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Mostbirnenschätze (Gelesen 38239 mal)
Moderator: cydorian
- cydorian
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Re: Mostbirnenschätze
Bleiben wir bei den Birnen selbst, Praxis heute und nicht wieder ein Trauer-, Bildchen-, Museumsthread.
Das Stichwort Boden ist schon ganz gut, als ich mit Mostbirnen begonnen habe (siehe Threadanfang) und einiges gepflanzt, bin ich nämlich gleich in den ersten grossen Kardinalfehler rein, nämlich eine uralte Weisheit ignoriert: Birnen auf flachgründigem Boden werden nichts, auch Mostbirnen brauchen Tiefgründigkeit und möglichst guten Boden! Die anfangs gepflanzten Birnen sind schon wieder zur Hälfte weg, kamen nicht vom Fleck auf dem flachen Boden. Nur die Paulsbirne zeigt sich langsam, aber stetig wachsend statt früh vergreisend. Mir ging es zunächst vor allem um Universalsorten, die auch für Dörrobst und kochen geeignet sind.
Aber immerhin, auch eine Champagner Bratbirne auf besserem Boden hat letztes Jahr zu tragen begonnen. Zum Glück kein Feuerbrand. Ist übrigens beim Zuckergehalt nur Durchschnitt. Ist ja auch eine Brennbirne, aber da gibts besser geeignete Sorten.
Das Stichwort Boden ist schon ganz gut, als ich mit Mostbirnen begonnen habe (siehe Threadanfang) und einiges gepflanzt, bin ich nämlich gleich in den ersten grossen Kardinalfehler rein, nämlich eine uralte Weisheit ignoriert: Birnen auf flachgründigem Boden werden nichts, auch Mostbirnen brauchen Tiefgründigkeit und möglichst guten Boden! Die anfangs gepflanzten Birnen sind schon wieder zur Hälfte weg, kamen nicht vom Fleck auf dem flachen Boden. Nur die Paulsbirne zeigt sich langsam, aber stetig wachsend statt früh vergreisend. Mir ging es zunächst vor allem um Universalsorten, die auch für Dörrobst und kochen geeignet sind.
Aber immerhin, auch eine Champagner Bratbirne auf besserem Boden hat letztes Jahr zu tragen begonnen. Zum Glück kein Feuerbrand. Ist übrigens beim Zuckergehalt nur Durchschnitt. Ist ja auch eine Brennbirne, aber da gibts besser geeignete Sorten.
Re: Mostbirnenschätze
Kennt jemand Standorte der Veldenzer Birne?
Re: Mostbirnenschätze
Roeschen1 hat geschrieben: ↑6. Dez 2022, 10:56
68 Birnensorten allein in einem Stadtteil, Filderstadt- Bonlanden,
aber wenn kein Nutzen mehr da ist, werden sie nach und nach verschwinden.
Gibt es denn eine Liste dieser noch vorhandenen Sorten?
Re: Mostbirnenschätze
Für Baden-Württemberg gibt es mittlerweile ein Verzeichnis der Obstsortengärten, Lehrpfäden usw.
https://www.obstsorten-bw.de/index.php?id=3
Man kann nach Sorten oder Standorten suchen. Man findet auch seltene Sorten. Mit der Sortenechtheit, gilt es wie üblich kritisch zu prüfen.
https://www.obstsorten-bw.de/index.php?id=3
Man kann nach Sorten oder Standorten suchen. Man findet auch seltene Sorten. Mit der Sortenechtheit, gilt es wie üblich kritisch zu prüfen.
Re: Mostbirnenschätze
Ich habe dieses Jahr Birnen der fraglichen Grünen Jagdbirne von Seite 6 und 7 ans KOB zur Bestimmung gesendet. Ergebnis kam heute, es ist die Grüne Jagdbirne (Wörtlich ist geschrieben: "Metzer Bratbirne Synonym Grüne Jagdbirne"
- cydorian
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Re: Mostbirnenschätze
Es sind verschiedene Sorten. Das Problem geht auf einen Fehler in den pomologischen Monatsheften von 1883 zurück. Dort wurde die grüne Jagdbirne als die Metzer Bratbirne abgebildet und beschrieben. Seither geistert diese Vewechslung und dann falsche Gleichheit endlos durch die Blätter und wurde perpetuiert.
Grüne Jagdbirne ist grösser, hat glänzende Schale, nur unten berostet. Metzer ist durchgängig rauh und berostet.
Grüne Jagdbirne ist grösser, hat glänzende Schale, nur unten berostet. Metzer ist durchgängig rauh und berostet.
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Re: Mostbirnenschätze
So weit wie ich es sehe, wird Metzer Bratbirne 2 Mal in den Pomologischen Monatsheften erwähnt. Nirgends ist sie dort als "Grüne Jagdbirne" erwähnt worden, sondern nur "Carasi" bzw in der 1890er Ausgabe auch als "Carisi". (Schreibfehler? da sie sonst als "Carasi" geschrieben wurde) ;D
PS: Das abgebildete Monatsheft stammt von 1883, nicht 1983.
PS: Das abgebildete Monatsheft stammt von 1883, nicht 1983.
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Re: Mostbirnenschätze
Rib hat geschrieben: ↑20. Okt 2023, 10:13
So weit wie ich es sehe, wird Metzer Bratbirne 2 Mal in den Pomologischen Monatsheften erwähnt. Nirgends ist sie dort als "Grüne Jagdbirne" erwähnt worden
Sicher, denn genau das ist ja der Fehler. Guck dir die Beschreibung auf Seite 98 und 99 doch mal an. Beschrieben wird da die grüne Jagdbirne und drüber steht "Metzer Bratbirne". Und davon ausgehend gab es bis heute Verwirrung um die beiden Arten, mal vertauscht, mit als Synonym betrachtet.
