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Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck? (Gelesen 14718 mal)

Pflanzen und Tiere, Landschaften, Jahreszeiten und Stimmungen, Technik, Ausrüstung und Komposition

Moderator: thomas

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thomas
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

thomas » Antwort #30 am:

Das Chile-Haus (!) hat eben diese typische spitz zulaufende Ecke ähnlich übrigens wie das New Yorker Flatiron-Building , die auf Fars' Bildbeispiel 'überspitzt' dargestellt ist (starkes Weitwinkel, entzerrt). Eine ein wenig 'natürlichere' Perspektive findet sich im Wikipedia-Artikeldazu.Der Bezug zum Flatiron-Building stellt eine andere Interpretation der Architektur als wahrscheinlich dar: Hier wird expressionistisch ein Triumph des Machbaren gefeiert, unabhängig davon die Backsteingotik zitiert.Die Fotografie versucht dies zu zeigen, sie 'treibt dabei die Perspektive auf die Spitze'. Ich kenne den Bau übrigens aus eigener Ansschauung. Wenn man ganz nah davor steht und hochblickt, dann ist der Eindruck ähnlich wie auf dem Foto.Insgesamt, finde ich, ist dies kein so gutes Beispiel für eine 'Verfälschung' durch Fotografie. Sehr viel klarer ist diese 'Verfälschung' z.B. bei Leni Riefenstahl - gut dazu, wenn auch mit Beispielen aus Filmen, ist die WDR-Doku 'Die Macht der Bilder', die ich hier in Post #49 kurz vorgestellt habe.Liebe GrüßeThomas
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fars
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

fars » Antwort #31 am:

Eine "Verfälschung" würde ich es auch nicht nennen. Aber der Blick des Betrachters wird "gesteuert" durch die unterschwellige Aussage des Bildes.
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thomas
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

thomas » Antwort #32 am:

Ich sehe die Aussage bereits in der Architektur. Die Fotos stellen diese Aussage nur heraus / typisieren / treiben sie vielleicht auf die Spitze.Liebe GrüßeThomas
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fars
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

fars » Antwort #33 am:

Ich sehe die Aussage bereits in der Architektur.
Zweifellos. Aber das Witzige ist, dass es beim Chile-Haus diese aufragende Spitze gar nicht gibt. Es ist eine vorragende.Architekur- und insbesondere Industriefotografie sind schon eine sehr spezielle Sache. Gerade bei den Industrie-Sujets wird häufig dieses "Alles geht" vermittelt.
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thomas
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

thomas » Antwort #34 am:

...dass es beim Chile-Haus diese aufragende Spitze gar nicht gibt. Es ist eine vorragende.
Verstehe nicht ...
Berühmt wurde das Gebäude durch seine Spitze, die an einen Schiffsbug erinnert und an der die Fassaden an den Straßen Pumpen und Niedernstraße spitz zusammenlaufen.
Quelle: Wikipedia Liebe GrüßeThomas
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

toto » Antwort #35 am:

Hier zwei Beispiele von Architekturfotografie - beide gehören in die Richtung der Interpretation von Architektur, als sehr subjektiv und in einer Dokumentation eher nicht verwendbar.
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Rostock.jpg
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

toto » Antwort #36 am:

hier das zweite:
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1Hamburg.jpg
toto

Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

toto » Antwort #37 am:

...wobei dieses hier eher ein Zeitdokument ist, was allerdings natürlich auch Interpretation offen läßt. Trotzdem lebt es in erster Linie nicht von der Gestaltung sondern von .... an dieser Stelle, an diesem Ort... aus meiner Sicht reine Dokumentation.
Dateianhänge
Trabant_Wald.jpg
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fars
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

fars » Antwort #38 am:

...dass es beim Chile-Haus diese aufragende Spitze gar nicht gibt. Es ist eine vorragende.
Verstehe nicht ...
Nun, das Foto suggeriert dem flüchtigen Betrachter eine in die Vertikale/nach oben gerichtete Schräge gehende Spitze.Tatsächlich aber ist dieser spitz zulaufende Gebäudeteil horizontal.
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fars
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

fars » Antwort #39 am:

Interessant diese unterschiedlichen Sichtweisen. deine beiden Architekturfotos würde ich ohneweiteres als "Dokument" in jeder Beziehung einstufen. Weder verzerrende noch aussageschwangere Perspektiven.Den trabbi hingegen sehe ich als eher geschmäcklerische "Komposition" an, wen auch vielleicht ein Zufallsfund. Edle, kathedralenmäßige Bäume versus Technikschrott.Architekt (Höger) steht bei Wikipedia.
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thomas
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

thomas » Antwort #40 am:

suggeriert dem flüchtigen Betrachter eine in die Vertikale/nach oben gerichtete Schräge gehende Spitze.
Für mich ist auf den Fotos die vertikale Kante einer spitzwinkligen Gebäudeecke abgebildet; ich hätte da keine Schräge vermutet. Die Fotos zeigen es im Prinzip so wie in starker Untersicht, wenn man direkt davor steht.
fars hat geschrieben:Den trabbi hingegen sehe ich als eher geschmäcklerische "Komposition" an, wen auch vielleicht ein Zufallsfund. Edle, kathedralenmäßige Bäume versus Technikschrott.
Sehe das ähnlich, das Trabi-Foto ist alles, nur keine Dokumentation.Mögliche Bildunterschriften zeigen dies:'Aus der Disko in den Tod''Blühende Landschaften?''Mecklenburg-Vorpommern im Herbst'etc.D.h. gerade dieses Foto zeigt die Intentionalität von Fotografie - wobei auch deutlich wird, wie sehr man die durch Zusammenhänge verändern kann.Ein sehr interessantes Beispiel.Liebe GrüßeThomas
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

toto » Antwort #41 am:

