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Wir sind im großen Moorgebiet südlich von Berlin. Vor gut zweihundert Jahren setzten Napoleons Truppen hier über die Talenge, hatten am Abend vor der Großbeerener Schlacht aber die letzten Abwehrgefechte der Preußen zu brechen. Deren flache Schanzen liegen auf der anderen Talseite. Die Karten dieser Zeit zeigen schon die kilometerlangen, schnurgeraden Gräben, die auch heute noch auf den gleichen Linien fließen. Das Moor wird, wenigstens für das Fußvolk, schon damals keine allzu große Hürde mehr gewesen sein.
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Stilles, weites Land. Die Niederung dehnt sich auf mehrere Kilometer. Am Horizont die Autobahn, die kaum zu hören ist und mittendurch die brummende, mit unglaublichem Schwirren knisternde Hochspannungsleitung. Über den Graben der Blick zum Ortsrand, von dem wir uns aber wieder abwenden und zum Dorf auf der anderen Talseite drehen.
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Außer ein paar Schellenten, wenigen Stockenten und den stumm in der Wiese stehenden Grau- und Silberreihern ist kaum Leben in den Wiesen. Ein Sprung Rehe. Nur am einzigen, eisfreien Graben dann doch der Eisvogel. - Die Landschaft im Berliner Süden ist von toten Bahndämmen durchzogen. Manche wurden nach dem zweiten Weltkrieg abgebaut, andere gar nicht erst mit Gleisen belegt.
Der hier endet blind im Moor, taucht aber auf der anderen Seite wieder auf, um sich im nächsten Wald wieder aufzulösen. Gedacht, um den Güterverkehr um Berlin herum zu führen und nebenbei auch die letzten Dörfer an das Eisenbahnnetz anzuschließen. Nicht nur das. Ziemlich genau hier, 15 km vor der heutigen Berliner Stadtgrenze, hätten die Großstadtplaner der 1920er Jahre gern auch eine weitere Linie der S-Bahn enden lassen. Mit Krieg und Mauer geplatzte Träume.
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