News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!
Wie "einheimisch" darf's denn sein? (Gelesen 29840 mal)
- Starking007
- Beiträge: 11506
- Registriert: 24. Jan 2005, 19:10
- Wohnort: 92237
- Region: Mittelgebirge
- Höhe über NHN: 440
- Bodenart: steinig-lehm
-
Im Nordosten Bayerns - kalt und Kalk.
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Einheimisch - den Begriff ändert gerade die Natur.
Wir, unsere Autos, unsere Infrastruktur, unsere Umgebung: Nichts einheimisches.
Der Begriff ist was für Menschen, die mittels Bambusstrohhalmen ihren Smoothie saufen und Biogemüse aus Chile futtern.
Standortgerecht!!!!
Wir, unsere Autos, unsere Infrastruktur, unsere Umgebung: Nichts einheimisches.
Der Begriff ist was für Menschen, die mittels Bambusstrohhalmen ihren Smoothie saufen und Biogemüse aus Chile futtern.
Standortgerecht!!!!
Gruß Arthur
- Starking007
- Beiträge: 11506
- Registriert: 24. Jan 2005, 19:10
- Wohnort: 92237
- Region: Mittelgebirge
- Höhe über NHN: 440
- Bodenart: steinig-lehm
-
Im Nordosten Bayerns - kalt und Kalk.
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Autochthones Pflanzenmaterial:
Das Zertifikat ist autochthon.
Aber es klingt gut, wenn man so ein Wort flüssig aussprechen kann.
Mannomann sind wir exakt weltfremd.
Das Zertifikat ist autochthon.
Aber es klingt gut, wenn man so ein Wort flüssig aussprechen kann.
Mannomann sind wir exakt weltfremd.
Gruß Arthur
- dmks
- Beiträge: 4310
- Registriert: 18. Jul 2011, 08:45
- Wohnort: bei Forst/Lausitz
- Region: 24 Einwohner/km² (Ortslage)
- Höhe über NHN: 67m
- Bodenart: sandiger Lehm und lehmiger Sand
-
Staatlich anerkannter Steuerzahler
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Okay, ein Beispiel: Bei Bepflanzungen an Wegrändern, Wild- bzw. Grenzhecken achte ich darauf mindestens 90, besser mehr Prozent der Art nach heimische Gehölze zu verwenden. Ob die Sämlinge (Wildrose, Esche, Eiche, Holunder, Hartriegel, Ahorn, Hasel, Linde, Euonymus, diverse Prunusse…..und hunderte mehr) nun aber aus der direkten Region stammen ist dabei eher unerheblich.
Ein paar vereinzelte Fremdlinge sind aber auch immer dabei. (Roteiche, Maulbeere, Robinie) ;) Die Natur nutzt sie - oder verwirft sie.
Ein paar vereinzelte Fremdlinge sind aber auch immer dabei. (Roteiche, Maulbeere, Robinie) ;) Die Natur nutzt sie - oder verwirft sie.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Morgen - sehen wir dann.
- AndreasR
- Garten-pur Team
- Beiträge: 16610
- Registriert: 8. Feb 2017, 00:36
- Wohnort: bei Bad Kreuznach
- Region: Naheland (RLP)
- Höhe über NHN: 180 m ü. M.
- Bodenart: lehmig
- Winterhärtezone: 8a: -12,2 °C bis -9,5 °C
- Kontaktdaten:
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Objektiv betrachtet ist ein Garten immer ein künstlich vom Menschen beeinflusster Ort in der Natur, den man natürlich mehr oder weniger "naturnah" gestalten kann. Aber ich möchte einmal behaupten, dass praktisch jeder hier aus dem Forum ein gewisses Interesse daran hat, dass der Garten eben auch ein Stück Natur bleiben soll, und nicht nur ein "Outdoor-Wohnzimmer", was man nach Belieben und ohne Rücksicht auf Verluste nach seinen Vorstellungen gestalten kann.
Ob die Pflanzen, die dort wachsen, nun "einheimisch" sind oder nicht, ist - wie weiter oben erwähnt - ja teilweise auch Definitionssache, und warum sollte die Kartoffel nun weniger "einheimisch" sein als die Walnuss, nur weil man sie eben erst zu Kolumbus' Zeiten entdeckt hat? Einer Honigbiene dürfte es auch herzlich egal sein, ob sie Nektar und Pollen nun von einem Wiesensalbei oder von einer Aster sammelt - Hauptsache, sie findet überhaupt irgendwelche Nahrungsquellen.
