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Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch (Gelesen 55143 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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o0Julia0o
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

o0Julia0o » Antwort #105 am:

Also einen Reineclauden-Kern einsähen & im drittem Jahr kann man schon Früchte haben? Oder werden die Bäume dann riesig?
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partisanengärtner
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

partisanengärtner » Antwort #106 am:

Ob das so schnell geht wird sich weisen. Bei Apfel und Pfirsich ist das ja möglich.
Allerdings wirst Du wie beim Apfel sehr häufig eine neue Fruchtqualität haben. Vermutlich deutlich kleiner mit einem anderen Geschmack, der nicht unbedingt jedem gefallen muß. auf jeden Fall ein Unikat.

Wenn Du Platz hast einen Versuch wert, vielleicht sogar eine gute neue Sorte, die man vermehren sollte. Nicht gefallende kann man dann wieder roden.

Zwergwuchs brauchst Du nicht zu erwarten, das ist schon sehr unwahrscheinlich. Pflaumenartige werden in der Regel nicht riesig. Ich hatte zwar einen der war 10 Meter hoch und schmal. Meist bleiben sie bei 5-6 Meter stehen.
Das Höhenwachstum lässt in der Regel schnell nach wenn sie in den Ertrag gehen. Ausladende Kronen sind selten.
Man kann das aber gerade bei Pflaumenartigen durch Winterschnitt immer wieder anregen und dadurch einen deutlich größeren Baum erziehlen. Also besser im Sommer schneiden dann wird er nicht so riesig.
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Axel
o0Julia0o
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

o0Julia0o » Antwort #107 am:

Ich habe einen Reneklauden-Baum der von selbst gewachsen ist. Also per Kern muss das passiert sein ja dann. Der Nachbar hat einen. Doch sind seine Reneklauden viel dicker. Etwas größer als Tischtennisbälle. Die an meinem Baum sind vielleicht halb so groß. Der Baum dürfte aber auch erst so 3-4 Jahre alt sein. Werden die Früchte noch dicker. Oder funktioniert das nicht mit den Früchten 1:1, wenn der Baum aus dem Kern enstanden ist? (kann natürlich theoretisch auch von sonstwo hergekommen sein der Kern, aber wahrscheinlich vom Nachbarsbaum).
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_NatureLove_
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

_NatureLove_ » Antwort #108 am:

o0Julia0o hat geschrieben: 30. Sep 2019, 19:34
Oder funktioniert das nicht mit den Früchten 1:1, wenn der Baum aus dem Kern enstanden ist?


Das würde mich auch interessieren, ob vom Fruchtkern eines Wurzelechten Baums ein neuer junger Baum entstehen kann mit genau den gleichen Frucht-Eigenschaften. Oder geht das nur über Ausläufer?

Also speziell jetzt bei den Pflaumen, Zwetschgen, Reneklauden Bäumen
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Roeschen1
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Roeschen1 » Antwort #109 am:

Bei Ausläufern hast du eine identische Pflanze wie der Mutterbaum. Bei Vermehrung über Samen sieht es anders aus.
So entstehen ja neue Sorten, mit den Eigenschaften beide Elternteile.
Bei Spillingen, die selbstfruchtbar sind und sehr früh blühen, also kein anderer Pollen fliegt, könnte es hinkommen. Wenn meine Sämlinge fruchten, weiß ich mehr.
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_NatureLove_
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

_NatureLove_ » Antwort #110 am:

Lieben Dank Roeschen1.
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Waldgärtner
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

Waldgärtner » Antwort #111 am:

partisaneng hat geschrieben: 29. Sep 2019, 12:37

Das auch Äpfel sehr schnell sein können zeigt dieser junge Mann hier.
https://www.youtube.com/watch?v=1OqXRcguFsg


Hier sieht man schön, dass er Samen von einem gekauften Apfel ausgesät hat, der mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Zierapfel befruchtet wurde.
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thuja thujon
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

thuja thujon » Antwort #112 am:

Und der Baum ist definitiv älter als 3 Jahre.
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partisanengärtner
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

partisanengärtner » Antwort #113 am:

Nachdem ich einen dreijährigen Pfirsich gesehen habe, dessen gesamte Entwicklung ich von Anfang an beobachten konnte glaube ich das nicht mehr unbedingt.
Der war im vierten Jahr größer als die normalerweise mit 20 Jahren in der Blüte ihrer Jahre sein sollten.
Wie gesagt ich habe verpflanzte nie so wachsen sehen.

