Wie kam ich zur Reise in dieses unbekannte Land?
Anlass, sich über Kirgistan zu informieren, war ein Spendenaufruf des NABU zum Schutz der Schneeleoparden dort. Schnell fanden sich einige Anbieter für Themen- und Rundreisen, wobei ich bei der kirgisischen Ecotour hängenblieb, da dort u.a. spezielle botanische Touren angeboten wurden.
In 2020 war eine Teilnahme nicht möglich und ich reservierte fürs nächste Jahr, verschob aber aufgrund fehlender Impfung auf 2022. Es sollte eine niederländische Gruppe, darunter ein emeritierter Professor der Universität Amsterdam, sowie ein Brite mitfahren, allesamt Rentner. Diese hatten dann aus verschiedenen Gründen die Tour abgesagt. Mit dem Veranstalter konnte ich jedoch eine Einmanntour vereinbaren, die weit von der ursprünglichen Planung abwich und auch nie mehr so durchgeführt wird. Aufgrund Corona brach das Geschäft 2020 nahezu vollständig ein, auch 2021 konnte nur 10% des Niveaus von 2019 erreicht werden, 2022 sieht ähnlich schlecht aus. Da ein Gast besser als kein Gast ist, hat man genau gerechnet und in Richtung einer Landeserfahrung umorganisiert.
Es war eine außergewöhnliche Reise, die nicht jeder dort erleben kann. Das Problem war, dass eine für eine einzige Person organisierte Reise mit Fahrer und Führer zu teuer für die Firma war (auch vor dem Hintergrund erheblicher Einbrüche und Absagen durch Corona und den Ukrainekrieg und Putins Machtbereich). So wurde auf Mitarbeiter oder Externe verzichtet und ich reiste zwei Wochen im Jeep sozusagen mit weiblicher Geschäftsführung und Buchhaltung. Erstere sprach übrigens ein ausgezeichnetes Deutsch, was in Kirgistan Gold wert ist, da fast niemand deutsch spricht und englisch auch nicht weit verbreitet ist. Ehrlich gesagt, kam ich aufgrund der Sprachähnlichkeit zum Kirgisischen mit Türkisch weiter als mit meinem nicht vorhandenen Russisch. Die Deutschkenntnisse erwarb sie während eines längeren DAAD-Projektes in Berlin, woraus sich das Konzept der touristischen Jurtensiedlung ergab und 1998 in den Firmenstart mündete.
Ich werde aus praktischen Gründen tageweise meine Erlebnisse berichten und dazu einige Fotos zeigen.
Die Reise rund um den Issyk Köl-See und in die Umgebung der Landeshauptstadt Bischkek umfasste nicht nur Bergwanderungen und touristische Highlights, sondern es ergaben sich viele persönliche Begegnungen und Einblicke in das Land. Auch Badeurlaub hatte ich gehabt, d.h. wann immer es ging, gab es einen Sprung in den See oder ins Thermalbad. Vom Wodka habe ich derzeit genug, obwohl der kirgisische Silberwodka sehr gut ist. Jeden dritten (oder zweiten) Abend Trinksprüche erfinden und das Druschba-Lied singen, ist schon anstrengend. Noch anstrengender war die Pflicht des Gastes, alles aufzuessen. Ich war inzwischen auf der Waage und kann Entwarnung geben, hätte aber schiefgehen können.
Zum Auftakt gibt es die Nationalflagge, die ich am Parlament in der Landeshauptstadt Bischkek (früher: Frunse) fotografiert habe. Das runde Ding nennt man hier Tündük und stellt den Abschluss der Dachkonstruktion einer kirgisischen Jurte dar. Ein Tündük soll für die Ewigkeit halten, während die restlichen Teile der Jurtenkonstruktion austauschbar sind. Es gibt auch Kekse in Tündük-Form (siehe 2. Foto) und auch sonst ist überall dieser Kranz als Symbol zu finden. Zur Übernachtung in meiner ersten Jurte komme ich später.


:D Michael