Und während wir bestimmte Pflanzen und Tiere als sehr wünschenswert im Garten betrachten, verdrängen wir andere sehr gezielt, obwohl beide einen mehr oder weniger großen ökologischen Wert haben können. Ich bin da also eher pragmatisch und sage "erlaubt ist, was gefällt", wenn man wenigstens ein bisschen an diese ökologischen Zusammenhänge denkt und - bewusst oder unbewusst - Lebensräume für andere Arten schafft, und nicht nur für sich selbst.
Gefüllte Blüten z. B. sagen mir persönlich meistens gar nicht zu, ich mag die schlichte Eleganz der einfachen Blüten, aber warum soll ich nicht auch eine Forsythie im Garten haben, deren leuchtendes Gelb geradezu ein Sinnbild des Frühlings darstellt? Es ist ja nicht so, als hätte ich ausschließlich "nutzlose" Pflanzen im Garten, vielmehr ist es die Mischung, welche diesen Teil der Natur (mehr oder weniger) wertvoll macht. Es gibt auch sehr viele wunderschöne Wildpflanzen, oder vielleicht nur leicht veränderte Auslesen, die aber genauso nutzbringend sind.
Man muss sich auch vor Augen halten, dass die Natur teilweise sehr lange braucht, um kahle, gerodete Flächen wieder so zu besiedeln, wie es den "natürlichen" Begebenheiten dieses Gebietes entspricht. Vor allem ist diese Sukzession immer auch ein fortwährender Prozess, wo spezialisierte Arten für einen gewissen Zeitraum einen für sie geeigneten Lebensbereich finden, nur um später wieder von anderen Arten verdrängt zu werden. Im Garten kann dieser Prozess sehr stark beschleunigt sein. Hier in Mitteleuropa waren - zumindest in den tieferen Lagen - über Jahrhunderte dichte Buchenwälder vorherrschend, während die Landschaft heutzutage sehr viel kleinteiliger ist (teils auch zu kleinteilig, aber das ist eine andere Geschichte).
Insofern darf man sich sicher fragen, ob man in seinem Garten nun die umgebende Landschaft mit "einheimischen" Arten nachbilden muss, oder ob man nicht vielleicht auch ein ganz eigenes Biotop erschaffen kann, welches vielen Arten einen Lebensraum geben kann. Muss ich ein Eckchen mit Brennnesseln am Kompost haben, wenn selbige nebenan auf der Brachfläche quadratmeterweise wuchern? Gibt es im Hinterhofgarten in der Großstadt überhaupt Igel oder Eidechsen, für die ich einen Unterschlupf anlegen muss? Schon allein das Kleinklima rund um ein Haus herum ist vielleicht derart beschaffen, dass die einheimischen Arten dort gar nicht so gut gedeihen wie in der Natur.
Es gibt also jede Menge Faktoren, welche dafür sorgen, dass unsere Gärten eben nicht unbedingt ein Abbild der Natur sein müssen. Jeder Garten ist anders, und die Hand des Gärtners bzw. der Gärtnerin wird ihn immer auf eine ganze persönliche Art und Weise prägen, mal mehr und mal weniger "einheimisch", aber auf seine Art ganz sicher wertvoll für Mensch und Natur. Genau diese Vielfalt trägt dazu bei, dass viele Arten eine Nische zum Überleben finden können, da muss man sich sicher nicht nur auf die einheimischen Pflanzen (und Tiere) beschränken.
Ob die Pflanzen, die dort wachsen, nun "einheimisch" sind oder nicht, ist - wie weiter oben erwähnt - ja teilweise auch Definitionssache, und warum sollte die Kartoffel nun weniger "einheimisch" sein als die Walnuss, nur weil man sie eben erst zu Kolumbus' Zeiten entdeckt hat? Einer Honigbiene dürfte es auch herzlich egal sein, ob sie Nektar und Pollen nun von einem Wiesensalbei oder von einer Aster sammelt - Hauptsache, sie findet überhaupt irgendwelche Nahrungsquellen.
