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Studie zu Insektensterben (Gelesen 164089 mal)
Re: Studie zu Insektensterben
Das ging schon. Statt eines Robiniengebüschs mit Calamgrostis-Unterwuchs befindet sich dort jetzt eine prima, artenreiche Magerwiese. Allerdings befürchte ich, dass dort in fünf Jahren wieder eine Robinia-Calamagrostis-Fläche entstanden ist.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re: Studie zu Insektensterben
lerchenzorn hat geschrieben: ↑17. Nov 2019, 19:24
Die wesentliche Essenz des Beitrags ist, dass es für artenreiche Natur bei uns zu wenige und zu kleine Flächen mit zu geringer Vielfalt an Strukturen und standörtlicher Dynamik gibt. Eine wesentliche Entlastung könnten Land- und Forstwirtschaft (als weitaus überwiegende Flächennutzer) schaffen, wenn sie statt versprengter, kleiner, bunt angemischter Schaufensterflächen regelmäßige, netzartig verbundene und am Ende nicht Promille, sondern Prozente belegende Flächen mit verringerter Nutzungsintensität bereistellten.
Beim hiesigen "Eichwald" hat eine Bürgerinitiative in Verbindung mit der Fraktion von Grünen, SPD und Freien Wählern im Stadtrat dafür gesorgt, dass nahezu jegliche forstliche Arbeit eingestellt wird.
Einschlag auf einer größeren Fläche mit Stehenlassen zahlreicher Überhälter an Eichen zur Naturverjüngung, 2015 vorgenommen, auf der lichtreichen Schlagfläche entwickelt sich eine artenreichere Vegetation, die sich noch viele Jahre halten düfte: wird abgelehnt, da als Raubbau angesehen.
Einzelstammnutzung der 250 Jahre alten Eichen: abgelehnt, wegen der Bodenverdichtung durch die Forstmaschinen, die in den Wald jenseits der Wege reinfahren.
Auslichten der Buchen, um den Eichen weiterhin Entwicklungsmöglichkeiten zu geben: abgelehnt, wegen des unnötigen Holzeinschlags.
Plan des Forstwerks: abgelehnt, da gewinnorientiert.
(Anmerkung: Es wächst jedes Jahr mehr Holz, insbesondere Buche, nach, als eingeschlagen wird.
Und von Natur aus wäre der Wald ein nahezu reiner Buchenwald.)
Gefordert wird eine "naturnahe Entwicklung des Waldes im Hinblick auf den Klimawandel" im Dialog mit den Bürgern.
Die alten Eichen sollen als wertvolle Naturbäume im Wald erhalten bleiben. :-X
Nutzung wird als Unnatürliches, nicht Waldgemäßes abgelehnt.
- lerchenzorn
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Re: Studie zu Insektensterben
Ja, auch das kennen wir zur Genüge. Bisher ließ sich mit geduldigen Worten und dem Vorzeigen von erhaltenswerten Dingen doch fast immer etwas bewegen.
Der fundamentale Wildnis(irr)glaube scheint hier in der Gegend dann doch nicht so verbreitet zu sein.
Der fundamentale Wildnis(irr)glaube scheint hier in der Gegend dann doch nicht so verbreitet zu sein.
Re: Studie zu Insektensterben
Es ist frustrierend. Von Dialog kann derzeit keine Rede sein.
- dmks
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Re: Studie zu Insektensterben
Wald ist Produktionsfläche. Feld ist Produktionsfläche, Wiese auch.
Das ist genauso Betriebsgelände wie ein Chemiewerk oder Logistikzentrum.
Seltsamerweise wird eine neue Autobahn mit angrenzendem Industriegebiet eher toleriert und sich über eingefügte "Architektenpetersilie" (neu gepflanzte Einzelbäume) gefreut! ...als daß Verständnis dafür da ist daß ein dazwischenliegendes Waldstück ganz normal bewirtschaftet wird.
Das ist genauso Betriebsgelände wie ein Chemiewerk oder Logistikzentrum.
