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Anlage einer Birnenhecke (Gelesen 1677 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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obst
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Anlage einer Birnenhecke

obst »

Hat einer von Euch Erfahrungen mit einer Birnenhecke?

Ich habe im Laufe der letzten Jahre etliche Birnensorten gesammelt, so dass mein Platz knapp wird. Die von mir vorgesehenen Mehrsortenbäume funktionieren nicht sehr gut. Die Äpfel wachsen sehr gut, die Birnen mickern ab dem 2./3. Jahr so dahin. Ich habe verschiedene junge Bäume gekauft, z.B. Gute Luise, Williams Christ, Rote Williams, Clapps Liebling. Jetzt kam mir der Gedanke, ob ich die Bäume einzeln lasse (Einzelbäume veredle ich bisher auf der Kirchensaller Mostbirne) und in einer Hecke pflanze.

Falls einer von Euch damit Erfahrung hat, interessiert mich vor allen Dingen der Abstand der Bäume in der Reihe. Wie dicht darf man diese zusammenpflanzen? Ich erwarte keine großen Bäume, da ich im Frühjahr gegen Birnengitterrost spritzen muss, dürfen sie die Länge des Spritzengestänges nicht überschreiten.

Welche Unterlage sollte man hierfür nehmen? Kann man die Birnbäume in der Größe durch die Unterlage beeinflussen. Bei Äpfeln ist mir das bekannt, bei Birnen kenne ich keine unterschiedlichen Unterlagen.

Vielen Dank im Voraus.
ringelnatz
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Re: Anlage einer Birnenhecke

ringelnatz » Antwort #1 am:

Das Thema Unterlage hängt sicher auch stark vom Boden ab.
Man kann aber definitiv sehr eng pflanzen. In meinem alten Gartenbuch von 1908, wird für diese Art der Kultur (Hecke) für Birnen, senkrechte Schnurbäume empfohlen mit 45cm Abstand. An Spalierdrähten, freistehend. Hat sich bei mir auf Quitte im Sandboden als zu eng erwiesen. Es ist bei mir aber keine echte Hecke, nur 3 Bäumchen, die aufgrund des vergrößerten Abstands (hab umgepflanzt)jetzt eher schlanke Spindeln sind.

Höhe knapp 3m

Google mal nach alten Empfehlungen zu senkrechten Schnurbäumen bei Birne.
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hobab
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Re: Anlage einer Birnenhecke

hobab » Antwort #2 am:

Wollte grade sagen, als Hecke kann ich mir das nicht vorstellen- aber als Spalier definitiv. Birne ist fast das schönste Spalierobst. Hab mal ne Weile ein 3m hohes und sehr langes betreut und bedaure immer noch das der Garten weg ist - so schön! Die hatten etwa 1,50m Abstand.
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thuja thujon
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Re: Anlage einer Birnenhecke

thuja thujon » Antwort #3 am:

Als Hecke bzw Spindelreihe geht das mit der Einschränkung, dass die Bäume etwas wüchsiger sind als Äpfel auf M9.
Deshalb wurde dann auch das V-System und Bibäume usw entwickelt.
Mal durchklicken: https://wissen.obstwein-technik.eu/doku.php?id=4._wirtschaftlich_wichtige_obstarten:2_kernobst_-_birne:07_anbausysteme:01_spindel

Mit unterschiedlichen Birnensorten ist es halt schwierig, ein halbwegs gleichmäßiges Höhenprofil bzw Reihe hinzubekommen. Schwache Sorten sind deutlich weniger wüchsig als die starkwüchsigen, die Unterschiede viel Größer als die Sortenunterschiede beim Apfel.

Auf Pyrodwarf werden die Bäume meiner Meinung nach schon zu stark für eine Hecke. Bei Quitte auf Zwischeneveredlung achten, macht auf Kalkhaltigem Boden auch Probleme, man muss dann mit Eisenchelat-Blattdüngern arbeiten.

Schau auch mal im Obstbaumuseum unter Pflanzsysteme, da sind bestimmt einige Anregungen dabei: http://obstbau-museum-rheinland.de/museum.php
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hobab
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Re: Anlage einer Birnenhecke

hobab » Antwort #4 am:

Ist man da nicht die ganze Zeit am Schnippeln? Birnen hab ich wegen dem Gitterrost so selten, dass ich nicht mal mehr weiß auf wie altem Holz die tragen und ob das sehr variiert….
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thuja thujon
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Re: Anlage einer Birnenhecke

thuja thujon » Antwort #5 am:

Die Birnen fruchten genauso wie Apfel. Sorten wie Xenia/Novemberbirne noch mehr am basalen Holz der einjährigen Triebe als beim Apfel, ansonsten halt an Fruchtspießen (zweijähirges Holz ist genau genommen falsch).
Ständig am schnippeln ist man bei Obst nie, jährlich reicht aus. Bei Hecke ist auch mit der Heckenschere denkbar, Stichwort Fruchtwand.