Leider hat sich dieser Baum als nicht sonderlich resistent erwiesen. Im 5 ten Jahr hatte er plötzlich den ersten Gummifluß und wurde als es schlimmer wurde gerodet.
Eine Baumpflege war dem Besitzer nicht einzureden.
Der Boden war im wesentlichen aufgeschüttetes Material aus Mergel und Kalksteinen. Vermutlich aus einer Baugrube aus der Nähe.
Kräuselkrankheit hatte der Pfirsich nicht.
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Axel
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

partisanengärtner » Antwort #114 am:

Ich war es auch der ihn an der Stelle im ersten Jahr identifiziert hatte. Das war im Frühling, im Herbst hatte er schon deutlich mehr als einen Meter.
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

thuja thujon » Antwort #115 am:

Das ist das Thema mit der ungestörten Keimwurzel und ist unbestritten.
Das Alter vom Apfelbaum im Video habe ich an den Jahresübergängen vom Holz festgemacht. Fruchtspiesse sind bei Apfel nie auf einjährigem Holz wachsend.
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partisanengärtner
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

partisanengärtner » Antwort #116 am:

Ausgeprägte Fruchtspieße hat er ja nicht.
Es kommt wahrscheinlich auch drauf an wo der Apfel gewachsen ist.
Der Hauptstamm bis er pinziert wurde könnte im ersten Jahr gewachsen sein. Ob und wieweit der dann im gleichen Jahr noch Seitentriebe macht hängt vom Verlauf des dortigen Wachstumsjahres ab.
Wenn also was ich unter hiesigen Klimabedingungen für unwahrscheinlich halte diese Seitentriebe noch eine brauchbare Länge erreicht haben und im folgenden Frühling wieder eingekürzt wurden, hat der Baum an den dann entstehenden Trieben die ersten Blütentriebe gemacht.
Das sind auch die Triebe die die Äpfel tragen, wenn man den Film genau ansieht.
Also wird der Baum wenigstens im 4 ten Jahr getragen haben. Womöglich auch im 3ten.

Das Wachstum von Zieräpfeln ist mir nicht so geläufig, schon gar nicht aus Samen. Ein gewisser Heterosiseffekt könnte dabei auch zum tragen kommen.
Also würde ich die Aussage des jungen Mannes nicht rundheraus für unmöglich erklären.
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Axel
obstnewbie
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

obstnewbie » Antwort #117 am:

obstnewbie hat geschrieben: 12. Jun 2019, 12:48
Ich habe vor ein paar Jahren einen vor sich hin mickernden James Grieve auf unbekannter Baumschulunterlage tiefer gelegt. Nach einem Jahr ging der dann ab wie ein Zäpfchen und machte schön viele Äste und massig Blätter. Hat sich gelohnt, wollte, den schon raushauen. Ist jetzt ein schöner Halbstamm mit ordentlich Ertrag und sehr gesund.

Weil die Sache so erfolgreich war, habe ich das im letzten Sommer mit einem 4 jährigen mickrigen Alkmene auf M26 auch gemacht. Der fängt jetzt auch an stark zu wachsen. Mal schauen, wie der sich so entwickelt.


