News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

Obstbaumveredler-Adepten-Fragen (Gelesen 426076 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

Antworten
ringelnatz
Beiträge: 2432
Registriert: 29. Okt 2019, 12:23
Kontaktdaten:

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

ringelnatz » Antwort #1965 am:

ringelnatz hat geschrieben: 2. Jan 2022, 11:06
Ich habe Fragen/Gedanken zur (Winter-) Veredelung von Steinobst, insbesondere im Zusammenhang mit dem "Umveredeln" eines existierenden Baums.

Zum Zeitpunkt der Veredelung:
Klar ist: Steinobst-Reiser sollten früh geschnitten werden..
ich lese hier auch immer wieder (@Starking007), dass man Steinobst durchaus schon im Januar veredeln sollte - warum sollten die besser kommen als Ende Februar/Anfang März? Reiserqualität, Vermeiden von Überlagerung? Ist denn das gepfropfte Reis vor dem Austrieb nicht in einem ähnlichen Zustand, bzw. "überlagert"/trocknet das nicht auch am Baum?

Ich habe noch einen Zwetschgenbaum, ähnliche Situation wie oben im Thread beschrieben. Meine Idee dieses Mal:
- etwas früher veredeln, in Abhängigkeit vom Wetter tatsächlich schon Ende Januar (?)
- wieder in den Spalt, es geht einfach nicht anders, der Baum ist schon zu groß
- Reiser mit Parafilm umwickelt pfropfen, damit austrocknen möglichst minimiert wird.


Mal ein kleiner Zwischenbericht:

Süßkirsche, kleinerer Baum 4 Sorten drauf veredelt, Monatswechsel Januar/Februar, vorrangig Kopulation und Anplatten:
hervorragende Anwachsquote, bereits mit dem Austrieb der Unterlage treiben fast alle Edelreise. Diejenigen die mit Parafilm umwickelt wurden, treiben am besten, bei den anderen beginnen jetzt erst die Knospen zu schwellen

Zwetschge, etwas größerer Baum, 5-6 Sorten drauf veredelt, Ende Februar, Reiser zum Teil schon leicht angetrieben, größtenteils Anplatten und Spaltpropfen, vereinzelt Kopulation:
mit deutlicher Verzögerung im Vergleich zur Kirsche beginnen einzelne Reise auszutreiben, und zwar vorrangig die kopulierten und in Parafilm gewickelten. Mehrere Reise sehen total vertrocknet aus. Ich hege noch die Hoffnung, dass manche einfach erst später kommen werden, sonst muss ich nächstes Jahr nochmal nachlegen und auf die dann getriebenen Wasserschosser kopulieren.

Mein Fazit (was größtenteils die vorhandenen Theorien bestätigt):
- Es macht tatsächlich viel Sinn, Steinobst schon sehr sehr früh zu veredeln, auch draußen! Ende Januar scheint ein guter Zeitpunkt. Dabei geht es glaube ich nicht nur um die Reiserqualität, sondern (in meiner Vorstellung) auch um die Ermöglichung von Anwachsprozessen auf zellulärer Ebene und damit einer früheren Versorgung des Reises durch die Unterlage.
- Kopulation funktioniert besser als Anplatten
- Man sollte unbedingt einen Verdunstungsschutz i. S. von eingewickelten Reisen verwenden!

Weitere Gedanken:
eigentlich sollte auch bei Kernobst nichts gegen einen frühen Kopulationszeitpunkt sprechen..?
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 20775
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

thuja thujon » Antwort #1966 am:

Ich scheue das einwickeln. Für 2-3 wertvolle Reiser ja ok, aber bei 20 dauert das ja ewig.

Bei mir war die Anwachsquote gar nicht mal schlecht. Pfropfen mache ich nicht gerne, kann das nicht vernünftig. Für einen anderen Garten habe ich 20 Sorten auf M9 gepfropft, davon sind scheinbar alle 20 angewachsen. Ich hoffe sie ziehen auch durch und bleiben nicht stehen. Mal gucken die nächsten Wochen.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
ringelnatz
Beiträge: 2432
Registriert: 29. Okt 2019, 12:23
Kontaktdaten:

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

ringelnatz » Antwort #1967 am:

thuja hat geschrieben: 24. Apr 2022, 11:17
Ich scheue das einwickeln. Für 2-3 wertvolle Reiser ja ok, aber bei 20 dauert das ja ewig.


jup. deswegen habe ich es auch nicht bei allen gemacht. Aber das der Unterschied so gewaltig ist, hat mich doch überrascht. Nur: wenn es ohne Einwickeln geht, klar, dann kann man es sich wohl sparen.
Benutzeravatar
Ayamo
Beiträge: 1160
Registriert: 6. Jan 2007, 15:52

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Ayamo » Antwort #1968 am:

Wenn man Lacbalsam oder Wachs da hat, kann man ja flink die Reiser einstreichen.
Im schlechtesten Raum/ pflanz einen Baum/ und pflege sein!/ er bringt dir's ein. (J. L. Christ)                    (Stimmt das wirklich?)
Benutzeravatar
Ayamo
Beiträge: 1160
Registriert: 6. Jan 2007, 15:52

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Ayamo » Antwort #1969 am:

Rib hat geschrieben: 3. Apr 2022, 10:04
Ich habe es nicht wirklich versucht. Aber wir haben bei johannisbeere die selben Probleme wie bei Hasel. Sie treiben unheimlich früh im Jahr, Dann wird das nichts, wenn enn man keine Edelreiser im Winter geschnitten hat.


