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Süsskirschen - Qual der Wahl (Gelesen 54266 mal)

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Moderator: cydorian

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Tara2
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

Tara2 » Antwort #105 am:

plantboy hat geschrieben: 7. Jun 2020, 22:49
Da habe ich schon bessere gegessen (z.B. die türkischen mittelmäßigen von ALd.z.B.).

Die aus der Türkei stammenden Kirschen sind zu ca. 90% mit Napoleon gekennzeichnet und das ist das was mit wirklichem Namen Schneiders braune Knorpel ist. Keine Ahnung wie die Türken da auf Napoleon kommen, denn bei uns ist das ein Synonym für die Große Prinzessin. Und Schneiders gilt immer noch als eine der Besten Marktsorten.
Dave2020
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

Dave2020 » Antwort #106 am:

meinst du Schneiders Späte Knorpel? Ich würde mich wundern, wenn die in der Türkei angebaut werden. Aber vielleicht liege ich falsch....
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cydorian
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

cydorian » Antwort #107 am:

plantboy hat geschrieben: 7. Jun 2020, 22:49
Hatte zu wenig Zucker und auch wenig Aroma.


Wenn sie reif ist (schwarz, nicht rot oder rotbraun!) hat sie volle Süsse und ein sehr gutes Aroma. Das muss man freilich mögen, den leichten Bitterton hinterher mag man heute oft nicht mehr. Der Zuckergehalt ist so hoch, dass sie auch als Brennkirsche beliebt war. Aber es ist eine Herzkirsche, durch die Importkirschennormierung ist man heute nur Knorpelkirschen gewöhnt ohne Säure (da brauchts nur wenig Zucker, damit sie süss schmecken) und mit knopeligem Fruchtfleisch zum drauf rumkauen. Empfehlung: Saft und Marmelade draus machen.

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Tara2
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

Tara2 » Antwort #108 am:

Dave2020 hat geschrieben: 8. Jun 2020, 17:43
meinst du Schneiders Späte Knorpel? Ich würde mich wundern, wenn die in der Türkei angebaut werden. Aber vielleicht liege ich falsch....

Ja natürlich Schneiders späte Knorpel, ich weiß auch nicht wie ich da auf braune kam.
Aber ließ doch mal da: https://de.wikipedia.org/wiki/Schneiders_sp%C3%A4te_Knorpelkirsche
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

cydorian » Antwort #109 am:

Die wird sogar noch weiter im Osten angebaut. Sie kommt gut mit Trockenheit und kontinentalem Klima klar.
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Tara2
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

Tara2 » Antwort #110 am:

Bei den Kirschen ist es da ja auch irgendwie "entspannter" als bei den Äpfeln. Die Schneiders ist schon von 1850 und es wurde bis jetzt keine Sorte gezüchtet, die was Krankheiten, Größe, Geschmack usw. betrifft, wesentlich besser ist als diese, folgerichtig ist diese Sorte daher auch heute noch eine der wichtigsten Marktsorten. Ähnlich ist es auch bei den Birnen, da überwiegen auch alte Sorten wie Conference, Williams Christ, Abate Fetel, Vereinsdechant usw.. Eben weil auch noch nichts wesentlich besseres gezüchtet wurde. Bei den Äpfeln sieht es wieder ganz anders aus, dort wurden Sorten wie Golden Delicious , Red Delicious, Cox Orange usw. die alle recht krankheitsanfällig sind, einfach mit der Chemiekeule behandelt und wurden so marktfähig. Da ist der Boscoop noch die rühmliche Ausnahme. Und als Krönung züchtete man alles Neue dann fast nur noch aus diesen ca. 10 Sorten und wunderte sich dann auch noch, dass die neuen Sorten fast alle nach der Chemiekeule verlangen um marktfähig zu werden. Es gibt alte Sorten, die kaum bis keine Chemie verlangen und trotzdem marktfähig wären. Aber die werden von den Märkten nicht mehr verlangt oder es wird sogar bewusst gegen diese Sorten gearbeitet. Denn aus einer neuen Sorte kann man ja z.B. eine Clubsorte machen und dann ist der Verdienst für verschiedene "Protagonisten" wesentlich höher.
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

