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Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel (Gelesen 4860 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Berat
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Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

Berat »

Ich wüsste gerne mehr über die Eigenschaften von verschiedenen Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel. Informationen dazu scheinen rar zu sein. Meist werden nur verwendete Sorten genannt, ohne Beschreibung ihrer besonderen Eigenschaften; zu Unverträglichkeiten sehr wenig. Ich liste mal auf, was ich bei einer ersten Suche für den deutschsprachigen Raum gefunden habe (in der Häufigkeit der Nennungen).

Sämlingsunterlagen:
- Bittenfelder (selbstfertil und dadurch sehr homogen)
- Grahams
- Antonowka (besonders frosthart)
- Jakob Fischer

Stammbildner:
- Maunzen (sehr frosthart)
- Jakob Fischer
- Schneider
- Grahams
- Hibernal
- Transparent von Croncels (unverträglich mit Cox Orange und Sternrenette)
- Roter Eiser
- Boskoop
- Aargauer Jubiläum
- Double Zoete Agt
- Bohnapfel
- Landsberger Renette

In den Baumschulen trifft man fast nur Bittenfelder oder Bittenfelder + Maunzen an. Bei letzterer Kombination frage ich mich zum Beispiel, ob man ein vergleichbares Ergebnis nicht auch mit einer Kopfveredelung auf Antonowka erhält. Gibt es biologische Gründe für diese Situation oder ist das eher einer Machbarkeitslogik geschuldet? Etwa so, der leicht erhältliche und homogene Bittenfelder generell als Unterlage und bei besonderer Frosthärte Maunzen als (universell verträglicher?) Stammbildner: da lässt sich dann drauf veredeln, was man mag; alles andere wird unnötig aufwendig. (Mit diversen schwach- und mittelstarkwachsenden Unterlagen gibt es noch genügend Wirrwarr.)

Zum privaten Verlustieren wäre das jedoch kein Faktor und man könnte herumprobieren mit dem Ziel besonders robuster Bäume. Andererseits sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sämlingsunterlagen und Stammbildnern vielleicht von Haus so gering und entsprechend ihr Einfluss auf den veredelten Baum, dass aussagekräftige Ergebnisse sowieso kaum erzielbar wären.

Was meint und wisst ihr dazu? Habt ihr Erfahrungen?

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Berat
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Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

Berat » Antwort #1 am:

Noch zwei interessante (wenn auch ältere) Studien nachgetragen:

Die Zwischenveredlung, eine vorbeugende Maßnahme gegen die "Kragenfäule" des Apfels (1968):
https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00038504/1968-007.pdf

"Seit mehreren Jahren wurden Infektionsversuche durchgeführt, um widerstandsfähige Apfelsorten gegen Ph. cactorum zu finden, die unter deutschen Verhältnissen als Zwischenveredlung zu verwenden sind. Insgesamt wurden 10 Edelsorten sowie 30 Stammbildner auf M IX mit der Edelsorte 'Cox Orange' geprüft. Maunzenapfel und M VII zeigten sich am widerstandsfähigsten. 'Danziger Kant', 'Antonowka 1 1/2pfündig' und 'Boskoop' sowie MM 104 waren ebenfalls widerstandsfähig; 'Lobo' muß noch weiter überprüft werden. Die übrigen Zwischenveredlungen verhielten sich intermediär oder waren anfällig."

Untersuchungen über die Stammnarbung, Spy-Epinas und Chlorotische Blattfleckung des Apfels (1967):
https://www.jstor.org/stable/43233457?refreqid=excelsior%3A72100964c93c66468ce982058a9a6a7e

"Von 19 Apfelsorten wurden 122 Reiserschnittbäume, in denen Apfelmosaik, Gummiholzkrankheit, Flachästigkeit und Viröse Triebsucht nicht nachweisbar waren, auf Stammnarbung, Spy-Epinastie und Chlorotische Blattfleckung getestet. Nur in einem Baum (Maunzen) konnten die Virosen nicht festgestellt werden, zwei weitere (Schneiders und Maunzen) waren nur mit Stammnarbung befallen; alle anderen erwiesen sich als infiziert mit Chlorotischer Blattfleckung + Stammnarbung (3) oder Chlorotischer Blattfleckung + Spy-Epinastie (6) oder mit allen drei Virosen (110)."

