer wesentlich kräftiger als die neuen und muss in den ersten Jahren ständig stark engekürzt werden.
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thuja thujon
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Re: Mehrsortenbäume

thuja thujon » Antwort #6 am:

Ich habe mal eine Unterlage (M9) zum Kreis gebogen, festgebunden und die Augen geblendet, dass 3 halbwegs gleichmäßige Triebe auf der Oberseite entstanden sind. Die habe ich mit unterschiedlichen Sorten veredelt.
So sind 3 `Achsen´ gewachsen.
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Re: Mehrsortenbäume

thuja thujon » Antwort #7 am:

Die Unterlage selbst behindert sich nicht gegenseitig beim Saftfluss sondern kommt mit relativ wenig Verwundung und Geschnörkel klar. Lediglich die Luftwurzeln sind etwas störend, aber auch da gewöhnt man sich dran.
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Kernobst
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Re: Mehrsortenbäume

Kernobst » Antwort #8 am:

Vielen Dank für die interessanten Beiträge. Bei meiner Frage dachte ich an solche Anwendungen:

  • ich kriege einen Reiser mehr als geplant, aber schon alle vorhandenen Unterlagen sind verplant. Dann will ich den Reiser unterbringen, ohne den Anwachserfolg des anderen Reisers zu gefährden.

  • ich habe für den Baum einen bestimmten Platz im Garten im Auge, aber weiß noch nicht, was mir schmeckt - nach der ersten Ernte will ich weitersehen, vielleicht auch eine Sorte wieder entfernen.


  • Mama wird 60 und soll keinen Blumenstrauß bekommen, sondern einen Kübel für die Terrasse mit 3 Sorten, die mit Überlegung ausgewählt sind. Oder der Enkel soll endlich auch mit dem Gartenvirus infiziert werden...


Bei mir ist nun Fall 1 eingetreten. Aus euren Antworten schließe ich, dass der Anwachserfolg für beide Reiser hoch bleibt, ich sollte aber auf gleiche Wüchsigkeit der Sorten achten.
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Re: Mehrsortenbäume

Kernobst » Antwort #9 am:

thuja hat geschrieben: 5. Mär 2019, 00:31
Lediglich die Luftwurzeln sind etwas störend, aber auch da gewöhnt man sich dran.

Luftwurzeln und Knubbel finde ich interessant. Sie zeigen, dass der Baum eine Geschichte hat.
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thuja thujon
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Re: Mehrsortenbäume

thuja thujon » Antwort #10 am:

Die fangen an manchen M9er Klonen schon im 2ten Jahr an. Auch wenn ich uriges mag, auf die würde ich gerne verzichten.

Wenn du anfängst Sorten zu sammeln, wirst du immer mal ein Reis zuviel haben. Ich habe deswegen Parkbäume, um Sorten einfach schnell mal parken zu können.
Wenn man okuliert, ist das was von der Unterlage abgeschnitten wird potenzielles Steckholzmaterial. Auch andere Bäume kann man klein halten und sämtliche Äste mit Reisern bestücken um wieder welche davon zu schneiden.

Die Frage bei Veredlungen ist doch wie soll der Baum hinterher aussehen. Ich kann mir da nichts rechtes vorstellen mit 2 seitlich angeplatteten Reisern die im schlimmsten Fall verhocken und der Baum 3 Jahre braucht bis er die Überlastung überwunden und wieder Reserven für kräftigen Wuchs gesammelt hat. Ich veredle jedenfalls lieber auf eher zu kräftiges Holz als auf zu schwaches.
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