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Riesenwuchs (Gelesen 1507 mal)

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Lilia
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Riesenwuchs

Lilia »

nachdem es hier ein halbes jahr fast nur geregnet hat, haben sich meine pflanzen, jedenfalls die meisten, zu monstern entwickelt. gedüngt habe ich nicht. zudem sind pflanzen wiedergekommen, die ich schon vor jahren ausgemacht hatte - wolliger ziest, tradescantie, und ein ....kraut, dessen name mir grade nicht einfällt. mohn hat sich überall ausgesät und ist ungefähr 2 m hoch, die ursprungspflanze war lange nicht so hoch. das hängende schleierkraut habe ich schon zweimal geschnitten - es nützt nix, es wächst weiter. die storchschnäbel haben sich zu kreisen von 1m entwickelt, letztes jahr waren sie weitaus kleiner, eher normal.
das untere beet ist ein urwald, der so nicht geplant war. die ganze planung ist durcheinander und nachdem ich jetzt verblühtes runtergeschnitten habe, sieht es sch....se aus. das ärgert mich echt.

ich dachte, wenn viel wasser im boden versickert, nimmt es nährstoffe etc. mit, so daß die pflanzen weniger zur verfügung haben. ist dem nicht so ??
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thuja thujon
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Re: Riesenwuchs

thuja thujon » Antwort #1 am:

Dazu muss es ja erstmal versickern. Das meiste bleibt aber erstmal im Boden und liefert Lebensraum für Humusabbauende Mikroorganismen. Daher gibts hohe Nährstoffmengen nach Niederschlag. Je höher der Humusgehalt, desto weniger ists kontrollierbar.

Und dann ist da noch die fehlende Sonne. Sonne bremst das Pflanzenwachstum, also hemmt die Zellstreckung. Also da wo viele Wolken und feuchte Luft sind, da sind Blätter und Stängel einfach größer. Hier kann ich auch mal wieder kleine Berge Grünmasse zurückschneiden. Am Wochenende werde ich ein paar Schubkarren zusammensammeln, nach Feierabend habe ich selten Lust für größere Aktionen.
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Re: Riesenwuchs

Gartenplaner » Antwort #2 am:

Lilia hat geschrieben: 28. Jun 2024, 12:35

ich dachte, wenn viel wasser im boden versickert, nimmt es nährstoffe etc. mit, so daß die pflanzen weniger zur verfügung haben. ist dem nicht so ??

Was für eine Bodenart hast du denn?
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Re: Riesenwuchs

Mufflon » Antwort #3 am:

Ich habe das hier nicht bei allen Pflanzen, aber meine Geranium sind gerade gut 1m+.
Zumindest, bevor hier der Sturm kam, das liegt jetzt alles fast platt am Boden.
Standhaft ist das Gewucher also nicht.
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Re: Riesenwuchs

Microcitrus » Antwort #4 am:

Lilia hat geschrieben: 28. Jun 2024, 12:35
ich dachte, wenn viel wasser im boden versickert, nimmt es nährstoffe etc. mit, so daß die pflanzen weniger zur verfügung haben. ist dem nicht so ??


Wie wir aus der Hydroponik wissen, nehmen Pflanzen nur dann Nährstoffe auf, wenn die Wurzeln Sauerstoff aufnehmen können. Bei dieser Wurzelatmung entsteht CO2. Wässerung löst dieses CO2 und Nährstoffe und versickert damit im Untergrund, das kohlensaure Wasser löst dann Kalksteine und gaanz unten können Tropfsteine entstehen.

Versickert nun eine Wasserschicht im Boden, so wird gleichzeitig frische Luft und darin der wertvolle Sauerstoff nachgesaugt und steht den Wurzeln zur Verfügung und das Spiel beginnt von Neuem.

Ergo bewirkt häufiger Regen bzw. häufige Bewässerung mehr Pflanzenwachstum oder die berühmten Wachstumsschübe nach einem Regen.

Wieviel Nährstoffe ausgewaschen werden hängt u.a. von der Austauschkapazität des Bodens und von der Art der Ionen und von der Temperatur und dem pH-Wert des Gesamtsystems ab. Beim berühmten "ich schmeiss einen Traubenzucker in ein Cola" wird das im Cola gelöste CO2 vom leichter löslichen Zucker verdrängt und ähnlich ist es mit löslichen Carbonaten, Sulfaten, Nitraten, Phosphaten, Citraten und Citratkomplexen und Huminsäuren und CO2 im Sickerwasser, die alle aufeinander Einfluss haben, das alles abzuwägen und abzuklären dafür reicht ein Gärtnerleben nicht aus. Vielleicht hat Thuja Thujon ein Computerprogramm genau dafür?

