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Terra Preta (Gelesen 305182 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft
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555Nase
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Re: Terra Preta

555Nase » Antwort #855 am:

"Früher", als alles noch viel besser war, wurde Holzkohle zur Desinfizierung der fäulnisanfälligen Kakteenwurzeln in die Kakteenerde nebst verwitterten Lehm gemischt.
Gruß aus Karl-Chemnitz-Murx
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roburdriver
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Re: Terra Preta

roburdriver » Antwort #856 am:

Der Nutzen des ganzem Aufwands liegt aber offensichtlich im Promillebereich, zumindest für meine lehmhaltigen Lössboden sehe ich darin keinen Sinn.
Rieke
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Re: Terra Preta

Rieke » Antwort #857 am:

Oder du nimmst die Probemengen bei einer Kübelpflanze - ich hatte damals schon den Eindruck, daß es da einen Nutzen hatte.
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Nemesia Elfensp.
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Re: Terra Preta

Nemesia Elfensp. » Antwort #858 am:

roburdriver hat geschrieben: 13. Apr 2019, 19:49
Der Nutzen des ganzem Aufwands liegt aber offensichtlich im Promillebereich, zumindest für meine lehmhaltigen Lössboden sehe ich darin keinen Sinn.

Zum Thema TeraPreta-Kompost ist mir irgendwann mal die Aussage über den Weg gelaufen: Je schlechter der Boden, um so grösser der Nutzen solcher Spezialkomposte.

Ich mag meinen Sandboden sehr, weil er so leicht zu bearbeiten ist. Unser Boden ist mit 19-24 Bodenpunkte beurteilt und deshalb wird er wohl - sofern die obige Aussage stimmt - von den zusätzlichen Inhaltsstoffen meiner Kompostbereitungen profitieren.
Ich habe mir etliche unbehandelte Palettenrahmen günstig einkaufen können und diese nun mit unterschiedlichen Kompostmischungen (z.B. mit und ohne Holzkohle, einige mit Lehm als Zusatz, oder Bentonit) befüllt. Alle Versuchsbeete sind nun mit Erdbeerfrigopflanzen bepflanzt.
Mal schauen, ob ich einen Unterschied feststellen kann.

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thuja thujon
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Re: Terra Preta

thuja thujon » Antwort #859 am:

Bin gespannt. Ich denke da sieht man deutliche Unterschiede, bei allen Varianten.
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roburdriver
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Re: Terra Preta

roburdriver » Antwort #860 am:

Ja bei Sand bringt vieles etwas an Plus. Bei mit sind 70 Bodenpunkte auf dem Acker, selbst das Grünland(Flutwiese) hat über 50. Da wird das wohl wirklich den Aufwand nicht lohnen.

Gruß Robin
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Nemesia Elfensp.
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Re: Terra Preta

Nemesia Elfensp. » Antwort #861 am:

Hallo Robin,
roburdriver hat geschrieben: 15. Apr 2019, 16:53
Bei mit sind 70 Bodenpunkte auf dem Acker, selbst das Grünland(Flutwiese) hat über 50. Da wird das wohl wirklich den Aufwand nicht lohnen.[/quote] bei so einem Boden wären Zwischenfrüchte möglicherweise sinnvoller als Holzkohle, so meine bescheidene Meinung.
Kürzlich sah ich dazu den Vortrag von M. Henne
Zukunftsfähiger Ackerbau
Symposium "Aufbauende Landwirtschaft" 2018

[quote]Henne verfolgt einen innovativen, pflanzenbaulich konsequenten Bewirtschaftungsansatz mit 100%iger Direktsaat. Er setzt neue Impulse für den Ackerbau durch das System „grün in grün“ als langfristiges Low-Input-System mit permanentem Zwischenfruchtanbau.

Auch wenn der Vortrag 51 Min. lang ist, ich fand ihn sehr spannend.
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b-hoernchen
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Re: Terra Preta

b-hoernchen » Antwort #862 am:

pearl hat geschrieben: 12. Apr 2019, 19:09
Wenn man keinen guten Boden hat und ihn nicht gut pflegt, dann ist Holzkohle auch keine Lösung. Sowieso nicht.

Dann war also die Terra Preta der Indios offenbar keine Lösung für die verdichtete, "schlechte" Tonerde im Amazonas?
Wenn das die Indios gewusst hätten! Sehen offenbar auch moderne Gärtner anders, die so wild auf die Terra Preta sind, dass sich der Abbau der alten Schichten lohnt... .
Cum tacent, consentiunt.

