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Ich suche einen Apfelbaum... (Gelesen 5201 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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cydorian
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

cydorian » Antwort #30 am:

Roeschen1 hat geschrieben: 19. Aug 2023, 12:46
Brettacher reift, braucht aber Wärme, geerntet am 16.10.


Hier Ende September bis erste Oktoberwoche, ausser es gibt wieder mal so viel Trockenstress dass es die Reife verzögert.
Die Äpfel auf dem Bild sind viel zu spät geerntet. Kann man machen, schmeckt auch früh gut, aber nicht lange. Die Saftigkeit und vor allem die Lagerfähigkeit sind schnell dahingeschwunden. Brettacher wird fürs Lager genau IM Umschlag der Grundfarbe auf gelb geerntet, nicht wenn das schon längst passiert ist.
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

Roeschen1 » Antwort #31 am:

Cydorian,
kennst du die Anlage in Müncheberg?
Vor Ort kann man am Besten sehen, welche Bäume mit dem Klima zurechtkommen.
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

Roeschen1 » Antwort #32 am:

cydorian hat geschrieben: 19. Aug 2023, 14:35
Roeschen1 hat geschrieben: 19. Aug 2023, 12:46
Brettacher reift, braucht aber Wärme, geerntet am 16.10.


Hier Ende September bis erste Oktoberwoche, ausser es gibt wieder mal so viel Trockenstress dass es die Reife verzögert.
Die Äpfel auf dem Bild sind viel zu spät geerntet. Kann man machen, schmeckt auch früh gut, aber nicht lange. Die Saftigkeit und vor allem die Lagerfähigkeit sind schnell dahingeschwunden. Brettacher wird fürs Lager genau IM Umschlag der Grundfarbe auf gelb geerntet, nicht wenn das schon längst passiert ist.

Der Baum steht auf der Nordseite, ist dadurch später.
Bei der Menge muß der nicht lange halten, 2 mal Apfelkuchen...:)
Das Bild stammt vom 19.4. Naturlager im Freien
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

cydorian » Antwort #33 am:

Müncheberg ist so eine Gunstlage, es hat gute Gründe dass dort bis heute eine Obstbauversuchsstation ist mit einer sehr langen breiteren Geschichte. Trotzdem haben auch dort schon 2018 eine Menge Sorten versagt. Und was der Besitzer des Obsthofes Lindicke in Werder sagt, gilt auch dort: „Ohne zusätzliche Bewässerung ist es nahezu aussichtslos, in Brandenburg, Baumobstanbau zu betreiben“.

Wenn der Profianbau schon Probleme hat, dann sind die in der Regel nicht so kenntnisreichen und nicht so gut ausgestatteten Hobbyisten erst Recht unter Druck.
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

Simmse » Antwort #34 am:

cydorian hat geschrieben: 19. Aug 2023, 14:30
Simmse hat geschrieben: 19. Aug 2023, 13:27
Hier gibts ein paar Sortenbeschreibungen, vielleicht sagt dir davon irgendwas zu.https://bergischer-streuobstwiesenverein.de/alte-und-neue-apfelsorten/apfelsorten-beschreibungen-a-z/


Diese Liste ist ein gutes Beispiel für viele schlecht gealterte Vorschläge und Sorten, die für die heutigen Verhältnisse nicht mehr stimmen. Ein Menge Sorten darin gibt es hier schon seit Jahren nicht mehr, weil sie draufgegangen sind und nicht mehr wachsen. Goldparmäne etwa, eine der schlimmsten Rindenbrandsorten. Oder Wiltshire. Maximale Anfälligkeit für Marssonina Coronaria. Bannier sollte mal nach Bayern, da war das ein häufiger Apfel. Bis "die Krankheit" aus Japan kam.

...


Keine Ahnung wann die Sortenbeschreibungen von Bannier verfasst wurden, mit den Geschmacksbeschreibungen kann alfalfa aber evtl. trotzdem was anfangen. Allerdings liegt er mit seiner geschmacklichen Beurteilung von Wiltshire meiner Meinung nach komplett daneben, für mich der absolute Traumgeschmack, sehr intensiv renettenartig und starker Duft. Marssonina kann aber sicher ein großes Problem werden.
Vielleicht sind diese Beschreibungen dann interessanter. https://www.hochstammobst.ch/content/79/54/geeignete-obstsorten
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

cydorian » Antwort #35 am:

Seine Geschmacksbeschreibungen und vor allem die Wertungen sind mir auch nicht zugänglich, aber ich nehme an das sind sehr persönliche Eindrücke, die er da zum Maßstab macht. Kann er, darf er, sollte man aber wissen bevor man sich danach richtet. Für mich sinds teilweise Kontraindikatoren.

