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Apfelbaum kennt nur eine Richtung... (Gelesen 3953 mal)

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Moderator: cydorian

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Monti
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Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

Monti »

... nach Oben.
Mit den meisten meiner Bäume komme ich mehr oder weniger klar, vielleicht sind sie einfach zu gutmütig. ::) Der Luiken auf Bittenfelder Unterlage in ziemlich gutem Boden zeigt mir aber meine Grenzen auf. Hinzu kommt, dass nach Osten einige große Bäume stehen und so nicht ganztägig Sonne. Ich weiß nicht recht, was ich mit ihm machen soll.
Bild

Stammdurchmesser sind 8-10 cm, Neuaustrieb wieder ein guter 3/4 Meter, Gesamthöhe ca. 4 m. Dazu kommt, dass die Triebe eher dünn sind. Vom Blühen geschweige denn Tragen ist der Baum noch weit entfernt.

Ich schneide nach Öschberg/Palmer, so in die Richtung jedenfalls. Wie man sieht, hab ich die letzten Jahre immer auf außen liegende Augen geschnitten. Alles was nicht nach innen ging und halbwegs wagerecht war hab ich erst mal gelassen, damit sich der Wuchs etwas verteilt.
Was würdet ihr damit machen? Überhaupt schneiden und erst mal treiben lassen? Schlank schneiden - dann steht nicht mehr viel...
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dmks
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

dmks » Antwort #1 am:

Schwierige Lage... Die besten Erfahrungen (auch wenn es erstmal weh tut) hab ich in solchen Fällen damit gemacht erstmal auf "stammnahe Basis" zurückzusetzen - also wirklich bis auf 40 oder 50 cm vom Stamm aus in einem breiten Winkel in das noch junge Altholz wegzuschneiden. Sieht aus wie nach dem Pflanzschnitt.
Mit den dann zahlreichen und kräftigen Neutrieben lässt sich ein entsprechender Astwinkel formen.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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thuja thujon
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

thuja thujon » Antwort #2 am:

Der Baum steht noch gut im Futter, soweit so gut.

Ich würde mehr darauf achten, das Augen, die nicht austreiben sollen, geblendet werden. Und länger anschneiden, also nicht ganz so viel weg von den einjährigen Langtrieben, damit mehr Triebe austreiben.
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cydorian
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

cydorian » Antwort #3 am:

Nicht so schön. Ich würde den Kronenaufbau neu versuchen und in dieser Saison stärker schneiden. Hast der Baum denn genug Standraum? Er will stark nach oben, ans Licht.
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Starking007
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

Starking007 » Antwort #4 am:

Starker Wuchs
und dann der Ratschlag stärker schneiden = ???

"...ziemlich gutem Boden ......einige große Bäume ..... nicht ganztägig Sonne..."

Na ja, dann ist doch alles klar, es geht einfach nicht alles überall.

Nur Zwieseln und Doppeltes raus,
in Richtung schnellstmögliches Fruchten ohne groß Erziehen.
Nichts Ausdünnen, Überbehang = Bremse.
Und dann nach und nach erziehen.
Gruß Arthur
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Lady Gaga
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

Lady Gaga » Antwort #5 am:

Da starker Schnitt wieder starken Wuchs fördern, fände ich es logisch, nicht zu schneiden, sondern die Triebe flacher zu biegen. Ob das nun durch das Anhängen von Gewicht passiert, durch Stöcke oder durch diese Drahtdinger, mit denen man Äste abspreizen kann, kommt wohl auf die genaue Aststellung an.
Aber wenn schon Schnitt, dann im Sommer, das bremst auch den Wuchs.
Grüße aus dem Burgenland, dem Land der Sonne!
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cydorian
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

cydorian » Antwort #6 am:

Starking007 hat geschrieben: 30. Dez 2020, 13:00
Starker Wuchs
und dann der Ratschlag stärker schneiden = ???


Genau, denn ein neuer Kronenaufbau geht nicht mit zaubern, sondern leider mit schneiden. Ein Wuchsschub danach ist in diesem Frühstadium sehr gut inhaltlich und arbeitsmässig zu verkraften und sogar erwünscht, man kann bereits im Sommer korrigieren. Stark treibende Jungbäume sind eine Freude, weil viel Material für die Entwicklung da ist, ärgerlich wird das erst wenn man auf die Leiter muss und die Kronen grösser sind.

An binden der Äste hatte ich auch zuerst gedacht, aber dazu sieht mir der Ansatzwinkel zu steil aus, vielleicht täuscht aber auch das Bild.

Wie lichtarm der Platz tatsächlich ist, kann man ebenfalls nicht erkennen, dieses Problem lässt sich nicht mit Schnitt des Apfelbaums beheben, sondern nur mit Schnitt der Schattenwerfer.
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Rib-2BW
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

Rib-2BW » Antwort #7 am:

Also für mich kommt die wiese jetzt nicht so vermoost vor, woraus ich schließen würde, dass genügend Licht vorhanden sein sollte. Die Möglichkeit der falschen Sorte, also einer straff aufrecht wachsenden Sorte, kann man auch erwägen. :)



PS: Falsch im Sinne, dass es sich nicht um Luiken handelt.
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Amur
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

Amur » Antwort #8 am:

Nur weil hier eine starkwüchsige Unterlage mit einer starkwüchsigen, steil aufstrebenden Sorte veredelt ist und dazu noch auf gutem Boden, ist sie ja nicht falsch.
Erinnert mich an meinen Bittenfelder.
Cydorians Rat benötigt Ausdauer und ein Auge was man wann rausnehmen muss oder soll. Auch im Sommer heisst das Arbeit mit der Leiter. Es wird einige Zeit dauern bis er in Ertrag kommt, wenn einem nicht vorher der Gduldsfaden reisst und man ihn dann doch wachsen lässt.

Schneller mit dem Ertrag gehts mit erst mal wachsen lassen. Aber dann gilts aufzupassen in den ersten Ertragsjahren. Da heissts dann viel Stützen und zum Teil im Sommer kräftig in der Krone in den Fruchtästen raus nehmen, sonst kippen die Leitäste zu weit raus und/oder brechen.
Wasserschossen wirst du bei dem Baum immer in Massen haben sobald die Schere nur in seine Nähe kommt. Das wird sich nicht ändern.


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ringlo

Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

ringlo » Antwort #9 am:

In der Tat soll der Luikenapfel erst spät in Ertrag kommen und dann die dünnen Triebe durch die Fruchtlast abknicken.
Hartmann schreibt: Die Bäume "sind flachkugelig und infolge der schlanken, dünnen und wenig verzweigten Triebe stark hängend und leicht verkahlend." Also ist es wichtig, das Kronengerüst erstmals stabil aufzubauen, bevor es ans Ernten geht.
Ich würde die Krone auch wieder stark zurückschneiden und dann neu formieren (insbesondere auch versuchen, rechtzeitig mit Spreizhölzern und Binden einen 45°-Winkel der Leitäste einzustellen).
Schließlich hat jeder so seine eigene Methode, einen Baum zu formen oder zu quälen. ;D Doch der Baum kennt seine Richtung.
Talkrabb
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

Talkrabb » Antwort #10 am:

Ich würde stark zurückschneiden (ins zwei- bis dreijährige Holz). Die an den Leitästen unterhalb der Schnittstelle liegenden Seitenäste/begleitende Äste ebenfalls stark zurückschneiden. Augen die nicht austreiben sollen blenden und Augen die austreiben sollen (außenliegende) kerben. Falls am Mitteltrieb unterhalb der Anschnittstelle dünne Triebe vorhanden sind, diese flach binden und die Knospe an der Spitze ausbrechen und die Knospen am Scheitelpunkt blenden.

Dann wird das schon. Jetzt Blütenknospen zu fördern halte ich für falsch. Die dünnen Triebchen könnten die Fruchtlast nicht tragen und kippen ab. Spätestens dann wirst du verfahren müssen wie oben geschrieben. Also besser gleich so ;)
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555Nase
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

555Nase » Antwort #11 am:

Ich würde die Prioritäten - Aufwand und Nutzen abwägen. Was nützt das ganze aufwändige Geschnippel, wenn dann in zwanzig Jahren nur paar verlauste Kriepscher für die Hühner runterfallen. ;D
Gruß aus Karl-Chemnitz-Murx
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Staudo
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

Staudo » Antwort #12 am:

Ich freue mich, wenn meine Obstbäume nach oben wachsen. Angesichts meiner Restlaufzeit möchte ich recht bald stattliche Exemplare erleben. Durch den Fruchtbehang kommen die Äste irgendwann von allein nach unten. ;) Ich orientiere mich am Oeschbergschnitt, lasse die Leitäste aber recht steil wachsen.
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thuja thujon
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

thuja thujon » Antwort #13 am:

Ich schneide auch die Fruchtäste an, damit die dickeres Holz bekommen, das ist hier scheinbar nicht passiert, zumindest kann ich da keine 4 Knicks drin sehen wie bei den Leitästen.

Fruchtäste anschneiden bringt mehr Wuchs für sie und damit auch mehr Breite in den Baum.

Das dünne Holz vom Luikenapfel ist unabhängig davon in den Griff zu kriegen.
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Monti
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Re: Apfelbaum kennt nur eine Richtung...

Monti » Antwort #14 am:

Besten Dank für eure Beiträge. Ich habe zwar nun Ratschläge in verschiedene Richtungen aber ich werde abwägen. Ein radikaler Rückschnitt wie von dmks und Cydorian vorgeschlagen fällt eher aus.
Zu den noch offenen Punkten:
-Schatten: Der Traufbereich einer >10 m Kiefer ist wohl noch 6-8 m entfernt. Ich habe wohl überlegt, ob der Standort taugt für einen Apfelbaum und bin zum Schluss gekommen, dass das Licht ausreicht. Ich habe schon viele Apfelbäumen auf ungünstigeren Standorten gesehen. Mein Gefühl sagt mir, dass es kein grundlegendes Problem ist, selbstverständlich nicht optimal. Erstaunlicherweise will er auch tendenziell eher Richtung Nord wachsen, sieht man auf dem Bild nicht. Blickrichtung ist Süden. Standraum ist sonst ausreichend vorhanden, zumal die übrigen Nachbarbäume ihren Zenit überschritten haben.
-Sortenfrage: Wuchs passt zum Luiken. Auf die Baumschule woher er stammt, halte ich viel, nur gute Erfahrungen gemacht bisher. Der Luiken wird dort selbst vermehrt.
-Astabgangswinkel der Leitäste: sieht schlimmer aus als es ist und bin zufrieden damit. Optimal wäre etwas flacher aber noch im grünen Bereich.
-Ohne Leiter geht da seit dem zweiten Standjahr nichts mehr. Aber es stehen noch mehr Bäume auf dem Stück, daher nicht schlimm. Außerdem habe ich mir so eine Schöne dreibeinige Holzleiter gegönnt die für solche Zwecke gemacht ist (siehe Anhang).

Fruchtäste anschneiden ist eine Idee. Werde ich mal in Erwägung ziehen.

Staudo hat geschrieben: 31. Dez 2020, 07:54
Ich freue mich, wenn meine Obstbäume nach oben wachsen. Angesichts meiner Restlaufzeit möchte ich recht bald stattliche Exemplare erleben. Durch den Fruchtbehang kommen die Äste irgendwann von allein nach unten. ;) Ich orientiere mich am Oeschbergschnitt, lasse die Leitäste aber recht steil wachsen.
[/quote]
Prinzipiell pflichte ich dir bei und halte es auch so. Absenken werden sie sich von selbst. So wurde es mir auch beigebracht. Der Luiken übertreibt es aber etwas, finde ich. ;)
555Nase hat geschrieben: 31. Dez 2020, 06:53
Ich würde die Prioritäten - Aufwand und Nutzen abwägen. Was nützt das ganze aufwändige Geschnippel, wenn dann in zwanzig Jahren nur paar verlauste Kriepscher für die Hühner runterfallen. ;D
[/quote]
Kann man das als Plädoyer zum wachsen lassen verstehen?

[quote author=Talkrabb link=topic=68229.msg3608097#msg3608097 date=1609347173]
Ich würde stark zurückschneiden (ins zwei- bis dreijährige Holz). Die an den Leitästen unterhalb der Schnittstelle liegenden Seitenäste/begleitende Äste ebenfalls stark zurückschneiden. Augen die nicht austreiben sollen blenden und Augen die austreiben sollen (außenliegende) kerben. Falls am Mitteltrieb unterhalb der Anschnittstelle dünne Triebe vorhanden sind, diese flach binden und die Knospe an der Spitze ausbrechen und die Knospen am Scheitelpunkt blenden.
[...]

Ich schwanke dazwischen + Abspreizen/Binden und einfach mal wachsen lassen. Vielleicht mach ich erst das zweite und ein Jahr später das erste. ;)

[quote author=Starking007 link=topic=68229.msg3607985#msg3607985 date=1609329627]
Starker Wuchs
und dann der Ratschlag stärker schneiden = ???

"...ziemlich gutem Boden ......einige große Bäume ..... nicht ganztägig Sonne..."

Na ja, dann ist doch alles klar, es geht einfach nicht alles überall.

Nur Zwieseln und Doppeltes raus,
in Richtung schnellstmögliches Fruchten ohne groß Erziehen.
Nichts Ausdünnen, Überbehang = Bremse.
Und dann nach und nach erziehen.



Bis es soweit ist, dass er zum fruchten kommt... da wird noch viel passieren. Ansonsten käme der Vorschlag ja dem "wachsen lassen" nahe.
Dateianhänge
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