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michaelbasso
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Re: Terra Preta

michaelbasso » Antwort #863 am:

hat das jemand gelesen?
"Im Vergleich zur gedüngten Kontrollvariante lieferten die gedüngte Biokohlesubstratvariante bei Höhenzuwachs, Blattzuwachs und oberirdischer Frischmasse zu 53 % und die ungedüngte Biokohlesubstratvariante zu 33 % signifikant bessere Ergebnisse.
Zwischen den gedüngten und ungedüngten Biokohlesubstratvarianten konnten für die Biomasse bis auf Kalanchoe keine signifikanten Unterschiede in den erhobenen Pflanzenparametern festgestellt werden."
Seite 103

anstatt der immer gleichen Glaubensdiskussion à la "ich glaubs" und "ich glaubs nicht", wäre es vielleicht ganz hilfreich sich mit der Studie auseinanderzusetzen.
Damit meine ich nicht das alles einfach hinzunehmen, aber eine kritische Hinterfragung der Ergebnisse ist ergiebiger, als die x-te Variante der immer gleichen Glaubensdiskussion.
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b-hoernchen
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Re: Terra Preta

b-hoernchen » Antwort #864 am:

b-hoernchen hat mal die Massen- und Klimabilanz der Terra Preta-Hertsellung interessiert und ist unter die Köhler gegangen.

Eingesetzt werden Holzabfälle, die bei der kommerziellen Brennholzherstellung bei einem Bauern anfallen, also ein Mix aus Sägemehl und allem, was die automatische Spaltmaschnine auswirft: Rindenmulch, Holzhäcksel und Hackschnitzel; Laub und Nadelholz bunt gemischt.

Aus 2,5 Liter Holzabfällen, entsprechend etwa 800 - 1000 Gramm (konservativ gerechnet entspricht das Volumen ca. 1/3 des Gewichtes von Wasser), werden nach vollständiger Verkohlung ca. 200 - 250 Gramm Holzkohlegries und -pulver, ca. 1/4 der eingesetzten Masse.

Da zur Verkohlung nur Bioenergie (Brennholz) eingesetzt wird, kann ich die annähernd die in der Holzkohle enthaltene Menge Kohlenstoff als dauerhaft der Atmosphäre entzogen betrachten. Würden die Holzabfälle nicht verkohlt, könnte ich damit im Garten mulchen oder der Bauer fährt sie in den Wald, wo sie verrotten.

Die aus 1 kg Holzabfällen gewonnene Menge von ca. 200 - 250g Holzkohle entspricht (bei einem C-Gehalt von annähernd 100%) ca. 700 - 900g fixiertem CO2.

Nach Löschen mit Wasser beträgt das Abtropfgewicht der Kohle ca. das Dreifache des Trockengewichts, Wasseraufnahme folglich ca. 200%. Das Rüttelgewicht liegt bei ca. 0,25g/ml (Edit: eher knapp darunter, also 0,2-0,25g/ml), also ca. ein Liter oder 200-250g Kohle aus 2,5 Liter Holzshnipseln/Sägemehl-Mischung.

Edit zum Wasserhaltevermögen:
Das war eine konservative Widergabe des Ergebnisses eines ersten Versuchs - der wirkliche Wert (nach Abtropfen im Sieb über Nacht) war ein Feuchtgewicht vom 3,6-fachen des Trockengewichts. Dieser Wert konnte durch einen zweiten Versuch genau reproduziert werden, also beträgt die Wasseraufnahme (bereits nach wenigen Stunden Wässern) 260% vom Trockengewicht. Bezogen auf das Schütt-/Rüttelvolumen beträgt das Wasserhaltevermögen knapp 500-600Gramm/Milliliter Wasser je dm³ Kohle, also 50 - 60 "Volumen%".
Cum tacent, consentiunt.

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Nemesia Elfensp.
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Re: Terra Preta

Nemesia Elfensp. » Antwort #865 am:

Danke b-hoernchen!
Sehr informativ.
b hat geschrieben: 15. Mai 2019, 21:49
......
Nach Löschen mit Wasser beträgt das Abtropfgewicht der Kohle ca. das Dreifache des Trockengewichts, Wasseraufnahme folglich ca. 200%. Das Rütteldichte liegt bei ca. 0,25g/ml, also ca. ein Liter oder 200-250g Kohle aus 2,5 Liter Holzshnipseln/Sägemehl-Mischung.
und dieser Punkt ist für mich und meinen Sandboden, ganz besonders wichtig!
Den grobes Pflanzenmaterial, aktuell Miscanthushackschnitzel (demnächst zusätzlich Silphie- und Sidahackschnitzel), sowie Lehm und eben Holzkohle sind bei mir im Gemüsegarten seid letzem Jahr die Zuschlagstoffe um die Wasserspeicherkapazität des Sandbodens zu verbessern.
Ich bin gespannt, wann sich eine Verbesserung des Bodens zeigen wird.
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Re: Terra Preta

thuja thujon » Antwort #866 am:

Das kann man noch weiterspinnen wenn man möchte. Wie hoch ist die nutzbare Feldkapazität von Holzkohle?
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555Nase
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Re: Terra Preta

555Nase » Antwort #867 am:

...Ist doch ganz einfach. ;D >>>

Feld-Wasserkapazität, Speicherfeuchte, Wasserkapazität, wichtiger Parameter des Bodenwasserhaushalts, kennzeichnet die durch Kapillar- und Adsorptionskräfte hervorgerufene, maximale Wassermenge im Boden, die entgegen der Gravitation in einem freidränenden Boden in ungestörter Lagerung oberhalb des Grundwasserspiegels haften bleibt. Die Höhe der Feldkapazität ist in erster Linie abhängig von der Korngrößenverteilung, dem Bodengefüge und dem Gehalt an organischer Bodensubstanz und wird konventionell angegeben als Wassergehalt zwei bis drei Tage nach ausreichender Wassersättigung. Die Wasserspannung bei Feldkapazität schwankt in etwa zwischen pF-Werten von 1,8 und 2,5. nutzbare Feldkapazität.
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lerchenzorn
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Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)

Re: Terra Preta

lerchenzorn » Antwort #868 am:

Dass die Kohlepartikel die Sorptionsfähigkeit und Wasseraufnahme leichter Sandböden verbessern können, denke ich schon. Ich halte für entscheidend, dass die so behandelten Böden, auch bei Zugabe von terra-preta-artigen Kohle-Kompost-Gemengen, nicht wieder austrocknen. Bei Durchtrocknung dürften die im erdfeuchten Zustand gut stützenden und wasserhaltenden Substrate ins Rieseln kommen. Die Kohle- und Humuspartikel werden, wie auch sonst im Sandboden, hydrophob und der hohe Benetzungswiderstand muss allmählich wieder verringert werden. Feuchtigkeit halten mit Mulch und weitere, regelmäßige Humuszufuhr, wie bei Nemesia E., sind sicher sinnvoll.

An Dauerhumus aus Kohle glaube ich unter den trockenen Klimabedingungen, z. B. hier im östlichen D, nicht so recht.

In Braunkohle-Rekultivierungsgebieten wird Asche zur Grundmelioration eingesetzt, um Basengehalte zu verbessern und Benetzungswiderstände zu verringern. Im Garten würde ich mir vorher ein paar Gedanken über die Qualität der Asche machen. (Auch für den Einsatz in Land- und Forstwirtschaft gibt es Regeln und Empfehlungen.)
b-hoernchen
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Re: Terra Preta

b-hoernchen » Antwort #869 am:

[quote author=lerchenzorn link=topic=34707.msg3290369#msg3290369 date=15Dass die Kohlepartike57984261]
... für entscheidend, dass die so behandelten Böden, auch bei Zugabe von terra-preta-artigen Kohle-Kompost-Gemengen, nicht wieder austrocknen. Bei Durchtrocknung dürften die im erdfeuchten Zustand gut stützenden und wasserhaltenden Substrate ins Rieseln kommen. Die Kohle- und Humuspartikel werden, wie auch sonst im Sandboden, hydrophob und der hohe Benetzungswiderstand muss allmählich wieder verringert werden.
[/quote]
Die Kohle ist staubtrocken, wenn sie frisch geglüht aus dem Reaktor kommt. Trotzdem saugt sie sich problemlos innert weniger Minuten bis Stunden mit Wasser voll.
Ist die Kohle erst einmal kompostiert dürften eventuell noch vorhandene hydrophobe Reste von teerartigen Verbindungen abgebaut sein und Biofilme in den Poren wachsen. Wiederbenetzung ausgetrockneter Böden sollte kein Problem sein.

Für mich mit meinem anaeroben Tonboden besonders wichtig - die Porosität des Materials belüftet auch den Boden. Gleiches dürfte auch der Hauptvorteil im Amazonasgebiet sein, wo weite Gegenden aus reinem, tiefgründigem und völlig luftdichtem Tonboden bestehen.
Cum tacent, consentiunt.

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