Quercus - Pfahlwurzel bei Baumschulware? (Gelesen 2061 mal)

[Felcofan]

liebe alle
bei einem Gespräch mit einem Fachkollegen kam neulich die Frage auf, ob Quercus-Ballenware beim einwurzeln wieder eine Pfahlwurzel bilden.

Ich hatte von einer Führung mit einem Förster in Erinnerung, dass die Forstwirte Quercus ganz jung pflanzen, damit die Pfahlwurzel sich ungestört weiterentfaltet und sie ganz streng Sämlinge mit verletzter WUrzel aussortieren.

Und dass nach mehrmals unterschneiden und umsetzen keine Pfahlwurzel mehr kommt.

Entspricht das noch dem Stand des Wissens oder gabs andere Erkenntnisse.

Und auf einer intensiven Dachbegrünung müssen die eh in die Breite gehen...

Danke für Kommentare, Hinweise oder Internetlinks

Felcofan

[troll13]

Das kann ich dir zwar auch nicht beantworten, da ich noch keine Eiche nach mehr als zwei Jahren Standzeit in der Baumschule umgepflanzt habe. Zu dem Thema kann ich jedoch beitragen, dass Quercus robur auf grundwassernahen Standorten offenbar überhaupt keine keine Pfahlwurzeln ausbildet, da hier sehr alte Eichen nach einem orkanartigen Sturm entwurzelt wurden. Diese sicher fast 100 jährigen Bäume hatten nur einen flachen Wurzelteller, wie man sich ihn bei einer Fichte vorstellt.

[thuja thujon]

Ich denke da hat sich nicht viel geändert die letzten Jahre.
Wurzelsysteme bleiben aber oft mystisch, weil man viel zu selten unten nachschaut.
Fehler bei der Pflanzung kommen dagegen regelmäßig vor. Zu alte, bereits mehrfach unterschnittene Ware verwenden kann einer davon sein.
Im link etwas nach unten scrollen, da werden auch die Wurzelanläufe, Würgewurzeln usw behandelt.
https://www.golfmanager-greenkeeper.de/greenkeeper-online/fachbeitraege-greenkeeper/fachwissen/baeume-straeucher-pilze-und-andere-organismen/baeume-auf-golfplaetzen/wurzelanlaeufe-wurzelteller-und-wuergewurzeln.html

Das dürfte dann auch bei einer intensiven Dachbegrünung bzw felsigen Standorten beobachtbar werden. Ich würde allerdings keine Eiche auf einem Dach pflanzen wollen und auf felsigen Standorten kommt auch eher die Kiefer zurecht. Eichen sieht man nur selten, auch wenn viele daneben stehen.

[hobab]

Ich hab in Erinnerung das zumindestens unsere Eichen nur in den ersten Jahren Pfahlwurzeln bilden. Die werden dann im Alter durch ein Herzwurzelsystem ersetzt. Das mit den Pflanzen im Forst habe ich auch so in Erinnerung, am besten wurzelnackt.

In Gegenden mit ausreichend Niederschlag wachsen Eichen überigens sehr gut im Fels, generell haben die ja ein sehr weitreichendes Wurzelnetz und holen sich dann schon das Wasser. Wo es halt insgeamt zu wenig gibt wie in Brandenburg, wird wohl auch die Eiche nicht leben können...

Alles nur nur wie ich es erinnere, ob es standhält weiß ich nicht.

[Felcofan]

dankeschön für die Antworten.

wie das der Zufall so will, ich war auf einer staudigen Tagung in Österreich (STaudentage Langenlois) bis gestern und konnte da zufällig einen der anderen Dozenten ausquetschen, der für die Gehölztage gekommen war, von einem forstbotanischen Garten.

dazu seine ANtort:

Pfahlwurzel-Neubildung eher nein während/ nach Baumschulkultur

Ausgrabungen an großen Bäumen als Beleg, das hätte er leider auch nicht.

sein allerwichtigster Hinweis war: die Ausformung der typischen Wurzelform geschieht generell nur, wenn der umgebende Boden durchlässig genug - und sauerstoffreich genug - nach unten ist.

auf einem FLachdach würde eine Quercus dann halt viele Seitenwurzeln machen.

ein schönes WOchenende in die Runde, liebe Grüße, Felcofan

[Staudo]

In Veitshöchheim gab es vor vielen Jahren Versuche mit Baumschulware, ich glaube bei Ahorn. Da wurden unterschiedliche Ballen und Container getestet. Einige Jahre nach der Pflanzung wurden die Bäume wieder ausgegraben und die Wurzelbildung begutachtet. Die Wurzelstümpfe lagen noch ein paar Jahre als Anschauungsobjekte auf dem Gelände. Vielleicht finden sich noch Veröffentlichungen.

[thuja thujon]

Da könnte sich eine Suche in Hortigate lohnen.

Das hier wars nicht was du gemeint hast, Staudo?
https://www.hortigate.de/publikation/63133/Koernungsbruch-Ein-Problem-bei-der-Baumpflanzung/

[Staudo]

Nein, das war in Veitshöchheim. In Erinnerung habe ich, dass durchlöcherte Pflanzgefäße, bei denen die Wurzelspitzen regelmäßig abtrockneten, große Vorteile hatten.