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Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen (Gelesen 83035 mal)

Gartengestaltung von Planen, Gelände und Boden über generelle Anlage, Wege, Steine, Zäune, Beete bis hin zu Kunst und Handwerk

Moderatoren: Nina, AndreasR

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Chica
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Chica » Antwort #135 am:

Euer Wunsch ist mir Befehl Männer ;). Für mich ist das faszinierende an Pflanzen nicht ihre Blütenfarbe oder vordergründig ihr Aussehen, sondern der Platz, den sie im ökologischen System aus Tieren und Pflanzen einnehmen, welche Zusammenhänge bestehen zwischen ihnen und den nur mit ihnen vorkommenden Tieren, welche Pflanzen bedingen welche Tiere und andersherum. Wenn man genauer hinschaut ist man begeistert davon wie genau dieses Miteinander aufeinander abgestimmt ist, ganz ohne das Zutun des Menschen.

So genug, da wären noch Veronica spicata, als Tagfalterarten die sie als Raupenfutter nutzen sind Melitaea athalia und britomartis nachgewiesen, der Wachtelweizen-Scheckenfalter sowie der Östliche Scheckenfalter. Ersterer fraß bei mir im letzten Jahr, abweichend von der Fachliteratur an Veronica longifolia, er kommt hier jährlich vor. Campanula trachelium hat sich endlich auch etabliert, Pollenfutter für die Babys von 13 oligolektischen Wildbienenarten. Glockenblumen sind unentbehrlich im Wildbienengarten! Salvia pratensis, sehr viele Wildbienen stehen auf Lippenblütler, auf alle, 4 Arten sind sogar oligolektisch darauf spezialisiert sehe ich eben in Paul Westrichs Liste. Papaver rhoeas, seidenmohn in allen Farben als Auslese der Wildform, wandert seit Jahren durch den Garten, auch im Saum ist er gekeimt. Die Pflanze enthält ausschließlich Pollen, keinen Nektar. Alles was Ihr daran an Wildbienen seht sollten somit Mädchen sein :D.

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Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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AndreasR
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

AndreasR » Antwort #136 am:

Das sind für mich alles wunderschöne Stauden, außer vielleicht der Klatschmohn, aber den lasse ich meistens auch gewähren, solange die Blütenfarbe sich nicht allzu sehr mit den anderen Pflanzen im Beet beißt. ;)
Floris
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Floris » Antwort #137 am:

Irgendwie ist mein Vorgarten auch so was wie ein sonniger Gehölzsaum. Zumindest Knoblauchsrauke und Lunaria fühlen sich da sehr wohl. Demnächst öffnet sich auch die Zwiebeltragende Zahnwurz und später noch die Nachtviole. Die wird dann besucht vom Taubenschwänzchen.

Knoblauchsrauke sät sich zu Tausenden aus, aber nur ein Teil davon bestockt sich und überwintert. Da ich sie nur mit anderen robusten Arten vergesellschaftet habe, macht das nichts. Sobald sie abgeblüht sind, fliegen die meisten raus.

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Chica
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Chica » Antwort #138 am:

Sehr schön Floris.

Natürlich stellen sich einige Pflanzen auch völlig von allein ein, z. B. Ficaria verna. Es steht zumindest hier in der Liste der Wildbienen-Futterpflanzen.

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Ursprünglich bewusst für Natternkopf-Mauerbienen, Osmia adunca, die oligolektisch darauf spezialisiert sind und darüber hinaus ausschließlich den Pollen von Echium plantagineum für ihre Fortüpflanzung nutzen können, angesiedelt Echium vulgare. Natürlich lieben sehr viele Wildbienen diese Pflanze und auch "meine" Dickköpfe sind jedes Jahr daran zu finden. Die zweijährige Pflanze sät sich nach Lust und Laune aus und ich habe für dieses Jahr noch 10 Stück dazugekauft.

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Chica
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Chica » Antwort #139 am:

Leucanthemum vulgare, Pollenfutter für oligolektisch auf Korbblütler spezialisierte Wildbienen, darunter Heriades truncorum, die Gewöhnliche Löcherbiene, die in meinem Bienenhaus nistet, allerdings erst im Hochsommer fliegt. Centaurea sp., jacea, stoebe? Die Bestimmung wilder Flockenblumen ist sehr detailreich. Alle sind ausgesprochene Wildbienen- und Schmetterlingspflanzen. Reseda luteola, Pollenfutter für oligolektisch auf Reseden spezialisierte Wildbienen, Hylaeus signatus, die Reseden-Maskenbiene und andere Maskenbienen. Sie nisten in waagerechten Stängeln im Wildbienenhaus.