Die Sorten sind aber klar und eindeutig unterscheidbar. Die echte Metzer ist hier in Süddeutschland häufiger gewesen, sie wurde auch immer Metzer genannt und selbst heute stehen noch Bäume davon (ich kenne einen). Schon vor der Falschbeschreibung in den Monatsheften. Übrigens auch eine gute Brennsorte.
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Re: Mostbirnenschätze
Ich verstehe. Es las sich so, als ob in den PM die Jagdbirne als Synonym genannt worden ist.
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Re: Mostbirnenschätze
Mein Kenntnisstand dahingehend ist,
die in Süddeutschland verbreitete Grüne Jagdbirne ist identisch mit der in der historischen Literatur beschriebenen Metzer Bratbirne. Der bisher als Metzer Bratbirne verbreiteten Sorte konnte kein anderer Name zugeordnet werden. Sie wird nun als unbekannt eingestuft.
Deshalb Grüne Jagdbirne nur noch als Synonym.
die in Süddeutschland verbreitete Grüne Jagdbirne ist identisch mit der in der historischen Literatur beschriebenen Metzer Bratbirne. Der bisher als Metzer Bratbirne verbreiteten Sorte konnte kein anderer Name zugeordnet werden. Sie wird nun als unbekannt eingestuft.
Deshalb Grüne Jagdbirne nur noch als Synonym.
Jäger des verlorenen (Apfel)Schatzes
Re: Mostbirnenschätze
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Re: Mostbirnenschätze
Hallo in die Runde,
gibt es Mostbirnen (möglichst eher säuerliche für die Saftverarbeitung), die auch auf ärmeren und trockenen, aber garantiert tiefgründigen Böden fortkommen? Ich frage natürlich wegen der hiesigen Sandböden.
Mostbirnen sind in der hiesigen Gegend kaum etabliert. (Ein Grund könnte das große Birnensterben sein, dem in den Winterfrösten der 1940er Jahre bis zu 80% der hiesigen Bestände zum Opfer fielen, zufolge Werner Schuricht. Diese Fröste gibt es nicht mehr!)
In Zeiten des Klimawandels müssen alle vergangenen Erfahrungen auf den Prüfstand gestellt und neue Wege ausprobiert werden. Den Charneu (und den Alexander Lucas) geht es heute in der hiesigen Region deutlich besser als vielen Apfelsorten. Deshalb frage ich nach Mostbirnen auf ärmeren Böden, die Bedingungen der Sommerdürre tolerieren.
gibt es Mostbirnen (möglichst eher säuerliche für die Saftverarbeitung), die auch auf ärmeren und trockenen, aber garantiert tiefgründigen Böden fortkommen? Ich frage natürlich wegen der hiesigen Sandböden.
Mostbirnen sind in der hiesigen Gegend kaum etabliert. (Ein Grund könnte das große Birnensterben sein, dem in den Winterfrösten der 1940er Jahre bis zu 80% der hiesigen Bestände zum Opfer fielen, zufolge Werner Schuricht. Diese Fröste gibt es nicht mehr!)
In Zeiten des Klimawandels müssen alle vergangenen Erfahrungen auf den Prüfstand gestellt und neue Wege ausprobiert werden. Den Charneu (und den Alexander Lucas) geht es heute in der hiesigen Region deutlich besser als vielen Apfelsorten. Deshalb frage ich nach Mostbirnen auf ärmeren Böden, die Bedingungen der Sommerdürre tolerieren.
Rasen macht mich rasend (Karl Foerster)
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Re: Mostbirnenschätze
Weitaus die meisten Mostbirnen sind anspruchslos an Bodenqualität und Standort, in trockenen Lagen war z.B. die Palmischbirne beliebt.
Der Boden (sofern für Pfahlwurzel geeignet) war bei Mostbirnen eher für die Ertragsstärke relevant, weniger für die Frage ob sie dort wachsen kann. So ist die heute wieder gelobte Champagner Bratbirne nur auf besserem Boden ertragswillig, auch wenn sie trotzdem gut auf armen Böden wächst. Natürlich hat alles Grenzen, in Bausand ohne Wasser wächst nichts.
Die nächsten Sandböden gibts hier Richtung Nordwesten im Odenwald. Wenn ich mir da die Mostbirnenbäume auf Ackerzahl 17 ansehe, dann sehen die weit besser, grösser und gesünder aus wie in der Flachgründigkeit bei höherwertiger Auflage. Lässt sich sicher nicht von den Niederschlägen loskoppeln, aber arme Böden sind keine Schranke.
Der Boden (sofern für Pfahlwurzel geeignet) war bei Mostbirnen eher für die Ertragsstärke relevant, weniger für die Frage ob sie dort wachsen kann. So ist die heute wieder gelobte Champagner Bratbirne nur auf besserem Boden ertragswillig, auch wenn sie trotzdem gut auf armen Böden wächst. Natürlich hat alles Grenzen, in Bausand ohne Wasser wächst nichts.
Die nächsten Sandböden gibts hier Richtung Nordwesten im Odenwald. Wenn ich mir da die Mostbirnenbäume auf Ackerzahl 17 ansehe, dann sehen die weit besser, grösser und gesünder aus wie in der Flachgründigkeit bei höherwertiger Auflage. Lässt sich sicher nicht von den Niederschlägen loskoppeln, aber arme Böden sind keine Schranke.