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Birnenverfall (Gelesen 4526 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Pomologi
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Birnenverfall

Pomologi »

Hallo zusammen,

immer wieder höre ich das der Birnenverfall in gewissen Gebieten noch nicht angekommen sei. Und andrerseits ist er bei uns (Ostschweiz) wohl schon seit Jahrzehnten verbreitet.
Es gibt Sorten wie die Schweizer Wasserbirne, welche bei uns nicht mehr gepflanzt werden können, da sie sehr anfällig für Birnenverfall sind und oft nach einigen Jahren wieder absterben.

Andererseits gibt es Sorten denen die Krankheit, bzw. der Erreger nichts auszumachen scheint.

Wer kennt denn Sorten die gesund und wüchsig sind obwohl sie in einem Gebiet mit Birnenverfallverbreitung stehen?
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Monti
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Re: Birnenverfall

Monti » Antwort #1 am:

Bei uns (nordöstlicher Schwarzwald) ist Birnenverfall auch allgegenwärtig. Das Problem ist, man kann es nicht unbedingt erkennen, ob ein Baum befallen ist. Ich habe auf einer Wiese zwei Schweizer Wasserbirnen nebeneinander stehen, die eine Uralt, größtenteils (aber nicht ganz) ohne Symptome, die andere verhältnismäßig jung (etwa 50 Jahre) hat mitte September komplett rotes Laub, kleine und sehr wenige Früchte, Kümmerwuchs.
Generell ist das auch mehr ein Problem des extensiven Hochstammanbaus. Tafelbirnen auch schwach wachsenden Unterlagen haben die Probleme deutlich weniger.
Hier gibts ein paar Infos dazu: https://www.gockl.at/files/ext/articles/vortrag-pd-resistenz-wjarausch.pdf

Was für Sorten suchst du? Wirtschaftsbirnen, Tafelbirnen oder geht es dir ganz allemein drum?
Pomologi
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Re: Birnenverfall

Pomologi » Antwort #2 am:

Monti hat geschrieben: 15. Okt 2023, 13:23
Bei uns (nordöstlicher Schwarzwald) ist Birnenverfall auch allgegenwärtig. Das Problem ist, man kann es nicht unbedingt erkennen, ob ein Baum befallen ist. Ich habe auf einer Wiese zwei Schweizer Wasserbirnen nebeneinander stehen, die eine Uralt, größtenteils (aber nicht ganz) ohne Symptome, die andere verhältnismäßig jung (etwa 50 Jahre) hat mitte September komplett rotes Laub, kleine und sehr wenige Früchte, Kümmerwuchs.
Generell ist das auch mehr ein Problem des extensiven Hochstammanbaus. Tafelbirnen auch schwach wachsenden Unterlagen haben die Probleme deutlich weniger.
Hier gibts ein paar Infos dazu: https://www.gockl.at/files/ext/articles/vortrag-pd-resistenz-wjarausch.pdf

Was für Sorten suchst du? Wirtschaftsbirnen, Tafelbirnen oder geht es dir ganz allemein drum?


Ja bei Altbäumen ist das Problem etwas geringer, da sie ja nicht mehr wachsen.


Infos zur Krankheit habe ich viele. Ich habe viele Versuche gemacht und suche generell Sorten denen die Krankheit nichts ausmacht.

Beim Niederstammanbau ist es so das die Quittenunterlagen das Problem entschärfen.
Hochstammbäume mit Sämlingsunterlage sind am meisten gefährdet.
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Monti
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Re: Birnenverfall

Monti » Antwort #3 am:

Ich hab immer wieder überlegt. Von der Oberösterreicher Weinbirne gibt es hier viele Bäume, jung und alt. Die jüngere (20-30 Jahre alt) Mostbirnen finde ich fast nur Oberösterreicher. Mir wäre nicht bewusst, dass ich schon mal eine Oberösterreicher mit Birnenverfallsymptomen gesehen hätte.
Pomologi
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Re: Birnenverfall

Pomologi » Antwort #4 am:

Monti hat geschrieben: 19. Okt 2023, 22:15
Ich hab immer wieder überlegt. Von der Oberösterreicher Weinbirne gibt es hier viele Bäume, jung und alt. Die jüngere (20-30 Jahre alt) Mostbirnen finde ich fast nur Oberösterreicher. Mir wäre nicht bewusst, dass ich schon mal eine Oberösterreicher mit Birnenverfallsymptomen gesehen hätte.

