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Was vom Pferd (Gelesen 101834 mal)

Über Hund und Katz... und alle anderen Haus und Nutztiere

Moderator: Nina

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fips
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Re: Was vom Pferd

fips » Antwort #240 am:

Tara, Du erzählst soooo schön! :D
Ich habe so eine Freude daran und könnte immer zu weiter lesen. Wäre es ein Buch, würde ich es nicht aus der Hand legen bis ich es in einem Rutsch zu Ende gelesen hätte.
Mit Pferden konnte ich bisher eigentlich nichts anfangen, da habe ich vermutlich sehr viel verpaßt, obwohl die Enkeltöchter viele Jahre auch zum Voltigieren gingen. :-[
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Bitte mehr.... :-*
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #241 am:

Ich liebe Katzen und Hunde (und es gibt auch zu mindestens einer Katze und einigen Hunden etwas zu erzählen, denn so ein Reitstall ist ja sozusagen ein Mikrokosmos, und dann erst ein ganzes Pferdedorf), aber wer nie mit Pferden zu tun hatte, der hat wirklich etwas verpaßt... Finde ich. :)
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Daß Tignous sehr intelligent war, das hatten Frédéric und der französische Tierarzt ja gleich gesagt. Und Birte auch.
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Ti war wirklich, wirklich helle! Und so ein intelligentes Pferd machte richtig große Freude, weil er schnell lernte und mitdachte und mir tatsächlich manchmal bei einer Lösung half, wenn er das Problem erfaßt hatte.
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Leider aber war er auch in eigenen Angelegenheiten intelligent. Teuflisch intelligent war das Fettepony. Zu den Koppeln – er wechselte sie nach Belieben - gibt es später mehr zu sagen. Aber er entpuppte sich auch sonst immer mehr als Zirkuspferd. Jede Schnalle, jeden Haken, alle Knoten knüpperte er auf.
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„Clever Kerlchen“, meinte Doc Dossi, halb bewundernd, halb mit zusammengebissenen Zähnen. Dem Tierarzt Dostenfelder hatte er gleich zweimal ein Schnippchen geschlagen. Ich denke, ich hätte mit Tidemsausack auftreten können wie der Mann mit dem Klugen Hans.
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Wenn Ti vor einem zu lösenden Problem stand – Probleme waren etwa Maßnahmen, die ihn vom Spazierengehen abhalten sollten, und natürlich geschlossene Türen, hinter denen sich Eßbares verbarg --, sah man förmlich die Rädchen in seinem Hirn drehen und ineinandergreifen. Und ich behaupte, daß er erfreut lächelte, wenn es „klick“ machte: Ah, so geht das! Und richtig stolz aussah!
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An der Mainpromenade gab es eine wunderschöne große Wiese, an deren anderem Ende ein griechisches Restaurant lag. Mit Frau Winterling ritt ich öfter zum Abendessen hin. Stundenlang stand Tignous dort brav und ohne einen Muckser angebunden neben Sokran unter den Trauerweiden am Fluß, wenn sich sein Mensch dabei wieder mal verquatscht hatte. Das heißt: meistens.
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Aber wehe, es wurde ihm langweilig oder er erspähte auf einmal ein bislang übersehenes Grasbüschel!
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„Ich will ja nichts sagen, Tara, aber da vorn läuft wieder mal ihr Pferd übern Rasen“, meinte Frau Winterling dann trocken. Und ich mußte über die Wiese flitzen, um das Fette Pony vom Rosenbeet abzulenken. Rosen waren Tis Leibspeise! Nur lagen sie leider auch dem Griechen sehr am Herzen...
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Ich gewöhnte mir an, großzügige Trinkgelder zu geben.

Eine Gesellschaft von Schafen muss mit der Zeit eine Regierung von Wölfen hervorbringen. - Juvenal

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Re: Was vom Pferd

Waldschrat » Antwort #242 am:

;D
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Rosenfee
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Re: Was vom Pferd

Rosenfee » Antwort #243 am:

...und der Wirt kaufte davon neue Rosen ;D ;)
LG Rosenfee
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #244 am:

So ungefähr. ;) Aber es gab keinen Ärger, denn: Alle liebten Tignous. ;) Und, wie gesagt, die Trinkgelder...
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #245 am:

Mir imponierten die Alten im Verein. Die hatten mit ihren Pferden – gute Pferde, aber beileibe nicht die besten, denn man mußte sich als Handwerksmeister oder Steuerberater nach der Decke strecken - alles gemacht. Und die meisten von ihnen waren auch erst als Erwachsene aufs Pferd gekommen, denn nach dem Krieg mußte ja erst mal das Essen verdient und ein Geschäft aufgebaut werden, und Kinder großgezogen.
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Die Alten bissen sich durch und blieben dran, aus Liebe zum Pferd und zur Sache. Sie ritten Dressur, vor allem die Männer natürlich auch Springen, kämpften sich meist immerhin bis L-Kandare vor, machten jede Schleppjagd mit, gründeten einen Verein, legten einen Springplatz und einen absolut großartigen Military-Platz an und versuchten sich auch selbst in der Vielseitigkeit. Veranstalteten Wochenritte und trafen sich mittwochs zu ihren Schoppenrunden, ließen keine Quadrille und keinen Faschingsumzug aus.
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Die jungen Mädchen und Frauen, die zu meiner Anfängerzeit van Krachten bevölkerten, waren meist schon als Kinder aufs Pferd gekommen, hatten wohlhabende Papas und mühten sich Jahr um Jahr in der A-Dressur ab, und beim Traum von der M-Dressur endete ihr reiterlicher Horizont oft schon. Wer Dressur ritt, sprang meist nicht, und nur bei allerschönstem Wetter wurde mal eine Runde zum Springplatz und zurück geritten – satte 600 oder 700 Meter!! – das war dann „Gelände“.
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Während die paar Geländereiter, die wie ich wirklich bei jedem Wind und Wetter draußen waren und höchstens bei Dauerregen mal die Halle aufsuchten (ich blieb auch dann draußen), jedenfalls nie ein Turnier mitritten.
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Sie hingen an ihren Tieren, und ja, wenn der Bastl von seinem 28jährigen Garfield – den er immer noch ritt, wenn auch sachte – sprach, bekam er manchmal feuchte Augen, aber sie hingen an den Tieren ohne die heutige Sentimentalität, und wenn die Zeit gekommen war, trennte man sich von ihnen, ohne Regenbogenbrücken fürs Publikum zu bauen.
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Die Alten sprachen hessisch - nicht, weil sie kein Hochdeutsch konnten, sondern weil sie sich als Hessen verstanden; und wer meinte, er hätte es mit unbedarften Bauern zu tun, nur, weil sie Dialekt sprachen, der wurde sehr schnell eines besseren belehrt.
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Ich hatte für diese Vereinsgründer die größte Hochachtung, sah ihnen beim Reiten zu und versuchte zu lernen, faßte sie am Jackenknopf und zog sie in Gespräche über meine Fehler, und spitzte die Ohren, wenn sie sich über frühere Zeiten unterhielten.

Einmal ließ ich mir da von Anne am Tresen einen Kellner-Schreibblock geben und machte mir heimlich ein paar Notizen.

„Ja, mußte alles aufschreiben“, rief der Walkepaule mir über vier Tische hinweg laut zu und verriet mich Lauscherin so, „in achtundzwanzig Jahren wird das dann veröffentlicht: Frühe Studien!“

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Re: Was vom Pferd

Waldschrat » Antwort #246 am:

:D
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #247 am:

Weil das Casino nicht mein zweites Wohnzimmer, sondern mein erstes war, sprach ich früher oder später mit jedem. Mit einigen der älteren Damen – die Gattinnen der Vereinsgründer – habe ich so manche nachmitternächtliche Stunde an der Bar verbracht.
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Ich erfuhr da nicht nur Weisheiten wie „Wenn man nicht allzugut reiten kann, sollte man wenigstens allzeit adrett gekleidet sein!“ oder „Bekomme nie graue Haare, Tara!“ – mit der Frau des Bösen Bäckers sang ich da auch so manches Lied, denn die sang ebensogern wie ich. Anne mußte da durch.
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Und ich erfuhr einiges über Beziehungen… Also sozusagen die Grundströmungen des Tarahausener Lebens. Als ich es dann wußte, fiel mir allerdings die verblüffende Ähnlichkeit von Sohn X und Sohn Y zu Herrn Z auf – nein, auch heute werde ich niemanden verraten. ;) Es wurden derlei Dinge auch nur so nebenbei erwähnt, es war ein lebenslustiges Volk dort, und so etwas passierte eben. Und der Herr Z war schon ein flotter Kerl, immer noch.
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Viel schlimmer als solche Kuckuckseier waren in den Augen dieser älteren Damen – man kann sie tatsächlich als Leitstuten bezeichnen – zum Beispiel einige der Gründe für ihre lebenslangen unterschwelligen Feindschaften: „Die Gisela wollte mir beim vierzigsten vom Gustav doch allen Ernstes beim Abspülen helfen. Die! Und, was soll ich dir sagen??!!! Von zwei Gläsern – von zweien! – die Stiele abgedreht, die dumme Kuh!!!“ zischte Erika dann wohl, um, als eben diese dumme Kuh erschien, nahtlos mit freundlichem Lächeln fortzufahren: „Oh, hallo, Gisela, je später der Abend…““
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Re: Was vom Pferd

Waldschrat » Antwort #248 am:

Manche Dinge ändern sich nie ;D
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #249 am:

;D ;)
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Asinella
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Re: Was vom Pferd

Asinella » Antwort #250 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00sah man förmlich die Rädchen in seinem Hirn drehen und ineinandergreifen. Und ich behaupte, daß er erfreut lächelte, wenn es „klick“ machte: Ah, so geht das! Und richtig stolz aussah!

