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Anzucht von Sämlingen (Gelesen 84605 mal)

Wurzelgemüse, Knollengemüse, Blattgemüse, Stielgemüse, Fruchtgemüse, Kohlgemüse
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hobab
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Re: Anzucht von Sämlingen

hobab » Antwort #240 am:

Ein schon gemachtes Argument, noch mal aufgewärmt: es kommt sehr stark drauf an, was man möchte - bei den meist schnell wachsenden Gemüseaussaaten, generell bei den meisten Einjährigen, leuchtet mir das Argument gleich gedüngte Erde zu nehmen durchaus ein. Im Gewächshaus mit Stauden, zumal oft sehr langsam keimenden, sieht es unter Umständen anders aus. Ich werde bei der Aussaat mit TKS 1, also an praktischen nährstofffreies Substrat bleiben, da sich ohne den Dünger die Pflanzen besser bewurzeln, und weniger Blattgrün entsteht. Sobald die Blätter der Einzelpflanzen sich gegenseitig berühren, können die Pilzkrankheiten schnell überspringen, zumal die Luft darunter angespannter ist, was auch wieder Befall fördert. Teilweise bleiben die Aussagen relativ lange im Gewächshaus, da möchte ich auch keine Riesenpflanzen haben. Einmal draußen ausgesetzt verfügen die Setzlinge über ein gut ausgebildetes Wurzelnetz, und wachsen dann rasch los. Bei Bedarf wird dann eben mit Flüssigdünger nachgeholfen. Der andere Vorteil des nährstofffreien Substrat ist, dass auch sonst im Substrat kaum Krankheitserreger zu finden sind, ganz anders als bei gekauften, Fertigerden
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Re: Anzucht von Sämlingen

Hyla » Antwort #241 am:

Die Aldi Aussaaterde ist nicht torffrei. Das ist eine ganz normale leicht vorgedüngte Torfmischung. Torffreie Substrate verwende ich nicht.
Wie bei jeder Aussaaterde muß natürlich irgendwann nachgedüngt werden.

Apfelbaeuerin hat geschrieben: 9. Jan 2024, 13:11
Was haltet ihr von der Methode "unten nährstoffreiches Substrat, nur oben eine Schicht Anzuchterde"?
Liest man jetzt immer öfter und hört sich eigentlich sinnvoll an, oder?
Ich überlege, ob ich das mal ausprobiere.


Habe ich mal irgendwann ausprobiert, war aber nicht so toll. Bei Samen, die länger brauchen, 'kriecht' der Dünger irgendwann hoch und es kommt mit etwas Pech zu starkem Algen- und/oder Mooswuchs. Bei zarten Sämlingen eine Katastrophe. Bei Kürbissen und Verwandten kann man es ausprobieren, die keimen aber auch in nicht extrem stark gedüngtem normalen Substrat bereits gut. Also unnötige Arbeit.
Liebe Grüße!


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Re: Anzucht von Sämlingen

thuja thujon » Antwort #242 am:

Moos hat aber nicht viel mit Dünger zu tun. Dass es in manchen Töpfen mal vorkommt, ist mehr Zufall. Ich habe im Frühjahr Kräuterstecklinge getopft, da ist ein Topf von 150 mit Moos und auch in den 77er Quickpotplatten ist manchmal ein einzelner Topf mit dabei. Anders sieht es mit Algen aus, da liegts oft am Substrat, wenn es zu Staunässe neigt, gibts regelmäßig Algen.

Aldi Anzuchterde, ja nicht Torffrei, aber ich meine seit 2 oder 3 Jahren mit Holzfaseranteil. Trotzdem immer noch besser als manch andere.

