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Mikroplastik im Boden (Gelesen 21212 mal)
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Mikroplastik im Boden
Guten Tag,
weil ich eben das "Windelkompost"-Thema etwas überflogen habe ist mir eine relativ neue Forschungsrichtung wieder in den Sinn gekommen. Und scheinbar wurde das hier im Forum noch nicht so diskutiert.
Problem: Mikroplastik im Boden
Seit ungefähr 2015 wird das Thema verstärkt in der universitären Forschung aufgegriffen. Soweit ich das beurteilen kann wird Mikroplastik zum Teil stark in die Bodenstruktur integriert und verändert diese dadurch und hat auch einen Einfluss auf die Boden-Biota.
https://nph.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/nph.15794
[...] several pathways, including biological activity, contribute to the incorporation of microplastic particles into the soil [...]
The decomposition rate of microplastics in soil is currently unknown, and the assumption is that this material is persistent, and will thus accumulate.
The initial results have shown that microplastic may adversely affect soil biota, such as earthworms (Huerta‐Lwanga et al., 2017), and that microplastic can change soil biophysical properties, including soil aggregation, bulk density and water holding capacity (Machado et al., 2018b; Wan et al., 2019).
Ein neues Problem für das 21. Jahrhundert? Wenn sich das immer weiter akumuliert und dadurch auch merkbare Effekte auf das Pflanzenwachstum entstehen, dann gibt es ein großes Problem. Wie will man Mikroplastik aus Oberboden denn wieder entfernen?
Nur zur Erinnerung:
"Im Jahr 1978 entschied sich Coca Cola, die ihre Kultfalsche aus Glas durch Plastikflaschen zu ersetzen. Mit fatalen Folgen für die Umwelt. Mittlerweile produziert Coca Cola jährlich 88 Milliarden Plastikflaschen. Das entspricht einer Produktion von 167.000 Plastikflaschen pro Minute"
https://www.fairlis.de/post/unsere-plastikkrise-die-wichtigsten-erkenntnisse-aus-dem-plastikatlas-2019/
"Pro Sekunde werden 8.000 kg Kunststoffe hergestellt"
https://www.museum-joanneum.at/blog/weltweit-jaehrlich-250-millionen-tonnen-plastik/
Wobei das Problem ja auch in erster Linie in der Entsorgung und nicht in der Produktion liegt, aber trotzdem erstaunliche Zahlen.
weil ich eben das "Windelkompost"-Thema etwas überflogen habe ist mir eine relativ neue Forschungsrichtung wieder in den Sinn gekommen. Und scheinbar wurde das hier im Forum noch nicht so diskutiert.
Problem: Mikroplastik im Boden
Seit ungefähr 2015 wird das Thema verstärkt in der universitären Forschung aufgegriffen. Soweit ich das beurteilen kann wird Mikroplastik zum Teil stark in die Bodenstruktur integriert und verändert diese dadurch und hat auch einen Einfluss auf die Boden-Biota.
https://nph.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/nph.15794
[...] several pathways, including biological activity, contribute to the incorporation of microplastic particles into the soil [...]
The decomposition rate of microplastics in soil is currently unknown, and the assumption is that this material is persistent, and will thus accumulate.
The initial results have shown that microplastic may adversely affect soil biota, such as earthworms (Huerta‐Lwanga et al., 2017), and that microplastic can change soil biophysical properties, including soil aggregation, bulk density and water holding capacity (Machado et al., 2018b; Wan et al., 2019).
Ein neues Problem für das 21. Jahrhundert? Wenn sich das immer weiter akumuliert und dadurch auch merkbare Effekte auf das Pflanzenwachstum entstehen, dann gibt es ein großes Problem. Wie will man Mikroplastik aus Oberboden denn wieder entfernen?
Nur zur Erinnerung:
"Im Jahr 1978 entschied sich Coca Cola, die ihre Kultfalsche aus Glas durch Plastikflaschen zu ersetzen. Mit fatalen Folgen für die Umwelt. Mittlerweile produziert Coca Cola jährlich 88 Milliarden Plastikflaschen. Das entspricht einer Produktion von 167.000 Plastikflaschen pro Minute"
https://www.fairlis.de/post/unsere-plastikkrise-die-wichtigsten-erkenntnisse-aus-dem-plastikatlas-2019/
"Pro Sekunde werden 8.000 kg Kunststoffe hergestellt"
https://www.museum-joanneum.at/blog/weltweit-jaehrlich-250-millionen-tonnen-plastik/
Wobei das Problem ja auch in erster Linie in der Entsorgung und nicht in der Produktion liegt, aber trotzdem erstaunliche Zahlen.
- thuja thujon
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Re: Mikroplastik im Boden
Interessantes Thema.
Sand oder Vulkanasche wird auch stark in die Bodenstruktur eingebunden, ist auch persistent, aber seit tausenden von Jahren kommt hier keiner auf die Idee das als Problem anzusehen.
