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Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans (Gelesen 253854 mal)

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Moderator: cydorian

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cydorian
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #915 am:

Aromas hat geschrieben: 8. Dez 2022, 05:15
Meine Frage lautet: haushaltsüblich
(Ich habe nicht nach Euren endlosen, manischen Gift-Phantasien gefragt, die in einem Gartenforum seltsam rüberkommen!)


Wer den Thread liest, wird keine endlosen manischen Gift-Phantasien finden. Es ist auch nicht seltsam, sich über Pfirsichanbau und seine Probleme zu unterhalten. Seltsam wäre es für ein Gartenforum, das nicht zu tun.

Hier die Kurzfassung für den sehr eiligen Leser: https://gartenzone.blogspot.com/2017/11/pfirsiche-ohne-krauselkrankheit.html

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thuja thujon
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

thuja thujon » Antwort #916 am:

Ich möchte nochmal anmerken das Temperaturen unter 5°C keinen Wirkungsverlust darstellen. So lange die Spritze nicht einfriert, kann gespritzt und von einer Wirkung ausgegangen werden.

Ansonsten: explodieren tut so schnell nichts. Selbst Handelsübliche PES liegt zusammen mit Essigsäure und Wasserstoffperoxid im Gleichgewicht vor und ist zudem stabilisiert.
Diese benutze ich mit 300ppm. Also rund 5ml auf 5 Liter wenn ich mich richtig erinnere.
Blattschäden bei Mangold, Rasen und anderen Testpflanzen konnten damit nicht provoziert werden.
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cydorian
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #917 am:

Um so besser, wenn es auch bei niedrigeren Temperaturen wirkt. Bei Peressigsäure ist das auch klar. Allerdings ist die fungizide Wirkung der Haushaltsmischung aus Essig und H2O2-Gurgellösung nicht nur durch die entstehenden Promille an Peressigsäure begründet, sondern auch durch die Kombination mit dem übrigen Essig und H2O2, alle in niedriger Konzentration. Wirken die genauso temperaturunabhängig?

Essig in höherer Konzentration wäre auch alleine ausreichend fungizide. Darf gemäß EU-Verordnung 2015/1108 sogar als Fungizid oder Bakterizid eingesetzt werden. Er ist als Pflanzenschutzmittel-Wirkstoff genehmigt. Da sind allerdings schon mehr Pflanzenschäden zu erwarten. Zudem sind billige Gartenspritzen nicht säurebeständig genug und versehentliches einatmen wäre auch ein stärkeres Minus.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

thuja thujon » Antwort #918 am:

Essig ist nicht direkt bakterizid sondern eher Bakteriostatisch. Also bremst die Vermehrungsgeschwindigkeit. Zulassung als PSM hat es weil es gute Herbizide Wirkung hat. Entkoppler, Protonenpumpen und Zellmembrane usw., Pflanzenzellen laufen letztendlich aus. Wegen der Membrangeschichte auch die starke Nebenwirkung gegen Bakterien und Pilze, aber eben nicht ausreichend für wirklich gute Wirkung.

Peressigsäure ist um mindestens Faktor 1000 (das ist verdammt viel) wirksamer als Essig und Wasserstoffperoxid alleine. Wirkt auch innerhalb von Sekunden. In der Haushaltsmischung dürfte aber ausreichend PES gebildet worden sein. Funktioniert ja und hat auch bei so feuchtem Wetter fast eine halbe Stunde Zeit um anzutrocknen. Ich würde mir da nach Bauchgefühl keine Sorgen machen.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

ringelnatz » Antwort #919 am:

Ich glaube die Temperatur ist entscheidend bei der Umsetzung des Haushaltsgemischs zu Peressigsäure, oder? Hab alles im kalten Garten stehen. Das heißt ich schaffe es nicht das kurze Zeitfenster heute abend mit den letzten Plusgraden für die nächsten Wochen zu nutzen..
Da fällt mir gerade ein, dass ich noch kalken wollte... Damn :-X. Naja Sonne ist zur Zeit noch schwach. Wird schon nochmal tauen bis Februar :)
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

thuja thujon » Antwort #920 am:

Kälte verlangsamt, verhindert aber nicht. Lass es einfach länger stehen, die Kälte macht nichts aus.

Auf was man achten sollte, ist das man nicht das rostige Regenwasser vom rostigen Blechfass oder von der Eisenhaltigen Brühe aus dem Brunnen nimmt.
Eisen inaktiviert Peressigsäure relativ schnell. Im Zweifelsfall also einen Kanister Leitungswasser mit in den Garten nehmen falls ihr den Essig verdünnt.
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cydorian
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #921 am:

thuja hat geschrieben: 8. Dez 2022, 14:33
Essig ist nicht direkt bakterizid sondern eher Bakteriostatisch. Also bremst die Vermehrungsgeschwindigkeit.