Und genau, man kann auch nachdüngen. Ich gieße manchmal die Aussaaterden, also die schwach aufgedüngten, Nährstofffrei gibts nicht, auch mit Düngerlösung an. Zum Nachdüngen steht jeweils eine 50g/Liter Hakaphos grün und rot Lösung rum.
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Re: Anzucht von Sämlingen

Apfelbaeuerin » Antwort #243 am:

Danke für eure Erfahrungen! Ich denke, ich werde es bei ein paar Starkzehrern (z.B. Blumenkohl) mal ausprobieren. Im großen Stil eher nicht, denn wer will schon unnötige Arbeit ;D.
Liebe Grüße von der Apfelbäuerin


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Re: Anzucht von Sämlingen

ringelnatz » Antwort #244 am:

Habe das auch gemacht, bei Gurken, Melonen, Kürbissen. Die kann man aber auch direkt in Komposterde säen und zwar gleich in größere Töpfe, dann hat man auch das Problem mit dem Wasserhaushalt nicht (was für mich der Hauptgrund für eine torfhaltige Anzuchterde ist). Zu dieser Zeit bin ich auch eh täglich im Garten und vergesse nicht zu gießen.
Wobei - wenn man bei etwas kälteren Temperaturen schon sät und die Keimdauer länger ist, ist es schon von Vorteil, wenn der Samen in einem Anzuchterde-"Bett" liegt.
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Re: Anzucht von Sämlingen

Hyla » Antwort #245 am:

thuja hat geschrieben: 9. Jan 2024, 18:27
Moos hat aber nicht viel mit Dünger zu tun. Dass es in manchen Töpfen mal vorkommt, ist mehr Zufall. Ich habe im Frühjahr Kräuterstecklinge getopft, da ist ein Topf von 150 mit Moos und auch in den 77er Quickpotplatten ist manchmal ein einzelner Topf mit dabei. Anders sieht es mit Algen aus, da liegts oft am Substrat, wenn es zu Staunässe neigt, gibts regelmäßig Algen.

Aldi Anzuchterde, ja nicht Torffrei, aber ich meine seit 2 oder 3 Jahren mit Holzfaseranteil. Trotzdem immer noch besser als manch andere.


Das habe ich mißverständlich ausgedrückt. Das Moos hat verschiedene Gründe. Entweder das Substrat ist nicht komplett steril oder das Gefäß ist nicht 100%ig sauber oder man lüftet die Sporen rein oder dreckige Finger oder Brunnenwasser benutzt oder... oder....
Hat man Moos drauf, wächst das mit Dünger besonders gut.

Die Aldi Nord Anzuchterde war bisher, soweit ich gesehen habe, ohne extra Holzanteil. Eine Lieferung war letztes oder vorletztes Hahr nicht gut. Zu hell, nicht ausreichend wasserhaltend. Ich kaufe aber immer erst eine Tüte für Paprika etc. und erst wenn das gut ist, schlage ich zu und hole den Rest. Schrottige Erde kommt ins Gwh in die Grundbeete und wird untergemischt.

Ich mach's aber auch wie Hobab und dünge immer etwas unter Bedarf. Hintergrund ist, daß ich mit gekauften und extrem gemästeten (und eigentlich auch nicht optimal ernährten) Pflanzen schlechte Erfahrungen gemacht habe. Mit leicht hungrigen Pflanzen läuft's besser.
Bei Salat funktioniert das so nicht, das ist klar. Die müssen mehr gedüngt werden bzw. man muß stärker drauf achten, daß sie keinen Mangel leiden. Würde ich bei mir aber auch direkt aussäen. Vorziehen nur für andere Leute oder besondere Sorten.
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Re: Anzucht von Sämlingen

thuja thujon » Antwort #246 am:

Gurken pflanze ich mit anderthalb Blatt, weil sie da am besten Anwachsen meiner Meinung nach und groß genug sind, um einen eventuellen Schneckenangriff zu überstehen. Beste Topfgröße für das Stadium sind 9er Rundtöpfe, Vierecktöpfe wären Substratverschwendung. Im Bild kommen sie gerade in den Garten zum abhärten für 2 Tage, dann wird gepflanzt.