In beiden Studien das gleiche Bild: Maunzen wird zwar auch befallen, aber weniger und teilweise signifikant weniger als andere Apfelsorten, darunter auch Stammbildner wie Hibernal, Schneider oder Jakob Fischer.
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mff
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Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

mff » Antwort #2 am:

Für meinen Teil verwende ich Grahams zur Sämlingsaufzucht, einfach weil ich die Sorte/Kerne greifbar habe. In einem älteren Beitrag (aus "Der Züchter") konnte ich dazu keine Nachteile was die Widerstandsfähigkeit gegenüber anderen Sämlingen angeht herauslesen. Die Praxis bestätigt das soweit. Auch wenn ich hier noch keine selbst gezogenen Altbäume vorweisen kann. Bei Trenkle wird Grahams zusammen mit Bittenfelder als homogene Sorte für Sämlinge aufgeführt.

Trenkle nennt als frostharte Stammbildner für Apfel:
1. Maunzen
2. Jakob Fischer (Schöner aus dem Oberland)
3. Wettringer (Taubenapfel aus St. Louis)
4. Croncels
5. Kitzinger (Taubenapfel)
6. Pfaffenhofer (Schmelzling)

und für Birnen:
1. Bartholomäusbirne (Wels)
2. Oberösterreichische Weinbirne
3. Rotpichelbirne
4. Augustbirne
5. Gellert

Weiterhin schreibt er aber nur zur Ertragsunterschieden, Frosthärte usw.
Konkrete Angaben zu Unverträglichkeiten mit bestimmten Stammbildnern - Edelsortenkombinationen finde ich nicht.

Gruß mff
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JörgHSK
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Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

JörgHSK » Antwort #3 am:

Sämlinge vom Bittenfelder fallen sehr unterschiedlich aus, keineswegs einheitlich, da muss sortiert werden.

Bei den Stammbildnern sind doch nur noch sehr wenige im Umlauf, wie Hibernal, Maunzen, Jakob Fischer, die anderen sind noch nur in der Vergangenheit benutzt worden. Es soll ja früher über 40 verschiedene Stammbildner gegeben haben, man sieht ja heute noch ab und zu bei absterbenden Altbäumen die Stammbildner durchwachsen.
Talkrabb
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Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

Talkrabb » Antwort #4 am:

Wer glaubt, dass die Bittenfeldersämlinge, die die Unterlagenbaumschulen verwenden einheitlich sind, unterliegt einem Irrtum. Es handelt sich zwar um Samen aus Äpfeln der Sorte Bittenfelder, diese können jedoch auch fremdbefruchtet sein/ sind fremdbefruchtet. Diese Sorte vererbt ihre Wuchseigenschaften (wie Grahams ebenfalls) sehr einheitlich, die Sämlinge spalten jedoch in ihren Eigenschaften trotzdem auf. Letztlich könnte man auch Sämlinge anderer Sorten verwenden, sofern man diese einer starken Selektion (Blattgesundheit, Wuchsstärke) unterwirft. D.h. man sät Apfelsamen aus und behält am Ende des Folgejahres nur die Sämlinge, die gesundes Laub gezeigt haben und den stärksten Wuchs gezeigt haben. So empfahl das auch Helmut Palmer. Das funktioniert ;-)

Als Stammbildner wurde bei uns (mittlerer Neckarraum) traditionell der Jakob Fischer verwendet. Auf vielen Obstwiesen hier stehen noch alte Jakob Fischer Bäume die umveredelt werden sollten, da die Baumwarte aber im krieg oder Gefangenschaft waren hat man das nicht getan bzw. gab es Wichtigeres zu tun, weshalb die nie umveredelt wurden. Ich habe bisher ebenfalls gute Erfahrungen mit Jakob Fischer als Stammbildner gemacht. Cydorian hat in einem anderen Thread davon abgeraten. Eine weitere wüchsige und gute Sorte als Stammbilnder ist der Sonnenwirtsapfel (Regionalsorte). Den nehme ich testweise dieses Jahr als Stammbildner. Der Schneiderapfel geht auch sehr gut.