Was ist nun der Unterschied, der Mikroplastik zum Problem macht? Ist es die Fähigkeit von Kunststoff, organische Stoffe aufzunehmen und zu speichern?
Das hört sich für mich nicht nach einem Problem an, sondern lediglich nach einer Tatsache. Mir fehlt hier einfach die Begründung für diese behauptung.hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Problem: Mikroplastik im Boden
Sand oder Vulkanasche wird auch stark in die Bodenstruktur eingebunden, ist auch persistent, aber seit tausenden von Jahren kommt hier keiner auf die Idee das als Problem anzusehen.
Was ist nun der Unterschied, der Mikroplastik zum Problem macht? Ist es die Fähigkeit von Kunststoff, organische Stoffe aufzunehmen und zu speichern?
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Re: Mikroplastik im Boden
Plastik-Stückchen können flexibel sein und von Regenwürmern usw. anstelle von kleinen Blattstückchen gefressen werden. Wenn sich das Zeug dann in den Verdauungsorganen verknäult und nicht wieder ausgeschieden werden kann, ist das bestimmt nicht besonders gesund. Ich halte Folienreste im Boden daher für ziemlich problematisch.
Edith hat mal wieder einen Tippfehler gefunden
Edith hat mal wieder einen Tippfehler gefunden
Chlorophyllsüchtig
Re: Mikroplastik im Boden
Müll gehört nicht in den Boden. Dass Mikroplastik ein besonderes Problem sein soll, kommt mir wenig glaubhaft vor. Das Zeug hat bezogen auf das Volumen eine sehr große Oberfläche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich da nicht jemand findet, der es auf Dauer abbaut.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
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Re: Mikroplastik im Boden
Die Natur findet einen Weg. Hat sie bisher immer. Und wenn der Mensch dabei auf der Strecke bleibt, what shells, so what! ;D
Unkraut ist die natürliche Opposition zur Diktatur des Gärtners.
Re: Mikroplastik im Boden
Staudo hat geschrieben: ↑22. Dez 2019, 17:39
Müll gehört nicht in den Boden. Dass Mikroplastik ein besonderes Problem sein soll, kommt mir wenig glaubhaft vor. Das Zeug hat bezogen auf das Volumen eine sehr große Oberfläche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich da nicht jemand findet, der es auf Dauer abbaut.
Das dürfte auf die Art des Kunststoffs ankommen, der vorliegt.
Nicht vollständig abgebaute bzw. abbaubare organische Verbindungen sind in der Erdkruste nichts Ungewöhnliches, siehe Kerogen.
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Re: Mikroplastik im Boden
R hat geschrieben: ↑22. Dez 2019, 18:00
Die Natur findet einen Weg. Hat sie bisher immer. Und wenn der Mensch dabei auf der Strecke bleibt, what shells, so what! ;D
Hoffnung geplatzt: Bakterien können Plastik nicht zersetzen. Hier geht es zwar um marine Bakterien und Plastik im Meer, vielleicht ermöglichen die anderen Bedingungen im Boden dort irgendwann einen biologischen Abbau von Mikroplastik. Da der Boden viele andere, leichter abbaubare organische Substanzen enthält, dürfte Plastikabbau eine wenig attraktive ökologische Nische sein.
Chlorophyllsüchtig
Re: Mikroplastik im Boden
Das klingt in der Tat pessimistisch. :-\
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re: Mikroplastik im Boden
Nunja, der Artikel besagt, dass die Mikroorganismen das Plastik vermutlich nicht direkt im Meer zersetzen können.
Die Aussage ist also nicht ganz so umfassend wie es die Überschrift suggeriert.
Ich sah kürzlich eine Fernsehbeitrag, in dem nach solchen Plastikfressern gesucht wird, z. B. im Sediment des Hamburger Hafens und an weiteren Stellen belasteten Stellen, z. B. in der Nähe von alten Ölbohrlöchern. Die Forscher hielten es ebenfalls für nicht denkbar, dass man die dann einfach nur vermehrt um sie in den Ozean zu schütten. So einfach ist es dann doch nicht.
Die Aussage ist also nicht ganz so umfassend wie es die Überschrift suggeriert.
Ich sah kürzlich eine Fernsehbeitrag, in dem nach solchen Plastikfressern gesucht wird, z. B. im Sediment des Hamburger Hafens und an weiteren Stellen belasteten Stellen, z. B. in der Nähe von alten Ölbohrlöchern. Die Forscher hielten es ebenfalls für nicht denkbar, dass man die dann einfach nur vermehrt um sie in den Ozean zu schütten. So einfach ist es dann doch nicht.
gardener first
- thuja thujon
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Re: Mikroplastik im Boden
Meer ist nicht Land.
Das es an Land bessere Energiequellen gibt sei unbestritten, aber es gibt auch Bakterien die Triazine zersetzen können. Hatte man nie erwartet, aber doch auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik gefunden.
Wenn Mikroplastik im Boden also tatsächlich ein Problem sein sollte, dann kann man überlegen, ob es irgendwo verstärkt vorkommt.