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Anthyllis vulneraria, Raupenfutter für verschiedene Bläulinge, Polyommatus dorylas, Cupido minimus, Plebeius idas und als Schmetterlingsblütler geliebter Favorit im Wildbienenreich. Helianthemum nummularium, die einzige etablierte Pflanze in meiner geordneten Wildnis, hat sogar im letzten Wüstensommer Extrawasser bekommen. Sie ist Raupenfutter für Plebeius idas, Aricia agestis/artaxerxes, Callophrys rubi, Pyrgus alveus, verschiedene Bläulinge, den Grünen Zipfelfalter, der dann als Imago wieder die weißen Blüten von Alliaria petiolata liebt und den Sonnenröschen-Würfeldickkopf. Veronica longifolia, mit Raupen von Melitaea athalia, dem Wachtelweizen-Scheckenfalter im letzten Jahr, eine neue Entdeckung im Reich der Tagfalter übrigens :D.


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Bienenkönigin
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Bienenkönigin » Antwort #140 am:

Wahnsinn, welche Artenvielfalt bei Dir gedeiht. Du hast meine absolute Hochachtung für Dein Wirken dort.
LGr.
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Chica
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Chica » Antwort #141 am:

Danke Bienenkönigin, das alles hat sich ja Stück für Stück entwickelt. Wenn man erst anfängt hinzuschauen was da alles kreucht, fleucht und fliegt kann man gar nicht anders als allen bestmöglich einen Lebensraum zu schaffen ;).

Ballota nigra, aus der Wildblumenmischung für Wildbienen, besonders geliebt von mehreren Arten der Mauerbienen, Wollbienen, Pelzbienen und Hummeln, v. a. Stahlblaue Mauerbiene, Osmia caerulescens, Garten-Wollbiene, Anthidium manicatum, Wald-Pelzbiene, Anthophora furcata. Dipsacus fullonum, beliebt bei sehr vielen Tagfaltern und Hummeln.

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Veronica chamaedrys, Raupenfutter für Raupenfutter für Euphydryas maturna, Melitaea athalia/didyma, den Eschen-Scheckenfalter, Wachtelweizen-Scheckenfalter und den Roten Scheckenfalter, außerdem sehr beliebt bei Wildbienen.

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Und das, lerchenzorn, sollte Dein Viola hirta sein :-*, Raupenfutter für Argynnis aglaja/adippe/niobe/paphia, Boloria dia/euphrosyne/selene, Perlmutterfalter, Perlmutterfalter, Perlmutterfalter...

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Ich habe auch die drei Stellen an die ich Dein Viola canina gepflanzt hatte untersucht, alles ist vertrocknet, erfroren, keine Ahnung :'( :'( :'(.


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micc
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

micc » Antwort #142 am:

Ich muss wirklich sagen - einer der besten Threads hier im Forum!

Gärtnern bedeutet halt nicht nur den Fokus auf Blümchen, deren Arrangement und Beachtung von Ansprüchen und Lebensräumen legen, nee, ohne die vielfältigen Zusammenhänge mit dem Tierreich wäre es nur eine blasse Vorstellung von Garten. Das ist super dargestellt und ich sehe, was ich alles noch nicht wusste!
.
Leider ist unser ehemaliger Siedlergarten eher mittelgroß. Man tut, was geht. Zumindest gifteln unsere unmittelbaren Nachbarn nicht. Da muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, z.B. wie wichtig Unordnung und Nichtstun im Garten für die Tierchen ist, zumindest in einigen Eckchen.

🙂
Michael
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Chica
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Chica » Antwort #143 am:

Danke micc, Du machst mich ganz verlegen :-*. Genauso empfinde ich es: nur im Zusammenhang mit den hier vorkommenden Tieren ergibt das alles einen Garten, ein harmonisches, natürliches Miteinander. Das ist wohl auch der Aspekt, der uns beim Anblick von solchen toten Stein/Schotterwüsten in Vor"gärten" ohne Leben erstarren lässt.

Noch ein paar Pflanzen im Portrait, Cichorioum intybus, hochgradig gefährdet beim "Frühjahrsputz", die Rosetten können einfach zu schnell mit Löwenzahn verwechselt werden. Der darf hier überall, ist er doch mit 72 Wildbienen, die seinen Pollen nutzen eine der wichtigsten Pflanzen im Wildbienenreich, im Saum aber soll er nicht auch noch wachsen. Cichorium intybus ist die Lieblingspollenquelle von Dasypoda hirtipes, der Wegwarten-Hosenbiene, wie der Meister der Wildbienen rechts bei den Fotos zur Wildblumenmischung sie nennt, eigentlich ist der deutsche Name Braunbürstige Hosenbiene geläufiger, denke ich. Die Art ist oligolektisch auf Korbblütler und hiervon auf Cichoridae spezialisiert.