Ok, Danke für die Antwort. Das klingt schon mal spannend.
Wer hat denn zufällig Edelreiser von der Sorte abzugeben?
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Monti
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Re: Birnenverfall

Monti » Antwort #5 am:

Gestern bei einer Radtour durchs Heckengäu hab ich viele Birnbäume gesehen, die ich für die Wilde Eierbirne halte. Form und Wuchs des Baums sprechen dafür. Sie hängen übervoll. Gegen die Wilde Eierbirne spricht die späte Reifezeit. Allerdings reift die Oberösterreicher Weinbirne dieses Jahr auch später.
Was ich sagen will: die Bäume sahen allesamt sehr gesund aus. Allerdings kenne ich keine jungen Bäume hier, nur alte (rund 100 Jahre alt).
Oberösterreicher Reiser kann ich dir denke ich schneiden, wenn du mich im Winter noch mal per PN erinnerst.
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Re: Birnenverfall

saugrün » Antwort #6 am:

Ich habe hier einen älteren Birnbaum stehen, der sich bisher nicht bestimmen ließ. Optisch ähneln die Früchte der Bosc, aber mit einer Reife Ende August/ Anfang September sind sie viel zu früh, auch Marianne, Tongern etc. sind unwahrscheinlich.
Über das Birnenverfallthema ist mir aber etwas anderes in den Sinn gekommen: Seit drei Jahren beobachte ich die Herbstfärbung des Baumes - und diese ist auffallend rot. Ob der Baum schon immer diese Herbstfärbung hatte, kann ich nicht (mehr) herausfinden, aber haltet ihr diese eher für ein Sortenmerkmal oder für ein Anzeichen des Birnenverfalls? Rotlaubigkeit scheint ja eine Auffälligkeit zu sein, oder? Oder kennt jemand Sorten mit einer solchen Herbstfärbung? Alle meine anderen Birnen sehen jedenfalls ganz anders aus, diese sind aber auch noch deutlich jünger.
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Re: Birnenverfall

saugrün » Antwort #7 am:

Und noch ein Bild:
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Monti
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Re: Birnenverfall

Monti » Antwort #8 am:

Rotlaubigkeit ist schon ein Birnenverfallsymptom.
Ab wann färbt das Laub denn? Ist die Rotfärbung am gesamten Baum zu sehen? Wie ist das Triebwachstum bzw. gibt es noch eines?

Gerade noch eine sehr interessante (rabiate) Methode gefunden:
https://greencommons.de/images/0/0f/Der_Birnenverfall.pdf

Ich vermute aber auch fast, dass man da im frühen Stadium angreifen müsste.
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thuja thujon
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Re: Birnenverfall

thuja thujon » Antwort #9 am:

Ich sehe nur relativ geringen Jahreszuwachs. Das kann am Alter vom Bäumchen liegen, es fehlt die Vitalität. Auch dann gibt es eine kräftige Rotfärbung, früheren Laubfall, viele Blüten aber alternierende Erträge usw.

