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Spätfrost-Abwehr-Thread (Gelesen 6433 mal)

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Moderator: cydorian

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rohir
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Spätfrost-Abwehr-Thread

rohir »

Nachdem ich nicht der einzige bin, der Feigen, Kakis, Granatäpfel, Yuzu & Co. in spätfrostgefährdetem Terrain ausgepflanzt hat, und der nächste Spätfrost in ein paar Monaten wieder zur Herausforderung wird, soll dieser Thread dem Austausch zu diesem Thema dienen.

Ich überlege ja fast schon, meine Feigen und Granatäpfel bis zu den Eisheiligen in der Vliesverpackung zu lassen, weil ich nicht Lust hab, jede Nacht Wache zu schieben und sie an und auszuziehen. Die verwendeten Vliese sind allerdings hellbraun - ich nehme an, weißes Vlies wäre da besser geeignet, weil sich die Pflanzen darunter weniger erwärmen.

Wie macht ihr das mit dem Schutz vor Spätfrösten? Habt ihr spezielle Methoden?
ringelnatz
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

ringelnatz » Antwort #1 am:

so oder so (braun/weiß) wohl keine gute Idee.
man kommt ums ein- und auspacken wohl nicht rum, außer man hat Kübelpflanzen. Dann kann man gleich rein und raus räumen ;D

spätestens ab Mitte März ist die Sonne richtig kräftig, das wird wahnsinnig heiß unter Vlies... ganz zu schweigen von Anfang Mai....
Zumindest bei relativ frostfesten Pflanzen wie Feige, Kaki und Granatapfel willst du es im Winter (eher) kalt und bloß nicht warm, sonst treiben sie dir noch früher aus. und dann wird dir das Vlies bei -5 auch nichts mehr nutzen...
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partisanengärtner
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

partisanengärtner » Antwort #2 am:

Wenn ich Rohir richtig verstehe geht es ja nur um diese Spätfröste nicht einen Winterschutz? Der ist wirklich nicht so einfach außer diese Drahtrollen mit Laub gefüllt. Aber die kann man auch kaum länger drum lassen.

Mir fällt auf die schnelle keine wirklich passende Lösung ein die nicht gleich bauliche Maßnahmen beinhaltet. Wie eine Speichermauer auf der Nordseite und ein Dach/Abdeckung von oben mit Vorhang nach Süden. Zusätzliche Speichermasse könnten in dieser Zeit auch volle blaue Wassertonnen bieten.
Bei richtiger Kälte gibt das gefrierende Wasser ja auch noch die Kristallisationswärme ab. Bei Wärmeperioden bremst es die Erwärmung runter.

Bei mir wär das alles wohl noch lange nicht praktikabel weil die Winter hier sowas kaum erlauben. Aber interessieren würden mich solche einfacheren Lösungen sehr.
Wer zuviel jätet raubt sich manche Überraschung.

Axel
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cydorian
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

cydorian » Antwort #3 am:

Warum Freilandanbau, wenn man doch wieder endlos irgendwelche Schutzmassnahmen braucht?

Nix da. Entweder es überlebt oder halt nicht. Aufgebaute Zelte, Riesenverpackungen, Dämmstoffe um das Pflänzchen, mit zunehmender Grösse ist das ohnehin nicht möglich. Viel wichtiger ist der Pflanzplatz, all diese Exoten haben sowieso nur eine Chance an einer Wand, an bevorzugtem Platz. Und wenn schon, dann ist auch nur dort sinnvoller Schutz möglich: Abhängen vor der Wand.
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thuja thujon
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

thuja thujon » Antwort #4 am:

Ich denke auch, für noch mehr Risiko ist die Zeit vorbei, das war mal. Es wird schwieriger mit warmem Herbst oder Winter und Pflanzen die in dieser zeit einfach weiter wachsen statt Winterruhe zu betreiben. Heute ist der 19. Januar. Der Wetterbericht sagt es gab schon 15 Vegetationstage dieses Jahr. Früher hätte man im Januar von Winterruhe gesprochen, das ist heute nicht mehr so.
Letztes Jahr gabs Anfang April den ersten Schnee des Winters voll in die Steinobstblüte. Das war nicht das erste Jahr mit Spirenzchen.