Birnengitterrost ist eine von den Birnenkrankheiten, die man eher vernachlässigen kann, die schadet nicht großartig, es gibt problematischeres.
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obst
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Re: Anlage einer Birnenhecke

obst » Antwort #6 am:

thuja hat geschrieben: 19. Nov 2023, 18:44

Auf Pyrodwarf werden die Bäume meiner Meinung nach schon zu stark für eine Hecke. Bei Quitte auf Zwischeneveredlung achten, macht auf Kalkhaltigem Boden auch Probleme, man muss dann mit Eisenchelat-Blattdüngern arbeiten.



Wir haben keinen kalkhaltigen Boden, sondern eher einen zu sauren Boden. Ich weiß nur nicht, ob sich meine Birnen mit einer Quittenunterlage vertragen, da ich die Sorten nicht kenne. Was benutzt man eigentlich für die Zwischenveredelung. Bisher habe ich immer auf der Kirchensaller veredelt. Stimmt es, dass Quitte C am wenigsten wächst?

Was wird eigentlich in gewerblichen Birnenanlagen als Unterlage benutzt. Die stehen ja immer sehr dicht beieinander.

Der Birnengitterrost spielt bei uns eine große Rolle, da er den Birnenschorf nach sich zieht. Dann fallen sämtliche Früchte ab. Wir haben erst Birnen seitdem ich regelmäßig im Frühjahr spritze.
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Re: Anlage einer Birnenhecke

ringelnatz » Antwort #7 am:

Wenn du den armen Sandboden hast, ist Quitte C glaube ich zu schwach. Generell wirst du dort Quitte als Unterlage wohl wässern müssen, außer es ist bei dir sehr niederschlagsreich.
Hier im Osten auf Pudersand würde ich mich auch für diese Art freistehendes Spalier nicht mehr für Quitte als Unterlage entscheiden - ohne Gießen würde es nicht gehen. So ernte ich aber seit dem 3. Jahr (wenige) Früchte hoher Qualität.

Birnengitterrost - kann ich nur zustimmen, gerade für junge, schwachwüchsige Bäume kann es das Wachstum zu stark schwächen.

Zwischenveredelung bei Quitte: klassicherweise Gellerts Butterbirne z.B.
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hobab
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Re: Anlage einer Birnenhecke

hobab » Antwort #8 am:

thuja hat geschrieben: 19. Nov 2023, 18:58
Die Birnen fruchten genauso wie Apfel. Sorten wie Xenia/Novemberbirne noch mehr am basalen Holz der einjährigen Triebe als beim Apfel, ansonsten halt an Fruchtspießen (zweijähirges Holz ist genau genommen falsch).
Ständig am schnippeln ist man bei Obst nie, jährlich reicht aus. Bei Hecke ist auch mit der Heckenschere denkbar, Stichwort Fruchtwand.

Birnengitterrost ist eine von den Birnenkrankheiten, die man eher vernachlässigen kann, die schadet nicht großartig, es gibt problematischeres.

Danke für die Auskunft, das es ähnlich wie Apfel ist wusste ich noch, aber da gibts ja auch je Sorte ganz schön Unterschiede im Schnitt.
Das Apfelspalier das ich noch mache wuchert ganz schön, zwei mal im Jahr muss man da schon ran, aber klar, ist keine Hecke…
Und Birnengitterrost ist auf dem Land vielleicht kein Problem, aber hier, wo überall die Wacholder stehen, schon. Die Birnen mag man nicht essen, so knotig sind die. Die Bäume sterben nicht, aber als Obst kann man die oft vergessen.
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Re: Anlage einer Birnenhecke

ringelnatz » Antwort #9 am:

ein-, vielleicht zweimal zum richtigen Zeitpunkt gespritzt, und das Thema Birnengitterrost ist erledigt. Das zunehmend trockene Frühjahrswetter hat es manche Jahre ganz unnötig gemacht in Berlin. 23 einmal gespritzt, 22 gar nicht, 21 einmal, 20 zweimal, 19 ist mir die frisch gepflanzte, ungespritzte Anlage fast daran verreckt.