Ich habe Anfang Februar eine Johannisbeersorte auf Goldjohannisbeere veredelt (Kopulation).
Die ist immer noch nicht ausgetrieben, aber es gibt etwas Grün an den Knospen.
Im schlechtesten Raum/ pflanz einen Baum/ und pflege sein!/ er bringt dir's ein. (J. L. Christ)                    (Stimmt das wirklich?)
Wild Obst
Beiträge: 3043
Registriert: 25. Aug 2014, 19:35
Region: Heckengäu am Schwarzwaldrand
Höhe über NHN: rund 570m
Bodenart: (toniger) Schluff, Pararendzina? Muschelkalk
Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C
Kontaktdaten:

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Wild Obst » Antwort #1970 am:

ringelnatz hat geschrieben: 24. Apr 2022, 20:00
thuja hat geschrieben: 24. Apr 2022, 11:17
Ich scheue das einwickeln. Für 2-3 wertvolle Reiser ja ok, aber bei 20 dauert das ja ewig.


jup. deswegen habe ich es auch nicht bei allen gemacht. Aber das der Unterschied so gewaltig ist, hat mich doch überrascht. Nur: wenn es ohne Einwickeln geht, klar, dann kann man es sich wohl sparen.

Ja, es dauert lange. aber für 20 Reiser kann man das noch mal machen, wenn es die Erfolgsquote, gerade bei Steinobst, doch so erhöht. Ich mache ja auch nicht hunderte Veredlungen und ich kann leider auch nicht immer den perfekten Veredlungszeitpunkt wählen. Es ist für mich eben ein Hobby und berufliche oder familiäre Randbedingen lassen nicht immer alles zu, was sonst den Veredlungserfolg steigern würde.
Wild Obst
Beiträge: 3043
Registriert: 25. Aug 2014, 19:35
Region: Heckengäu am Schwarzwaldrand
Höhe über NHN: rund 570m
Bodenart: (toniger) Schluff, Pararendzina? Muschelkalk
Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C
Kontaktdaten:

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Wild Obst » Antwort #1971 am:

Haselnuss habe ich dieses Jahr auch wieder ausprobiert. Mal sehen, wie gut es funktioniert.
Benutzeravatar
Inachis
Beiträge: 1256
Registriert: 21. Apr 2021, 21:09

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Inachis » Antwort #1972 am:

So, jetzt bin ich auch am Start. Habe an unseren vielen wilden Kirschpflaumen geübt, mit Reisern von Mirabellen, Renekloden und schönen Prunus Hybriden (Danke!). Außerdem habe ich noch meine beiden letztes Jahr als Experiment getopften Wildbirnen Wurzelausläufer umveredelt, mit Vereinsdechant Birne.

Bisher habe ich Kopulation und Rindenpropfen geübt. Kopulation fand ich wider Erwarten viel schwieriger. Das Propfen hat wirklich sehr gut geklappt (danke für die Empfehlung).

Die meisten Reiser habe ich mit Parafilm eingewickelt, besonders die angetriebenen oder die dünneren.

Wie lang bzw. mit wie vielen Knospen macht ihr die Edelreiser? Und schneidet ihr immer auch oben am Reiser noch einmal frisch?

P.s. Damit ich den Rindenlöser am Okuliermesser einsetzen kann, müsste ich doch das Klappmesser feststellen können, oder mache ich was falsch?
ThomasP
Beiträge: 23
Registriert: 16. Jan 2020, 10:52

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

ThomasP » Antwort #1973 am:

Ohne jetzt Produktwerbung machen zu wollen: Es gibt auch Sprühwachs aus der Dose, damit spart man sich das zeitraubende und fummelige Einwickeln.

Gruß
ThomasP
Benutzeravatar
Starking007
Beiträge: 11438
Registriert: 24. Jan 2005, 19:10
Wohnort: 92237
Region: Mittelgebirge
Höhe über NHN: 440
Bodenart: steinig-lehm

Im Nordosten Bayerns - kalt und Kalk.