Wo fängt nun Spätfrost an? Ich mags nicht am Datum fest machen. Eher sollten die Entwicklungsstadien entscheidend sein. Also für manche Steinobstexoten wie Pluot ist hier schon Spätfrost, mitten im Winter. Die zeigen jetzt schon das weiß von den Blütenblättern in den Knospen. Sowas kann ich auch nicht mehr Frostschutzberegnen die nächsten Monate, sowas mach schlicht eigentlich keinen Sinn mehr. Da könnte man mal die Verkaufsstrategie der Händler überdenken, in wie weit die mit dem Anbau noch Schritt hält. Auch Aprikose, finde mal Reiser Mitte Januar die noch nicht angetrieben sind, hier ist das ein Problem.

Vlies, kann man vergessen für Bäume. Wenn dann Überdachung, fast im Gewächshaus. Im Winter offen das es kalt bleibt, im Frühjahr zu wegen den Spätfrösten.

Frostschutzregner: ja, ich finde da könnte man mal damit spielen, weil oft sind es nur wenige Tage spät nach dem Austrieb, die eine Ernte noch zunichte machen können. Also über 2 Tage beregnen, das kann ich mir eher in Ausnahmejahren mal vorstellen. Die Frostkerzen vor ein paar Jahren waren jedenfalls keine Hilfe in der einzigen, entscheidenden Nacht.

Ich habe als Folge aus diesen Überlegungen Überkronenregner installiert, die decken auch gleich noch den Punkt der Krankheitsbekämpfung in ausgedehnten Trockenphasen ab. zB Mehltau von den Blättern abregnen, wenn es nicht regnen mag, aber auch gegen Spinnmilben in immer heißeren und trockeneren Sommern nicht zu unterschätzen.

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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

thuja thujon » Antwort #5 am:

Foto der Wasserentnahmestelle der Versuchsstation. Es wird, weil dort `Erntesicherheit´ gefragt ist bzw feuchtes Wetter simuliert wird zwingend gebraucht.
Es geht hier in der Gegend nicht ohne Wasser wenn man es ernsthaft betreiben möchte. Mit Vlies arbeitet hier niemand gegen ernsthaften Frost in Frostempfindlichen Kulturen. Das dient nur zur Verfrühung. Auch Frühkartoffeln unter Vlies werden Frostschutzberegnet.

Wasser lässt sich auch automatisieren, mit einem frostfestem Bewässerungscomputer. Man muss nicht die ganze Nacht daneben stehen.

Exoten probieren wo sie nicht hinpassen, nette Spielerei. Mehr nicht. Trotzdem weiterprobieren.
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

rohir » Antwort #6 am:

Für mich kommen auch nur Schutzmaßnahmen wie Abdecken mit Reisig und Laub sowie Einpacken in Vliese in Frage. Bei mir stehen alle Exoten an einer Südmauer, zwar nicht Hauswand, aber immerhin etwas geschützt. Die Winterhärte ist bei allen recht gut, aber da sie noch relativ klein sind schütze ich sie jetzt noch.

Was bedeutet es wenn es den Pflanzen im Mai zu heiß unterm Vlies wird? Verlieren sie die Blätter?

Eine Methode wäre vermutlich alle Vliese Anfang März runter und ein Weißanstrich überall drauf, um das Erwärmen der Pflanze und somit den Austrieb zu verzögern. Und dann Vliesschutz nur bei Minusgraden.