Größere Wachstumsstadien beim pflanzen haben sich hier nicht bewährt. Sie verhocken dann oft. Und brauchen noch mehr Substrat und Platz und Zeit.
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Re: Anzucht von Sämlingen

ringelnatz » Antwort #247 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Vierecktöpfe wären Substratverschwendung


sagen wir mal so: Gurken in spezielles Substrat zu säen ist in meinen Augen schon Substratverschwendung.
Die kommen bei mir direkt in eigene Komposterde.
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Re: Anzucht von Sämlingen

thuja thujon » Antwort #248 am:

Ist durchaus ein Argument. Ich sollte mal Laubkompost mit Maulwurfshügel ausprobieren, ob das nicht reicht für 2 Wochen und ausreichend robuste Pflanzen für frühe Pflanzungen ergibt. Danke!
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Re: Anzucht von Sämlingen

lucullus_52 » Antwort #249 am:

ringelnatz hat geschrieben: 13. Jan 2024, 10:49
sagen wir mal so: Gurken in spezielles Substrat zu säen ist in meinen Augen schon Substratverschwendung.
Die kommen bei mir direkt in eigene Komposterde.


Hast Du - oder andere erfahrene Foristen - bewährte Empfehlungen, für welche Aussaat "spezielles Substrat" sinnvoll bis erforderlich ist, und welche Pflanzen genauso gut in Komposterde keimen und sich entwickeln? Bei mir geht das bislang ein wenig nach dem Zufallsprinzip (wenn Anzuchterde vorrätig ist, wird sie genommen, sonst Komposterde).
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Re: Anzucht von Sämlingen

thuja thujon » Antwort #250 am:

Ich habe schon in vieles gesät und gehen tut das meiste. Man muss nur die Pflege entsprechend anpassen. Purer Sand oder Perlite geht genau so gut wie gute Tütenerde, man muss nur öfter düngen und gießen. Wenn hinterher ausgepflanzt werden soll, bröselt auch mal der Ballen auseinander, bekommt man aber trotzdem hin zu pflanzen.
Probleme macht oft nur der Gasaustausch. Also schwerer Tonboden ist doof und in das Innenleben von Pampers säen ist hier auch gescheitert, war einfach zu nass. Nach 4 Wochen war in Pampers Ende und alles veralgt.
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Re: Anzucht von Sämlingen

hobab » Antwort #251 am:

Ist eigentlich ganz simpel: fast alle R- Strategen, also Ein- bis Zweijährige sind daraus spezialisiert sich per Aussaat rasch auszubreiten. Die keimen in fast jedem Substrat (ich würde Komposterde nehmen, die fressen meist gerne Stickstoff) und wachsen Pilzen einfach davon. Wenn doch was kaputtgeht, kein Problem, die wachsen schnell und zuverlässig nach.
Stauden, vor allen S-Strategen, also an schwierige Standorte angepasste, meist langlebige Pflanzen, liegen oft sehr lange bevor sie Keimen und brauchen mitunter ewig um hochzukommen. Die würde ich definitiv in möglichst arme, sterile Substrate wie TKS1 säen. Sand geht auch - aber früher oder später ist der zu nass, oder zu trocken und dann waren die zwei Jahre Wartezeit für die Katz…
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Re: Anzucht von Sämlingen

hobab » Antwort #252 am:

C-Strategen, also die Ellbogenfraktion, würde ich auch eher in TKS1 säen, deren Stärke liegt meist eher im Erwachsenenleben. Aber natürlich gibt es auch CR- Strategen. Wenn man es nicht weiß, vorsichtshalber nährstoffarm….
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Re: Anzucht von Sämlingen

lucullus_52 » Antwort #253 am:

hobab hat geschrieben: 15. Jan 2024, 10:41
R-Strategen, C-Strategen, CR- Strategen ...

Huiii, das war für mich jetzt recht anspruchsvoll ;)
Bitte korrigiere mich, wenn ich die Ausführungen falsch verstanden haben sollte. Tomaten, Paprira, Salate und anderes einjähriges Gemüse dürfte in die Kategorie "R-Strategen" fallen und für die Aussaat eher anspruchslos sein, also mit Komposterde oder irgendeinem anderen Substrat zufrieden sein.
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Re: Anzucht von Sämlingen

thuja thujon » Antwort #254 am:

Ja, die Strategen sind der Versuch, das Pflanzenreich in Muster zu sortieren.
Anspruchslos im Sinne was den Keimvorgang angeht, wenn es zu wachsen beginnt, stellt Gemüse die höchsten Ansprüche an Nährstoffe, wozu auch Luft an den Wurzeln gehört.
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