Abraten würde ich von der Landsberger Renette die ist aus meiner Sicht nicht wuchsstark genug und je nach Standort anfällig für Krebs. Mein Baum hat auch massiven Rindenbrandbefall, das ist jedoch eine Einzelbetrachtung und nicht repräsentativ. Die anderen Sorten habe ich nicht.

Eine Kopfveredelung auf eine hochgezogene Unterlage (ob Bittenfelder oder Antonowka, halte ich für nebensächlich) ist ebenfalls möglich. Drehwüchsigkeit (mag ich nicht für Stammbildner) ist allerdings genetisch beeinflusst und wird oft erst ab dem 10. Standjahr oder so sichtbar. Wenn man das nicht möchte wäre die Variante mit einem Stammbildner "sicherer".

Nachtrag: Von einem alten Baumwart erhielt ich den Tipp die Sorten Roter Ziegler (Trockenlagen) oder Harberts Renette (im Tal) als Stammbildner zu verwenden. Selbst jedoch noch nicht getestet. Unter anderem auch deshalb weil der Rote Ziegler als krebsanfällig beschrieben wird.
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cydorian
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Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

cydorian » Antwort #5 am:

J hat geschrieben: 14. Feb 2022, 08:46
Bei den Stammbildnern sind doch nur noch sehr wenige im Umlauf, wie Hibernal, Maunzen, Jakob Fischer, die anderen sind noch nur in der Vergangenheit benutzt worden.
[/quote]

Am häufigsten sind Maunzen. Ich kenne noch Baumschulen, die ihn als Stammbildner nehmen und habe selber drei solche Bäume, (noch?) rindenbrandfrei. Die Sorte selbst ist übrigens ein sehr guter Saft- und Mostapfel und auch als Baum gesund mit schönem Wuchs. Kein Tafelobst. Hatte davon mal drei Bäume.

[quote]Es handelt sich zwar um Samen aus Äpfeln der Sorte Bittenfelder, diese können jedoch auch fremdbefruchtet sein/ sind fremdbefruchtet.


Die Samen stammen aus Äpfeln von Bittenfelder-Hainen, deren Bäume die erwünschten Eigenschaften haben. Bittenfelder hat die bei Äpfeln seltene Eigenschaft, gut selbstfruchtbar zu sein, zudem sind die Haine aus genetisch leicht differierenden Bäumen, da selbst aus Samen gezogen. Erwiesen ist, dass ein guter Prozentsatz der entstehenden Samenbäume Eigenkreuzungen sind, der steigt noch durch die genannte Selektion der Unterlagenbäumchen. Das schliesst nicht Kreuzungen mit anderen Sorten aus, Sicherheit gibt es hier nicht.
Ist ein seit langer Zeit ganz gut beherrschtes und eingefahrenes Verfahren.
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Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

Talkrabb » Antwort #6 am:

cydorian hat geschrieben: 14. Feb 2022, 10:17
[...]

Der Maunzen bringt meiner Beobachtung nach einen sehr guten Saftertrag, er taugt aber als Aromaträger meiner Ansicht nach nicht so viel wie Bohnapfel oder Bittenfelder.

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Es handelt sich zwar um Samen aus Äpfeln der Sorte Bittenfelder, diese können jedoch auch fremdbefruchtet sein/ sind fremdbefruchtet.