Beim Wiltshire stimmen wir überein, das ist eigentlich ein Apfel der wie Berlepsch auch Marktapfel sein könnte, er hat eine Menge "moderne" Qualitäten im positiven Sinne. In Bayern heisst er weiße Wachsrenette, war auch als Strassenrandapfel verbreitet. Heute erkennt man sie, wenn man am Strassenrad Apfelbäume sieht, die im September nur noch ein paar rote oder gelbe Blättchen haben.

Die schweizer Liste ist etwas besser, allerdings sind 60% der Sorten in D nicht zu bekommen und ebenso Vieles nicht nachvollziehbar, weil es sich an den Verhältnissen am Alpenrand orientiert, wo es z.B. viel mehr Niederschläge hat. Habe es so verstanden, dass alfalfa einen Baum kaufen will, nicht selber veredeln und Steckhölzer bestellen, quer durch Europa anfordern.
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

Amur » Antwort #36 am:

Roeschen1 hat geschrieben: 19. Aug 2023, 12:46
Nein, hier kein Frost vor Dezember,
Brettacher reift, braucht aber Wärme, geerntet am 16.10.

Das mag ja für ein paar begünstigte Weinbaugegenden (Bodensee, Rhein, Neckar, Unterfranken) gelten, aber in der Masse hat es hier im Oktober den ersten Frost spätestens im November. Bei uns die letzten 10 Jahre gab es 8x im Oktober den ersten Frost und 2x November. bis in die 2000er war der September der Monat der häufig schon mal Frost bringen konnte.
Brettacher werden bei uns meist halbwegs brauchbar. Der Bittenfelder braucht aber scho. ein gutes Jahr um nicht zu Sauer zu bleiben und kann oft erst erst Ende Oktober Anfang November geerntet werden.
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

cydorian » Antwort #37 am:

Frosteinwände sind ohnehin fehl am Platze, der ist keine Begründung für irgendwas.

Etwas Frost schadet überhaupt nicht während der Apfelreife, zumal die meisten Leute "Frost" um diese Jahreszeit fälschlicherweise an Reif auf der Weise und kaputten Zucchinipflanzen zu erkennen glauben. Das ist meistens aber nur Bodenfrost, schon 2m drüber bleibt es frostfrei oder die Temperatur ist um 1 bis 5° C höher. Und Äpfel wachsen nicht auf Bodenhöhe...
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

alfalfa » Antwort #38 am:

Ich merke schon, das Thema ist komplex und gar nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte. Hier gibt es viel für mich zu lernen :)
Mir ist übrigens anfangs ein Fehler unterlaufen: ich bin im nord-westlichen Brandenburg (nicht nord-östlich) ::)

Weil es ja hier den Rat gab, sich regional umzutun, habe ich heute im Netz einen Vereins gefunden, der sich hier in der Gegend mit sog. Waldgartenprojekten befasst und in der Nähe eine sehr hübsche und lauschige Gärtnerei betreibt. Zum Teil ziehen sie die Pflanzen selbst an, etliches an Stauden und Gehölzen wird aber wohl auch bestellt. Ich weiss nicht, ob ich verlinken darf? Ih fand es jedenfalls interessant und war erstaunt, hier in der Gegend so etwas zu finden.

Ich hab mich dort beraten lassen, aber viel mehr als 'Boskoop' pflanzen kam jetzt auch noch nicht dabei heraus. Ich werde aber noch mal hin fahren, die Profi-Gärtnerin war heute nicht anwesend.

Einer der Nachbarn hier im Ort erzählte von seinen Apfelbäumen, wie klug die von seinen Vorfahren ausgesucht worden sind, da jeder einen unterschiedlichen Reifezeitpunkt hätte. Bei ihm könnte ich mich mal erkundigen. Selbst veredeln kann ich aber nicht, das müsste ich dann in Auftrag geben.

Wenn ich es der Diskussion richtig entnehme, scheinen ja die alten Apfelsorten nicht unbedingt resistenter zu sein und diese Tatsache muss ich wohl auch in Betracht ziehen. Aber trotzdem habe ich wenig Lust einen Apfel zu pflanzen, den ich in jedem Supermarktsortiment finde.