Das Gesamtsystem ist ja innigst miteinander verwoben, ob beispielsweise Eisen im Boden löslich und somit pflanzenverfügbar ist hängt vom pH-Wert aber das gleiche gilt für alle anderen Düngesalze. Die Komplexität des Systems zeigt anschaulich das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht bei Wikipedia
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Sarracenie
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Re: Riesenwuchs

Sarracenie » Antwort #5 am:

"Riesenwuchs" gibt es bei mir im Garten auch des öfftern

ich hatte schon Rittersporn (Absaat von ner Belladonna-Hybride) von 3m Höhe

ne Phytolacca americana von knapp 4m :o

im Aquarium hatten Crinum natans es in nur 2 Jahren von der typischen Verkaufsgröße zu blühfähigen "Monstern" mit 2,4m Laub geschafft. Die Crinum calamistratum hatten 1,6m Laub.

der blaue Eisenhut ist aktuell z.T. 2m und einige der rote Fingerhüte hatten auch die 2,5m überschritten

und alles ohne je gedüngt worden zu sein ::) - das Grundstück ist scheinbar von nem hier wohl mal gelegene prähistorischen Friedhof noch mystisch behafftet ;D.
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thuja thujon
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Re: Riesenwuchs

thuja thujon » Antwort #6 am:

Microcitrus hat geschrieben: 28. Jun 2024, 13:45und ähnlich ist es mit löslichen Carbonaten, Sulfaten, Nitraten, Phosphaten, Citraten und Citratkomplexen und Huminsäuren und CO2 im Sickerwasser, die alle aufeinander Einfluss haben, das alles abzuwägen und abzuklären dafür reicht ein Gärtnerleben nicht aus. Vielleicht hat Thuja Thujon ein Computerprogramm genau dafür?
Das ist Basiswissen, weil es vor rund 100 Jahren Thema war, also 1915 kam Ammoniumnitrat auf den Markt. Und wir machen hier jetzt schon länger keine Düngerversuche mehr. Und auch die Geschichte mit dem versickerndem Wasser zieht Sauerstoff nach, du missachtest die Evapotranspiration und das Porenvolumen von Böden. Grobporen, Feinporen, Wasserrückhaltevermögen durch Adhäsionskräfte usw, ein Sandboden ist doch was ganz anderes als gut gekrümelter Lehm oder festgetrampelter bzw kaputtgehackter Lehm. Und nur wenn das Wasser wieder weg ist, in Grobporen durch Schwerkraft, in Feinporen durch Pflanzenwurzelentzug usw, erst dann kann frischer Sauerstoff rein für das 2 Tage Fenster der Mikroorganismen bevor sie sich im CO2 wieder selbst zusammen mit der Wurzelatmung ersticken.
Also auch die Frage wie entnimmt man ungestörte Bodenproben für Versuche die sowas beweisen ist schon länger her. Also da gibt es kein Computerprogramm mehr für solche Fragen, irgendwo im Archiv liegen aber noch die Daten dazu, in Papierform. Die aktuellen IT-Programme behandeln andere Fragen. Aber die Versuchsflächen mit den ungestörten Bodenkernen sind noch da, zufälligerweise direkt neben dem IT-Gebäude. Auch die Lysimeteranlage gibts noch. Wirklich nur noch historisch, obwohl es noch nicht jeder Hobbygärtner verinnerlicht hat, was da so passiert mit Wasser und Sauerstoff im Wurzelhorizont.

