Neue Beete - Pflanzen wachsen nicht (Gelesen 1585 mal)

[Gecko1927]

Hallo zusammen,

ich habe mir im Frühjahr eine Beetumrandung aus alten Ziegeln gemauert. Da wir sehr schweren Boden haben und ich immer das Problem hatte, dass man bei uns Unkraut kaum ausreissen sonst nur abreissen kann, wollte ich die Beete komplett mit Kompost füllen. Die Frau von Wurzelwerk macht das auch so und hat damit super Ergebnisse erzielen können. Mein Kompostlieferant meinte jedoch, dass der Kompost "zu scharf" für das Gemüse sei und hat mir "Sandkompost" empfohlen. Ich habe mich überreden lassen und habe meine Beete mit 3m³ Sandkompost gefüllt.

Meine neu gesäten oder geplfanzen Gemüsepflanzen kümmern jedoch in der Erde vor sich hin.
Der Kohlrabi sah nach 4 Wochen noch aus wie an dem Tag an dem ich ihn eingesetzt habe, mit dem Unterschied dass er gelbe Blätte hatte. Da lediglich meine Buschbohnen gut aufgingen, hatte ich den Verdacht dass den Pflanzen Stickstoff fehlt, da die Buschbohnen diesen selbst bilden. Mir wurde auch langsam klar, dass dem "Sandkompost" nicht nur Sand sondern scheinbar auch Rindenkompost beigemischt wurde, das würde das Stickstoffdefizit erklären.

Ich habe also alles mit Vinasse gedüngt, den ich normal nur für die Tomaten nehme. Seitdem wächst alles etwas besser und die Kohlrabi sind nicht mehr so gelb.
Ich gieße meine Pflanzen eigentlich kaum, habe jetzt aber vermehrt morgens alles mit Leitungswasser gegossen, da der Boden die Feuchtigkeit schlechter speichert als mein normaler Lehmboden.
Insgesamt wächst aber alles weiterhin eher zu schlecht. Die rote Beete (am 10. Mai gesät) sind aktuell 1-3 cm hoch. Der Lauch besteht aus zwei dünnen Hälmchen. Alles in allem ein sehr schlechter Zustand.

Zu allem Überfluss wurden jetzt noch die Bohnen gelb und verlieren die Blätter. Ich habe daraufhin mehr gegossen, da der Kompost recht schnell austrocknet und vorsorglich auch Neem-Öl gespritzt auch wenn ich keine Spinnmilben finden konnte.

Mein Plan für nächstes Jahr: Die neue Erde mit eigenem Kompost und gesiebter normaler Erde aufpeppen.
Hat jemand noch einen Tipp wie ich meine diesjährige Ernte retten kann? Kann es sein, dass auch Phorphor fehlt? Das würde auch das schlechte Wachstum erklären. In meinen Düngern (Vinasse und Hornmehl) ist kein Phospor enthalten.
Soll ich den Boden einmal mit Blaukorn "aufpuschen" oder besteht eher die Gefahr der Überdüngung?

Danke vorab!

[Roeschen1]

Ein Hochbeet beinhaltet immer mehrere Komponenten, kein Sand,
grobes Astmaterial, dann Feines, Kompost und Mutterboden.
Wenn du noch den Mutterboden hast, würde ich den einbringen.
Ich würde viel von dem Sandgemisch entfernen und ersetzen um noch was zu ernten.

[Trapa]

Bevor ich anfange, auf gut Glück irgendwelchen Dünger zu streuen, würde ich lieber eine Bodenprobe machen lassen. Bieten oft Bau- und Gartenmärkte an oder hier: https://www.raiffeisen-laborservice.de/boden/gartenbau/bodenanalysen-gartenbau Bei mir z.B. ist Phosphor sehr reich vorhanden, auch wenn ich den letzten Volldünger vor ca. 25 Jahren gestreut habe - kann auch länger her sein. Bei mir war Kalium knapp - jetzt nicht mehr! :D Und nach deiner Beschreibung könnte ich mir vorstellen, dass die Bodenchemie vielleicht gar nicht das Problem ist, sondern die Physik. Das könnte man vielleicht mittesten lassen.

[FFG]

Sieht dein Sandkompost nicht ein bisschen sehr aus wie eine Mischung aus Rindenmulch und Kies?

Meine Rindenmulch an sich ist ja schon was, was sich schwer zersetzt und gerne ausgestreut wird, damit nicht so viel Unkraut wächst und auch gerne mal je nach Baumart Stoffe abgibt, die Wachstum hemmen können.

Und Kies ist eigentlich auch nicht so das optimale (außer man will nicht das sich zu viel Wasser staut) und eher Nährstoffarm.

Vielleicht alles in allem eher was für besondere Pflanzenspeziallisten?

Kompost ist auch nicht immer gleich Kompost und je nach Zersetzungsgrad mögen einige Gemüsepflanzen den sogar relativ gerne auch in Reinform (sowas wie Kürbisse oder Tomaten). Aufpassen sollte man dann aber bei allem was im Boden wächst bzw. Salat.

[thuja thujon]

Ich denke Nährstoffe sind da genug drin für die nächsten 5 Jahre (abgesehen von Stickstoff).

Der Kompost ist noch nicht gänzlich verrottet, das zieht noch Stickstoff raus. Das verrotten scheitert aber an zu wenig Wasser. Deshalb wirken auch die organischen Stickstoffdünger nicht. Zu trocken für das Bodenleben, das den organisch gebundenen Stickstoff erst noch Pflanzenverfügbar machen muss.

Also meiner Meinung nach fehlt hier Wasser, sonst nichts.