Die Samen stammen aus Äpfeln von Bittenfelder-Hainen, deren Bäume die erwünschten Eigenschaften haben. Bittenfelder hat die bei Äpfeln seltene Eigenschaft, gut selbstfruchtbar zu sein, zudem sind die Haine aus genetisch leicht differierenden Bäumen, da selbst aus Samen gezogen. Erwiesen ist, dass ein guter Prozentsatz der entstehenden Samenbäume Eigenkreuzungen sind, der steigt noch durch die genannte Selektion der Unterlagenbäumchen. Das schliesst nicht Kreuzungen mit anderen Sorten aus, Sicherheit gibt es hier nicht.
Ist ein seit langer Zeit ganz gut beherrschtes und eingefahrenes Verfahren.


Das stimmt leider nicht. Es handelt sich (zumindest bei dem Saatgut, das in Dtld. rumschwirrt) um Samen die aus Trester von sortenreinem Bittenfeldersaft gewonnen werden. Die Äpfel stammen nicht aus speziell dafür aufgepflanzten Bittenfelderhainen sondern aus dem Streuobst. Wenngleich die dichte an Bittenfelderbäumen in diesem Gebiet sehr hoch ist. Die Selbstfruchtbarkeit beim Bittenfelder wurde schon lange vermutet und ich gehe auch davon aus, dass er selbstfruchtbar ist und das mit ein Grund ist, warum er so gleichfallende Sämlinge produziert.
meiby

Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

meiby » Antwort #7 am:

Für mich spielt es keine Rolle, ob da noch eine andere Elernsorte mitbeteiligt ist. Hauptsache die Unterlage ist gesund.
In der Baumschule ist gleichmäßiges Unterlagenmaterial vorallem arbeitserleichternd.
meiby

Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

meiby » Antwort #8 am:

G. Friedrich empfiehlt Hibernal für Viertelstamm wegen seiner Frosthärte und dem günstigen Einfluss auf das Ertragsverhalten, Jakob Fischer für Hochstamm in klimagünstigen Gegenden.

https://link.springer.com/article/10.1007/BF00710510

Im Obstmuttergarten Rheinland ORG Bonn sind Maunzenapfel, Jakob Fischer, Schneiderapfel, Hibernal, Double Zoete Agt explizit als Stammbildner aufgeführt und zertifiziert erhältlich.
Ich würde auf virusfreies Material bei der Zwischenveredlung achten






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cydorian
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Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

cydorian » Antwort #9 am:

Talkrabb hat geschrieben: 14. Feb 2022, 11:15
Die Selbstfruchtbarkeit beim Bittenfelder wurde schon lange vermutet


Das wurde schon in der 1949 - Ausgabe von Krüssmanns "Die Baumschule" als Tatsache beschrieben. Er blüht übrigens auch spät, nur ein paar andere Sorten kommen bei Fremdbefruchtung überhaupt in Frage.

Kann sein, das heute im Zuge des allgemeinen Niedergangs von Qualität zugunsten eines vermeintlichen "billiger" auch "Bittenfeldersamen" per Alibaba Express aus China kommen, aber im Neckarraum gab es zumindest von ein paar Jahren noch reine Bittenfelder-Anlagen, die für Saft (als Beimischung für säurearme nicht vermarktbare Tafelobstsorten), aber als Zweitnutzen auch zur Saatgutgewinnung genutzt wurden. Eine spezielle Technik dabei war, auf starkwachsenden Unterlagen mit schwachen Zwischenveredelungen früh fruchtende Bäume zu bekommen. Die Anlage wird eher extensiv geführt, Äpfel werden mit Auflesemaschinen gesammelt. Es gibt noch eine andere gute neuere Technik, führt aber hier zu weit.
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Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

Talkrabb » Antwort #10 am:

cydorian hat geschrieben: 14. Feb 2022, 12:18
Talkrabb hat geschrieben: 14. Feb 2022, 11:15
Die Selbstfruchtbarkeit beim Bittenfelder wurde schon lange vermutet

[...]
Kann sein, das heute im Zuge des allgemeinen Niedergangs von Qualität zugunsten eines vermeintlichen "billiger" auch "Bittenfeldersamen" per Alibaba Express aus China kommen, [...]


