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Stammbildner... (Gelesen 7793 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Wild Obst
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Re: Stammbildner...

Wild Obst » Antwort #30 am:

Die üblichen Jakob Fischer in den Baumschulen sind alle veredelt, zumindest habe ich noch nie einen nicht veredelten gesehen. Ich habe einen Trieb abgemoost, der seit 2 Jahren ausgepflanzt wächst, mal sehen wie sich der im Vergleich zum veredelten Mutterbaum macht. Der Jakob Fischer hat beim Abmoosen übrigens sehr gut gewurzelt, vielleicht geht da auch was mit Stecklingen/Steckhölzern, habe ich aber außer bei Quitten noch nie ernsthaft versucht.
mybee

Re: Stammbildner...

mybee » Antwort #31 am:

Das JKI hat einmal den Urbaum des 'Jakob Fischer' "im Reagenzglas" geklont. Vielleicht hatte der Bauer diese wurzelechten Bäume im Hinterkopf.

siehe: obst-und-garten. de/Jakob-Fischer-Urbaum-Ein-Klon-geht-auf-Reisen,QUlEPTUyMTYxODYmTUlEPTEwMDAx. html.
Den link müßt Ihr noch etwas hinbiegen.
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Waldgärtner
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Re: Stammbildner...

Waldgärtner » Antwort #32 am:

Ich hätte veredelt und dann tiefer gepflanzt, so dass der J.F. sich bewurzelt.
Bin aber halt nicht sicher, ob das Vorteile hat (ausser dass ich beliebige Unterlagen verwenden könnte).
Wild Obst
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Re: Stammbildner...

Wild Obst » Antwort #33 am:

Das hätte den Vorteil, dass man nicht bereits einen Jakob Fischer Baum haben muss. Man kann mit einem kleinen Edelreis starten. Zum Abmoosen braucht man schon einen, wenn auch nur kleinen, Baum.

Für das Vorgehen würde ich zudem eine schwachwüchsige Unterlage nehmen.
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Waldgärtner
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Re: Stammbildner...

Waldgärtner » Antwort #34 am:

Das schon klar. Aber ich meinte eher, ob ein wurzelechter J.F. Vorteile bringt gegenüber
a) J.F. auf Sämling veredeln und dann die Edelsorte in Kronenhöhe oder
b) Sämling wachsen lassen und in Kronenhöhe die Edelsorte.

Sämlingre vom Bittenfelder z.B. gelten ja auch als frosthart und einen geraden Stamm sollten die auch hinkriegen. Andererseits sollte es ja einen Grund haben, warum in Baumschulen der J.F. als Zwischenveredelung verwendet wird.
mybee

Re: Stammbildner...

mybee » Antwort #35 am:

Zitat von: waldgärtner am 14. Juni 2019, 06:19:33
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00 Andererseits sollte es ja einen Grund haben, warum in Baumschulen der J.F. als Zwischenveredelung verwendet wird.

Da müßte man wohl einen Baumschuler fragen, der den J.F. als Zwischen-Veredelung verwendet (hat). Vielleicht ergab der J.F. besonders schöne und gleichmäßige Bäume in der Baumschule. Oder er besitzt eine gute Affinität zu Unterlage und Edelreis und bringt sehr gute Anwuchserfolge. Der Urbaum des J.B. von 1903 trotzte auf einer zugigen Hochfläche über 100 Jahre lang Frost, Wind und Krankheiten.
Unter Umständen war auschlaggebend, daß im Fall eines Mißerfolgs der Veredelung immer noch eine brauchbare, nachgefragte und verkaufbare Sorte im Herbst zur Verfügung stand.

Frosthärte, gerader Wuchs, gleichmäßiger Wuchs in der Baumschule, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten wie Kragenfäule oder Krebs, Windfestigkeit, Verbesserung der Fruchtbarkeit: das sind einige Auswahlkriterien für einen Stammbildner wie 'Maunzenapfe'l, 'Schneiderapfel', 'Hibernal', 'Double Zoete Agt', 'Jakob Fischer' (alle im ORG Bonn als Edelreiser). Früher wurden auch die franz. Cidre-Sorten 'Pomme d'Or', 'Genereuse de Vitry' und 'Fresquin Rouge' als St.B. genutzt, heute auch manchmal 'Summerred' bei starkwüchsigen oder für Kragenfäule empfindlichen Sorten.

Meiner Meinung nach ist bei der aktuellen Wetter- und Klimasituation nicht mehr die Frosthärte so wichtig ist, wie die Resistenz gegen den Wechsel von Kälte und Wärme, die wir im Winter haben.

Den Vorteil eines wurzelechten 'Jakob Fisher' als St.B. kann ich jetzt nicht erkennen. Man spart einen Veredelungsschritt, der Baum ist ev. stabiler, aber der Aufwand bei der Anzucht trotzdem viel aufwendiger.

Wild Obst
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Re: Stammbildner...

