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Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs (Gelesen 7021 mal)

Kübelpflanzen und Zimmerpflanzen - Pflege, Überwinterung und Bestimmung

Moderator: Phalaina

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micc
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Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

micc »

Regnellidium ist schon ein besonderer Farn. Er gehört mit Marsilea und Pilularia zu den Kleefarnen (Marsileaceae). Während der eigentliche Kleefarn Marsilea 4 Fiederblättchen und Pilularia nur eines hat, trifft man sich bei Regnellidium in der Mitte: 2 Fiederblättchen.
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Da dieser Farn nicht winterhart ist, gehört er ins "Glashaus".
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Kürzlich hatte ich einige Sporokarpien dieses um Südostbrasilien (u.a. Rio Grande do Sul) herum vorkommenden Farns erhalten. Sporokarpien sind Überdauerungsorgane, mt denen der Wasserfarn auch Trockenperioden übersteht. Darin befinden sich eine Vielzahl an kugeligen Sporangien.
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Die "Aussaat" ist witzig und eigenartig. Nachdem ich die kleinen Kügelchen ein paar Minuten in Alkohol desinfiziert hatte, habe ich sie teils mit Sandpapier angeschliffen, teils mit einer Zange geknackt. Das Ganze habe ich in einigermaßen sterilisierten Lehmschlamm ausgelegt.
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In Kürze tritt aus den Schleiföffnungen eine gallertige Masse aus, deren Sporangien wie in Froschlaich eingebettet scheinen. Das alles geschieht schnell, in wenigen Stunden. Die geknackten Sporokarpien verhalten sich ähnlich, der anfänglich staubartige Inhalt quillt ebenso auf.
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Ich harre nun der Dinge, d.h. auf eine erfolgreiche Befruchtung der Geschlechtsgerneration. Paulo Windisch schrieb übrigens, dass zur Not die weiblichen Pflanzen auch ohne Befruchtung die ungeschlechtliche Generation ausbilden können, ein feministischer Farn, so das ungefähre Zitat.
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Ein paar Bilder zeigen die Entwicklung.
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Zunächst die trockenen Sporokarpien (die jahrelang überdauern können), danach die erste Phase der Schleimbildung, gefolgt von der Situation einige Stunden darauf (hier zeige ich zwei verschiedene Anzuchttöpfe - sicher ist sicher).

Bild


Topf 1:

Bild

Bild



Topf 2:

Bild


:)
Michael
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Bristlecone

Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

Bristlecone » Antwort #1 am:

Boah! :o

Ich drück dir die Daumen. Hab diesen Farn seit Jahren gesucht, einmal bot ihn eine Gärtnerei in Kalifornien tatsächlich mal an, aber zu bekommen war er dann doch nicht.

Die "Aussaat" geht wohl ähnlich wie bei Marsilea, an M. quadrifolia htte ich mich mal versucht. Das ging anfangs genau so wie von dir beschrieben, aber ohne Zange. Die Jungpflanzen sind mir aber leider eingegangen - was in dem Fall auch nicht weiter schlimm war.

Viel Erfolg!
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micc
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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

micc » Antwort #2 am:

Danke, bin auch ganz gespannt. 😀
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Ulrich
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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

Ulrich » Antwort #3 am:

Spannend, berichte bitte weiter.
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Phalaina
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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

Phalaina » Antwort #4 am:

Ja wirklich interessant! Ich drücke Dir ebenfalls die Daumen! :D
massonia
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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

massonia » Antwort #5 am:

Sollte meiner Erfahrung nach schon funktionieren! Hatte einige Jahre lang auch mal welche, leider seit ein paar Jahren nicht mehr... Hat im Winter bei mir immer ziemlich gelitten, irgendwann ist der Trieb dann abgestorben, aber aus Sporen wieder gekommen...
Falls Du im Frühling mal zu viele hast, denkst vielleicht an mich! ;) Viel Glück damit!
Bristlecone

Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

Bristlecone » Antwort #6 am:

Ob man den wie manche Marsilea im Aquarium unter Wasser kultivieren kann? Hätte den Vorteil, dass er im Winter keine "Dunkelzeit" durchmachen muss.
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micc
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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

micc » Antwort #7 am:

Zwischenstand: Die gallertigen Gametophyten konnten erfolgreich befruchtet werden. Die ersten grünen Fädchen der Sporophyten sieht man schon im Wasser schweben. Ich hatte etwas spät den Wasserstand erhöht, aber es ging noch gut.
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Unten habe ich eine Anleitung von einem Farnexperten in englischer Sprache. Seine Rechtschreibfehler habe ich so gelassen.
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Bristlecone, es ist zwar kein Schwimmfarn, sondern muss im Schlamm wurzeln, wächst aber gut unterwasser. Allerdings weiß ich nicht, wieviel Wasserstand man ihm zumuten kann.
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Massonia, wenn ich den Farn durchbringe, hast du eine Reservierung. Einfach nochmal ansprechen.
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Hier der Text:
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"You are right as to Marsiliaceae, but not Pillularia (here in Southern Brazil considered extinct a single collection in the Herbarium).
It is Regnellidium diphyllum, closer to Marsilea and eminently aquatic in shallow quiet water, a strange plant as its the only fern that produces latex... While Marsilea presents 4 leaflets (pinnae) this has only two. So any information on Marsilea or Pillularia reproduction and cultivation may help.
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The sporocarps are quite resistant, so you have to use sandpaper, or in a more "contundent" way use pliers with just enough pressure to crack the sporocarp walls. But if the sporocars splinte go on you liberated the spores, and they can have fun in life....There are record of 100 year old sporocarps keeping viable!!!
In the lab even tap water was ok, but still mineral water would seem more appropriate... One or two sporocarps is more than enough. You can improvise petri dishes from plastic container tops. The plant is heterosporous and you will see the big megaspores, as well as dust size microspores floating in the water.
From the cracked sporocarps in water very soon (one to two days) you will see the development of the gametophitic female plant, witth an jelly-like extension coming from the megaspore. There are many megaspores in each sporocarp, so one max two will suffice for a first trial.
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If you are lucky the microspores should release anterozoids (sperm) to fecundate the ovules in the feminine structure. Those female plants are tricky, and the female structure sort of sucks the swimming sperm into the ovule chamber...
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They are even more tricky as if no males around, the will happily go over to partenogenesis (a feminist dream...). If you are lucky with the cultivation you do have a conversation piece...
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That will take some more days, but at some point chlorophill bearing first leaflets from the new sporophytes should appear as well as rizoids.
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By then the water level should be reduced, so that the rhizoids can touch the soil or mud in to bottom;
Although aquatic they are not free swimming and stay grounded in the mud, forming a creeeping rizome and new leaves."

:)
Michael
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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

micc » Antwort #8 am:

Der Stand von heute ist gar nicht so schlecht. Üppig. Hab wohl etwas übertrieben.

Den Wasserstand habe ich etwas gesenkt, um besser fotografieren zu können. Der dichte Biofilm auf dem Wasser stört etwas. Die Brühe riecht ziemlich jauchig. Anfangs hatte der Gallert etwas fruchtig-vergorenes an sich. Jedenfalls ist Sterilität kein Faktor.

Schaut mal:

Bild


:)
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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

massonia » Antwort #9 am:

Schaut ja schon gut aus! Ich habe es nie submers versucht, aber den Eindruck gewonnen, dass er am besten sumpfig, nur bei geringen Wasserspiegel wächst...!
Viel Erfolg noch! Melde mich gerne! ;)
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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

Phalaina » Antwort #10 am:

Die Entwicklung ging ja wirklich erstaunlich schnell! :o Ich drücke Dir weiterhin die Daumen, dass Du die Pflänzchen erfolgreich weiterkultivieren kannst! ;)
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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

micc » Antwort #11 am:

Ja, die sind erstaunlich fix!

Inzwischen ist ein richtiger Wald entstanden. Zum Teil haben sie schon ihre beiden Wedel. Hm, irgendwann müsste ich mal pikieren......

Bild von heute:

Bild



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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

massonia » Antwort #12 am:

Super! Freut mich, dass sie so schön gedeihen!!! :)
Aufpassen, dass sie nicht veralgen, ich glaub das hat meine schließlich dahingerafft.....
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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

massonia » Antwort #13 am:

Wie gehts eigentlich Deinen Pflänzchen, Micc?
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Re: Regnellidium diphyllum - ein Kleefarngewächs

micc » Antwort #14 am:

Denen geht es gut. Ich habe alles auf 4 Schalen pikiert und nach draußen gestellt. Einstellige Plusgrade sind überhaupt kein Problem, sie kommen halt im Freiland nur langsam die Pötte. Versendbar sind diese doch sehr zarten Geschöpfe sicher nicht, aber vielleicht findet sich noch ein anderer Übergabeweg. Sporokarpien habe ich auch noch einige.

🙂
Michael
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