Die Frage ist, wie dick muss ein Vlies sein, um Pflanzen, die schon im Saft stehen, vor Spätfrösten zu schützen?
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

cydorian » Antwort #7 am:

Der Schutz schafft einen eigenen Raum. Er trennt das Gehölz von der (kalten) Umgebungsluft und verbindet seine unmittelbare Umgebung mit dem (noch wärmeren) Boden oder der rückwärtigen Mauer. Der Schutz sollte also wenig Luft reinlassen plus selber gut isolieren. Dafür gibt es keine Kalkulation, nur ein "so gut wie möglich". Empfindliche Junggehölze kann man übrigens auch im Topf weiter ziehen, man muss nicht alles sofort auspflanzen. Töpfe sind transportabel und wesentlich leichter zu schützen.
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

Marianna » Antwort #8 am:

Ich versuch mich das erste Jahr mit einer ausgepflanzten Feige und kleinwüchsigen Feigen im Topf. Seh das auch eher als Versuch und Spielerei und im großen Stil funktioniert der ganze Aufwand mit ein- und auspacken bzw. ein- und ausräumen natürlich nicht. Es sind aber meine einzigen empfindlichen Pflänzchen und die schütze ich auch nur die ersten Jahre (wenn sie denn überleben...) mit dem Aufwand. Der Rest ist robust und muss sich an die veränderten Bedingungen anpassen oder eben nicht.

Ich finde aber schon, dass ein Vlies manchmal die entscheidenden 1-2 Grad bringen kann oder wenigstens den kalten Wind etwas abhält. Wenn die Geranien wieder rauskommen bekommen sie auch ein Vlies gegen Sonnenbrand, die kann ich ja schlecht weiß anstreichen ;). Bei Spätfrost während der Birnenblüte (Spalier, Hauswand) häng ich nachts auch eins davor. Sind aber höchstens mal 3-4 Nächte und ich hab auch nur einen Baum.
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

thuja thujon » Antwort #9 am:

Also wenn wir wirklich von Spätfrost hier reden wollen, Feigen sind hier in den Wintermilden Gegenden ausgepflanzt ohne jeglichen (Pseudo)Schutz unproblematisch, Apfel bekommt Probleme.
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

thuja thujon » Antwort #10 am:

rohir hat geschrieben: 19. Jan 2023, 20:15Ich überlege ja fast schon, meine Feigen und Granatäpfel bis zu den Eisheiligen in der Vliesverpackung zu lassen, weil ich nicht Lust hab, jede Nacht Wache zu schieben und sie an und auszuziehen.
Wenn wir vom überwintern und nicht von Spätfrösten sprechen ist das eigentlich der größte Fehler. Die zu warmen Winter, also Wochen in denen die Gehölze antreiben können und danach Frost kommt, werden unter Vlies doppelt zu warm. Das machts nicht besser.

Weniger ist mehr. Gartencenter wollen verkaufen.
Wenn Vlies, dann großflächig, das die Bodenwärme auch unterm Vlies gefangen bleibt. Niemals nur Kronen einpacken!!

Ich rede von einer Wintermilden Gegend...
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

Marianna » Antwort #11 am:

Spätfrost erwischt den Apfel hier auch regelmäßig. Darum stehen Birne und Feige auch geschützt an einer Wand und ich kann notfalls (Pseudo) Schutzmaßnahmen ergreifen ;). Feige ist, wie gesagt, eine Spielerei und ich lass den Schutz auch nicht durchgehend drauf, sondern packe ein und aus und ein und aus...
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

rohir » Antwort #12 am:

Vielleicht blöde Frage aber: Was heißt wintermilde Gegend und wie warm muss es durchgehend sein dass die Pflanzen austreiben wollen?
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555Nase
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

555Nase » Antwort #13 am:

rohir hat geschrieben: 20. Jan 2023, 00:20
Vielleicht blöde Frage aber: Was heißt wintermilde Gegend und wie warm muss es durchgehend sein dass die Pflanzen austreiben wollen?


Etwa so warm. >>>

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Staudo
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Re: Spätfrost-Abwehr-Thread

Staudo » Antwort #14 am:

Deswegen habe ich meine Pfirsiche eher absonnig gepflanzt. Im Winter kommt die Sonne nicht hin, im Sommer sollte es hell genug sein.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
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