Birnenverfall lässt sich so nicht ausschließen, aber das Bäumchen sollte revitalisiert werden, durch Schnitt und bessere Düngung im Frühjahr, evtl wässern. Gelingt das nicht, hat er die meiste Zeit hinter sich. Egal ob Birnenverfall oder zunehmendes Alter.
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saugrün
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Re: Birnenverfall

saugrün » Antwort #10 am:

Danke euch für die Einschätzung!
Der Baum war einst vermutlich lange ohne jeden Schnitt und seit dreieinhalb Jahren versuche ich das Bäumchen deshalb in Schwung zu bringen, schneide aber aufgrund des vermutlichen Alters verhalten dosiert. Und dort gibt es schon Jahreszuwachs, allerdings war dieser vor zwei Jahren auch noch klar besser als dieses Jahr, das ist mir schon aufgefallen. Die Rotlaubigkeit bekommt er schon im September, zwei bis drei Wochen, nachdem er keine Früchte mehr hat. Er blüht stark, hat noch halbwegs Ertrag, aber einen enorm hohen Vorfruchtfall.
Eine Veredelungsstelle kann ich nicht mehr finden, deshalb fällt die rabiate Methode ohnehin flach. Wasser bekommt er wahrscheinlich genug, der Niederschlag ist immer zwischen 880 bis 1000 ml, aber der Standort ist mit hohen Pflanzen bei den Nachbarn ungünstig und ja, vielleicht könnte ich ihn im Frühjahr expliziter düngen. Bisher gab es immer etwas Kompost, was würdest du denn gezielt einsetzen?
Interessant ist noch, dass ein vor zwei Jahren draufveredeltes Ästchen der Feigenbirne zwar kaum in Gang kommt, aber als einziges grüne Blätter aufweist. Ansonsten ist die Rotfärbung komplett.
Glaubt ihr denn, dass es für die restlichen Birnbäume wichtig wäre, früh einzugreifen oder kann man davon ausgehen, dass der Birnenblattsauger eine Ansteckung in den letzten mindestens drei Jahren ohnehin längst erledigt hätte, wenn sie anfällig wären?
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Re: Birnenverfall

thuja thujon » Antwort #11 am:

Verhalten dosiert schneiden kann zu wenig sein. Dabei ist die Gesamtmenge entscheidend, starke Reaktionen an den Schnittstellen sollte es nicht geben.

Kompost (wohldosiert) ist langfristig toll, löst aber die Stickstofffrage im Frühjahr nicht. Also statt 3 Liter Kompost unter die Kronentraufe eher mal einen Rasendünger oder andere Stickstoffquellen im März geben. Falls Hornspäne, eher Hornmehl im Februar und später nochmal.
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Re: Birnenverfall

saugrün » Antwort #12 am:

Das werde ich mal so versuchen, etwas stärkerer Schnitt, im Frühjahr stickstoffbetonter düngen und dann die Lage im Vergleich betrachten. Merci.
Talkrabb
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Re: Birnenverfall

Talkrabb » Antwort #13 am:

Hallo saugrün,
Bei Birnenverfall im Streuobst bzw. bei großkronigen Bäumen ist es typisch, dass die Rotlaubigkeit sich nicht gleichmäßig auf den Baum verteilt, sondern einzelne Bereiche schon früh im Jahr auffällig rot sind. Siehe hier: https://www.fructus.ch/wp-content/uploads/birnenverfall_merkblattagroscope_156_2022.pdf

Starke Trockenheit kann auch zu Rotlaubigkeit führen (i.d.R. der komplette Baum) oder der Herbstblattfall ist bei einzelnen Sorten auch stark rötlich. In deinem Fall gehe ich erstmal nicht von Birnenverfall aus. Allerdings wäre eine stärkerer Schnitt für eine Vitalisierung des Baumes hilfreich.
saugrün
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Re: Birnenverfall

saugrün » Antwort #14 am:

@Talkrabb: Danke, deine Einschätzung bestärkt mich darin, das Bäumchen mal zu päppeln und dann zu sehen. Im verlinkten Merkblatt steht allerdings auch: "Das Laub kann sich im Sommer verfrüht rot färben. Diese Verfärbung kann partiell oder überall auftreten sowie von Blattrollen begleitet werden. Häufig kommt es zu einem frühzeitigen Blattfall." - Blattrollen habe ich nicht, gefallen sind die Blätter auch noch nicht. .. Ich werde berichten, was im nächsten Jahr passiert!
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