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Weitere Besucher: Bombus pascuorum, die Ackerhummel, ein hübsches Tier, eine Schwebfliege, Eristalix tenax? Auf dem letzten Foto wird die Wegwarte von einem Seidenbienen-Männchen, Colletes sp. besucht.

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Ein must-have im naturnahen Garten also ;).
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Chica
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Chica » Antwort #144 am:

Geranium pratense, Raupenfutter für Aricia agestis, den Kleinen Sonnenröschen-Bläuling und Aricia eumedon, den Storchschnabel-Bläuling. Der erstere auf Berteroa incana, einer weiteren Saumpflanze. Daucus carota, Wiesenpflanze für trockenwarme Standorte, sie wächst hier schon immer ohne mein zutun.

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kaieric
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

kaieric » Antwort #145 am:

die wegwarten brauchen hier aber leider noch etwas.
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Chica » Antwort #146 am:

Ja hier auch natürlich ;), die Pflanzenfotos sind aktuell, um die Zusammenhänge zu den Tieren zu zeigen habe ich vorjährige Fotos genommen.
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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Chica » Antwort #147 am:

Last not least: Linaria vulgaris, eine Pflanze schon aus meiner Kinderzeit, Raupenfutter für Scheckenfalter, Melitaea didyma.

Aus der Syringa/Westrich Wildblumen-Mischung für Wildbienen stammt Tragopogon pratensis für mehrere Arten der Schmalbienen und Sandbienen, v.a. Habichtskraut-Sandbiene, Andrena humilis und Pippau-Sandbiene, Andrena fulvago, es kann aber auch der hier natürlich vorkommende Tragopogon dubius sein, das zeigt sich mit der Blüte.


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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Chica » Antwort #148 am:

Der Sonnige Saum blüht, Lunaria annua hat das Zepter übernommen gefolgt von Alliaria petiolata.

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Besonders freut das natürlich Anthocharis cardamines, den Aurorafalter, sind das doch seine Raupenfutter- und auch Nektarpflanzen, auch die Pflanzen, die das Männchen aufsucht um ein Weibchen zu finden.

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Ganz sicher gibt es wieder Raupen an den Pflanzen, die sich genüßlich vom Rand aus die heranwachsenden Früchte, die "Silbertaler" einverleiben. Aber auch Pieris napi, der Grünader-Weißling hat nichts gegen Lila-Blüten-Nektar.

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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen

Chica » Antwort #149 am:

Mit dem Abblühen von Lamium purpureum erscheinen nun die Lippenblüten von Lamium album, auch dies eine ausgesprochene Wildbienenpflanze, auch bei Hummeln sehr beliebt. Sie ist im Gegensatz zum einjährigen Lamium purpureum eine Staude. Ich lasse sie nach Möglichkeit auch außerhalb des Saumes stehen, sieht doch erfrischend aus, oder?

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Chica hat geschrieben: 10. Apr 2020, 08:46

Und das, lerchenzorn, sollte Dein Viola hirta sein :-*, Raupenfutter für Argynnis aglaja/adippe/niobe/paphia, Boloria dia/euphrosyne/selene, Perlmutterfalter, Perlmutterfalter, Perlmutterfalter...

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Ich habe auch die drei Stellen an die ich Dein Viola canina gepflanzt hatte untersucht, alles ist vertrocknet, erfroren, keine Ahnung :'( :'( :'(.


Freude schöner Götterfunken :D, ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil. Die höchste Tugend des Gärtners ist - die Geduld. Ich habe an zwei von drei Pflanzstellen Dein Viola canina wiedergefunden lerchenzorn, wie schöööön :D. Die Pflanzen treiben erst jetzt ganz zaghaft aus ???.

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Das wird nach Vermehrung Futter für Argynnis aglaja/adippe/niobe/paphia, Boloria dia/euphrosyne/selene.

Tatsächlich die gleichen Arten wie bei Viola hirta. Hier nachgewiesen sind davon der Feurige Perlmutterfalter, der Große Perlmutterfalter, der Braunscheckige Perlmutterfalter, der Magerrasen-Perlmutterfalter (alles Rote Liste!) und der Kaisermantel. Na dann: Guten Appetit!
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