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Schnittberatung bei dünntriebigem Hochstamm (Gelesen 1652 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Wurmkönig
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Schnittberatung bei dünntriebigem Hochstamm

Wurmkönig »

Ich würde hier um einige Ratschläge für einen Hochstamm bitten. Er steht auf der Anlage eines Freundes, wurde vor ca. 5 - 7 Jahren von seinem Vater gepflanzt, allerdings sind Sortenschilder und Unterlagen unbekannt.

In Summe sind das ca. 12 Bäume, einige haben die Schermäuse niedergemacht bei anderen klappt das ganz gut mit dem Öschberg-Palmer Schnitt. Bei 2 Bäumen entwickeln sich aber keine richtigen Leittriebe, egal wie man schneidet es bleibt alles viel zu dünn. Letztes Jahr haben sie erstmals getragen, die abgetragenen Äste biegt es dann natürlich stark runter.

Gibt es Sorten die immer dünntriebig bleiben und was könnten das für welche sein? Bei Aprikosen kenne ich das von "Hilde", die macht zwar einen mächtigen Stamm aber auch nur dünne Ästchen.

Wie wäre hier das weitere vorgehen, das soll schon einmal ein anständiger Hochstamm werden.
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cydorian
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Re: Schnittberatung bei dünntriebigem Hochstamm

cydorian » Antwort #1 am:

Das könnten Re-Sorten sein. Die haben oft so einen Wuchs. Auf Hochstamm macht so etwas sehr viel Arbeit, brauchbar ist das eigentlich nur als freie Spindel auf M9. Da braucht man keine tragfähigen Leitäste. Problem ist auch die Verkahlungsneigung.

Zurückhaltend schneiden, aber die Höhe früh begrenzen.
b-hoernchen
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Re: Schnittberatung bei dünntriebigem Hochstamm

b-hoernchen » Antwort #2 am:

Hier wäre ein kräftiger Rückschnitt - am besten im August - angesagt, damit Stammdicke und Baumlänge wieder ins Lot kommen.

Hat bei mir einmal ein Sommersturm bei einem Era (auf M9) gemacht, hätte ich mich in dieser Radikalität wahrscheinlich nie getraut, war aber mit das Beste, was dem Baum widerfahren konnte.
Hab' übrigens Zweifel, dass dein Baum auf einer starkwüchsigen Unterlage steht, sieht eher aus, wie ein eigentlich als Spindelbaum gedachte Veredelung auf schwach-/mittelstarker Unterlage, die einfach versäumt wurde, zu schneiden... .

Also Hauptstamm ca. halbe Baumhöhe zurücknehmen... .

Ich seh auch keinen Pfahl...-?

Ich hätte gerne in dein Foto ein paar Schnittanregungen eingezeichnet, komme aber nur zu einem thumbnail, das ich nicht bearbeiten kann - oder bin einfach wieder mal zu blöd dafür.

Cum tacent, consentiunt.

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Wurmkönig
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Re: Schnittberatung bei dünntriebigem Hochstamm

Wurmkönig » Antwort #3 am:

Also Relinda wird in der Obstbaubroschüre

https://www.julius-kuehn.de/media/Veroeffentlichungen/Flyer/PillnitzerObstsortenbroschuere.pdf

S 53 als dünntriebig beschrieben.

Die Bäume sind mittlerweile weit über 4 m hoch, ich mache noch einige Fotos. Links und rechts finden sich jede Menge kleinerer Boskoop-Apfelbäume, die sind mittlerweile so 50 Jahre alt. Kann natürlich sein, dass hier keine Hochstammunterlage verwendet wurde, Pfähle wollte er keine einschlagen die Bäume sind aber durchaus recht standfest (die Boskoop daneben hat es bei Stürmen in Einzelfällen zum Teil deutlich gedrückt, die Hochstämme zeigen da aber keine Anzeichen).
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cydorian
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Re: Schnittberatung bei dünntriebigem Hochstamm

cydorian » Antwort #4 am:

Nicht nur Relinda, das ist Kennzeichen vieler Re-Sorten. Wäre der auf M9, würe ich auch kräftigen Rückschnitt empfehlen, aber es soll ja ein Hochstamm sein. Da würde ich nicht triebanregend vorgehen, sondern sanft, bis der Apfel in Ertrag kommt. Das bremst das Wachstum auch etwas ein. Eine gute Krone ist bei diesen Trauerweidenäpfeln eh nicht zu erreichen, man kann nicht auf gute Leitäste hinarbeiten. Wenn er zu verkahlen anfängt, kann man kräftiger schneiden.
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Re: Schnittberatung bei dünntriebigem Hochstamm

thuja thujon » Antwort #5 am:

Die Re-Sorten, zumindest Rewena auf M9, neigen auch mal zu Überbehang. Wird nicht ausgedünnt, kann man Bäume auch mal über Jahre schädigen.
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cydorian
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Re: Schnittberatung bei dünntriebigem Hochstamm

cydorian » Antwort #6 am:

Bei Hochstämmen unterschiedlich. Manche Sorten haben sogar ein ausgesprochen ausgeglichenes Ertragsverhalten, z.B. Rebella. Auch Reglindis. Retina jedoch überhaupt nicht, alterniert auch auf Hochstamm. Aber die Krone von Re- als Hochstamm gut hinzubekommen ist fast immer schwierig, ich behaupte das zieht sich durch alle Sorten.
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