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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

alfalfa » Antwort #39 am:

Simmse hat geschrieben: 19. Aug 2023, 13:27
Sicher gibts im Süden Frost vor Dezember (Frost im Oktober ist aber mittlerweile selten), die letzten 2-3 Jahre sind ja nicht der Maßstab.
@alfalfa
Hier gibts ein paar Sortenbeschreibungen, vielleicht sagt dir davon irgendwas zu.https://bergischer-streuobstwiesenverein.de/alte-und-neue-apfelsorten/apfelsorten-beschreibungen-a-z/


Der Link ist sehr hilfreich, Simmse, vielen Dank! Ich brauch allerdings ein wenig, um mich durch die Liste zu arbeiten ;)
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

cydorian » Antwort #40 am:

alfalfa hat geschrieben: 19. Aug 2023, 16:58
Wenn ich es der Diskussion richtig entnehme, scheinen ja die alten Apfelsorten nicht unbedingt resistenter zu sein und diese Tatsache muss ich wohl auch in Betracht ziehen.


Die Situation ist so unterschiedlich, dass man nichts generalisieren kann. Es gibt nur Tendenzen. Der im Thread genannte Bittenfelder ist übrigens ein uralter, sehr robuster Saftapfel (wohl der Beste Mostapfel) und auch eine sehr oft verwendete Unterlage für Hochstämme.

Gewesen. Gerade der bekommt ebenfalls massiv Rindenbrand. Schockierend, aber wahr. Der Boskoop schlägt sich übrigens gar nicht schlecht bei mir im neuen Wetter. Hat mich auch überrascht. Gesundheit hält sich besser wie gedacht, obwohl man dem besseres Gedeihen in kühlerem, feuchteren Klima nachsagt.
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

Thüringer » Antwort #41 am:

alfalfa hat geschrieben: 19. Aug 2023, 16:58
Wenn ich es der Diskussion richtig entnehme, scheinen ja die alten Apfelsorten nicht unbedingt resistenter zu sein und diese Tatsache muss ich wohl auch in Betracht ziehen. Aber trotzdem habe ich wenig Lust einen Apfel zu pflanzen, den ich in jedem Supermarktsortiment finde.
[/quote]
Deshalb aus meiner(!) Sicht beispielsweise:
[quote author=Thüringer link=topic=72773.msg4081466#msg4081466 date=1692382021]
Pinova, Idared, Topaz, ...
Man bekommt die Welt nicht besser gemeckert. (Quelle unbekannt)
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

Rieke » Antwort #42 am:

Soweit ich weiß ist Topaz anfällig für Kragenfäule.

Die Supermarktsorten finde ich auch uninteressant, der Geschmack ist meistens langweilig. Die bei uns im Garten vorhandenen alten Sorten haben eine ganz andere Geschmacksvielfalt. Landsberger Renette z.B kann ein sehr edles komplexes Aroma haben, sofern die Äpfel genug Sonne abbekommen haben (die Schattenäpfel schmecken leider seifig), James Grieve erschlägt einen fast mit seinem Aroma, die Kanadarenette hat einen leicht nussigen Geschmack, andere Sorten sind knackig-frisch.

Bei dieser Baumschule haben wir mal ein Apfel-Probierpaket bestellt. Leider waren wir mit der Qualität der Bäume nicht immer zufrieden.
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

Chica » Antwort #43 am:

Du brauchst Pomologen alfalfa, die beschäftigen sich mit alten Obstsorten, eine herkömmliche Baumschule/Gärtnerei eher nicht. Wie wär's hiermit? Ist das Deine Ecke?
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
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Re: Ich suche einen Apfelbaum...

Hyla » Antwort #44 am:

Topaz wurde hier auch gehypt. Gerade die angeblich fehlende Alternanz machte ihn für viele interessant. Inzwischen scheint das Gewese um die Sorte abgeflaut zu sein, wobei ich gar nicht sagen kann, woran es wirklich liegt, aber die Leute kehren zu den alten Sorten zurück.
Sehr bekannt ist hier der Celler Dickstiel, auch Krügers Dickstiel genannt, eine eher nicht so hübsche alte Sorte, die aber auf Blindverkostungen alle anderen schlägt.

Letztlich ist für mich aber wichtig, ob ich ihn verwerten kann. Der schönste Apfel nützt nichts, wenn ihn keiner essen mag und der Saft nichtssagend schmeckt.
Ich habe auch Goldparmäne und Cox Orange stehen. Die wenigen Äpfel von den unbewässerten kleinen Bäumen werden hier nicht einfach nur gegessen, die werden zelebriert. ;)
Liebe Grüße!


Wenn du denkst es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Lichtlein her.
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