Dave2020 » Antwort #111 am:

Ein interessanter und wohl richtiger Ansatz. Wenn man ehrlich ist halten die neuen Sorten oft nicht ihr Versprechen ein. Oft kommen diese Sorten nur mit besonderer Pflege durch und der Geschmack ist auch nicht besser, manchmal sogar fader. Ich bin zur Zeit zwar Neugierig, ob es einige gute neue Sorte gibt (denn es gibt auch schlechte alte Sorten), aber je mehr ich studiere, desto weniger glaube ich daran.
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

Dave2020 » Antwort #112 am:

PS: Kennt jemand die Große Germersdorfer oder die Bopparder Hängige? Ich würde mich sehr über Erfahrungen aus erster Hand interessieren bzgl. Geschmack, Baumgesundheit und Wuchsstärke.

Tünde
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

Tünde » Antwort #113 am:

Dave2020 hat geschrieben: 8. Jun 2020, 17:27
So als Referenz für einen guten aromatischen Kirschgeschmack dient für mich zudem Schneider Späte und die Farnstädter. Vielleicht können die anderen Forumsmitglieder noch weitere aufzählen?


Die Farnstädter Kirsche heißt auch Badeborner Schwarze Knorpelkirsche und ich durfte sie vorgestern in der Plantage der BUND Guldental kosten. Schmeckt wirklich sehr gut!
Mir schmeckte noch die Sorte "Tilledaer Schwarze Prinzeß" auch sehr gut, habe ebenfalls gestern probieren dürfen.
Edelreiser kann man von der Ortsgruppe bestellen.
Es gab da auch so eine "marktfähige" Sorte, Starking Hardy Giant, ziemlich große Früchte und doch noch wohlschmeckend. Zumindest in Guldental...
Hier ist die Sortenliste aus Guldental:
https://bund-guldental.de/sortenlisten/kirschen/

meiby

Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

meiby » Antwort #114 am:

Dave2020 hat geschrieben: 9. Jun 2020, 15:59
Ein interessanter und wohl richtiger Ansatz. Wenn man ehrlich ist halten die neuen Sorten oft nicht ihr Versprechen ein. Oft kommen diese Sorten nur mit besonderer Pflege durch und der Geschmack i….


Da passen folgende Artikel aus dem Jahresheft 2011 des Pomologenvereins ganz gut
Verkehrte Kirschenwelt u. Biodiversität alter Kirschensorten
Tünde
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

Tünde » Antwort #115 am:

meiby hat geschrieben: 28. Jun 2022, 07:43
Artikel aus dem Jahresheft 2011 des Pomologenvereins ..
Verkehrte Kirschenwelt u. Biodiversität alter Kirschensorten


Danke für das Einlinken, sehr interessant!

Mir fiel u.a. die Behauptung auf, dass man von den hellen bzw. rotbunten Kirschen mehr auf einmal essen könne, als von den dunkelen Kirschen, ohne dass es im Magen unangenehm wird.
Kann mir das jemand bestätigen?
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

thuja thujon » Antwort #116 am:

Das dürfte vollständiger Quatsch bzw bösartige Diffamierung sein.
Leider wird bei traditionellen Obstsorten oft mit faschistoiden Methoden gearbeitet, um sie zu hypen und evtl besser absetzen zu können.
Ideologie und Gewinnmaximierung heiligt scheinbar die Mittel.

Man sollte da nicht drauf reinfallen. Danke für die Frage. ;)
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JörgHSK
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

JörgHSK » Antwort #117 am:

T hat geschrieben: 16. Jun 2022, 02:31
Dave2020 hat geschrieben: 8. Jun 2020, 17:27
So als Referenz für einen guten aromatischen Kirschgeschmack dient für mich zudem Schneider Späte und die Farnstädter. Vielleicht können die anderen Forumsmitglieder noch weitere aufzählen?