Selbst die ungespritzten großen Birnbäume bei uns in der KGA in Berlin tragen eine sehr gute Fruchtqualität, trotz mehr oder minder großem Befall.
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thuja thujon
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Re: Anlage einer Birnenhecke

thuja thujon » Antwort #10 am:

2019 hats im April geregnet, da kann man dann mal was machen. Birnengitterrost ist eine Woche Wetterbericht gucken, wenn es warm wird. Auch hier in der Stadt mit Wacholder und hundert Birnen.
Knotige Früchte, da sollte der Baum wohl erstmal zum wachsen gebracht werden. Oder mal zur Blüte die Schädlinge angucken, ob schon Knospenstecher usw unterwegs sind.

Gießen und Quitte, auch Sämling geht hier nicht ohne gießen. Die Fruchtgröße ist halt besser bei Quitte und man kann Blattläuse mit den Fingern abstreifen, ohne Leiter.
Bei Novembra Zwischenveredlung einplanen. Im Bild auf Quitte.

Spaliere (Formobst) schneide ich 3 mal im Jahr. 2 mal für Basisnahe Blütenknospen, also beim 7ten oder 8ten Blatt auf 5 oder 6 und dann später auf eins weniger, danach lasse ich wachsen und im Winter dann auf ein paar wenige Augen.
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Nojabrskaja Quitte 20230830.jpeg
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hobab
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Re: Anlage einer Birnenhecke

hobab » Antwort #11 am:

Thuja, ich spritze eher nicht bei Obst und schon gar nicht bei Kunden, bei denen wir alle fünf Wochen sind. Und die Birnen sehen eher so aus (hab kein eigenes) und schmecken wie sie aussehen….
Das sind meist schon alte Exemplare die, da sie keiner mehr isst, auch nicht mehr geschnitten werden.

https://pflanzenschutzdienst.rp-giessen.de/fileadmin/infothek/obst/birne/schaeden_an_blaettern_und_trieben/birnengitterrost/07birne_birnengitterrost_frucht1-800x600.jpg

[Im Forum gespeichertes Bild durch Link ersetzt wegen Urheberrechtsverletzung]
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Re: Anlage einer Birnenhecke

thuja thujon » Antwort #12 am:

Ja, klar, das macht Sinn.
Und es ist der Teufelskreis. Früher die Streuobstwiesen-Abholzprämie, heute möchte es keiner mehr oder kann es nicht mehr. In der Gartenanlage hier ist etwa 2/3 der Bäume nachhaltig Sachbeschädigt, konservativ geschätzt.

Es gibt aber noch welche, die entweder noch ihren Garten haben und wie die letzten 40-50 Jahre bewirtschaften, oder die neue Bäume pflanzen. Auch die schwachwüchsigen, die im spätestens 2ten Jahr fruchten. Die Hälfte der Gärtner erlebt das allerdings nicht mehr so richtig, weil sie im 2ten Jahr schon fast nicht mehr im Garten zu sehen sind.

Zurück zum Thema: ein paar wenige gibts noch, die auch schwachwüchsige Hecken mit vielen Bäumen und evtl noch mehr Sorten pflanzen. Weil sie die Vielfalt wollen. Wenn man weiß, was man in etwa möchte, kann man da auch beraten.
Endhöhe, Länge, kann Befestigungsmaterial günstig besorgt werden? Gutes Befestigungsmaterial, zB Crapaldraht statt Plastikummantelter Draht aus dem Baumarkt. Erdanker für Pfosten, keine Pfostenschuhe usw. Also mit Baumarktware würde ich keine Obsthecke planen. Das geht alles zu schnell kaputt oder taugt von Anfang an nichts.
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Ayamo
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Re: Anlage einer Birnenhecke

Ayamo » Antwort #13 am:

hobab hat geschrieben: 19. Nov 2023, 21:52
Thuja, ich spritze eher nicht bei Obst und schon gar nicht bei Kunden, bei denen wir alle fünf Wochen sind. Und die Birnen sehen eher so aus (hab kein eigenes) und schmecken wie sie aussehen….
Das sind meist schon alte Exemplare die, da sie keiner mehr isst, auch nicht mehr geschnitten werden.


@hobab, ist das dein foto? sieht nicht danach aus. wir hatten hier glaube ich, mal probleme mit copyright.
Ggf durch ein anderes ersetzen...
Im schlechtesten Raum/ pflanz einen Baum/ und pflege sein!/ er bringt dir's ein. (J. L. Christ)                    (Stimmt das wirklich?)
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