Besagter Alkmene ist jetzt plötzlich eingegangen. Letzten Sommer sah es noch super gut aus, diesen Frühling hat er noch stark geblüht und sehr viele Äpfel angesetzt doch im Sommer stellte ich fest, dass er nicht genug Blätter machte für die ganzen Äpfel - irgendwann welkten dann nach und nach immer mehr Blätter und dann war finito. Ich haben den Baum ausgemacht. Man konnte sehen, dass er eigene Wurzeln an einer Stelle gebildet hatte, die vielleicht 10% der Gesamtwurzelmasse ausmachten. Allerdings scheint durch das Tieferlegen aber der Stamm gefault zu sein. Das Holz des Stammes war relativ leicht brüchig.
Dem James Grieve geht es nach wie vor blendend. Ich habe noch 3 weitere Äpfel tiefergelegt (Granny Smith, Goldparmäne und Boskoop). Ich werde zu gegebener Zeit berichten, wie sich die Dinge entwickeln.
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FoodForestFelix
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

FoodForestFelix » Antwort #118 am:

Hallo,
ich wollte auch mal meinen Senf dazugeben. Also die Frage des Threads finde ich durchaus berechtigt, denn wer z.B das Buch von Peter Wohlleben "das geheime Leben der Bäume" gelesen hat, merkt dass wir noch vieles nicht über das Lebewesen Baum bzw. Pflanze wissen. Dadurch kann man schon in Frage stellen, ob eine Veredelung eines Baumes und die künstliche Chimäre, die man damit erschafft wirklich die letzte Antwort auf die uns bevorstehenden Probleme bleibt und ob man nicht die Vorteile der Veredelung und der Wurzelechtheit kombiniert bekommt, also eine hohe resistenz und ein kleines Wachstum auch bei Äpfeln und Birnen. Die Frage ist in dem Sinne interessant, da wir uns aufgrund des Biodiversitätsverlustes und des Klimawandels neuen Herausforderungen stellen müssen. Wie bekommen wir es hin resistentes Obst zu kultivieren ohne mit großen Mengen Pflanzenschutzmittel alles ringsherum abzutöten und damit das Ökosystem aus dem Gleichgewicht zubringen. Außerdem sind große Obstplantagen auf Monokulturbasis nicht sehr resilient gegenüber Wetterextremen, die uns in Zukunft noch vermehrt bevor stehen werden. Daher finde ich den Ansatz der Agroforstwirtschaft, Waldgarten (FoodForest) bzw. der Permakultur sehr interessant, um eine Antwort auf diese Probleme zu finden. Mich würde neben den oben angebrachten Gedanken interessieren, ob man Obstbäume einfach mit der Veredelungsstelle einpflanzen kann, damit der veredelte Edelreis eigene Wurzeln bilden kann und die Unterlage abgestoßen wird. Hat damit jmd. Erfahrungen oder Informationen zu gefunden, bei welchen Arten oder Sorten das gut funktioniert und wo nicht? Ist das ähnlich wie bei der Stecklingsvermehrung, dass Pflaumen z.B besser funktionieren als Äpfel? Ich würde nämlich gerne mal eine veredelte Conference mit Veredelungsstelle einpflanzen und sehen was passiert, aber vllt ist das unnötig, weil es dazu bereits Erfahrungen gibt. Ich würde mich sehr freuen, wenn dieser Thread diese Thematik weiter vorantreibt und die Forschung von Hugh Ermen, damit nicht die letzte bleibt.
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thuja thujon
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Re: Wurzelechte Obstbäume und Obststräucher - ein Versuch

thuja thujon » Antwort #119 am:

Hallo,
manche Dinge funktionieren in der Praxis nicht. Der Ansatz empfindliche, nicht mehr für den Klimawandel gewappnete Sorten auch noch damit zu dängeln, das sie zusätzlich noch ihre eigenen Wurzeln machen müssen, ist schon nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Aber versuchen kann man es ja, vielleicht macht Conference ja wirklich Wurzeln die mit Kalk, Staunässe, Trockenheit und Co klarkommen.

Waldgarten und Permakultur als zukünftige Form des Wirtschaftens ist meiner Meinung nach etwas für gewissenlose Industrieländer, manch andere wären froh sie hätten was zu essen. Die Kornspeicher der Welt sind nicht automatisch voll, das muss jemand säen, pflegen und ernten. Je mehr man hier nicht erntet, desto mehr kaufen wir anderen Ländern und Menschen weg. Oder kennst du jemanden in deinem näheren Umkreis der Hunger kennt?

Peter Wohlleben, Entschuldigung, früher hätte man ihn vom Hof gejagt.
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