Und falls die Frage auf den Rf-Wert der einzelnen Ionen abgezielt hat, je nach Humus-, Tongehalt, Porenverteilung usw kommen da leicht abweichende Werte zustande, das ist ja nicht 1 zu 1 Dünnschichtchromatographie. Ich kenne aber tatsächlich nur wenige Werke, in denen das näher behandelt und grafisch dargestellt wird, also das hat man in der Vergangenheit für die jeweilige Fragestellung als Randparameter miterfasst durch die Bodenanalysen der jeweiligen Schichten, aber so relevant war das Thema nie, weil man früher anders gedacht hat, es ein anderes Verständnis zu Bodenhorizonten gab und die Fragestellung eben oft eine andere war. Eigentlich könnte man das Thema mal noch etwas mehr aufwärmen, weil Phosphat im Unterboden ist bei Trockenheit eher verfügbar als an der Oberfläche usw und tiefwurzelnde Disteln profitieren von ausgewaschenem N und Unkräuter an der Oberfläche etablieren sich weniger wenn Unterfußgedüngt wird usw. Da guckt man jetzt seit gut 10 Jahren wieder danach, aber leider meiner Meinung nach zu wenig beachtet von der Praxis. Die Industrie kanns nicht mehr leisten, die staatlichen Versuchsanstalten haben dafür auch nicht genug Geld. So bleibt das Thema leider auf der Strecke. Schade drum, das wäre auch was für Gärtner.
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Re: Riesenwuchs

Gartenplaner » Antwort #7 am:

Riesenwuchs auf altem, in den letzten 10-15 Jahren ungedüngtem Gartenboden, der zwischendurch dann noch einige Jahre im Schuppen im BigBag trocken lagerte und seit 6 Jahren unbeachtet in diesem Topf auf meinem Balkon ausharrt, weil der Tetrapanax-Ableger, den ich darin herangezogen hatte, um ihn weitergegeben zu können, leider in einer Abwesenheitsphase auf dem Balkon vertrocknet ist.
Keine Düngung und Bewässerung seitdem.

Letztes Jahr und dieses Jahr, man beachte Stuhlsitzfläche, Lamellen am letztes und dieses Jahr genau gleich zusammen geklappt da stehenden Tisches, Althaea cannabina, von irgendwo her von selbst angesät:

Foto vom 16. August 2023
Bild

Foto von heute, 29. Juni 2024
Bild

Die Pflanze zieht im Winter komplett ein.
Auf dem Foto von heute kann man schon gut sehen, dass ihr nicht behagt, dass es vorletzten Freitag, 21. Juni, hier zuletzt geregnet hat.

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Lilia
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Re: Riesenwuchs

Lilia » Antwort #8 am:

vielen dank für eure antworten !

das untere beet ist lehmboden mit sand und torffreier komposterde aus dem kompostwerk veredelt.
das obere beet ist einfach nur torffreie gartenerde aus dem sack.

beide beete zeigen das gleiche phänomen.
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thuja thujon
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Re: Riesenwuchs

thuja thujon » Antwort #9 am:

Hake es einfach ab unter einem physiologisch gutem Jahr.
Was meinst du wieviel Nährstoffe Kompost enthält? Die Empfehlung lautet nicht mehr als 3 Liter pro Quadratmeter und Jahr, um nicht zu überdüngen. Weil Kompost ist Dünger. Und wenn man den Schubkarrenweise verteilt, um den Boden zu lockern, dann bringt das auch entsprechende Nährstoffmengen mit. In manchen Jahren werden sie auch von den Pflanzen aufgenommen.

Torffreie Gartenerde aus dem Sack kenne ich nicht. Das muss wohl ein Substrat sein, vermutlich auf organischer Basis. Holzfaser aus Fichtenmonokultur (evtl chemisch aufgeschlossen) und kommunalem Müllkompost sind die am meisten verbreiteten Substratzuschlagstoffe. Auch hier können Nährstoffe freigesetzt werden.
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Bodenart: Sand Sand Sand Sand
Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C

Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es.

Re: Riesenwuchs

Gänselieschen » Antwort #10 am:

Ich habe grad wegen Kompost auch neulich geschaut - ich fand 5l pro m², und das ist schon wenig, wenn ich mir überlege, dass ich pro Beet 1-2 Schubkarren raufmache. Aber mein Kompost ist nicht so fett und mein Sand ist einfach Sand - ich denke, das ist nötig, sonst wächst hier nix...
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thuja thujon
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Re: Riesenwuchs

thuja thujon » Antwort #11 am:

Probiere es mit Stickstoff statt Phosphat und Kali.
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Lilia
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Re: Riesenwuchs

Lilia » Antwort #12 am:

thuja, dann ist mein boden mit der komposterde kraß überdüngt !

dann ist das rätsel, daß kein rätsel war, für mich gelöst. und ich weiß endlich, was ich alles nicht weiß.
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