Bei Taphrina gehts um fungizide Wirkung. Einige empfehlen Essig gegen Kräuselkrankheit, 10% Konzentration, etwa hier: https://www.mdr.de/mdr-garten/pflegen/essig-spritzung-gegen-kraeuselkrankheit-anleitung-100.html
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

kolumbus » Antwort #922 am:

Bei MDR-Garten wird auch Lecithin empfohlen....Gibt da da eigentlich schon Erfahrungen? ???....
"Das Lebensmittelergänzungsmittel Lecithin (E 322) kann die Krankheit eindämmen. Dazu werden 7,5 Gramm Lecithin in 10 Liter kaltes Wasser gerührt und der Baum tropfnass eingesprüht."
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

thuja thujon » Antwort #923 am:

Natürlich gibts da Erfahrungen, war doch mal offiziell am Markt bevor das PSM Gesetz reformiert wurde. Ich habe tatsächlich noch eine Pappschachtel Neudorff Bio-Blatt-Mehltaumittel rumstehen. Es ist verschwunden weil niemand das Geld für eine Listung ausgeben wollte. Also mit der Reform war es dann nicht mehr Zulassungsfähig weil nicht in Liste und Anhang x auftauchend. So wie Sachalin-Staudenknöterich-Extrakt und vieles mehr. Gegen echten Mehltau hilft doch fast alles. Selbst ein vernünftiges Gewitter hat manchmal ausreichend Wirkung.
Wenn du google bemühst mit Phospholipide und Mehltau wirst du fündig. Gegen Taphrina, Quatsch.

Die 100g Flasche Soja-Lecithin zum selbst anrühren kostet in der Apotheke ein paar Euro. Einen Kaffeelöffel auf 5 Liter. Vorher etwas anteigen und langsam etwas mehr Wasser dazu, es braucht lange, bis sich es Klumpenfrei löst. Zusätzliche Spreitmittel wie Spüli erübrigen sich. Phospholipide sind ausreichend Oberflächenaktiv und schäumen auch dementsprechend.

@Cydorian: was der MDR oder sonstwer empfiehlt... Wenn die Haushaltschemikalien richtig einordnen könnten, wären sie keine Journalisten.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

DerTigga » Antwort #924 am:

Womöglich wären sie dann aber Chemiefirmen-Umsatz-Schädlinge ? :-p
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Aromasüß » Antwort #925 am:

rocknroller hat geschrieben: 8. Dez 2022, 07:52
seit ca. 10 Jahren "Kernechter vom Vorgebirge" als Sämling ... Beide stehen im Freiland - ohne Abdeckung - und haben noch nie - für uns erkennbar - die Kräuselkrankheit gehabt.
[/quote]

[quote author=cydorian link=topic=3844.msg3961821#msg3961821 date=1670488271]
Kurzfassung ... gartenzone.blog


Dank für die Tipps, das sind umsichtige Infos!

Also entweder die oft gerühmte Sorte 'Kernechte vom Vorgebirge' nehmen (was ich ja sowieso getan hätte), wurzelecht oder auf Brompton.
Und/oder den klugen Artikel lesen und sich undercover über geeignete Bezugsquellen (3% H2O2 -> Apotheke oder Friseurbedarf) und exakte Mischungsrezepte kundig zu machen (siehe den Kommentar von tuwat in dem Artikel).

Aber psssssst! Jetzt verstehe auch ich endlich das Geschwurbel um dieses Thema.
Eine Geheimwissenschaft - Tatsächlich schützen die Pflanzenschutzgesetze nicht die Pflanzen, sondern unsere sehr labile(?) Chemieindustrie. Um sie vor tödlicher(?) Konkurrenz durch verbotene Hausmittel zu schützen, ist es verboten, aus Essig Mischungen anzufertigen, die für den Pflanzenschutz im eigenen Garten eingesetzt werden. (Sagenhaft! So extrem war mir das neu.)
- Und Amazon ist die Sache so wichtig, dass es Tarn-Websites unterhält (wasserstoffperoxidwissen.de/kaufen), die vom Kauf in der Apotheke vor Ort abhalten sollen.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #926 am:

Die Unterlage ist nur indirekt wichtig. Wuchskräftigere Unterlagen sorgen für höhere Vitalität, der Baum steckt damit ein paar mehr Kräuselblätter weg.

3% Wasserstoffperoxid (also die sehr schwache Konzentration) in der Apotheke ist teuer, es ist auch anders zertifiziert. Wo man das kauft, ist egal, aber Apotheken gibts eben flächendeckend und man bekommt es in der Regel sofort.

Kernechter vom Vorgebirge hab ich auch mehrere Bäume. Es ist eher eine Sortengruppe wie eine Sorte, variabel. Sie sind zwar robust, manche Klone bekommen trotzdem etwas mehr, manche weniger Kräuselkrankheit. Da kann man Glück oder Pech haben. Und spätreifend, Früchte qualitativ bestenfalls mittelmässig. Ich will auch früher reifende Pfirsiche und andere Stile.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

meiby » Antwort #927 am:

Es geht auch einfacher
1Teil Konzentrat + 3Teile Wasser

https://www.naturatrade.de/shop/peressigsaeure-basic-konzentrate/201-peressigsaure-basic-08-1l-4260406010393.html
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #928 am:

Klar, aber mit enthaltenen "Hilfsstoffen". Selbst wenn die nichts ausmachen, daran entzünden sich wieder die endlosen Diskussionen, was man damit noch alles an "Chemie" in der Natur ausbringt.
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Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

rohir » Antwort #929 am:

Ich überlege eine weißfleischige Tellernektarine zu pflanzen. Meine aber gelesen zu haben dass Nektarinen, besonders die flachen, anfälliger für Krankheiten sein sollen. Ist da was dran?
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