Und während wir bestimmte Pflanzen und Tiere als sehr wünschenswert im Garten betrachten, verdrängen wir andere sehr gezielt, obwohl beide einen mehr oder weniger großen ökologischen Wert haben können. Ich bin da also eher pragmatisch und sage "erlaubt ist, was gefällt", wenn man wenigstens ein bisschen an diese ökologischen Zusammenhänge denkt und - bewusst oder unbewusst - Lebensräume für andere Arten schafft, und nicht nur für sich selbst.
Gefüllte Blüten z. B. sagen mir persönlich meistens gar nicht zu, ich mag die schlichte Eleganz der einfachen Blüten, aber warum soll ich nicht auch eine Forsythie im Garten haben, deren leuchtendes Gelb geradezu ein Sinnbild des Frühlings darstellt? Es ist ja nicht so, als hätte ich ausschließlich "nutzlose" Pflanzen im Garten, vielmehr ist es die Mischung, welche diesen Teil der Natur (mehr oder weniger) wertvoll macht. Es gibt auch sehr viele wunderschöne Wildpflanzen, oder vielleicht nur leicht veränderte Auslesen, die aber genauso nutzbringend sind.
Man muss sich auch vor Augen halten, dass die Natur teilweise sehr lange braucht, um kahle, gerodete Flächen wieder so zu besiedeln, wie es den "natürlichen" Begebenheiten dieses Gebietes entspricht. Vor allem ist diese Sukzession immer auch ein fortwährender Prozess, wo spezialisierte Arten für einen gewissen Zeitraum einen für sie geeigneten Lebensbereich finden, nur um später wieder von anderen Arten verdrängt zu werden. Im Garten kann dieser Prozess sehr stark beschleunigt sein. Hier in Mitteleuropa waren - zumindest in den tieferen Lagen - über Jahrhunderte dichte Buchenwälder vorherrschend, während die Landschaft heutzutage sehr viel kleinteiliger ist (teils auch zu kleinteilig, aber das ist eine andere Geschichte).
Insofern darf man sich sicher fragen, ob man in seinem Garten nun die umgebende Landschaft mit "einheimischen" Arten nachbilden muss, oder ob man nicht vielleicht auch ein ganz eigenes Biotop erschaffen kann, welches vielen Arten einen Lebensraum geben kann. Muss ich ein Eckchen mit Brennnesseln am Kompost haben, wenn selbige nebenan auf der Brachfläche quadratmeterweise wuchern? Gibt es im Hinterhofgarten in der Großstadt überhaupt Igel oder Eidechsen, für die ich einen Unterschlupf anlegen muss? Schon allein das Kleinklima rund um ein Haus herum ist vielleicht derart beschaffen, dass die einheimischen Arten dort gar nicht so gut gedeihen wie in der Natur.
Es gibt also jede Menge Faktoren, welche dafür sorgen, dass unsere Gärten eben nicht unbedingt ein Abbild der Natur sein müssen. Jeder Garten ist anders, und die Hand des Gärtners bzw. der Gärtnerin wird ihn immer auf eine ganze persönliche Art und Weise prägen, mal mehr und mal weniger "einheimisch", aber auf seine Art ganz sicher wertvoll für Mensch und Natur. Genau diese Vielfalt trägt dazu bei, dass viele Arten eine Nische zum Überleben finden können, da muss man sich sicher nicht nur auf die einheimischen Pflanzen (und Tiere) beschränken.
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Mich treibt in diesem Zusammenhang auch noch eine andere Frage um.
Was gibt mein Gartenstandort her? Pflanzen sollen hier mit so wenigen Eingriffen (Bodenverbesserung, bzw. -abmagerung Düngung, zusätzliche Wässerung...) wie möglich funktionieren und trotzdem ""beherrschbar" bleiben. Das ist für mich eine Frage von Nachhaltigkeit, die in engem Zusammenhang mit naturnaher Gartengestaltung steht.
Deshalb pflanze ich weder einheimische Moorbeetpflanzen noch würde ich mir die Kalkalpen nach Norddeutschland holen, um aussterbende Pflanzenarten zu retten oder bedrohte Schmetterlingsarten anzulocken. Oder um es anders auszudrücken, für den Schutz von Magerrasenstandorten oder artenreichen Feuchtwiesen müssen andere zuständig sein.
Trotzdem fühle ich mich dafür schon verantwortlich, nach meinen Möglichkeiten Vielfalt an Nahrungsangeboten für die heimische Tierwelt zu schaffen.