Seltsamerweise wird eine neue Autobahn mit angrenzendem Industriegebiet eher toleriert und sich über eingefügte "Architektenpetersilie" (neu gepflanzte Einzelbäume) gefreut! ...als daß Verständnis dafür da ist daß ein dazwischenliegendes Waldstück ganz normal bewirtschaftet wird.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Re: Studie zu Insektensterben
So etwas in der Art kenne ich auch. Letzten Winter habe ich bei verschiedenen "Naturschutz/pflege"-Einsätzen mitgemacht. Es ging alte Hecken zurückzunehmen, die tlw. ganze Steinriegel usw. komplett überwachsen hatten. Das war zumindest die Ansage der Verantwortlichen. Andere Helfer haben dann angefangen, mit der Baumschere an den Lingustern herumzuschnippeln und mich mehrfach mehr als nur böse angesehen, als ich die Linguster und Hartriegelausläufer sammt Wurzeln aus den Steinriegeln versucht habe herauszuziehen.
Viele, selbst Interessierte, wollen irgendwie nicht verstehen, dass Biotop"Pflege" erst einmal relativ brutal aussehen kann. Und viele vergessen ständig, dass gerade die "Biotope" wie Hecken, Steinriegel uä. eine mehr oder weniger häufige Pflege (bzw. Störung) brauchen, um "für den Artenschutz zu funktionieren". Sie sind eben nicht natürlich.
Oder vielleicht doch: Wir bräuchten aber dafür dann wieder Großtiere überall, die auch mal Bäume fällen und Hecken verbeißen oder ausreißen. Wie wäre es mit Nashornern, Mammuts oder Elefanten als "Biotopflegebeautragte"? Oder wenigsten Wiesente und ähnliches? Oder die menschliche Pflege/Nutzung muss eben dann diese Effekte ersetzen. Oder es gibt dann eben keine/kaum noch Offen-, Ödland Hecken oder Wiesenarten.
Viele, selbst Interessierte, wollen irgendwie nicht verstehen, dass Biotop"Pflege" erst einmal relativ brutal aussehen kann. Und viele vergessen ständig, dass gerade die "Biotope" wie Hecken, Steinriegel uä. eine mehr oder weniger häufige Pflege (bzw. Störung) brauchen, um "für den Artenschutz zu funktionieren". Sie sind eben nicht natürlich.
Oder vielleicht doch: Wir bräuchten aber dafür dann wieder Großtiere überall, die auch mal Bäume fällen und Hecken verbeißen oder ausreißen. Wie wäre es mit Nashornern, Mammuts oder Elefanten als "Biotopflegebeautragte"? Oder wenigsten Wiesente und ähnliches? Oder die menschliche Pflege/Nutzung muss eben dann diese Effekte ersetzen. Oder es gibt dann eben keine/kaum noch Offen-, Ödland Hecken oder Wiesenarten.
Re: Studie zu Insektensterben
lerchenzorn hat geschrieben: ↑17. Nov 2019, 19:24
...Die wesentliche Essenz des Beitrags ist, dass es für artenreiche Natur bei uns zu wenige und zu kleine Flächen mit zu geringer Vielfalt an Strukturen und standörtlicher Dynamik gibt. Eine wesentliche Entlastung könnten Land- und Forstwirtschaft (als weitaus überwiegende Flächennutzer) schaffen, wenn sie statt versprengter, kleiner, bunt angemischter Schaufensterflächen regelmäßige, netzartig verbundene und am Ende nicht Promille, sondern Prozente belegende Flächen mit verringerter Nutzungsintensität bereistellten.
Das klingt wie mein Plan irgendwie. Ich wäre sofort dazu bereit dafür einen Öko-Beitrag von meinem Bruttogehalt abziehen zu lassen, für entgangenen Landwirt-Gewinn sozusagen. Jetzt fresst mich bloß nicht :-\.
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
Re: Studie zu Insektensterben
Jetzt fängt der wieder mit der Leier an. ::)
Das Geld wäre da und nennt sich Naturschutzausgleichsmaßnahme. Allerdings darf die nur ganz ausnahmsweise für die Pflege vorhandener Biotope verwendet werden.
