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Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden) (Gelesen 5436 mal)

Lebendiger Boden, natürliche Düngemittel und fruchtbare Mulchwirtschaft
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Microcitrus
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Zauberspruch für Häckselnde: Schnittgut, Ast und Zweiglein werde schneller so zu Mulch und Erde, häcks-häcks

Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

Microcitrus »

Abgesehen von Klee als Untersaat oder Fruchtfolgepflanze, hat jemand Gehölze, bei denen die braven Wurzelbakterien den Luftstickstoff binden? Robinien? Erbsenstrauch?

Nimmt man die als Unterpflanzung?

Oder ist Mulch aus deren Blättern, Herbstlaub oder Zweighackschnitzeln ein guter Dünger um Stickstoff einzubringen?

(habe im englischsprachigen Netz von stickstofffixierenden Elaeagnus multiflora ("Goumi") und E.umbellata ("Herbstoliven") als Unterpflanzung für Walnussbäume gelesen)
Zauberspruch für Häckselnde:
Schnittgut, Ast und Zweiglein werden
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Staudo
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

Staudo » Antwort #1 am:

Mir fehlen die genaueren botanischen Kenntnisse. Robinienstandorte „versauen“ arme Sandböden durch die Stickstofffixierung. Als Unterpflanzung sind Robinien vollkommen ungeeignet. Es werden halt Bäume.
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pearl
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

pearl » Antwort #2 am:

Erlen machen das.
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Immer-grün
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

Immer-grün » Antwort #3 am:

Microcitrus hat geschrieben: 5. Nov 2023, 17:26
Nimmt man die als Unterpflanzung?

So wie ich es verstanden haben, sollen die stickstoffbindenden Sträucher (nicht nur aber auch) dazu dienen, das was in ihrer Umgebung wächst wachstumsmässig positiv zu beeinflussen.
Es ist hier ganz gut beschrieben:
https://www.lubera.com/ch/gartenbuch/knoellchenbakterien-p5238
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thuja thujon
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

thuja thujon » Antwort #4 am:

Ja, wenn man regelmäßig mit dem Rasenmäher oder Schlegelmulcher über die Robinien fährt, steht der Stickstoff aus dieser Biomasse irgendwann der Walnuss zur Verfügung.
Man kann das Material auch mit der Nagelschere oder Nagelfeile zerkleinern, ganz ohne Klimaschädliche fossile Brennstoffe.
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hobab
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

hobab » Antwort #5 am:

Bäume und Gehölze die Stickstoff binden können tun das für sich und werden das kaum freiwillig mit jemand teilen - ich glaub eher nicht das du unter Erlen und Robinien generell besseres Wachstum für andere Pflanzen hast. Es gibt bestimmt welche die das können, aber die dunkelgrünen Ruderalpflanzen unter Robinien möcht ich nicht im Garten haben. Gründünger bei Lupinen funktioniert weil die Lupinen abgemäht werden, ob das bei Robinien die Gartenpflege erleichtert…🤔
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hobab
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

hobab » Antwort #6 am:

Was anderes wäre allerdings die Kombination mit Ackerfrüchten, was ja auch immer mal wieder in Mode kommt: wenn man zwischendurch Streifen pflügt und mit Weizen oder was ähnlichem einsät, könnte ich mir schon vorstellen, dass dieser davon profitiert. Sprich: von den abgehackten Wurzeln mit Stickstoffbläschen dran…
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dmks
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

dmks » Antwort #7 am:

Stickstoffbindung durch einjährige Leguminosen ist seit Ewigkeiten Gärtnerische und Landwirtschaftliche Praxis.
Bei Gehölzen ist das eher...Generationsübergreifend! ;)
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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thuja thujon
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

thuja thujon » Antwort #8 am:

Man kann ja Robinienlaub einsammeln, wenn man den Stickstoff nutzen möchte.
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dmks
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

dmks » Antwort #9 am:

Der Stickstoff wird bei den hier angesprochenen Pflanzen vorrangig von Knöllchenbakterien in Symbiose...an der Wurzel akkumuliert.
Laub von oben ist wie jegliche Grünmassedüngung eher ein Risiko in Richtung Phosphorüberschuß! ;)
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

akrotelm » Antwort #10 am:

Bei Robinien ist neben der möglichen positiven Wirkung durch N-Fixierung die negative durch Allelopathie zu beachten.
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thuja thujon
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

thuja thujon » Antwort #11 am:

Der Stickstoff wird in den Knöllchen gebildet, als Ammoniak, und da dieser ein Zellgift ist, von der Pflanze zu Glutamin umgesetzt. Der zentralen Stickstoffquelle im pflanzlichen Stoffwechsel. Und daraus macht die Pflanze das was sie braucht und nutzt es dort wo sie es braucht Trieb, Blatt, Frucht, Wurzel usw.
Ja, es macht nur begrenzt Sinn, mit Grünmasse den Stickstoffbedarf abzudecken. Es sei denn die Grünmasse wurde auf der Fläche gewonnen, die versorgt werden soll. Dann reichert sich das Phosphat nicht an.
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hobab
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

hobab » Antwort #12 am:

Leuchtet ein, Laub sammeln ist wahrscheinlich eher nicht die Idee hinter solchen Gehölzkombinationen, aber ich könnte mir schon vorstellen das Juglans den Ölweiden den Stickstoff entreißen können - sind ja schließlich größer. Aber ob sich das für sie lohnt, wenn man bedenkt das die Ölweide ja auch Wasser und Nährstoffe verbraucht, die sonst der Nuss zu Verfügung ständen? Da würde ich gern erst mal genauere Forschungen sehen.
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thuja thujon
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

thuja thujon » Antwort #13 am:

Im Weinbau sorgt man im Unterstockbereich für freie Erde bzw nur bewachsen mit Gräsern und Kräutern, die keine Wasserkonkurrenz bzw Nährstoffkonkurrenz sind. Zwischen den Zeilen sorgt man für eine Begrünung, die durch Leguminosenanteil Luftstickstoff sammelt und von den anderen Bestandteilen eine gute Bodengare fördern, ohne zB im falschen Horizont zur falschen Zeit zu wurzeln.

Da der Stickstoffbedarf bei Reben gering ist und die Hauptaufnahme erst zur Blüte, also im Juni stattfindet, lässt man die Begrünung über den Herbst/Winter Frühjahr wachsen und walzt sie idealerweise statt zu mulchen. Zum einen um den Wasserverbrauch zu reduzieren, zum anderen, um die gesammelten Nährstoffe freizusetzen und natürlich um ein feuchtes, Pilzfreudiges Milieu durch zu hohen Bewuchs zu verhindern.

Wenn man den Trester nach dem pressen wieder zurück fährt und das Schnittholz auf der Fläche häckselt, kann man so eigentlich den kompletten Stickstoffbedarf abdecken und muss zumindest N nicht düngen. Der Entzug von Kali und Co durch den Traubensaft muss evtl irgendwann ersetzt werden, je nach Gehaltsklasse des Bodens.

Allelopathische Stoffe wie Benzoxazinoide wie DIMBOA aus Gräsern spielen beim etablieren einer Mischung eine Gewisse Rolle, sind aber für die höheren Pflanzen nicht wirklich relevant. Es sei denn die Pflanzen werden durch hohe Mengen erschlagen, wie das bei Walnuss mit Juglon vorkommen kann.
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Felcofan
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Re: Stickstofffixierer (Bäume,Gehölze, Stauden)

Felcofan » Antwort #14 am:

dmks hat geschrieben: 6. Nov 2023, 20:18
Der Stickstoff wird bei den hier angesprochenen Pflanzen vorrangig von Knöllchenbakterien in Symbiose...an der Wurzel akkumuliert.
Laub von oben ist wie jegliche Grünmassedüngung eher ein Risiko in Richtung Phosphorüberschuß! ;)


danke für all die konkreten Hinweise hier.

dmks, hast du eine Lese-Empfehlung zu Gründünger, Phosphat usw.? Ich befass mich schon seit Jahren immer wieder mit DEm Gründünger, Mulchen usw, aber das war mir noch nicht untergekommen, also eine prinzipielle Lücke

und wg Leguminosen: da kursiert ja auch die EMpfehlung, Dicke Bohnen zu Kartoffeln zu säen, für das zusätzliche N, aber wie von anderen angemerkt, ist ja das timing falsch, da die ja nicht freiwillig zu Lebzeiten das N hergeben
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