Was gibt mein Gartenstandort her? Pflanzen sollen hier mit so wenigen Eingriffen (Bodenverbesserung, bzw. -abmagerung Düngung, zusätzliche Wässerung...) wie möglich funktionieren und trotzdem ""beherrschbar" bleiben. Das ist für mich eine Frage von Nachhaltigkeit, die in engem Zusammenhang mit naturnaher Gartengestaltung steht.
Deshalb pflanze ich weder einheimische Moorbeetpflanzen noch würde ich mir die Kalkalpen nach Norddeutschland holen, um aussterbende Pflanzenarten zu retten oder bedrohte Schmetterlingsarten anzulocken. Oder um es anders auszudrücken, für den Schutz von Magerrasenstandorten oder artenreichen Feuchtwiesen müssen andere zuständig sein.
Trotzdem fühle ich mich dafür schon verantwortlich, nach meinen Möglichkeiten Vielfalt an Nahrungsangeboten für die heimische Tierwelt zu schaffen.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
-
- Master Member
- Beiträge: 17899
- Registriert: 2. Jun 2005, 07:24
- Kontaktdaten:
-
Hamburg-Altona, Whz 8a
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Mein Hinterhofgarten ist eine durch und durch künstliche Umgebung und wäre vermutlich ohne Zutun ein Ahornwald, ohne großen Unterbewuchs.
Mein Garten bietet das ganze Jahr über blühende Pflanzun und somit auch Nahrung für Insekten und Vögel.
Aktuell blühen seit zwei Monaten sehr ansehnlich und üppig eine Kamelie (mein Namensvetter) und Mahonia japonica, beide nicht einheimisch aber in meinen Augen wertvoll und hier Standortgerecht.
Mein Garten bietet das ganze Jahr über blühende Pflanzun und somit auch Nahrung für Insekten und Vögel.
Aktuell blühen seit zwei Monaten sehr ansehnlich und üppig eine Kamelie (mein Namensvetter) und Mahonia japonica, beide nicht einheimisch aber in meinen Augen wertvoll und hier Standortgerecht.
Ein schattiger Garten ist mehr als ein Garten ohne Sonne.
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Es sind nicht nur theoretische Fragen, die mir um Kopf umherschwirren. Es gibt auch reale Projekte.
Inspiriert von den artenreichen eher sonnigen Gehölzrandsäumen der Blutstorchschnabel-Pflanzengesellschaft, die es in Süddeutschland habe ich unten einmal aufgelistet, welche Erfahrungen ich mit den Charakterarten dieser Pflanzengesellschaft im Garten gemacht habe. Einiges wächst hier problemlos, an anderen Arten bin ich verzweifelt.
Wenn die Bergaster hier jedoch nie mehr als zwei Jahre überlebt hat, weiß ich inzwischen, dass ich sie durch Aster pyrenaeus 'Lutetia' ersetzen kann.
Andere Gattungen wie Anthericum hatte ich nie wirklich beachtet. Hier versuche ich nun, A. liliago und A. ramosum auszutesten.
Die Stachys officinalis Sämlinge, die ich hier im Garten finde, würden sich sicher auch in eine solche Pflanzung einfügen, wie ein Veronica teucrium Sämling, den ich letztes Jahr entdeckt habe .
Vielleicht fallen jemandem noch weitere Arten ein, die man in einer konsequent "einheimischen" aber nicht "autochthonen" und sicher nicht langweiligen Gartensituation ausprobieren könnte.
Inspiriert von den artenreichen eher sonnigen Gehölzrandsäumen der Blutstorchschnabel-Pflanzengesellschaft, die es in Süddeutschland habe ich unten einmal aufgelistet, welche Erfahrungen ich mit den Charakterarten dieser Pflanzengesellschaft im Garten gemacht habe. Einiges wächst hier problemlos, an anderen Arten bin ich verzweifelt.
Wenn die Bergaster hier jedoch nie mehr als zwei Jahre überlebt hat, weiß ich inzwischen, dass ich sie durch Aster pyrenaeus 'Lutetia' ersetzen kann.
Andere Gattungen wie Anthericum hatte ich nie wirklich beachtet. Hier versuche ich nun, A. liliago und A. ramosum auszutesten.
Die Stachys officinalis Sämlinge, die ich hier im Garten finde, würden sich sicher auch in eine solche Pflanzung einfügen, wie ein Veronica teucrium Sämling, den ich letztes Jahr entdeckt habe .
