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ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen (Gelesen 122853 mal)

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lerchenzorn
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

lerchenzorn » Antwort #345 am:

Synonyme stehen immer nebeneinander oder in bestimmten Verhältnissen zueinander. Wenn ein Name seine Gültigkeit verliert, wird er nicht "weggeworfen", sondern "geht über" in die Synonymie. Für alle Fälle, sozusagen.

Welche der beiden Gattungs-Auffassungen zu Senecio und Jacobaea über die Zeit und unter den Botanikern vorgeherrscht hat, weiß ich nicht.
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lerchenzorn
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

lerchenzorn » Antwort #346 am:

Ergänzung: bei den Aschenkräutern, die auch in der deutschen Florenliste als eigene Gattung Tephroseris geführt werden, könnten die Verhältnisse also klarer sein. Auch der Name Tephroseris wurde schon im 19. Jahrhundert von Reichenbach geschaffen und war zwischenzeitlich für die in Senecio eingegliederten Arten (mindestens für die hiesigen) zum Synonym geworden. Seit ca. 30 Jahren wird die Gattung in D wieder als eigenständig betrachtet.

Für die deutsche Florenliste haben die Autoren dargelegt, in welchen Fällen sie sich für "weite" oder aber "enge" Auffassungen von Pflanzengattungen (Gattungskonzepte) entschieden haben (S. 4): Buttler & Hand: Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands.
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Gartenplaner
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Gartenplaner » Antwort #347 am:

lerchenzorn hat geschrieben: 3. Feb 2023, 16:36

Welche der beiden Gattungs-Auffassungen zu Senecio und Jacobaea über die Zeit und unter den Botanikern vorgeherrscht hat, weiß ich nicht.

Danke für deine Antworten!
Ich kannte bisher eben nur Senecio jacobaea, Jacobaea vulgaris begegnete mir jetzt beim Googeln wegen Rechtschreibung zum ersten Mal so prägnant als wissenschaftliche Bezeichnung, deshalb dachte ich, das wäre eine Umsortierung der letzten Jahre wie bei anderen Gattungen.
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Dabra
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Dabra » Antwort #348 am:

Ich habe alle Seiten gelesen und ich finde das noch etwas nicht erwähnt wurde. Bambus. Natürlich weggeworfene Pflanzen. In Oberhausen an mehreren Stellen im Wald. Wenn man genau schaut, hier https://www.google.com/maps/place/J%C3%A4gerstra%C3%9Fe,+46149+Oberhausen/@51.5357012,6.8493705,137m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x47b8eb244d6fcd81:0xacd82ad9e9f184c3!8m2!3d51.5340753!4d6.841572 Ist nur Maps, man sieht ein grünes Stück am Wegrand. Die Stangen sind richtig lang und dick.

Ilex ist in den Wälder im Norden Oberhausens weit verbreitet, kenne ich seit mehreren Jahrzehnten.
Liebe Grüsse, Dabra

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Ruby Ginosa
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Ruby Ginosa » Antwort #349 am:

Ilex aquifolium ist ja aber auch heimisch hier.
Du hast keine Chance, aber nutze sie!
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lerchenzorn
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

lerchenzorn » Antwort #350 am:

lerchenzorn hat geschrieben: 3. Feb 2023, 14:40
... Die Autoren der Euro+Med-Flora halten die Verwandtschaft um Senecio jacobaea für so gut von den anderen Greis-oder Kreuzkraut-Arten abgrenzbar, dass sie die von Gärtner aufgestellte Gattung Jacobaea aufnehmen und darin für Europa und die Mediterraneis einige Dutzend Arten einschließen.

Die deutsche Florenliste behält derzeit die weit gefasste Gattung Senecio unter Einschluss der Jacobaea-Sippen bei. Das kann verschiedene Gründe haben, über die ich nichts Näheres weiß. ...


Noch einmal zur Frage, warum die Greiskrautarten der Senecio-jacobaea-Verwandtschaft in der deutschen Florenliste nicht als eigene Gattung Jacobaea zusammengefasst werden. - Die ausführliche Anmerkung zur Gattung Senecio in der Deutschen Florenliste dazu lautet: "Dass die in einer eigenständigen Gattung Jacobaea von vielen Autoren seit rund 20 Jahren abgetrennten Sippen nicht näher mit Senecio s. str. verwandt sind, wurde spätestens mit den Arbeiten von P. B. Pelser bekannt (etwa Pelser & al. 2007). Leider sind die beiden Segregatgattungen morphologisch nicht klar definierbar. Selbst bei der beschränkten Artenpalette in diversen europäischen Ländern ist eine Verschlüsselung der Gattungen bisher nicht oder nur bedingt gelungen (siehe die aktuellen Floren aus Deutschland, Frankreich oder Großbritannien). Daher erscheint immer noch Zurückhaltung geboten."
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lerchenzorn
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

lerchenzorn » Antwort #351 am:

Der jährliche Spaziergang zu Ilex crenata im alten Kiefern-Stangenholz. Der strauch hat die Dürrejahre erstaunlich gut überstanden. Die frisch gehauene Rückegasse geht weit genug dran vorbei und die Lichtstellung hat ihm über den Winter auch nicht geschadet. Scheint hier im Wald robuster als im Garten. Von einem heftigen Verbiss durch´s Reh hat er sich auch erholt.
(Inzwischen gibt es mindestens in Bayern weitere Verwilderungen.)

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kaunis
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

kaunis » Antwort #352 am:

In diesem Frühling zeigt sich, dass die Hasenglöckchen, die ich auf einer Radwegstrecke seit 15 Jahren als "Begleitgrün" beobachten kann, sehr zugenommen haben. Da die meisten Pflanzen weiß blühen, werden sie wohl aus einem Garten stammen. Da sie aber auf einer Strecke von 3 km immer wieder auftauchen, werden sie sich wohl auch inzwischen eigenständig vermehren.
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kaunis
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

kaunis » Antwort #353 am:

Im Großraum Dortmund werden sie wohl nicht bodenständig sein.
Selbst am Rand von Brennnesselbeständen treten sie auf.
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kaunis
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

kaunis » Antwort #354 am:

Hier mit Hopfen...
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Jörg Rudolf
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Jörg Rudolf » Antwort #355 am:

Gestern habe ich bei einem Waldspaziergang im Oberholz (kleines Waldgebiet südlich von Leipzig) große Bestände der Stengelumfassenden Gelbdolde gesehen. Sie wächst an vielen Wegränden. DasOberholz ist ein Laubwald mit relativ frischen Boden.
Ist diese Staude eigentlich auch ein Neophyt? Jedenfalls wurde sie von der Insektenwelt geliebt, auf keiner anderen Pflanze waren sviele verschiedene Bienen und Wespen wie auf dieser. Es war auch seit langem der erste sonnige Tag
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Natternkopf
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Natternkopf » Antwort #356 am:

Ja die Stengelumfassende Gelbdolde wird als Neophyt aufgeführt.
J hat geschrieben: 1. Mai 2023, 08:58
Gestern habe ich bei einem Waldspaziergang im Oberholz (kleines Waldgebiet südlich von Leipzig) große Bestände der Stengelumfassenden Gelbdolde gesehen.
… …
Ist diese Staude eigentlich auch ein Neophyt? Jedenfalls wurde sie von der Insektenwelt geliebt, auf keiner anderen Pflanze waren sviele verschiedene Bienen und Wespen wie auf dieser.


Die Stängelumfassende Gelbdolde (Smyrnium perfoliatum) ist ein Neophyt, d.h. sie ist in Deutschland nicht heimisch, hat sich aber eingebürgert und fühlt sich wohl. Ursprünglich stammt sie aus dem Mittelmeergebiet. Die zweijährige Pflanze wird bis zu 1,20 m hoch und hat eine knollige Wurzel. / Stadtverband Leibzig

Die Stängelumfassende Gelbdolde (Smyrnium per- foliatum) als Neophyt in der Pfalz / arbeitskreis-pfalz-pollichia-kurier / pollicha.de

Grüsse Natternkopf



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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

wallu » Antwort #357 am:

Siehe auch hier: https://www.floraweb.de/xsql/artenhome.xsql?suchnr=5660& (auf "Verbreitungskarte" klicken).
Viele Grüße aus der Rureifel
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lerchenzorn
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

lerchenzorn » Antwort #358 am:

Die natürliche Verbreitung beginnt etwas weiter südlich, in Frankreich, Italien und Südosteuropa.

Peter Gutte hat die Vorkommen in und um Leipzig schon 2006 ausführlich beschrieben:
Peter Gutte (2006): Die Vergesellschaftung der Stängelumfassenden Gelbdolde (Smyrnium perfoliatum L.) bei Leipzig – Sächsische Floristische Mitteilungen – 10: 92 - 98.
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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Gartenplaner » Antwort #359 am:

Angesichts der Samenmenge und, dass dieser auch reichlich in wiesenartigen Heckenrandsituationen keimen kann, verwundert das nicht.
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