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Der muss eindeutig Esel in seiner Ahnengalerie haben, das kann gar nicht anders sein ;D ;D.
Das erinnert schwer an Lucy, an der ist auch ein Dipl. Ing. verloren gegangen. Bitter war nur, als der Karabiner, der die Kette über den Riegel am Stall sicherte durch einen Schraubkarabiner ersetzt wurde. Karabiner war anspruchsvoll, aber mit genügend Willen und Ausdauer, und das hat sie, machbar. Der Schraubkarabiner war der Gipfel der Bosheit, sie stand zähneknirschend davor:ich weiß genau, wie das Sch..ding funktioniert, aber ich krieg es nicht auf. In dem Fall sind Hufe halt doch unpraktisch. Vom Zahlenschloss haben wir abgesehen, das hätte sie sicher irgendwann geknackt ;D.
Und anbinden? Du glaubst doch wohl nicht, dass Du mich einfach so anbinden kannst, ohne mich zu fragen. Ja wo sind wird denn! - Ja wo isse denn wieder ?
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #251 am:

Wenn die Herren da so beisammensaßen, wurde auch manchmal ein wenig angegeben; wieso auch nicht; sie konnten sich ja wirklich sehen lassen, und wie das so ist – in der Erinnerung verklärt sich manches. Aber da die jahrzehntelangen Mitreiter und -streiter sich, was die Vergangenheit der Kameraden betraf, keineswegs der Verklärung hingaben, sondern leider ein messerscharfes Gedächtnis hatten, war die Korrektur etwaiger geschönter Reminiszenzen nie weit.
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Eines Abends saß ich mal wieder mit dem Kellnerblock am Nebentisch; die Schoppereiter sprachen von früheren Erfolgen. Gustav, der schon lange an keinen Turnieren mehr teilnahm, sondern fürs Draußenreiten focht – er war einer der ersten Berittführer gewesen -, erinnerte sich behaglich an zwei Verweigerungen bei einem Springen: „Schließlich hadd der Beneken dem Abendglanz Sand uffen Arsch geschmisse - und da is der Gaul gelaafe!“ Beneken war Richter, es war nicht eben seine Aufgabe, mit Sand zu werfen…. Alles lachte.
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„Ja ja, isch habb des all gemachd,“, fuhr Gustav ermutigt von dem Gelächter der Kameraden fort, „ isch brauch des all‘ nedd mehr. Wie isch damals in - Erika, wo war des noch? - also, is ja aach egal, also, isch mach da e Springe mit, L Springe immerhin! Isch reid‘ da ein, stolzgeschwängert, es bimmelt. Isch denk, was will des Arschloch, isch reid‘ aa, isch nehm de erschde Sprung, es bimmelt widder, isch nehm de zweide Sprung, es bimmelt – und da ruft’s ‘Der Reider scheidet aus!‘ “
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„Hasde nedd gegrüßd?“ fragte der Bastl. „Isch habb des Bimmele nedd abgeward'!“ erklärte Gustav mit gesträubtem Schnurrbart, „Da hab isch gesachd - des war des ledzde Mol middem Springe!“
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Gustav hob sein Pilsglas: „Und midd dere Dressur - in Dieburch hab isch de goldene Schleif' gehold,“ Unser Berittführer richtete sich auf und erklärte, auf Hochdeutsch: „Das war der Höhepunkt meiner Laufbahn! Da hab isch uffgehört.“ Er trank und wischte sich zufrieden den Schnäuzer.
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Aber der Bastl nahm einen Schluck von seinem Äbbelwoi und sagte genüßlich: „Ganz stimmd des nedd. Also nedd so ganz“, er blickte in die Runde: „E paar Monad späder warsde widder do, und da warsde nedd emol blaziert. Do hasde gesacht, damals hab isch de goldene Schleif' gehold, und itz hamse misch nedd emol blazierd, was sinn denn des für Arschlöcher, und da hasde uffgehörd!“
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Re: Was vom Pferd

Waldschrat » Antwort #252 am:

Tja, mit Erinnerungen ist das so eine Sache ;D
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Tara
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Re: Was vom Pferd

Tara » Antwort #253 am:

;) Ja, und es ist immer interessant, über ein und die selbe Sache von verschiedenen Leuten zu hören... :)

Ach, ich wünschte, ich hätte viel mehr aufgeschrieben. Mit einigen Stichworten kann ich nicht mal mehr was anfangen. Was zum Deibel ist zum Beispiel mit "appelpatsch" gemeint? :P
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Re: Was vom Pferd

Waldschrat » Antwort #254 am:

Da wird doch wohl niemand mit Pferdeäppeln gematscht haben?
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