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Apfelsorte Wellant (Gelesen 30333 mal)

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Moderator: cydorian

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cydorian
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Re: Apfelsorte Wellant

cydorian » Antwort #30 am:

Den Beschreibungen nach ist der Fresco nichts für Sandboden, so wie alle neueren kommerziellen Sorten. Das sind Plantagenäpfel, für die Dünger, Wasser, Boden auf Zack sein sollen. Die wenigen Fresco-Baumschulangebote sind ausserdem Büsche, sicher auf M9, da geht eh nix auf Sand. Müsste man also erst auf was wuchsstärkeres mit grösserem Wurzelvolumen veredeln. Ob dann die Äpfel noch was werden oder wie bei Topaz die Fruchtgrösse kollabiert, ist eine weitere Frage.

Aromareiche Herbst bzw. Frühwintersorten gibts aber sehr viele, alte und neue. Wer den Kommerzstil bevorzugt und auch sehr saftige Äpfel will, könnte mit einigen Müncheberger Herbstapfel-Züchtungen glücklich werden, die meisten sind Cox-Abkömmlinge, aber deutlich robuster. Carola ist so ein "würziger" Frühwinter-Saftmeister, Alkmene auch noch etwas. Letzterer schafft es problemlos und zuverlässig als Hochstamm in unserer Trockenzone (genau deswegen ist er auch beliebt), wäre auf Sand auch einen Versuch wert.
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Mottischa
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Re: Apfelsorte Wellant

Mottischa » Antwort #31 am:

Genau, der Sandboden hier war ein entscheidender Punkt gegen den Fresco.

Die Frage nach der Unterlage wurde mir leider von der Baumschule nicht beantwortet..hm..
Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann, ohne dabei glücklich zu sein. (Fjodor Dostojewskij)
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Waldgärtner
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Re: Apfelsorte Wellant

Waldgärtner » Antwort #32 am:

cydorian hat geschrieben: 31. Okt 2020, 20:13

Habe heute nochmal in den Läden gesucht, nichts gefunden. Es gab alles mögliche, vorwiegend Elstar und Holsteiner Cox (da scheint sich der Anbau sogar auszuweiten obwohl alte Sorte). Aber keine Spur von Wellant.


Vom Holsteiner Cox scheint es dieses Jahr eine Überproduktion zu geben. Ab Anfang September gab es den hier im Aldi zu Dumping-Preisen, teilweise 3kg für 2€.

Wellant finde ich schon auch sehr lecker, allerdings hat er auch das Phänomen, dass ich schnell genug von ihm habe. Das geht mir mit vielen neuen Sorten so, ohne dass ich es genauer definieren könnte.
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_NatureLove_
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Re: Apfelsorte Wellant

_NatureLove_ » Antwort #33 am:

Schade, dass der Wellant nicht für Sandboden geeignet ist.

Alkmene hab ich dieses Jahr auch nochmal gekostet. Der kommt für mich auch absolut nicht an den Wellant ran...
Also suche ich weiter. Nach einem Apfel, der dem Wellant ähnlich ist. Oder sogar noch besser...😊
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cydorian
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Re: Apfelsorte Wellant

cydorian » Antwort #34 am:

Waldg hat geschrieben: 2. Nov 2020, 19:23
Wellant finde ich schon auch sehr lecker, allerdings hat er auch das Phänomen, dass ich schnell genug von ihm habe. Das geht mir mit vielen neuen Sorten so, ohne dass ich es genauer definieren könnte.


Das ist der Verkostungseffekt, der auch beim Wein bekannt ist. Ein Gläschen wird ganz anders beurteilt wie wenn man ihn den Abend über trinkt und sich nachschenkt.

Beim Apfel gewinnen in der Laienverkostung süssere, blumigere, festere Sorten. Isst man mehr davon, wird man schneller satt und die Aromen werden einseitig. Deswegen kann ich vom Brettacher mehrere Äpfel hintereinander reinmampfen und der Letzte schmeckt so gut wie der Erste, Gala steht mir nach kurzer Zeit bis zum Hals. Am Anfang so toll saftig und süss, dann reibt einem das Fruchtfleisch den Mund wund, die Süsse wird penetrant und das Aroma reicht einem.
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plantboy
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Re: Apfelsorte Wellant

plantboy » Antwort #35 am:

Habe einen Wellant ein Jahr im halbsandigen Boden auf M26 . Bisher wächst er gut und unauffällig. Ob das weiterhin so bleibt? Wenn nächstes Jahr Früchte kommen sollten, werde ich berichten.