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Starking007 » Antwort #1974 am:

Ich binde und wickle mit Haushaltsfolie.
Gruß Arthur
Benutzeravatar
Inachis
Beiträge: 1256
Registriert: 21. Apr 2021, 21:09

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Inachis » Antwort #1975 am:

Mit Frischhaltefolie? Zersetzt die sich von alleine oder muss man da irgendwann wieder auspacken?
Benutzeravatar
Starking007
Beiträge: 11438
Registriert: 24. Jan 2005, 19:10
Wohnort: 92237
Region: Mittelgebirge
Höhe über NHN: 440
Bodenart: steinig-lehm

Im Nordosten Bayerns - kalt und Kalk.

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Starking007 » Antwort #1976 am:

Muss man wieder auspacken,
man braucht halt ausser dem Messer sonst nichts.
Gruß Arthur
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 20775
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

thuja thujon » Antwort #1977 am:

... und mit Parafilm kann man sich auch nicht sicher sein das es sich zum richtigen Zeitpunkt zerbröselt.
Sprühwachs, ja hätte was. Und noch ein Produkt was man kaufen muss und noch ein Arbeitsschritt mehr und nochmal Prioritäten setzen oder auch nicht.
Ich habs gerne mit so wenig wie möglich und bin deshalb beim Zeitpunkt eher flexibel als beim Material. Bin eben eher der Stirnlampengärtner.
Inachis hat geschrieben: 25. Apr 2022, 15:54P.s. Damit ich den Rindenlöser am Okuliermesser einsetzen kann, müsste ich doch das Klappmesser feststellen können, oder mache ich was falsch?
Gute Frage, ich fasse dazu das Messer kurz, also an der Klinge. Ist aber auch sehr klapprig weil schon über 60 Jahre alt, da könnte ich mal die Nieten nachschlagen aber auch dann, mit Schnittschutzhandschuh ist bei der Arbeit ja auch nix zu machen, also kurz fassen und rumfummeln.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Wild Obst
Beiträge: 3043
Registriert: 25. Aug 2014, 19:35
Region: Heckengäu am Schwarzwaldrand
Höhe über NHN: rund 570m
Bodenart: (toniger) Schluff, Pararendzina? Muschelkalk
Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C
Kontaktdaten:

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Wild Obst » Antwort #1978 am:

Inachis hat geschrieben: 25. Apr 2022, 15:54
P.s. Damit ich den Rindenlöser am Okuliermesser einsetzen kann, müsste ich doch das Klappmesser feststellen können, oder mache ich was falsch?


Ich benutze den Rindenlöser an meinem Messer eigentlich gar nicht. Beim Rindenpfropfen löse ich die Rinde gleich mit der Messerklinge, die direkt nach dem Einschneiden der Rinde ja noch darin steckt. Wenn die Rinde gut löst, dann reicht es vollkommen aus, das Messer mit einer sanften Drehung des Handgelenks um 10° oder so zu drehen, um die Rinde zu lösen. Alles ganz ohne wirklichen Druck oder Gewalt. Das geht auch deutlich schneller, als umzugreifen und den Rindenlöser einzusetzen. Den Rindenlöser nehme ich nur für Okulationen oder wenn die Rinde (und die Veredlungsstelle) eigentlich schon zu dick ist.
Wild Obst
Beiträge: 3043
Registriert: 25. Aug 2014, 19:35
Region: Heckengäu am Schwarzwaldrand
Höhe über NHN: rund 570m
Bodenart: (toniger) Schluff, Pararendzina? Muschelkalk
Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C
Kontaktdaten:

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Wild Obst » Antwort #1979 am:

Parafilm zerbröselt bei mir auch nicht, aber der frische Austrieb wächst einfach durch. Insofern passt es mir eigentlich recht gut und ist unproblematisch. Und wenn man es fertig zugeschnitten hat, braucht man auch nicht viel länger, als wenn man das Reiserende und die Veredlungstelle mit Wachs oder "Wundverschlusszeugs" verschmiert.
Der Vorteil gegenüber Lac Balsam und ähnlichem "Wundverschlusszeugs" (wenn, dann verwende ich inzwischen das, andere ähnliche Produkte fand ich noch schlechter und warm zu verarbeitendes Veredlungswachs lohnt nicht für eine handvoll Veredlungen bzw. kaltstreichbares ist eine elende Sauerei und versaut einem Kleider und Werkzeug, da kann ich viele Reiser in Parafilm wikeln, bis ich so viel Zeit brauche wie zum Aufräumen und Putzen der Katwachssauereien...) ist, dass Parafilm unempfindlich gegenüber feuchtem und/oder kaltem Wetter nach der Veredlung ist. Bis es ausgehärtet ist, ist Lac Balsam wasserlöslich und Regen nach dem Veredeln würde alles einfach abwaschen. Wenn es kalt ist, wie oft, wenn man früh im Jahr veredelt, dauert es Stunden, bis Lac Balsam richtig abgebunden ist, bei 15°C nur Minuten. Aber wenn es friert oder regnet, bevor das passiert ist, dann ist eventuell die Veredlung dahin, mit parafilm passiert das nicht.
Antworten