Vielleicht fallen jemandem noch weitere Arten ein, die man in einer konsequent "einheimischen" aber nicht "autochthonen" und sicher nicht langweiligen Gartensituation ausprobieren könnte.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
- thuja thujon
- Beiträge: 21110
- Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
- Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
- Höhe über NHN: 90
- Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Wenn man den Anspruch hat, einen naturnahen Garten zu gestalten, bevorzugt mit einheimischen Pflanzen im Sinne von möglichst wenig Florenverfälschung, sollte man da nicht besonderen Augenmerk darauf legen durch die gute Pflege und Anordnung von einzelnen Pflanzen von der anderen Seite vom Zaun einen Gesamtanblick zu kredenzen, der die Natur außerhalb des Zaunes bei weitem übertrift?
Das es immer blühen muss, um schön auszusehen, ist meiner Meinung nach ein Relikt aus vergangenen, naturfernen Zeiten.
Das es immer blühen muss, um schön auszusehen, ist meiner Meinung nach ein Relikt aus vergangenen, naturfernen Zeiten.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
- Nox
- Beiträge: 4892
- Registriert: 28. Mai 2018, 23:38
- Wohnort: Süd-Bretagne
- Bodenart: sauer, stellenweise lehmig bis Heideboden
- Winterhärtezone: 9a: -6,6 °C bis -3,9 °C
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Eine spannende Fragestellung !
Einige haben es ja schon gesagt: Unsere Gärten wären von Natur aus schlicht Wald. Viel spannender und artenreicher aber ist eine Magerwiese oder ein Staudenbeet oder ein Gehölzsaum. Der Gärtner gestaltet seine Umgebung nach seinen Vorstellungen - schön wenn Natur und Gärtner keine Gegener werden. Jeder Gärtner muss erkunden, was bei ihm gelingt - standortgerecht ist es, wenn es nicht allzuviel Arbeit erfordert.
So hat Beth Chatto ihren Kiesgarten entwickelt.
Ich integriere heimische Arten, ohne daraus eine Doktrin zu machen, einfach weil es mich freut - und sie unkompliziert sind:
Flockenblumen in der Magerwiese, wilde Erika auf trockenen "talus" (Knicks, Wällen), Strandnelken und Silene vulgaris neben Affodil.
Ohne mein Zutun wäre das Gelände von Stechginster, Adlerfarn und Brombeeren überwuchert - so wie ich es vor 30 Jahren angetroffen habe.
Einige haben es ja schon gesagt: Unsere Gärten wären von Natur aus schlicht Wald. Viel spannender und artenreicher aber ist eine Magerwiese oder ein Staudenbeet oder ein Gehölzsaum. Der Gärtner gestaltet seine Umgebung nach seinen Vorstellungen - schön wenn Natur und Gärtner keine Gegener werden. Jeder Gärtner muss erkunden, was bei ihm gelingt - standortgerecht ist es, wenn es nicht allzuviel Arbeit erfordert.
So hat Beth Chatto ihren Kiesgarten entwickelt.
Ich integriere heimische Arten, ohne daraus eine Doktrin zu machen, einfach weil es mich freut - und sie unkompliziert sind:
Flockenblumen in der Magerwiese, wilde Erika auf trockenen "talus" (Knicks, Wällen), Strandnelken und Silene vulgaris neben Affodil.
Ohne mein Zutun wäre das Gelände von Stechginster, Adlerfarn und Brombeeren überwuchert - so wie ich es vor 30 Jahren angetroffen habe.
-
- Master Member
- Beiträge: 17899
- Registriert: 2. Jun 2005, 07:24
- Kontaktdaten:
-
Hamburg-Altona, Whz 8a
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Mein Faible für winterblühende Pflanzen, schließt da eine eher schwierige Lücke und ermöglicht mir ganzjährige Gartenfreude, da bin ich ganz egoistisch. ;D
Anthericum und Dianthus deltoides oder eine ähnliche Nelke, sind wunderbare Gartenpflanzen, die gedeihen bei Dir bestimmt auch gut. Ich würde die ästige Graslilie empfehlen, robust und säen sich gut aus, wenn es ihnen gefällt.
Hätte ich auch gern, sind hier aber Schneckenfutter, daher kam ich auf Paradisea lusitanica... samt hier gut aus und die Schnecken interessieren sich nicht dafür.
Man muss halt kompromissbereit sein um das Bild zu erreichen, das man anstrebt... letztendlich ist es ja ein Garten.