Das Geld wäre da und nennt sich Naturschutzausgleichsmaßnahme. Allerdings darf die nur ganz ausnahmsweise für die Pflege vorhandener Biotope verwendet werden.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
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Re: Studie zu Insektensterben
Ich versuche ja auch meine Grundstücke nach Möglichkeit insektenfreundlich zu bewirtschaften. Aber trotzdem wäre ich sehr wenig davon begeistert, wenn sie z.B. als Streuobstwiese pauschal unter Naturschutz gestellt werden würden und mir dann irgendjemand (auch nur potentiell) vorschreiben würde, wie ich genau meine Streuobstwiese zu pflegen hätte (Mähzeitpunkte, Düngung, (Obst)bäume (nach)pflanzen, ...), weil das dann vermutlich meinen bisherigen Pflege zumindest teilweise zuwiderlaufen würde. Außerdem kann ich natürlich als "Hobbybewirtschafter" auch nicht unbedingt alle Termine usw einhalten, weil ich natürlich nur dann arbeiten kann, wenn ich auch Zeit habe.
Re: Studie zu Insektensterben
Hier also ein Foto: rechts vor allem bienenfreundlich, links allgemein insektenfreundlich. Auf der Streuobstwiese blüht es von April bis September. Wird künftig nur noch einmal im Jahr gemäht, blüht dort künftig Calamagrostis epigejos. Wird nicht mehr gepflegt, verschwinden die Obstbäume. Robinien, Birken und Kiefern werden das Gelände erobern.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re: Studie zu Insektensterben
Das sieht gut aus Staudo. Du musst also auf der Streuobstwiese vor der Samenreife von Calamagrostis epigejos mähen, damit sich das nicht ausbreitet und dann noch? Im rechten Bereich gibt es dieses Gras nicht? Was wäre mit Rhinantus sp.. oder Melampyrum arvense? Was für Wildblumen hast Du dort, die üblichen Verdächtigen auf nährstoffarmem Sandboden, Lotus corniculatus wäre unentbehrlich für alle Bläulinge, auch Anthyllis vulneraria? Das sind jedenfalls traumhafte Flächen :D. Ist das dort wo auch der Spilling steht?
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Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
Re: Studie zu Insektensterben
Das ist eine Naturschutzausgleichsfläche von anderthalb Hektar. Bisher ließ ich dort im Juni und Ende August/Anfang September mähen. Leider ist die Maßnahme ausgelaufen. Was ab nächstes Jahr mit der Fläche wird, weiß vermutlich nicht mal die Stadtverwaltung. Bis jetzt bin ich eher pessimistisch.
Dort standen früher Schweineställe. Als die abgerissen waren, wurde das als beliebter Endlagerplatz für Baumstumpen und Erdmassen verwendet. Wir haben die Stumpen an den Waldrand geschoben und die Erdhaufen breitgemacht. Als Folge gibt es auf der Fläche extrem sandig-schottrige Bereiche, wo Heidenelken und Luzerne wachsen und recht nahrhafte, wo sogar Brennnesseln wachsen. Das Reitgras ist da, hat es aber schwer. Im Sommer sucht sich der Wiedehopf Grashüpfer zwischen den Obstbäumen. ;)
Der Spilling steht auf einer anderen Fläche hier am Wohngrundstück. Die pflege ich.
Dort standen früher Schweineställe. Als die abgerissen waren, wurde das als beliebter Endlagerplatz für Baumstumpen und Erdmassen verwendet. Wir haben die Stumpen an den Waldrand geschoben und die Erdhaufen breitgemacht. Als Folge gibt es auf der Fläche extrem sandig-schottrige Bereiche, wo Heidenelken und Luzerne wachsen und recht nahrhafte, wo sogar Brennnesseln wachsen. Das Reitgras ist da, hat es aber schwer. Im Sommer sucht sich der Wiedehopf Grashüpfer zwischen den Obstbäumen. ;)
Der Spilling steht auf einer anderen Fläche hier am Wohngrundstück. Die pflege ich.