Und sowas ist kein Lehm, aber trotzdem gut geeignet für Gemüse. Ich würde also nichts entfernen und auch keine `Hochbeeterde´ oder ähnlichen Mist daruntermischen. Gießen, einfach nur gießen. Viel und Regelmäßig. Mindestens 40-50 Liter pro Gabe und das alle 2 Tage bis das Beet mal wieder vollgesaugt ist.

[Roeschen1]

tt,
du willst Gemüse im Kiesbeet anbauen?
Wie soll sich Kies vollsaugen?
Das bischen Kompost dazwischen soll reichen?

[thuja thujon]

Meiner Meinung nach ist da viel zu viel Kompost drin.

Zwischen dem Kies ist noch einiges an Sand. Wenn du mal die Gelegenheit hast dir die Gemüseböden hier rund um Mutterstadt anzuschauen, da ist sehr viel Sand mit im Spiel. Man bemüht sich auch den Humusgehalt unter 4% zu halten um ungewollte Nährstoffschübe zu verhindern. Die würden sonst die Verkehrsfähigkeit des Gemüses verhindern.
Also da möchte man für Gemüse ein recht mineralisches Substrat, nicht diese schöpfe aus dem vollen Organik wie im Hochbeet. Das hält auch die Bodenbürtigen Schädlinge etwas besser in Schach als Rotte pur.

[Roeschen1]

Das sieht aus wie Lehmlöß aus dem Kaiserstuhl, nicht wie ein Kiesbeet.

[thuja thujon]

Ja, ein Carbonatreicher Sand mit guter Kationenaustauschkapazität. Aber ein Sand.

Also das eine sind Nährstoffe halten, das andere Wasserdurchlässigkeit.
An Geckos Stelle würde ich etwas vom vorhandenen Lehm untermischen wenn abgeerntet ist. Bis dahin liegt es meiner Meinung nach aber nur am zu wenig Wasser.

[Starking007]

Beruflich hatte ich mit Kommunalkompost fast nur Ärger.
Wie kürzlich geschrieben: Als Mulch isser gut.

Kommunalkompost + feiner Kies = Viel Ärger.

Ich hätte mich da in der Gegend viel umgeschaut und möglichst schönen (nicht feinen) Humus geholt.

[Gecko1927]

Danke für eure Ratschläge.

Ich konnte leider nur das eine Foto hochladen. Durch den Regen liegen vor allem die Steine und Stöckchen oben, wenn man jedoch etwas gräbt sieht der Boden schon deutlicher besser aus und enthält auch mehr Feinanteil.
Ich habe jetzt einfach mal etwas mineralischen NPK Dünger gestreut und schaue wie sich die Pflanzen verhalten.
Was wäre noch eine Notlödung? Bringen Bodenaktivatoren wie von Oscorna hier irgendwas?

Ich habe beim Lieferanten jetzt folgende Beschreibung auf seiner Webseite gelesen: "Sandkompost gesiebt - unkrautfrei, Rindenhumus-Natursand-Naturkompost, Anwendung: Zur Bodenverbesserung einfräsen und zur Anlage von Pflanzflächen/ Gehölzflächen"

Ich hätte mir besser gesiebten Oberboden liefern lassen. Naja man lernt aus seinen Fehlern.

Bis zum nächsten Jahr wird der Boden hoffentlich schon besser aussehen wenn alles vollständig verrottet ist. Aktuell wachsen vor allem kleine Pilze in den Beeten und etwas Ackerschachtelhalm.

[Hyla]

Du mulchst aber anscheinend nicht. Das würde deinen Boden besser vorm Austrocknen schützen und je nachdem mit was du mulchst, kannst du Fehlendes ergänzen. Bei dir fehlt Stickstoff, also wäre Rasenschnitt ganz gut. Das gibt auch den Bodenlebewesen was zu fressen und aktiviert deinen Boden ganz von selbst.

[Nox]

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Ich habe beim Lieferanten jetzt folgende Beschreibung auf seiner Webseite gelesen: "Sandkompost gesiebt - unkrautfrei, Rindenhumus-Natursand-Naturkompost, Anwendung: Zur Bodenverbesserung einfräsen und zur Anlage von Pflanzflächen/ Gehölzflächen"

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Du schreibst oben, dass Du sehr schweren Boden hast. Der nun gelieferte Sandkompost bringt so garnichts an Nährstoffen mit, wenn er aus Sand und Rindenkompost besteht. Dann ist es sogar ein Stickstoff-Fresser. Da er aber recht locker ist, könntest Du die Chance nutzen, über den Sommer kontinuierlich Dauerunkräuter zu jäten.
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Im Herbst oder im nächsten Frühjahr kannst Du den "Sandkompost" dann unterfräsen. Zusammen mit Deinem schweren Boden ergibt sich vielleicht endlich das gewünschte luftigere, leichter zu bearbeitende Erdgemisch.

[flammeri]

Hallo,
In der Beschreibung steht, dass man die Mischung einfräsen soll. Ist vermutlich nicht passiert… Rindenhumus ist angerotteter Rindenmulch, der enthält noch weiterhin Gelbsäuren und bindet Stickstoff. Wenn Bohnen nicht wachsen, kann’s nicht am Stickstoffmangel liegen. Evtl. Können wegen dem sauren PH-Wert die Nährstoffe nicht aufgenommen werden. Also ist wahlloses Düngen auch sinnlos. Am sinnvollsten wäre das zu tun, was empfohlen wurde und zwar das alles unterzufräsen in den Boden, sonst dauert es ewig bis da was wächst. LG