Anthericum und Dianthus deltoides oder eine ähnliche Nelke, sind wunderbare Gartenpflanzen, die gedeihen bei Dir bestimmt auch gut. Ich würde die ästige Graslilie empfehlen, robust und säen sich gut aus, wenn es ihnen gefällt.
Hätte ich auch gern, sind hier aber Schneckenfutter, daher kam ich auf Paradisea lusitanica... samt hier gut aus und die Schnecken interessieren sich nicht dafür.
Man muss halt kompromissbereit sein um das Bild zu erreichen, das man anstrebt... letztendlich ist es ja ein Garten.
Ein schattiger Garten ist mehr als ein Garten ohne Sonne.
- thuja thujon
- Beiträge: 21110
- Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
- Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
- Höhe über NHN: 90
- Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Ist das nach der Erfahrung von 2 Trockenjahren in Folge, ich mag das Wort Klimawandel explizit nicht erwähnen, weil wir den derzeit nur beschreiben als zu gestalten, wirklich so noch Aussagefähig?Nox hat geschrieben: ↑12. Feb 2020, 23:29standortgerecht ist es, wenn es nicht allzuviel Arbeit erfordert.
Das einzig stabile in der Natur ist der Wandel. Was helfen Ausreden für die Faulen der letzten Generation heute noch in der Gartenpflege und -gestaltung wenn die phänologischen Winter ausfallen und die Frostgare ein historisches Relikt ist?
Naturnah wäre es meiner Meinung nach, mit der Natur zu gehen und nicht krampfhaft an ideologischen Denkmustern festzuhalten.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Bevor ich ins Bett falle...
Zitat von Thuja:
"Wenn man den Anspruch hat, einen naturnahen Garten zu gestalten, bevorzugt mit einheimischen Pflanzen im Sinne von möglichst wenig Florenverfälschung, sollte man da nicht besonderen Augenmerk darauf legen durch die gute Pflege und Anordnung von einzelnen Pflanzen von der anderen Seite vom Zaun einen Gesamtanblick zu kredenzen, der die Natur außerhalb des Zaunes bei weitem übertrift?
Das es immer blühen muss, um schön auszusehen, ist meiner Meinung nach ein Relikt aus vergangenen, naturfernen Zeiten"
Ist das nicht gerade ein Relikt aus "vergangenen naturfernen Zeiten"?
Es geht mir gar nicht um den "immerblühenden Garten" sondern um Pflanzungen, die mit möglichst wenigen gärtnerischen Eingriffen funktionieren, auch in gewissem Maße Spontanvegetation zulassen und auch die "Alterung" eines Gartens (aka Sukzession) berücksichtigen.
Natürlich muss ein(e) Gärtner(in) Herr(in) seiner bzw. ihrer Pflanzungen bleiben aber sind "gute Pflege" und Anordnung" von Pflanzen wirklich das, was ich unter Nachhaltigkeit und "naturnah" verstehe. :-\
Dabei spielt die Frage, wie "einheimisch" eine Pflanze nun tatsächlich sein mag eher eine untergeordnete Rolle sondern was "funktioniert" und "beherrschbar" bleibt und einen Nutzen als Nahrungspflanze für die heimische Fauna hat. Dies können übrigens auch Wildphloxe sein, die sicher nicht einheimisch sind aber die offenbar von Schwebfliegen geliebt werden.
Anders kann ich mir meine Sämlinge jedenfalls nicht erklären. ;)
Zitat von Thuja:
"Wenn man den Anspruch hat, einen naturnahen Garten zu gestalten, bevorzugt mit einheimischen Pflanzen im Sinne von möglichst wenig Florenverfälschung, sollte man da nicht besonderen Augenmerk darauf legen durch die gute Pflege und Anordnung von einzelnen Pflanzen von der anderen Seite vom Zaun einen Gesamtanblick zu kredenzen, der die Natur außerhalb des Zaunes bei weitem übertrift?
Das es immer blühen muss, um schön auszusehen, ist meiner Meinung nach ein Relikt aus vergangenen, naturfernen Zeiten"
Ist das nicht gerade ein Relikt aus "vergangenen naturfernen Zeiten"?
Es geht mir gar nicht um den "immerblühenden Garten" sondern um Pflanzungen, die mit möglichst wenigen gärtnerischen Eingriffen funktionieren, auch in gewissem Maße Spontanvegetation zulassen und auch die "Alterung" eines Gartens (aka Sukzession) berücksichtigen.
