AndreasR hat geschrieben: ↑17. Aug 2022, 08:07
@Piccolairis: Ich war zwar nicht "strategischer Einkäufer", aber ja, wenn man einige Jahre in einem Handwerksbetrieb für die Büroorganisation verantwortlich ist, bekommt man schon einiges mit. ;) Unser Stundenlohn für Handwerkerleistungen waren damals (vor ca. 10 Jahren) auch in der Höhe, die Bauerngarten93 genannt hat, halt ein "ortsüblicher" Stundensatz für ein Unternehmen auf dem Land. Mich würde es nicht wundern, wenn mittlerweile aufgrund der allgemeinen Preissteigerung, steigender Mindestlöhne, hoher Nachfrage usw. mittlerweile 50% mehr aufgerufen werden. Dass von diesem Geld nur 25% beim Arbeitnehmer ankommen, ist halt unserem Sozialstaat geschuldet...
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So siehts aus ... und wem es tröstet - ich bin zwar seit 2017 aus diesem Konzern ausgeschieden und seit 2019 erwerbsgemindert in Rente, aber aus der aktiven Zeit weiß ich, das selbst unser strategischer Einkauf schon enorme Schwierigkeiten hatte, Lieferanten für neue Tiefbauverträge zu finden und vertraglich zu binden - und wie du hier ebenfalls schon sehr gut ausführst:
[quote author=AndreasR link=topic=71139.msg3914859#msg3914859 date=1660606759]
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Von daher habe ich ein wenig Einblick in die Preisgestaltung von Handwerksbetrieben, und wenn man eigentlich schon genügend Aufträge hat, macht man die Angebote - gerade solche für Privatpersonen, aber auch Ausschreibungen - absichtlich so teuer, dass man den Auftrag eben nicht bekommt. Es ist immer aufwändig, ein wirklich angemessenes Angebot zu erstellen, und logischerweise will man seine Arbeitszeit nicht damit verschwenden, wenn man an dem Auftrag ohnehin nicht sehr interessiert ist. Im Handwerk haben wir leider seit etlichen Jahren das Problem, dass ein extremer Fachkräftemangel herrscht, aber gleichzeitig kann man - zumindest auf dem Land - auch nicht die Löhne bieten, welche die Arbeit für viele Interessenten attraktiv machen würde. Man kann sich seine Kundschaft also aussuchen, und pickt sich diejenigen heraus, die den meisten Profit beim geringstmöglichen Aufwand versprechen.
Meistens gibt es einen festen Kundenstamm, den man vorrangig bedient, im Bereich GaLaBau vermutlich Generalunternehmer, die Pflasterarbeiten und dergleichen bei Neubauten an Subunternehmer vergeben. Es ist ja leicht einzusehen, dass auf einer großen Baustelle, wo die Bagger ohnehin schon großflächig "Tabula rasa" gemacht haben, mit geringerem Aufwand gepflastert werden kann als bei privaten Interessenten, wo noch x Sonderwünsche zu beachten sind, wo man sich selbst um Entsorgung usw. kümmern muss etc. Mag sein, dass es gerade auf dem Land auch noch vorkommen kann, dass vermeintlich unbedarfte Kunden (insbesondere Kundinnen) gerne über den Tisch gezogen werden, weil sie halt niemand anderen finden, der diese Arbeiten machen kann. Mag sein, dass das manchmal Absicht ist, aber oft ist es auch einfach nur pur "Notwehr", weil die Firma solche Aufträge halt lieber erst gar nicht annehmen will.
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genau das ist unseren "Strategen" - und wir hatten sehr erfahrene Einkäufer/innen - bei den Ausschreibungen auch passiert. Es war damals schon so, das selbst die "Stamm-Lieferanten" schon abgesprungen sind, weil es lukrativere Angebote und Ausschreibungen gab. Wie gesagt das ist jetzt auch fast 6 Jahre her und ich bin mir ziemlich sicher, das die Situation da auf Deutsch gesagt jetzt um ein Vielfaches noch beschissener geworden ist ;).