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Regenwasser direkt in den Garten leiten (Gelesen 13010 mal)

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Hobelia
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Regenwasser direkt in den Garten leiten

Hobelia »

Nachdem der Garten in den letzten Jahren wahnsinnig unter dem Mangel an Niederschlägen leidet, tut es mir in der Seele weh, dass das Regenwasser von unserem Hausdach ungenutzt in die Kanalisation fließt. Das Aufstellen von Tonnen neben den Fallrohren kommt aus optischen Gründen nicht infrage (Eingangsbereich und Terrasse), außerdem bringen 200 l Tonnen überhaupt nichts. Nun habe ich neulich ein Video von Heike Boomgaarden gesehen, die dafür plädiert, das Regenwasser vom Dach mittels eines langen Schlauches direkt in die Beete zu leiten und den Schlauch immer wieder mal umzulegen.

https://www.daserste.de/information/ratgeber-service/ard-buffet/videosextern/so-nutzen-sie-regenwasser-im-garten-am-besten-102.html

Meine Frage, hat das jemand schon ausprobiert und kann man diese Methode uneingeschränkt empfehlen? Gibt es wirklich keine Überschwemmungen? Bevor wir dies in Angriff nehmen, würde ich gerne eure Meinung dazu hören.
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Quendula
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

Quendula » Antwort #1 am:

Hobelia hat geschrieben: 25. Mär 2021, 13:02
tut es mir in der Seele weh, dass das Regenwasser von unserem Hausdach ungenutzt in die Kanalisation fließt.[/quote]
Ja! Schade drum :(.
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00 Das Aufstellen von Tonnen neben den Fallrohren kommt aus optischen Gründen nicht infrage (Eingangsbereich und Terrasse), außerdem bringen 200 l Tonnen überhaupt nichts.

Bringt schon was. Ein bisschen ist immer noch viel mehr als nichts ;).
Es gibt auch optisch ansprechende Tonnen oder man kann sie auch verkleiden/verstecken :).
[quote]Gibt es wirklich keine Überschwemmungen?

Je nach Boden. Du hast aber eben nur dann zusätzliches Wasser in der Fläche, wenn eh alles nass ist ???. Das ist bei Regenereignissen mit wenig Niederschlagsmenge sicherlich nützlich, ansonst aber irgendwie witzlos. Finde ich.
Wären unterirdische Speichermöglichkeiten machbar?
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thuja thujon
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

thuja thujon » Antwort #2 am:

Ich weiss nicht was sie sich dabei gedacht haben bei der Gartenakademie. Sicherlich muss man dem ein oder anderen Mitbürger ein paar Grundregeln beibringen, aber gezielte Bewässerung geht doch anders.
Hier mal der Artikel aus dem letzten Sommer dazu: https://www.dlr.rlp.de/Gartenakademie/Themen/Aktuelles/JetztWassersammelnundbevorratenimBoden

Meine größten Bedenken wären nicht die Überschwemmungen, sondern das ein kleiner 1" Schaluch nicht so schnell die Wassermenge ableiten kann, die bei einem etwas größeren Hausdach bei Starkregen in kurzer Zeit zusammenkommt. Auf meinem kleinen Terassendach mit rund 10m2 wäre mir ein solcher Schlauch schon etwas zu klein.

Ansonsten gibt es eben größere, feuchte Ecken am Ende des Schlauchs. Kann für mache Wurzelkrone eines großen Baumes gut sein, für Staudenbeete vielleicht weniger, wenn dort temporär Sumpfgebiet ist.

Wenn ich Hausbesitzer wäre, würde ich mir einen bzw mehrere unterirdische Tanks vergraben lassen.
Bei 100m2 Dachfläche und 500mm/a Niederschlag sind das immerhin 50 Kubikmeter im Jahr, das kann für einen Garten mit 300m² als zusätzliche Bewässerung ausreichend sein. Zumindest ist das in etwa mein jährlicher Verbrauch für meine 284m², um auf rund 650mm im Durchschnitt zu kommen.
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Bufo
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

Bufo » Antwort #3 am:

So etwas Ähnliches hat meine Nachbarin zusammen gebastelt.

Das Wasser wird von der Dachrinne aus mit einem dicken(!) Schlauch weit vom Haus weg geleitet. Am Ende ist ein gelochter Schlauch über einige Meter quer gelegt. Dort kann das Wasser wie bei einer Tropfbewässerung abfließen. Das hat sie ganz pragmatisch und preiswert mit einer spitzen Schere gepiekst.

Wenn die Länge des Tropfschlauches ausreicht, um auch Starkregen zuverlässig zu verteilen, dann funktioniert das gut.

Optisch verschwindet die Schläuchelei nach einem Jahr ziemlich gut. Die Bodendecker sind schon drüber gewachsen. Okay, es ist noch was zu sehen, weil sie weiße Schläuche verwendet hat. Aber nicht mehr viel und den Rest schaffen Algenbeläge sicher auch bald.
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

thuja thujon » Antwort #4 am:

Der Vorteil ist es kostet wohl keine hundert Euro und damit hat man die Investition in einem Jahr wohl wieder raus.
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

Rieke » Antwort #5 am:

Bei uns versickert das Regenwasser vom Dach direkt auf dem Grundstück. Das hilft sicherlich unseren Bäumen, da in relativ geringer Tiefe eine stauende Schicht ist. Probleme mit Überschwemmungen hatten wir noch nie, aber Berliner Boden ist auch in der etwas lehmigeren Variante sehr durchlässig.

Was für einen Boden hast Du denn? Bleiben nach heftigerem Regen Pfützen stehen?
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Bufo
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

Bufo » Antwort #6 am:

Da fällt mir ein...
... vor sehr langer Zeit (15 Jahre?) habe ich an ein Fallrohr vom NG ein zweites Fallrohr fast waagerecht angeknippert. Das geht einige Meter weit in eine Staudenrabatte und leitet das Regenwasser dorthin ab. Einfach so, ohne Verteilung der Wassermengen durch Löcher an der Unterseite. Am Ende liegt ein Ziegelstein, damit das Wasser keine Löcher spült. Das hatte ich schon wieder komplett vergessen. Graues Rohr + Staub und Beläge = unsichtbar :D

Wegen Sandboden stehen da nie Pfützen und ich habe dort Stauden die mir an anderen Standorten oft vertrocknet sind.

Edit entdeckt gerade: das war mein 1111. Beitrag. _ ;D_


Beste Grüße Bufo
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AndreasR
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

AndreasR » Antwort #7 am:

Bei meinem fetten Lehmboden wäre so ein Setup leider tödlich für die meisten Pflanzen, nach winterlichem Dauerregen dauert es ohnehin schon sehr lange, bis die oberen Bodenschichten wieder einigermaßen abtrocknen. Natürlich hätte ich auch gerne eine Zisterne, 10 bis 20 Kubikmeter wären sicher nicht verkehrt. Aber wenn ich es mal durchrechne, müsste ich die schon seeeehr lange betreiben, damit sich der Betrieb im Vergleich zu den Kosten von Leitungswasser lohnt. In Gebieten mit sandigen Böden könnte das Ableiten des Regenwassers in den Garten aber durchaus eine Option sein, zumindest wenn man es ein wenig regulieren kann. Gegen die mittlerweile üblichen, teils wochenlangen Trockenperioden hilft es allerdings nur bedingt.
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

Apfelbaeuerin » Antwort #8 am:

AndreasR hat geschrieben: 25. Mär 2021, 14:32
wenn man es ein wenig regulieren kann.


Das ist, glaub ich, der zentrale Satz überhaupt. Kann man mit einem solchen (oder irgendeinem) System zufriedenstellend regulieren? Ich hätte da meine Zweifel.
Liebe Grüße von der Apfelbäuerin


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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

salamander » Antwort #9 am:

Ich mache das in meinem Gartengrundstück, allerdings hat das Gartenhäuschen nur ca 8 m2 Fläche. Das Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt. Ein Überlauf ist leider nicht einzubauen. Wenn sie voll ist und Regen vorhergesagt, lasse ich sie ab - über einen Aquädukt aus Mönch und Nonne-Ziegeln zu einer Natursteintreppe (Weinberggrundstück) zum ehemaligen "Schlammloch", in dem sich früher im Winterhalbjahr erodierte Erde von den gehackten Weinparzellen gesammelt hatte. Ich habe das Schlammloch ausgebuddelt, mit Ton ausgekleidet und zu einem Tümpelchen mit Wasserstern gemacht, es trocknet im Hochsommer meist für ein paar Wochen oder Monate aus. Leider kann ich zur Zeit keine Fotos machen. Der Überlauf führt zu einem wechselfeuchten Graben (Iris sibirica und pseudacorus, Pfefferminze, Leucojum aestivum, Gilb - und Blutweiderich usw) mit kleinem Folientümpel und ganz unten zu einem Versickerungsbecken mit Korbweide.
Das Prinzip nennt sich Sickergarten, Sickergraben oder auf Englisch "Rain Garden", besonders empfehlenswert sind die Bücher von Brad Lancaster (Rainwater Harvesting for Drylands and beyond). Wobei bei Lancaster der Schwerpunkt die Nutzung von überschüssigem Regenwasser für Nutz - und Ziergärten in ariden Regionen ist. Bei uns dürfte sich eher die Schaffung von wechselfeuchten Beeten oder Feuchtstellen im Garten daraus ergeben.
Sehr inspirierend finde ich auch eine Seite der WUA (Wiener Umweltanwaltschaft) über wechselfeuchte Gräben.
Viele Grüße, das Thema finde ich sehr spannend, mal sehen, wie es weitergeht.
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Bufo
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

Bufo » Antwort #10 am:

Hobelia hat geschrieben: 25. Mär 2021, 13:02...tut es mir in der Seele weh, dass das Regenwasser von unserem Hausdach ungenutzt in die Kanalisation fließt.
...kann man diese Methode uneingeschränkt empfehlen? [/quote]
[quote author=Hobelia link=topic=68621.msg3649978#msg3649978 date=1616075101]Bei mir im Garten (sandiger trockener Boden)...


Ich kann dir die Methode uneingeschränkt empfehlen.
Beste Grüße Bufo
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

salamander » Antwort #11 am:

PS Man sollte sich ausrechnen, mit welcher Wassermenge bei einem Ausnahmesturzregen zu rechnen ist, der alle soundsoviel JAhre vorkommt, und danach die Größe des Sickerbeckens berechnen, dabei muss man auch beachten, wie gut der Boden drainiert ist oder wie schlecht. Dazu gibts Hinweise bei Lancaster oder auch bei (Paula?) Polak (Regenwasser im Garten oder so ähnlich ist der Buchtitel.
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

AndreasR » Antwort #12 am:

@Apfelbaeurerin: Ich habe hier Regentonnen und Regenklappen, das ist sicher die simpelste Möglichkeit, um Regenwasser entsprechend umzuleiten. Wenn man einen Sickergarten anlegen kann, wie von salamander sehr schön beschrieben, ist es sicher möglich, entsprechende Ableitungen vom Fallrohr herzustellen, und bei entsprechend großen Flächen kann man auf eine Regulierung verzichten.

Und eine Nummer kleiner geht es sicher auch, wie Bufo erläutert hat. Aber auch, wer eine Zisterne hat, muss den Zufluss ja letztendlich irgendwie regulieren, falls die mal voll ist. Da gibt es bestimmt diverse manuelle oder sogar automatische Varianten, wäre lohnend, sich damit einmal näher zu beschäftigen.

Bewässerungsschläuche im Garten, wie bei einer herkömmlichen Bewässerungsanlage, sind vermutlich nur mit entspechendem Zwischenspeicher machbar, weil bei kräftigen Niederschlägen einfach zu viel Wasser in kurzer Zeit anfällt. Selbst eine Regentonne kann während eines Gewitters ja innerhalb von wenigen Minuten überlaufen...
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Hobelia
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

Hobelia » Antwort #13 am:

Vielen Dank für eure Meinungen.

thuja thujon, genauso wie in dem Artikel von der Gartenakademie beschreibt es auch Heike B. Du meinst also, dass ein 1 Zoll Schlauch viel zu dünn ist. Bei großen Wassermengen wird lt. Beschreibung ja ein Großteil in die Kanalisation geleitet.

Wenn ich neu bauen oder pflastern würde, und vor allen Dingen, wenn ich noch einige Jährchen jünger wäre, dann würde ich auch einen Tank vergraben lassen.

Quendula, ich habe an dem Vordach und am Gartenhäuschen 4 Tonnen, aber die bringen nicht viel, denn es gibt oft wochenlang keinen Nachschub.

Bufo, wie dick ist der Schlauch bei deiner Nachbarin? Ist das durchlöcherte Stück genauso dick oder gibt es Reduzierstücke?

Rieke, wir haben auch einen sehr sandigen Boden und Pfützen nach einem starken Regenguss gibt es bei uns nicht, selbst am Erker nicht, wo die Rinne ein Stück recht steil nach unten geht und am "Knick" bei Starkregen das Wasser raus schwappt. Mit welcher Schlauchstärke leitest du das Wasser in den Garten und über wie viele Meter?

Andreas, bei meinem Alter lohnt sich eine Zisterne auch nicht mehr. Da kommt es billiger, auf trockenheitsverträgliche Stauden umzustellen.

salamander, interessant, wie du das überschüssige Wasser ableitest. Wenn meine Beckmanntonnen am Gartenhäuschen voll sind, was meistens nur im Winter vorkommt, dann schöpfe ich das Zuviel an Wasser raus und verteile es an die Immergrünen oder kippe das Regenwasser in die Tonne in der Waschküche und gieße damit meine Kübelpflanzen.

Eins steht jedenfalls fest, es ist die preiswerteste Lösung, allerdings auch nur dann, wenn ich meine Halbzollschläuche verwenden kann. ::)
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Bufo
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Re: Regenwasser direkt in den Garten leiten

Bufo » Antwort #14 am:

AndreasR hat geschrieben: 25. Mär 2021, 15:09...bei kräftigen Niederschlägen einfach zu viel Wasser in kurzer Zeit anfällt.


Das ist bei Hobelias Sandboden ein Problemchen, welches sich binnen 10-15 min von selbst erledigt hat.
Beste Grüße Bufo
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