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Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland? (Gelesen 8927 mal)

Bäume und Sträucher, Duftgehölze, Blütengehölze, Blattschmuckgehölze, Wildobst, Koniferen, Moorbeetpflanzen

Moderator: AndreasR

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bristlecone

Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

bristlecone »

Zur Begrünung eines Straßenkreisels hat die Stadt hier drei ca. 4 m Olivenbäume gepflanzt.Die Pflanzen stehen nicht geschützt, sondern auf völlig freier Flur außerhalb des Ortes, sollen allerdings bei großer Kälte einen Schutz (so eine Art Folienhaus) erhalten.Ich halte das für aussichtlos.Nicht mal im Botanischen Garten Freiburg, wo seit Jahren selbst Zwergpalmen im Freiland gedeihen, finden sich Oliven. Soweit ich weiß, auch in Westfrankreich oder in Cornwall nicht. Meine Frage: Ist einem von euch ein Standort nördlich der Alpen bekannt, wo größere Oliven seit Jahren im Freiland gedeihen?Kleinere Sträuchlein, die in einem geschützten Mauerwinkel mit Südwestlage an der Hauswand neben dem Heizungskellerschacht überdauern, meine ich nicht.
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cupressus
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Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

cupressus » Antwort #1 am:

Hallo,ich glaube auch nicht, daß ein Folienhaus genügt. Ab -10° fangen die Blattschäden an. Die Sproßachse wird ein wenig mehr vertragen aber auch nicht viel.Die nördlichsten frei ausgepflanzten Oliven, die ich kenne. stehen im Botanischen Garten von Schloß Trautmannsdorf bei Meran/Südtirol.lgcupressus
Liebe Grüße
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fars
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Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

fars » Antwort #2 am:

Bin mir nicht sicher, aber ich meine, auch im Palmengarten Frankfurt/M. gibt es eine ausgepflanzte Olive. In jedem Fall aber im Nizza (Kleinpark am Main).
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Susanne
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Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

Susanne » Antwort #3 am:

In unserem Kleingartenverein am Niederrhein steht seit mehreren Jahren ein Olivenbäumchen. Ausgepflanzt mit ca. 60 cm Höhe, inzwischen ist er an die 2 m hoch.
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
jens
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Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

jens » Antwort #4 am:

Also ich war am WE in einem Wellness-Tempel und im Aussenbereich waren auch mehrere Olivenbäume ausgepflanzt!
Querkopf
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Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

Querkopf » Antwort #5 am:

Hallo, Bristlecone,es scheint bei Oliven große Unterschiede in der Frosttoleranz zu geben, je nach Kultivar & Klon. Hier beispielsweise heißt es, man könne nun auch endlich in WHZ 8 Oliven ziehen, dank spanischer Zuchtprogramme (m. W. wird auch in Italien intensiv zum Thema geforscht - nicht erstaunlich: Irgendwann in den 1980er Jahren hat ein völlig aus dem Rahmen fallender Eiswinter im klassischen toskanisch-umbrischen Olivenland ganze Haine von alten Bäumen umgebracht, die kahlen, schwarzen Skelette waren noch Anfang der 90er Jahre ein erschreckender Anblick :'(...). Und hier ist die Rede davon, dass die in Kalifornien vorwiegend angebauten Sorten nach gebührender Abhärtung Wintertemperaturen zwischen 5 und 15 Grad Fahrenheit (= minus 15 bzw. minus 10 Grad Celsius) ertragen könnten. Minus 15, das ist schon nicht schlecht: untere Grenze bei WHZ 7b. Falls die Pflanzer bei dir um die Ecke die richtigen Sorten gewählt haben, mag es also nicht völlig unmöglich sein... Schöne GrüßeQuerkopf
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137

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bristlecone

Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

bristlecone » Antwort #6 am:

Ja, ich bezweifle auch nicht, dass es Olivensorten gibt, die an geeigneten Standorten zweistellige Minusgrade ohne nennenswerten Schaden vertragen. Aber es ist ein großer Unterschied, ob ich in einem mediterranen Klima mit heißen Sommern, in den das Holz gut ausreift, eine kurze Witterungsphase habe, in denen es einmal richtig "knallt", sprich kurzfristig in den Keller geht, oder ob es wie bei uns a) tagelang oder länger ausgeprägte Kälteperioden mit vielen Eistagen hintereinander gibt und b) ein dauerndes Auf- und Ab von milden Phasen, die die Pflanzen schon ein wenig aus dem Winterschlaf wecken, und neuerlichen Kälteeinbrüchen, die sie dann umso härter treffen. Soweit ich weiß, reagieren gerade Oliven auf Letzteres recht schnell und empfindlich.
Querkopf
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Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

Querkopf » Antwort #7 am:

Hallo, Bristlecone,
... es ist ein großer Unterschied, ob ich in einem mediterranen Klima mit heißen Sommern, in den das Holz gut ausreift, eine kurze Witterungsphase habe, in denen es einmal richtig "knallt", sprich kurzfristig in den Keller geht, oder ob es wie bei uns a) tagelang oder länger ausgeprägte Kälteperioden mit vielen Eistagen hintereinander gibt und b) ein dauerndes Auf- und Ab von milden Phasen, die die Pflanzen schon ein wenig aus dem Winterschlaf wecken, und neuerlichen Kälteeinbrüchen, die sie dann umso härter treffen. Soweit ich weiß, reagieren gerade Oliven auf Letzteres recht schnell und empfindlich.
jau. Und nicht zu vergessen c) feuchte bis nasse Witterung während der Ruhezeit - auch dieses (mitteleuropäische) Kontrastprogramm zu mediterraner Wintertrockenheit können gerade Oliven verflixt schlecht ab :-\.Ich wollte auch bloß drauf hinaus, dass "deine" kommunalen Pflanzer möglicherweise keine Vollmeise haben. Sondern nur 'ne halbe ;D...Schöne GrüßeQuerkopfP.S. Das mit "mediterraner Wintertrockenheit" ist natürlich Unsinn, wie Max im nächsten Post völlig richtig angemerkt hat - da hatte ich was velwechsert, war im Kopf in einem anderen Land & bei einem anderen Baum, sorry, pardon, scusi :-\...
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fars
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Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

fars » Antwort #8 am:

Ich hatte das hier im Forum schon einmal geschrieben, wiederhole es aber, weil immer noch nicht geklärt ist, ob ich richtig liege.Anlässlich der BuGa in Magdeburg vor etlichen Jahren wurden auch zwei sehr alte und knorzige Olivenbäume gepflanzt. Als ich die BuGA ein paar Jahre später durchstreifte, standen sie zumindest im Sommer dort. Meines Erachtens waren sie zu groß, um in Kübeln transportiert zu werden. Ich hatte den Eindruck, dass sie ganzjährig im Freien geblieben sind. Weiß jemand etwas über diese Olivenbäume?
max.
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Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

max. » Antwort #9 am:

@querkopf,
auch dieses (mitteleuropäische) Kontrastprogramm zu mediterraner Wintertrockenheit können gerade Oliven verflixt schlecht ab
mediterrane wintertrockenheit? es ist doch eher so, daß im mittelmeerraum der meiste niederschlag gerade in den wintermonaten fällt, ganz im gegensatz zu unseren breiten.
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Santolin
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Ich liebe dieses Forum! Klimazone 9

Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

Santolin » Antwort #10 am:

Ja, max., das ist es ja, worauf alle Gartenbesitzer im mediterranen Klima so sehnlichst warten: der winterliche Niederschlag. Zitat aus mediterranes Gärtnern von Gildemeister: Die Niederschlagsmenge ist im Dezember und Januar am größten, im August am kleinsten. Im Sommer regnet es nur selten. Erst zu Beginn des Herbstes setzen häufigere Niederschläge ein, die im Winter am stärksten sind und im Frühling schwächer werden. Häufig fällt nur Nieselregen, aber manchmal prasseln Wolkenbrüche herab. Selbst in der winterlichen Regenzeit treten jedoch sonnige Trockenperioden auf, sie begünstigen die Ausbildung der Blüten, denn sie fördern das Wachstum und die Differenzierung der Zellen.Anbei ein Bild meiner Oliven, die mich dieses Jahr durch viele Früchte erfreut haben.Warum werden denn überhaupt bei einem Straßenkreisel Oliven gepflanzt? Hat das was mit Städtepartnerschaften zu tun oder ist es mal wieder nur ein Beispiel der heute so geschätzten Art, alles möglichst "landesuntypisch + globalplayerartig" (entschuldigt das Wortmonster 8) zu gestalten.LG Santolin
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fars
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Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

fars » Antwort #11 am:

In der Toskana sind weite Landstriche nur mit relativ jungen Olivenbäumen bepflanzt. Ein Olivenbauer erklärte uns, dass vor 10 oder 15 Jahren? durch Frost ausgedehnte Baumbestände vernichtet wurden.Leider habe ich im Internet nicht finden können, welche erratischen Ausschläge das Wetter in den vergangenen Jahren dort gemacht hat.
bristlecone

Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

bristlecone » Antwort #12 am:

Warum werden denn überhaupt bei einem Straßenkreisel Oliven gepflanzt? Hat das was mit Städtepartnerschaften zu tun oder ist es mal wieder nur ein Beispiel der heute so geschätzten Art, alles möglichst "landesuntypisch + globalplayerartig" (entschuldigt das Wortmonster 8) zu gestalten.LG Santolin
Ihr werdet es vielleicht nicht glauben, aber zumindest ein Grund ist der Slogan der Stadt, der lautet nämlich "Wo der Süden beginnt". Die ganze Gegend hier wird ja auch (was kein Werbebüro erfunden hat) "deutsche Toskana" genannt.Das muss man offenbar durch Oliven in des Kreisels Mitte unterstreichen oder auch durch Säulenzypressen.Auch die von mir schon genannten Palmen im Straßenbild der Nachbarstadt sind dieser Ausrichtung auf das Mediterrane zu verdanken. Und der Park im Kurort nebenan mit seinem wirklich reichhaltigen Bestand an Gehölzen aus aller Welt wird mit "Mediterraner Park" beworben, auch wenn mediterrane Gewächse dort verglichen mit solchen aus den sommergrünen Laubwäldern Ostasiens oder Nordamerikas klar in der Minderzahl sind.Ich denke, das ist schon dem Zeitgeist geschuldet. Meinetwegen. Es ist aber ein großer Unterschied, ob solche wenig winterharten Pflanzen in einem Park oder Botanischen Garten gepflanzt werden oder als Straßenbegleitgrün.Ich sehe die Gefahr, dass nach einem kalten Extremwinter, den es trotz Klimaänderung auch zukünftig geben wird, der ganze Zauber im öffentlichen Straßengrün dahin ist und wieder eine Debatte über die sogenannten "Exoten" ausbricht, die allesamt aus dem öffentlichen Grün zu verbannen seien. Und das wäre wirklich schade.
bristlecone

Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

bristlecone » Antwort #13 am:

In der Toskana sind weite Landstriche nur mit relativ jungen Olivenbäumen bepflanzt. Ein Olivenbauer erklärte uns, dass vor 10 oder 15 Jahren? durch Frost ausgedehnte Baumbestände vernichtet wurden.Leider habe ich im Internet nicht finden können, welche erratischen Ausschläge das Wetter in den vergangenen Jahren dort gemacht hat.
Das war der Extremwinter 1984/1985, wo´s bei uns auch am Niederrhein weit unter -20 °C ging. Für die Toskana hab ich auf die Schnelle auch nichts finden können. In Turin fiel die Temperatur Mitte Januar nachts auf etwa -15 °C und blieb auch tagsüber mehrere Tage im Minusbereich, also Eistage im meteorologischen Sinn. In der Toskana soll es damals noch kälter gewesen sein (um -20°C).
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fars
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Re:Olea europaea in Mitteleuropa im Freiland?

fars » Antwort #14 am:

Das, was wir als Oliven kennen, sind ja Veredelungen. Die Unterlage, wohl die wilde Olive, ist mit ihren schmaleren Blättern deutlich weniger attraktiv. Dennoch: Vielleicht ist sie frosttoleranter?
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