Das es an Land bessere Energiequellen gibt sei unbestritten, aber es gibt auch Bakterien die Triazine zersetzen können. Hatte man nie erwartet, aber doch auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik gefunden.
Wenn Mikroplastik im Boden also tatsächlich ein Problem sein sollte, dann kann man überlegen, ob es irgendwo verstärkt vorkommt.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Re: Mikroplastik im Boden
In meinem Gartenboden und im Kompost finde ich ständig kleine Plastikteilchen und fummele sie raus. Ich weiß wirklich nicht, woher sie kommen, zumal ich in der Richtung so penibel bin.
Erschreckend der Blick in Komposthaufen und Erdboden der Nachbarn, die bei der Gartenarbeit wohl keine Brille tragen: hunderte kleine, bunte Stückchen.
Schlimm finde ich die Millionen von Wegwerfplastiktöpfen, Säcken und Folien, die die Gärtner verbrauchen.
Erschreckend der Blick in Komposthaufen und Erdboden der Nachbarn, die bei der Gartenarbeit wohl keine Brille tragen: hunderte kleine, bunte Stückchen.
Schlimm finde ich die Millionen von Wegwerfplastiktöpfen, Säcken und Folien, die die Gärtner verbrauchen.
Liebe Grüße von Susanne
Re: Mikroplastik im Boden
Der weitaus größte Teil an Mikroplastik an Land ist - Reifenabrieb.
Produktion: geschätzt etwa 1 Kilogramm pro Person im Jahr.
Auf Platz 3 liegt der Abrieb von Bitumen von der Straße, und auf Platz 7 der Abrieb von Schuhsohlen.
Quelle: https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/mikroplastik-durch-autoreifen/
Produktion: geschätzt etwa 1 Kilogramm pro Person im Jahr.
Auf Platz 3 liegt der Abrieb von Bitumen von der Straße, und auf Platz 7 der Abrieb von Schuhsohlen.
Quelle: https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/mikroplastik-durch-autoreifen/
- thuja thujon
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Re: Mikroplastik im Boden
Ich glaube es wurde in Wasser gemessen als die Tabelle zustandekam. Bei Landproben ist die Analytik ungleich aufwendiger, das kann man eigentlich noch nicht so richtig.
Fürs Land könnte sich die Tabelle ändern, Reifenabrieb, der mit dem Regen in die Kanalisation gespült wird, ohne das das Wasser irgendwie geklärt wird, könnte fernab von Strassen eine geringere Rolle spielen.
@Suse: der Anteil an aussortierten Kunststofftöpfen liegt bei mir pro Jahr bei etwa 1-2%. Sprich es sind weniger als 10 Töpfe die ich pro Jahr in den gelben Sack fürs Müllheizkraftwerk stecke. Soo schlimm finde ich das jetzt nicht und kann da auch kein echtes Problem erkennen.
Fürs Land könnte sich die Tabelle ändern, Reifenabrieb, der mit dem Regen in die Kanalisation gespült wird, ohne das das Wasser irgendwie geklärt wird, könnte fernab von Strassen eine geringere Rolle spielen.
@Suse: der Anteil an aussortierten Kunststofftöpfen liegt bei mir pro Jahr bei etwa 1-2%. Sprich es sind weniger als 10 Töpfe die ich pro Jahr in den gelben Sack fürs Müllheizkraftwerk stecke. Soo schlimm finde ich das jetzt nicht und kann da auch kein echtes Problem erkennen.
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Re: Mikroplastik im Boden
In der Studie die Bristlecone verlinkt hat kommt folgende Bahauptung vor "Zusammen mit der durchschnittlichen Schuhgröße, der Sohlenfläche und der Annahme, dass pro Kopf und Jahr fünf Paar Schuhe ausrangiert werden, ergebe dies eine vergleichbare Zahl." Das halte ich für maßlos übertrieben
wenn ich meinen Schuhkonsum dagegen rechne. Alle 2-3 Jahre ein neues Paar.
wenn ich meinen Schuhkonsum dagegen rechne. Alle 2-3 Jahre ein neues Paar.
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Re: Mikroplastik im Boden
thuja hat geschrieben: ↑23. Dez 2019, 09:29
Ich glaube es wurde in Wasser gemessen als die Tabelle zustandekam. Bei Landproben ist die Analytik ungleich aufwendiger, das kann man eigentlich noch nicht so richtig.
Gemeint war von mir "Land" im Gegensatz zu "Ozean" bzw. "Meer". War unklar ausgedrückt.
Was den Schuhverbrauch angeht: Ja, hat mich auf zunächst gewundert. Ich bin da auch kein Maßstab.
Aber: "Deutsche Frauen kaufen pro Jahr 4,1 Paar Schuhe, bei den Männern sind es 2,9 Paar. So steht es in der Statistik des deutschen Einzelhandels."
Quelle: https://detektor.fm/wirtschaft/schuhe-als-wegwerfprodukt