Natürlich muss ein(e) Gärtner(in) Herr(in) seiner bzw. ihrer Pflanzungen bleiben aber sind "gute Pflege" und Anordnung" von Pflanzen wirklich das, was ich unter Nachhaltigkeit und "naturnah" verstehe. :-\
Dabei spielt die Frage, wie "einheimisch" eine Pflanze nun tatsächlich sein mag eher eine untergeordnete Rolle sondern was "funktioniert" und "beherrschbar" bleibt und einen Nutzen als Nahrungspflanze für die heimische Fauna hat. Dies können übrigens auch Wildphloxe sein, die sicher nicht einheimisch sind aber die offenbar von Schwebfliegen geliebt werden.
Anders kann ich mir meine Sämlinge jedenfalls nicht erklären. ;)
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
- Nox
- Beiträge: 4892
- Registriert: 28. Mai 2018, 23:38
- Wohnort: Süd-Bretagne
- Bodenart: sauer, stellenweise lehmig bis Heideboden
- Winterhärtezone: 9a: -6,6 °C bis -3,9 °C
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Die von mir genannten Arten wurden nie gegossen und haben alle heissen und trockenen Sommer klaglos weggesteckt. Affodil zieht im Sommer sogar ein und versamt sich bei mir.
Anthericum hab' ich als Samen hier liegen, wird Zeit, dass ich den mal in Töpfe bringe !
Mit Polsterpflanzen (Nelken) ist's bei mir nicht einfach, weil die Winter zu nass und zu mild sind, da werden sie leicht vom immerwachsenden Gras erdrückt. D. deltoides hab' ich schon probiert, vielleicht gefällt ihm meine saure, rohhumusreiche Erde nicht.
Gärtnern im Wandel der Zeiten und des Klimas könnte bedeuten, dass wir es mit einer Vielzahl von Pflanzen versuchen und schauen, was sich bewährt.
Anthericum hab' ich als Samen hier liegen, wird Zeit, dass ich den mal in Töpfe bringe !
Mit Polsterpflanzen (Nelken) ist's bei mir nicht einfach, weil die Winter zu nass und zu mild sind, da werden sie leicht vom immerwachsenden Gras erdrückt. D. deltoides hab' ich schon probiert, vielleicht gefällt ihm meine saure, rohhumusreiche Erde nicht.
Gärtnern im Wandel der Zeiten und des Klimas könnte bedeuten, dass wir es mit einer Vielzahl von Pflanzen versuchen und schauen, was sich bewährt.
- oile
- Beiträge: 32075
- Registriert: 9. Jan 2004, 20:13
- Höhe über NHN: 35 m
- Bodenart: sandig
- Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C
-
Markgräfin von Pieske, Gierschkultivatorin Brandenburg, zwei Gärten: Nähe Schönefeld und Nähe Fürstenwalde.
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
troll13 hat geschrieben: ↑12. Feb 2020, 23:43
Dabei spielt die Frage, wie "einheimisch" eine Pflanze nun tatsächlich sein mag eher eine untergeordnete Rolle sondern was "funktioniert" und "beherrschbar" bleibt und einen Nutzen als Nahrungspflanze für die heimische Fauna hat.
Das ist aber eine andere Fragestellung. "Standortgerecht" würde da besser passen.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.
Don't feed the troll!
Don't feed the troll!
- thuja thujon
- Beiträge: 21110
- Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
- Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
- Höhe über NHN: 90
- Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C
Re: Wie "einheimisch" darf's denn sein?
Zweifelsohne wird das sehr urig werden und dort würde ich mich gerne aufhalten wollen. Aber läuft man damit nicht Gefahr, das sich hauptsächlich das durchsetzt, was ein hohes Ausbreitungspotential bzw Verdrängungspotential hat?troll13 hat geschrieben: ↑12. Feb 2020, 23:43Es geht mir gar nicht um den "immerblühenden Garten" sondern um Pflanzungen, die mit möglichst wenigen gärtnerischen Eingriffen funktionieren, auch in gewissem Maße Spontanvegetation zulassen und auch die "Alterung" eines Gartens (aka Sukzession) berücksichtigen.
Wo bleibt dann der Einfluss des Gärtners? Wieviel darf der noch mitspielen im naturnahen Garten?
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität