Speierling aus Samen anziehen - wie ? (Gelesen 20168 mal)

[Knusperhäuschen]

Vor einigen Wochen habe ich reife Früchte des Speierlings ganz hier in der Nähe eingesammelt. An einer alten Mühle (lauschiges Ausflugsrestaurant) stehen mehrere riesige Exemplare dieses wunderbaren Baumes, das schöne Laub und der bizarr-rustikale Stamm haben es mir angetan und aus den Früchten (ich habe mal gekostet) müsste man doch bestimmt was Leckeres machen können. Leider lagen dort zig kg davon auf der Erde, die brauchte wohl niemand....Wie säe ich? Ich habe einige Samen herausgepopelt, gewaschen und auf Zewa getrocknet. Einige Früchte liegen auch noch etwas verschrumpelt hier herum. Muss der Same erst den Verdauungstrakt von wem auch immer passieren? Stratifizieren, also im Kühlschrank, wenn, wie lange?Wie schnell wächst der Baum? Ab wann könnte er tragen? Ist er auch für rauhere Mittelgebirgslagen geeignet?edit: Ist er selbstbestäubend, oder braucht man mehrere, um zu Früchten zu kommen?

[Giaco85]

Hallo,Achtung! Nur angelesenes Wissen! Ich bin auch gerade dabei, es auszuprobieren Speierlingsamen zum Keimen zu bringen. Alan Toogood schreibt in seinem Buch Pflanzenvermehrung:"Die Samen aus den im Herbst "grün" gesammelten Früchten säen, bevor sich Keimhemmstoffe entwickeln. Andernfalls Samen zwei Monate bei 3° C stratifizieren. Meist keimen die Samen schnell; im Frühjahr einzeln verpflanzen und im folgenden Herbst ins Freiland pflanzen." Meine Samen liegen schon auf Löschpapier feucht im Küklschrank. Mal sehen was dann so passiert.GrußGiaco

[Giaco85]

Hallo,auch auf Deinen anderen Fragen kann ich nur angelesenes Wissen anbieten. Den Speierling behandelt der Andreas Zeitlhöfler in seiner Diplomarbeit über Wildobst. Du kannst es hier: http://www.garteninfos.de/wildobst/Dipl2-6.html nachlesen.GrußGiaco

[fips]

Ich habe schon erfolgreich Speierling, Sorbus domestica, zum Keimen gebracht.So wie es Giaco beschreibt, nur in einer kleinen Dose im Kühlschrank, damit die Samen nicht austrocknen. Und immer mal nachschauen, dass nichts schimmelt. Im Januar fangen sie dann schon an, zu keimen und man kann sie nach und nach in Töpfchen verpflanzen. Frost werden sie dann wohl aber nicht vertragen.Man kann die Samen aber auch in Töpfe aussäen und im Freien überwintern. Die Samen keimen dann ganz normal wie andere Kaltkeimer auch.Arbeit macht nur das auswaschen der Samen aus dem musigen Fruchtfleisch.

[andreasNB]

Mal hatte ich Glück bei der Aussaat, mal ist gar nichts gekeimt ...Selbst bei Saatgut von der gleichen Herkunft.Bei den Beschreibungen zur Aussaat kann ich mich nur anschliessen.Einzeln stehende Bäume dürften auch recht gut tragen. Kenne zumindest nur Einzelexemplare. Sämlinge brauchen zwar ihre Zeit bis sie tragen, aber wenn man nicht schon 80 Jahre alt ist, bestehen sicher gut Chancen dies zu erleben Habe selbst im letzten Jahr einen Sämling gesetzt. Veredelte Pflanzen tragen deutlich früher, allerdings werden sie nicht so alt, da sie i.d.R. auf Vogelbeere veredelt werden. Aus Platzgründen bzw. um einen früheren Ertrag zu erzielen, kann man den Speierling wohl auch wie einen Apfel (Nieder- bzw. Halbstamm) erziehen.Hier 2 Bilder eines veredelten Bäumchens. Die Veredelungsstelle befindet sich auf Höhe des oberen Querholzes vom Zaun.VGAndreas

[Knusperhäuschen]

Ich danke euch !Da ich ja einige Samen schon vor längerem ausgewaschen hab, müsste ich diese also der Kälte aussetzen. Ich werde einfach alles ausprobieren, sowohl draussen in Töpfen, als auch im Kühlschrank, und dann einfach auch nochmal drinnen in Töpfen, und das dann mit den schon ausgepulten Samen und nochmal mit denen, die noch in den schrumpeligen Früchten stecken,vielleicht hab´ ich ja mit einer der Methoden Glück.

[Damax]

Die sind kleine Ludern! Es klingt zwar komisch, aber es stimmt, wennDu Speierlinge aussäst, dann am besten in eine Erde, die Du unter ei-nem alten Birnbaum findest und dann gleich einige Samen von derBirne dazu, dann geht alles auf. Hab das auch so gemacht und eskappt. Ich säe die Dinger im Herbst in Töpfe und stelle sie kalt bismäßig frostig auf. Ende Juni dann ins Verschulbeet. Hough, ich habegesprochen + ciao damax

[Moinert]

Als Befruchter für meinen gekauften Speierling möchte ich noch zwei weitere selbst anziehen.Da es bei uns in der Region zwar Elsbeeren aber keine Speierlinge gibt, suche ich jetzt jemanden, der/die mir in diesem Herbst etwas reifes Fallobst zur Samengewinnung zukommen lassen kann.Bevor ihr mir das jetzt ausreden wollt, ich weiß, dass Speierlinge in gewissen Grenzen selbstfruchtbar sind und die fertigen Bäumchen auch nicht viel mehr kosten als ein Hochstamm, aber die Selbstanzucht macht eben mehr Spaß.Die Anleitung hier http://www.foerderkreis-speierling.de/d ... g_Buch.pdf auf Seite 115/116 klingt auch für Amateure durchführbar.

[Groundhog]

"... was Leckeres machen können..." :Schnaps !(wie Schlehe, Vogelbeere, ... "Sorbier")oder eben "Speierling": Apfelwein mit Speierlingsaft-Zusatz (vor der Gärung natürlich).Der Smiley stimmt dann: Trägt nach ca. fünf Jahren, ist auch für die rauhesten Lagen geeignet.Viel Erfolg, G.

[ivan mitschurin]

Bei mir hat Speierling Aussaat schon öfters so funktioniert: -Samen aus reifen Früchten nehmen, abwaschen.-Topf mit irgendeiner Erde aus dem Garten nehmen, Samen darin ca. 0,5 cm tief säen.-Alles gut befeuchten.-In einem Plastiksackerl, vorzugsweise durchsichtig, mehr oder wenig luftdicht verpacken.-Dann über den Winter im Garten, oder in einem kalten (inkl. Frost) Raum lagern.-Darauf vergessen!-Und im März/April mal drüberstolpern...dann sind die Pflanzerln schon über 5cm groß...Das Problem stellte sich bei mir dann mit der Weiterkultur heraus, denn die meisten Sämlinge wuchsten mehrere Wochen gut und vertrockneten dann unerklärlichweise...wenige Überlebende... ;-)Viel Glück,JPS: Gleiche Anleitung geht auch für fast alle Birnen-Arten, Quitten und verschiedene Crataegus (ausprobiert!!!)!

[Froschlöffel]

http://www.myblueplanet.ch/treemap/imag ... Generative Vermehrung. Der einhäusige Speierlingist ein typischer Insektenblütler wie vieleRosengewächse. Im Gegensatz zu den anderenSorbus-Arten sind keine Hybriden des Speierlingsmit seinen näheren Verwandten bekannt.Generativ vermehrt sich der Speierling in Mitteleuropanur schlecht. Er bildet pro Frucht 1 bis2 Samen aus. Unterdrückte Individuen fruchtenoft überhaupt nicht. Weil seine Vorkommenmeist isoliert sind, leidet er vermutlich unterInzuchtdepression: Mangels Bestäubungspartnernkommt es zur Selbstbefruchtung, die wenigervitale Nachkommen hervorbringt. Mit zunehmendemAnteil der Selbstbefruchtung desMutterbaumes schwindet die Keimfähigkeit derSamen, die Überlebensfähigkeit der Keimlingeund die Wuchskraft der Nachkommen.Samenausbreitung. Die Samen des Speierlingswerden sehr effizient verbreitet. Die grossenFrüchte locken Vögel und Tiere an. Vor allemNager, Reh, Wildschwein, Fuchs und Marderfressen die Speierlingsfrüchte und scheiden dieSamen unverdaut wieder aus. Auch der Menschhat von der Antike bis ins frühe Mittelalter starkzur Ausbreitung des Speierlings beigetragen,indem er dessen Früchte, die Spieräpfel, landwirtschaftlichproduzierte.Keimung. Die Samen des Speierlings keimennach der Überwinterung, beziehungsweise nacheiner zweimonatigen Nass/kalt-Stratifizierungim ersten Frühjahr. Die Überlebensfähigkeit derKeimlinge ist gering, weil sie nur wenig Reservestoffehaben. Ausserdem sind sie anfällig fürverschiedene Pilzkrankheiten.Vegetative Vermehrung. Verglichen mit seinennächsten Verwandten, vermehrt sich der Speierlingvegetativ nur schwach. Wurzelbrut undStockausschlag sind möglich, sie verschwindenaber wegen Lichtmangels meistens wieder. DieFähigkeit zur vegetativen Vermehrung hat abersicher zur Ausbreitung des Speierlings währendden Zeiten des Nieder- und Mittelwaldbetriebesbeigetragen. Selbst kleine Reliktvorkommenunterdrückter Individuen konnten sich so – vermutlichauch ohne Verjüngung über Samen –während Jahrhunderten halten. Die Vermehrungüber Wurzelstecklinge ist beim Speierlinggut möglich.Quellen: Brütsch und Rotach 1993, Dagenbach 1978, Klumpp et al. 1997,Kutzelnigg 1995, von Schmeling---Woanders habe ich gelesen, daß Speierlinge, die sich selbst befruchten, nur Saatgut hervorbringen, das wenige Wochen nach der Keimung eingeht. Leider finde ich den Link nicht mehr.

[Wild Obst]

Als Beispiel nutze ich hier mal nichts veredeltes, sondern einfach Speierlingssämlinge, die ich die letzten Jahre gezogen habe:

• Im Topf gesät und immer top versorgt, vereinzelt in einzelne Töpfe, regelmäßig gedüngt usw hatte ich von der Aussaat im Frühjahr bis zum Herbst 50-80 cm hohe Bäumchen.
• Die gleichen Samen, aus der selben Stratifikation im Kühlschrank direkt ins Freiland gesät wurden bis zum Herbst nur kleine, 5-15cm hohe dünne, kümmerliche Bäumchen.
• Von denen im Topf hatte ich die meisten im Herbst ausgepflanzt und sie sind im Jahr darauf gut an- und weitergewachsen, mit noch einmal rund 30 cm Zuwachs.
• Die, die ich im Topf gelassen hatte und (ich weiß nicht mehr warum) nicht gedüngt hatte und im Frühjahr (die Urlaubsvertretung) einmal zu lange nicht gegossen hatte, die sind kaum noch gewachsen und haben sich auch jetzt ein paar Jahre später (auch ausgepflanzt) immer noch nicht so richtig erholt.
• Die Direktsaaten im Freiland sind inzwischen (fast alle) größer als die, die ich erst im zweiten Herbst aus dem Topf ausgepflanzt habe.
• Die größten und wüchsigsten sind immernoch die, die ein  Halbjahr im Topf optimal durchkultiviert und dann im ersten Herbst ausgepflanzt wurden.

Das ist sehr interessant. Danke.
Das führt mich unweigerlich zu der Frage: Wie sieht die optimale Pflege aus?

1. Düngung: Wie oft und welche Menge?
2. Welches Substrat?
3. Welche Topfgröße?
4. Wann wurde gesät? Schon im Haus?
5. Wie genau wurde stratifiziert?
6. Was gibt es sonst noch zu beachten?

Die optimale Pflege ist meine wahrscheinlich auch nicht gewesen. An der LWG in Veitshöchheim hatte ich mal 1 jährige Sämlinge mit über 1,20 m Höhe und fast 2 cm Wurzelhalsdicke gekauft, die haben das dort besser drauf als ich.

Ich antworte mal hier in deine detaillierte Fragenliste direkt rein:

1. Düngung: Wie oft und welche Menge? --> Ich hatte drei drei mal gedüngt: einmal zwei Wochen nach dem vereinzeln (so etwa Anfang Mai), dann noch einmal Ende Juni und noch einmel Ende Juli/Anfang August. Die Menge waren jewils nicht wirklich groß, jeweils so etwa 2-4 Kügelchen Blaukorn
2. Welches Substrat? --> Eine ungefähre Mischung aus Blumenerde, meinem Lehmboden und etwas Perlit, ungefähr 2:3:1 oder 2:2:1
3. Welche Topfgröße? --> Verschiedene, 0,5-1,5 l größer war besser, stärkerer Wuchs
4. Wann wurde gesät? Schon im Haus? --> Das weiß ich gerade nicht mehr genau, aber ich meine mich zu erinnern, dass es im März/April war. Ich habe direkt nach draußen gesät, in Töpfe auf dem Balkon
5. Wie genau wurde stratifiziert? --> In Sand im Kühlschrank, so ab November/Dezember.
6. Was gibt es sonst noch zu beachten?

Hier habe ich noch mehr dazu geschrieben:

Was ich noch anmerken würde:
Die Samen keimen nach/während der Stratifikation unregelmäßig. Manche keimen schon während der Stratifikation, deswegen regelmäßig kontrollieren und bei Keimung gleich aussäen. Die Keimwurzel kann in etwa einer Woche bis zu 5 cm lang werden. Bei manchen Bäumen hatte ich auch die Erfahrung gemacht, dass die Samen erst NACH der Stratifikation unter wärmeren Temperaturen keimen. Wenn also nach 4 Monaten nichts keimt, einfach alle Samen aussäen bzw. warm stellen.
Junge Sämlinge sind empfindlich gegen Pilzkrankheiten (Umfallkrankheit, Mehltau u.ä.), da habe ich die Erfahrung gemacht, dass man Speierlinge nicht drinnen oder (zu) geschützt halten sollte. Man kann die durchaus draußen aussäen und Spätfröste machen nichts aus. Nicht hätscheln!
Außerdem hatte ich die Erfahrung gemacht, dass die Keimquoten sehr unterschiedlich sein können. Je nach Mutterbaum hatte ich schon alles von 0  bis >90% Keimquote. Generell keimen Samen von Bäumen, die mehrere Samen je Frucht haben (besser befruchtet sind), meiner Erfahrung nach besser, aber es ist keine Garantie.

[JörgHSK]

wer es etwas professioneller machen möchte behandelt das Saatgut mit einer Gibbelerinsäure-Lösung. Klappt zumindestens ganz gut bei schwer keimfähigen Staudensamen. Damit kann man die Keimhemmung aufheben, innerhalb von 12 Stunden.

[Tomesen]

Keimen war bei meinen Speierlingen eigentlich nie ein Problem, aber für Verbiss sind sie wohl besonders anfällig. Oberirdisch wie unterirdisch, die Wühlmaus hat den zweijährigen Sämling wirklich vollständig verzehrt. War aber ihre letzte Mahlzeit, die ist mir schon in die Falle gegangen.

[thuja thujon]

wer es etwas professioneller machen möchte behandelt das Saatgut mit einer Gibbelerinsäure-Lösung. Klappt zumindestens ganz gut bei schwer keimfähigen Staudensamen. Damit kann man die Keimhemmung aufheben, innerhalb von 12 Stunden.

Welche Konzentration? Einfach einweichen in der Lösung?