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Re: Studie zu Insektensterben
Schaut Euch (Du und die Gemeinde) mal die Bedingungen zum Vertragsnaturschutz an und stellt ggf. einen Antrag. Nahrungshabitate für den Wiedehopf sind sicher ein gutes Argument. Für die Obstwiese kämen wohl vor allem Maßnahmen unter 3.1.1 und 3.1.2 oder aber unter 3.3 in Frage.
Es kann sein, dass der Finanztopf bereits ausgeschöpft ist. Das sollte Euch aber nicht abschrecken, wenigstens den Antrag zu stellen. Ebenso solltet Ihr Euch von den niedrig erscheinenden Vergütungssätzen nicht abschrecken lassen. Notwendige, gut begründete Maßnahmen, für die höhere Aufwendungen plausibel gemacht werden, können auch nach Aufwand vergütet werden.
Als einmalige oder wenige Male wiederholte Maßnahme wären auch Heusaaten aus der Übertragung von Mulchgut aus nahe gelegenen, artenreichen Wiesen denkbar.
Das würde dann auch nach Aufwand kalkuliert und, wenn Feld vorhanden ist, vergütet.
Die zeitliche Befristung der "Nachsorge" bei Ersatzmaßnahmen entstammt der lange herrschenden Sicht, dass einmal "hergestellte" und "lange genug" gepflegte Lebensräume irgendwann stabil würden. Eine Mischung aus Naivität und mangelnder Durchsetzungsfreude gegenüber Investoren und anderen "Eingreifern". :-X
Es kann sein, dass der Finanztopf bereits ausgeschöpft ist. Das sollte Euch aber nicht abschrecken, wenigstens den Antrag zu stellen. Ebenso solltet Ihr Euch von den niedrig erscheinenden Vergütungssätzen nicht abschrecken lassen. Notwendige, gut begründete Maßnahmen, für die höhere Aufwendungen plausibel gemacht werden, können auch nach Aufwand vergütet werden.
Als einmalige oder wenige Male wiederholte Maßnahme wären auch Heusaaten aus der Übertragung von Mulchgut aus nahe gelegenen, artenreichen Wiesen denkbar.
Das würde dann auch nach Aufwand kalkuliert und, wenn Feld vorhanden ist, vergütet.
Die zeitliche Befristung der "Nachsorge" bei Ersatzmaßnahmen entstammt der lange herrschenden Sicht, dass einmal "hergestellte" und "lange genug" gepflegte Lebensräume irgendwann stabil würden. Eine Mischung aus Naivität und mangelnder Durchsetzungsfreude gegenüber Investoren und anderen "Eingreifern". :-X
Re: Studie zu Insektensterben
Wir schweifen wieder ab ...
Eine Planerin sagte mir mal, dass ihr Strauch- und Baumpflanzungen am liebsten wären. Da gibt es eine Schlussrechnung und danach muss sich niemand mehr um die Flächen kümmern.
Ansonsten vielen Dank für den Tipp. Ein Angebot liegt der Stadt bereits vor. Ich fürchte, das landet in einem dicken Ordner und wird in zehn Jahren entsorgt.
Eine Planerin sagte mir mal, dass ihr Strauch- und Baumpflanzungen am liebsten wären. Da gibt es eine Schlussrechnung und danach muss sich niemand mehr um die Flächen kümmern.
Ansonsten vielen Dank für den Tipp. Ein Angebot liegt der Stadt bereits vor. Ich fürchte, das landet in einem dicken Ordner und wird in zehn Jahren entsorgt.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
- oile
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- Registriert: 9. Jan 2004, 20:13
- Höhe über NHN: 35 m
- Bodenart: sandig
- Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C
-
Markgräfin von Pieske, Gierschkultivatorin Brandenburg, zwei Gärten: Nähe Schönefeld und Nähe Fürstenwalde.
Re: Studie zu Insektensterben
Sollen wir ein paar Briefe schreiben? Irgendwer ist ja immer mal in der Gegend und freut sich über das, was da geschaffen wurde. 8)
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.
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