So verschiedene Sehweisen kommen zu Tage. Natürlich sind beide Architekturfotos "verzerrt", nämlich Froschperspektive, so wie wir sie eigentlich nicht wahrnehmen. Dazu kommt bei dem spitzen Gebäude, - gleichfalls wie bei Foto Chilehaus - , daß diese Spitze so extrem nicht existiert. Zudem nimmt kaum ein Betrachter die Zeit morgens um 4 Uhr am 21. Juni wahr... nämlich nur und ausschließlich dann und bei schönem Wetter ist diese Spiegelung - auf natürlichm Weg - möglich. Wenn man an dem Gebäude vorbeigeht, nimmt man es eher als einfach und bieder wahr - wogegen das Foto selbst dem Architekten lieb und teuer wurde, weil er seine Idee natürlich durch das Foto bestätigt und "verehrt" wußte.Bei dem runden Gebäude verhält es sich ähnlich. Die Architektur selbst ist als 5-oder 6-Eck konstruiert. Das deutet sich in diesem Foto nicht im geringsten an - lt. diesem Foto würde das Haus nicht gefunden werden in der Stadt - also keinesfalls als Dokument nutzbar, sondern nur und ausschließlich als Interpretation.Bei dem Auto - der weggeworfene Trabant, den fand man zu hauf in der Zeit damals - also keine Inszenierung - ich habe noch ein Dutzend davon..... immer Trabant... ( übrigens alle mit dem roten Aufkleber der Behörde... ). An jeder Bundesstraße lag das Ding rum - Metapher für Entsorgung alter Träume...., die neuen standen vor der Tür.... aber insofern natürlich ein Zeitdokument, denn heute findet man keine Trabis an Straßenrändern entsorgt.Vielleicht würde es als Dokumentation klarer, wenn man die Menge... an verschiedenen Orten... präsentiert. Insofern - richtig - natürlich eine subjektive Zusammenstellung innerhalb einer Präsentation.
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fars
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Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

fars » Antwort #42 am:

Nun, Foto #35 ist aus meiner Sicht eine durchaus zulässige und vor allem auch informative Architekturaufnahme. Insofern eine recht nüchternes Dokument. Die Lichtreflexe spielen hierbei keine Rolle. Aber wer sich mit Architektur beschäftigt, kann allein aus dieser Aufnahme die Anordnung der Räume und ihren Zuschnitt ableiten. Bei höheren Häusern oder gar Hochhäusern kann es kaum etwas anderes als die Froschperspektive geben, wenn man nicht aus einem Nachbargebäude oder einem Hubschrauber aufnimmt, ist dann aber bei den Vögeln.Sofern #36 keine Rotunde/Halbkreis widergibt, wäre es eine verfälschende Aufnahme. Ansonsten ist auch hier die Struktur des Gebäudes und seine konzeptionelle Lösung recht gut erkennbar.Beide Aufnahmen haben deshalb einen eindeutig dokumentarischen Charakter.
Vielleicht würde es als Dokumentation klarer, wenn man die Menge... an verschiedenen Orten... präsentiert. Insofern - richtig - natürlich eine subjektive Zusammenstellung innerhalb einer Präsentation.
Damit nähern wir uns doch eindeutig der Ausgangsdiskussion. Es gibt offenbar kein Dissenz. ;)
Dateianhänge
Alhambra_Palast_Karls_V__1_.jpg
toto

Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

toto » Antwort #43 am:

Sofern #36 keine Rotunde/Halbkreis widergibt, wäre es eine verfälschende Aufnahme. Ansonsten ist auch hier die Struktur des Gebäudes und seine konzeptionelle Lösung recht gut erkennbar.
... siehe unter: http://www.roeben.com/default.html?http ... ei_hh.html ( ganze Adresse kopieren... ). Insofern der "dokumentarische W E R T des Fensterzählens" . Eine konzeptionelle Lösung oder eine Struktur des Gebäudes bleibt bei diesem Foto verwehrt - würde nur erkennbar werden aus Luftperspektive.... oder andeutungsweise siehe entspr.website ( mit viel Fantasie... ).Aber: jeder wie er mag. Dokumentation oder Interpretation.... Die Nutzer werden es verwenden, wie sie es brauchen.
toto

Re:Fotografie: objektive Dokumentation oder künstlerischer Ausdruck?

toto » Antwort #44 am:

fars Es gibt offenbar kein Dissenz. ;)[quote hat geschrieben:
Was bedeutet "Dissenz" ? "Keinen Konsens" könnte ich verstehen...
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