Die Farnstädter Kirsche heißt auch Badeborner Schwarze Knorpelkirsche und ich durfte sie vorgestern in der Plantage der BUND Guldental kosten. Schmeckt wirklich sehr gut!
Mir schmeckte noch die Sorte "Tilledaer Schwarze Prinzeß" auch sehr gut, habe ebenfalls gestern probieren dürfen.
Edelreiser kann man von der Ortsgruppe bestellen.
Es gab da auch so eine "marktfähige" Sorte, Starking Hardy Giant, ziemlich große Früchte und doch noch wohlschmeckend. Zumindest in Guldental...
Hier ist die Sortenliste aus Guldental:
https://bund-guldental.de/sortenlisten/kirschen/

die Badeborner und die Schneiders lassen sich leider kaum optisch an der Frucht unterscheiden, da muss man schon Steinmerkmale heranziehen.

Meine dunkle Lieblingssorte ist die späte Spanische, die hat ein deutliches Bittermandelaroma, was nicht jedermanns Sache ist.
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

Tünde » Antwort #118 am:

thuja hat geschrieben: 8. Mär 2023, 00:06
Das dürfte vollständiger Quatsch bzw bösartige Diffamierung sein.
Leider wird bei traditionellen Obstsorten oft mit faschistoiden Methoden gearbeitet, um sie zu hypen und evtl besser absetzen zu können.
[/quote]

Ich habe mich wohl missverständlich ausgedrückt, deswegen kopiere ich die einschlägige Textstelle aus Braun-Lüllemans Artikel "Verkehrte Kirschenwelt" einfach hier.
Es geht nicht um ALT gegen NEU sondern lediglich um Magenverträglichkeit im Zusammenhang mit der Farbe.

[quote]
Spätreifende „bunte“ Knorpelkirschen wie Weisse Spanische, Büttners Rote Knorpel oder Grosse Prinzessin (Syn. Napoleon), einst im Massenanbau vorhanden, sind heute ebenso aus dem Erwerbsanbau verschwunden wie die früh reifenden Herzkirschen Flamentiner (= Türkine), (...) oder den zahlreichen schwäbischen sog. „Schecken“ (...).
Mit Geschmack und Qualität hat diese Entwicklung ebenso wenig zu tun wie mit ihren Eigenschaften im Anbau. Im Gegenteil: Gerade bei den rotbunten Sorten gibt es zahlreiche, die sich durch hervorragenden Geschmack bzw. sehr gute Bekömmlichkeit auszeichnen. Alle Helfer, die bei unseren Kirschsorten-Erfassungen im Streuobst (in Hagen a.T.W. und Witzenhausen) dabei waren, kamen zu der überraschenden Erkenntnis, dass man von den meisten hellen Sorten eine große Menge (bis zu mehreren Kilogramm!) essen könne, ohne Bauchschmerzen zu bekommen. Bei vielen dunklen Kirschen dagegen (wie z.B. Hedelfinger oder Regina) stellte sich spätestens nach einem halben Kilo körperliches Unwohlsein ein.



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cydorian
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Re: Süsskirschen - Qual der Wahl

cydorian » Antwort #119 am:

T hat geschrieben: 7. Mär 2023, 23:57
Mir fiel u.a. die Behauptung auf, dass man von den hellen bzw. rotbunten Kirschen mehr auf einmal essen könne, als von den dunkelen Kirschen, ohne dass es im Magen unangenehm wird.


Die Aussage lautete ganz anders und dann stimmt sie.
Heutige kommerzielle Sorten sind oft sehr hart, knorpelig. Die Alten, zu denen auch helle und rotbunte Kirschen gehören (denn solche Farben mag der Supermarkt nicht) eher nicht. Die sind weicher. Kaust du die, hast du vorwiegend Saft statt Knorpel im Magen. Und was kann mehr pro Kilo essen, Nudeln oder Flüssigkeit? Probiere es aus, dann hast du die Antwort.

Ja, es gibt auch alte harte und knorpelige Sorten. Und Farbe ha tim Grunde auch nichts mit Fruchtfleischstruktur zu tun, ja, ist bekannt. Alle Aussagen sind statistisch gemacht und nicht auf eine Einzelsorte bezogen. Der alte Unterschied zwischen Herzkirschen und Knorpelkirschen auch auch fast vergessen.
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