Ich bin aber der Meinung, dass man einen Baum selbst im eigenen Boden ausprobieren sollte, denn der Geschmack kann zum Standort doch recht stark variieren:
ich habe einen Alkmene auf M26 nicht vollsonnig stehen. Den finde ich vom Geschmack her gut bis sehr gut. Diesen Herbst habe ich einen Alkmene von einer Streuobstwiese probiert und festgestellt, dass dieser merklich besser schmeckt, obwohl ich gelesen habe, dass Alkmene nicht unbedingt volle Sonne braucht.
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555Nase
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Re: Apfelsorte Wellant

555Nase » Antwort #36 am:

Nun habe ich mir doch noch einen Fresco von Nielsen gekauft. Der beste Apfel, den ich bisher gegessen hab. Am 18.12. früh bestellt, am 19.12 nachmittags stand die Kiste vor der Tür ! - Wie geht das denn ?? ;D Super Baumschule Nielsen, danke !
Da ich gerade keinen Pflanzplatz habe, werde ich den Fresco auf verschiedene andere Bäume veredeln. Das wäre auch eine Alternative für Sandbodenbesitzer.
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Re: Apfelsorte Wellant

Heidelbär » Antwort #37 am:

Wellant gibt es hier im Herbst sehr zahlreich auf dem Wochenmarkt, bei Bauern und auf Selbstpflückfeldern. Im richtigen Reifezustand ist er sehr harmonisch und hat ein kräftiges Aroma. Man erhält ihn aber ohne Weiteres auch fad, süßlich, trocken oder sonst wie. Ich selbst bin wenig begeistert davon, dass der Apfel wie viele Neuzüchtungen so "cellulosig" ist. Der Apfelbrei im Mund ist so präsent, andere Äpfel "lösen sich eher auf". Extrem ist hier auch Braeburn.

Vor einigen Wochen hatte ein Obstbauer bei meinen Eltern Apfeltüten mir vier neueren Sorten mit der Bitte um Blindverkostung verschenkt. Alle Teilnehmer von uns waren einig, dass Wellant (die Sorte war eindeutig erkennbar) am besten war (ist natürlich Geschmackssache).

Interessant fand ich, dass zwei von vier Kostern trotzdem Angaben, dass sie den Apfel nicht kaufen würden (ist natürlich such Geschmackssache).

Ich finde das Ganze dennoch absurd: Es gibt keinen echten Geschmacksvorteil, die Sorte ist pflegeaufwendig. Wo ist der Mehrwert?

Aber der Apfel ist schon OK und ich kaufe ihn gelegentlich mal, weil das Aroma für meinen Geschmack schon gut ist.
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555Nase
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Re: Apfelsorte Wellant

555Nase » Antwort #38 am:

Heidelb hat geschrieben: 31. Dez 2020, 09:46


Ich finde das Ganze dennoch absurd: Es gibt keinen echten Geschmacksvorteil, die Sorte ist pflegeaufwendig. Wo ist der Mehrwert?



Okeh, kannst du eine ähnlich schmeckende Sorte mit weniger Pflegeaufwand anbieten. ???
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Re: Apfelsorte Wellant

cydorian » Antwort #39 am:

Von Verkostungen unter Hobbyprobierern halte ich immer weniger. Das gibt immer Verkostungssieger von Verkostungskönigen. Derselbe Effekt wie bei Wein, da gewinnen überdurchschnittlich oft die fetten, marmeladigen Produkte.

Wenn man die Apfelschnitze der Verkostung mal weglegt, mal einen Apfel einer Apfelsorte ganz isst und dann noch einen, zwei Tage später nochmal, kommt immer was ganz anderes raus. Plötzlich verlieren die Verkostungskönige an Glanz. Man stellt fest, dass das kauen des bei heutigen Sorten immer zu zähen Fruchtfleischs mühsam und zunehmend unangenehm ist, dass man am Aroma schnell die Lust verliert weil es eigentlich hohl und eindimensional ist, dass sie schnell satt machen weil sie meistens zu süss sind.

Warum würden die Verkoster denn den Wellant nicht kaufen?
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Re: Apfelsorte Wellant

Heidelbär » Antwort #40 am:

[quote author=555Nase]
Okeh, kannst du eine ähnlich schmeckende Sorte mit weniger Pflegeaufwand anbieten. ???
[/quote]

Ich erinnere mich daran, dass ich vor Jahren im Internet nach Informationen zum Wellant gesucht hatte, nachdem er zum ersten Mal bei uns auf dem Markt angeboten worden war. Ich hatte damals Werbetexte gefunden, die sich offenbar an Erzeuger wendeten und im Großen und Ganzen beworben hatten, dass der Apfel die Anmutung von alten Sorten hätte. Es schien mir damals so, als ginge es hauptsächlich darum, eine neue Clubsorte an den Markt zu bringen, mit der sich Käuferschichten ansprechen lassen, die renettenartige Äpfel bevorzugen.

Daran ist nichts auszusetzen. Es hat mich lediglich überrascht, hier zu lesen, wie pflegeaufwendig die Sorte sei. Häufig scheinen mir in der modernen Züchtung Anbaufähigkeit, Transportfähigkeit, Aussehen, Ertrag... vorrangigere Ziele als der Geschmack. Sei's drum.

Andere Sorten mit gleichem Geschmack? Ich kenne derzeit keine zwei Sorten, die den identischen Geschmack hätten. Es gibt nur ständig Leute, die mir zwei Sorten unterjubeln wollen mit "schmeckt wie". " Schmeckt ähnlich" wäre da schon ehrlicher. Ich würde andere Renetten als Alternative anbieten.

Am Ende spielt das alles keine Rolle. Züchter, Bauern, Supermärkte, Kunden machen das schon ganz unter sich aus.
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Re: Apfelsorte Wellant

Heidelbär » Antwort #41 am:

[quote author=cydorian date=1609411117]
Warum würden die Verkoster denn den Wellant nicht kaufen?
[/quote]

Ganz einfach deshalb, weil derzeit noch zu viele Alternativen am Markt sind, die bevorzugt werden.

Ich denke, dass die Verkostung nur deshalb durchgeführt wurde, um die Kunden anzuregen, sich mit den neueren Sorten unvoreingenommener auseinanderzusetzen. Das ist sicher auch kein schlechter Ansatz. Leider waren drei der vier Sorten einfach dominant süß. Wer das nicht schätzt hat derzeit eher ein Problem mit den neueren Züchtungen am Markt.

Ich bin froh, ca. zwanzig Jahre, nachdem ich das Haus verlassen habe, endlich im eigenen Garten Obst nach meinem Geschmack anbauen zu können und nicht auf Balkon und in den Gärten der Freunde und Verwandten arbeiten zu müssen.
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Re: Apfelsorte Wellant

pistachio » Antwort #42 am:

@Heidelbär

..., die Sorte ist pflegeaufwendig.

Könntest Du bitte Näheres empfehlen.

Danke p.
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Re: Apfelsorte Wellant

pistachio » Antwort #43 am:

@ cydorian

Kannst Du bitte mal etwas zu den Fresco von Lubera und dem Original Fresco aus Holland sagen. Es sollen wohl unterschiedliche Typen sein mit den gleichen Namen. Mein Beitrag stimmt da wohl nicht. Auch der Beitrag zum Juno.
Der Juno den ich kenne war zu DDR- Zeiten eine Ontariokreuzung. Jetzt gibt es unter den selben Namen eine andere Kreuzung.

Danke p.
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cydorian
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Re: Apfelsorte Wellant

cydorian » Antwort #44 am:

Der Fresco von Lubera ist eine Lubera-Züchtung und hat nichts mit der holländischen Sorte Fresco zu tun. Da die als Clubsorte unter dem Namen "Wellant" plaziert wird, war ihnen ein Namensschutz des Namens Fresco wohl nicht wichtig.

Juno ist auch ein Doppler. Der Neue stammt aus Weinsberg und ist ein sehr früher Sommerapfel mit gutem Geschmack. Der alte ist eine Kreuzung aus Ontario und London Pepping von 1930, ein Winterapfel aus Müncheberg.

Solche Doppelungen sind unglücklich. Auch wenn man sich dann auf einen anderen Namen verständigt, bleibt der Verwechslername noch lange bestehen.
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