Wild Obst » Antwort #36 am:

Waldgärtner hat geschrieben: Andererseits sollte es ja einen Grund haben, warum in Baumschulen der J.F. als Zwischenveredelung verwendet wird.
Ich bin kein Baumschuler, also kann ich nur spekulieren:
  1. Unterlage den Stamm bilden lassen, um darauf schwachwüchsige/empfindliche Sorten als Hochstamm zu veredeln --> hohes Risiko, wenn es nichts wird, unverkäuflicher Baum
  2. Unterlage mit Jakob Fischer veredeln --> schnell ein verkaufsfertiger und -fähiger Baum, ein paar über den Bedarf produziert --> schwachwüchsige/empfindliche Sorten aufveredeln und diese als Hochstamm anbieten
Ich glaube, die Zwischenveredlung ist in diesem Fall einfach das betriebswirtschaftlich vielseitigere und damit risikoärmere Produkt. Man kann zur Not auch schon das Zwischen/Vorprodukt verkaufen.

Ich weiß nicht, ob es sich (für Baumschulen) lohnt, extra wurzelechte JF als Unterlagen zu vermehren.
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Bruno3120
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Re: Stammbildner...

Bruno3120 » Antwort #37 am:

JF wird bei M9 Unterlagen als Zwischenveredelung für z.B. Topaz benutzt da Topaz auf M9 empfindlich für Kragenfäule ist. Mit dem Stammbildner JF soll die Gefahr geringer sein.
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cydorian
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Re: Stammbildner...

cydorian » Antwort #38 am:

Jakob Fischer wurde früher gerne als vegetativ vermehrte Unterlage und Stammbildner genutzt bzw. vegetativ vermehrte Bäume wurzelecht gepflanzt. Die Gründe waren seine sehr gute Frosthärte und Holzgesundheit.
mybee

Re: Stammbildner...

mybee » Antwort #39 am:

Vegetativ vermehrt - d.h. dann wohl Anhäufeln eines wurzelechten Baumes mit Erde+Sägemehl und Abreissen von bewurzelten Teilen, wie man es heute noch bei vielen v.m.-Unterlagen macht oder gehen auch Steckhölzer?

Meristemvermehrung (siehe oben: JKI) ist sicher zu neu. Da habe ich mal selber den Faktor Zeit/Geschichte nicht berücksichtigt -das predige ich sonst immer ::) - und dem Bauern unrecht getan. Pardon!

Nachtrag: Das Einfachste habe ich vergessen. J.F. wurde als Unterlage - genau wie man es heute noch mit Bittenfelder, Grahams, Antonowka macht - als Sämling genutzt. Manchmal wurde J.F. auch sicherlich als Stamm hochgezogen und in der Krone veredelt.
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Re: Stammbildner...

Waldgärtner » Antwort #40 am:

cydorian hat geschrieben: 14. Jun 2019, 11:07
Jakob Fischer wurde früher gerne als vegetativ vermehrte Unterlage und Stammbildner genutzt bzw. vegetativ vermehrte Bäume wurzelecht gepflanzt. Die Gründe waren seine sehr gute Frosthärte und Holzgesundheit.


Wäre das im Vergleich zu einem Bittenfelder Sämling (der wachsen darf und dann in Kronenhöhe veredelt wird) immer noch ausschlaggebend?

Weil das von Wildobst vorgetragene betriebswirtschaftliche Argument würde bei mir keine Rolle spielen.
Wenn eine Veredlung nicht anwächst (was eh selten vorkommt), veredele ich halt im Jahr danach nochmal.
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Re: Stammbildner...

b-hoernchen » Antwort #41 am:

cydorian hat geschrieben: 14. Jun 2019, 11:07
Jakob Fischer wurde früher gerne als vegetativ vermehrte Unterlage und Stammbildner genutzt bzw. vegetativ vermehrte Bäume wurzelecht gepflanzt. Die Gründe waren seine sehr gute Frosthärte und Holzgesundheit.

Holzgesundheit - Moment, dann sind die Bäume voller Krebs, die ich gesehen habe, vielleicht gar keine Jakob Fischer?
Cum tacent, consentiunt.

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cydorian
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Re: Stammbildner...

cydorian » Antwort #42 am:

Auf Tonböden haben die meisten Äpfel Neonectria galligena.
b-hoernchen
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Re: Stammbildner...

b-hoernchen » Antwort #43 am:

Die JF, von denen ich rede, stehen beim Bauern in Lehm auf Schotter, vermutlich altes Murenbett bei Bad Feilnbach. Beim gleichen Bauern sind die Stämme der GD-Bäume dagegen gesund, soweit ich das in Erinnerung habe... .
Cum tacent, consentiunt.

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Re: Stammbildner...

ringelnatz » Antwort #44 am:

Ich hänge mich hier mal kurz dran:
Habe heute meinen Geheimrat Breuhahn Hochstamm auf Sämling geholt und war etwas überrascht, dass die Veredelungsstelle direkt unter dem Kronenansatz ist. Was ich bisher lesen konnte, scheint dies durchaus normal zu sein.
Macht es denn bei Sämling einen Unterschied, ob in Kronenhöhe oder Basisnah veredelt wurde, was Wüchsigkeit und Gesundheit betrifft?
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