Puh, zum Glück nicht :-) Die Samen kommen aus dem Umfeld der Ortschaft WN-Bittenfeld im Remstal. Und da gab/gibt es die von dir beschriebenen Mostobstanlagen. Es dürfen jedoch auch Äpfel der Bittenfelder angeliefert werden die aus dem Streuobst stammen. Die Mosterei presst an einzelnen tagen sortenreinen Bittenfelder Saft und gewinnt dann aus dem Trester das Saatgut, welches von einer anderen Firma aufbereitet und vermarktet wird.
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Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

Talkrabb » Antwort #11 am:

Weitere Stammbildner die in BW im Streuobst auftauchen sind die "bittersüßen" Äpfel: Généreuse de Vitry, Pomme d'Or, Roter Fresquin

Es handelt sich um französische (Normandie) Cidre-Sorten. Die Bäume, die im Streuobst vorkommen sind häufig relativ alt, aber trotzdem ziemlich gesund. Scheinen mit dem geänderten Klima ganz gut zurecht zu kommen.
meiby

Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

meiby » Antwort #12 am:

Talkrabb hat geschrieben: 15. Feb 2022, 09:32
Weitere Stammbildner die in BW im Streuobst auftauchen sind die "bittersüßen" Äpfel: Généreuse de Vitry, Pomme d'Or, Roter Fresquin

Es handelt sich um französische (Normandie) Cidre-Sorten. Die Bäume, die im Streuobst vorkommen sind häufig relativ alt, aber trotzdem ziemlich gesund. Scheinen mit dem geänderten Klima ganz gut zurecht zu kommen.


https://www.naturcidre.de/pomologie/

Roter Ziegler, Sonnenwirtsapfel, Hilde wurden ebenfalls sls Stammbildner verwendet

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cydorian
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Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

cydorian » Antwort #13 am:

Altbäume sind Dank borkiger Rinde ohnehin weniger anfällig auf die heutige Pest, den Rindenbrand. Meine Jungbäume verschiedener Sorten Nord- und Westfrankreichs waren da kein bisschen besser wie der sonstige Durchschnitt, sondern haben eine teils katastrophale Anfälligkeit auf Rindenbrand gezeigt. Vorsicht also mit Vermutungen über Eigenschaften von Stammbildnern aufgrund Herkunft.

Wegen der Rindenbrandproblematik könnte es zu einer kleinen Renaissance von Stammbildnern kommen. Wäre aber unbedingt zu raten, ausschliesslich erwiesen rindenbrandfeste Sorten dafür zu nehmen. Bittenfelder ist übrigens anfällig und deshalb nur als Unterlage tauglich.
meiby

Re: Sämlingsunterlagen und Stammbildner beim Apfel

meiby » Antwort #14 am:

Berat hat geschrieben: 13. Feb 2022, 19:47
In den Baumschulen trifft man fast nur Bittenfelder oder Bittenfelder + Maunzen an. Bei letzterer Kombination frage ich mich zum Beispiel, ob man ein vergleichbares Ergebnis nicht auch mit einer Kopfveredelung auf Antonowka erhält. Gibt es biologische Gründe für diese Situation oder ist das eher einer Machbarkeitslogik geschuldet? Etwa so, der leicht erhältliche und homogene Bittenfelder generell als Unterlage und bei besonderer Frosthärte Maunzen als (universell verträglicher?) Stammbildner: da lässt sich dann drauf veredeln, was man mag; alles andere wird unnötig aufwendig. (Mit diversen schwach- und mittelstarkwachsenden Unterlagen gibt es noch genügend Wirrwarr.)


Maunzenapfel als Zwischenveredlung hat sich bei Kragenfäule als besonders widerstandsfähig - resilient sagt man wohl heute - erwiesen.

https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00038504/1968-007.pdf

Die Widerstandsfähigkeit gegen die neu auftretenden Krankheiten wie Rindenbrand wird sich noch zeigen müssen. Das Grundproblem, warum bisher harmlose Bakterien und Pilze pathogen werden, liegt aber in der Klimaveränderung und Erderwärmung. Da kommt noch einiges auf uns zu. Und die eingeschleppten Schadereger breiten sich ebenfalls weiter aus.
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