News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten! | garten-pur unterstützen mit einer Spende oder über das Partnerprogramm!

Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen? (Gelesen 22049 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

Antworten
Wild Obst
Beiträge: 3056
Registriert: 25. Aug 2014, 19:35
Region: Heckengäu am Schwarzwaldrand
Höhe über NHN: rund 570m
Bodenart: (toniger) Schluff, Pararendzina? Muschelkalk
Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C
Kontaktdaten:

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Wild Obst » Antwort #60 am:

Wenn ich mehr Platz hätte, würde ich Sämlingen eine Chance geben. Ob direkt oder aus einem Saatbeet verpflanzt, dass müsste ich entscheiden hätte ich den Platz. Nicht wirklich als Unterlage, sondern um einfach einmal ein bisschen Sortenlotto zu spielen und potentielle Anpassung durch generative Vermehrung zu haben.
Vegetativ vermehrte Sorten auf eigener Wurzel ist auch spannend, aber nicht mehr ganz das Thema hier. Würde aber zumindest für mehr Sortenvielfalt im Wurzelraum führen. Potentiell zur Risikostreuung ganz gut, aber weil von den Eigenschaften der Sorten auf eigener Wurzel (außer Esoterik, die dazu im Internet herumschwirrt) kaum etwas bekannt ist.
Ich habe auch mal einen Jakob Fischer abgemoost, weil der einen so schönen Trieb hatte, der im Baumaufbau allerdings nicht zu gebrauchen war. Bisher (ca. Jahr 8 nach Auspflanzung) wächst er auch sehr gut, wie von handelsüblichen veredelten Jakob Fischer Bäumen bekannt ist. Nur die ersten Jahre hatte er ein bisschen geschwächelt, wohl weil der Wurzelballen dann doch eher klein war für das direkte Auspflanzen nach dem Abnehmen der Abmoosung vom Mutterbaum.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21466
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

thuja thujon » Antwort #61 am:

Gibt es eine Kernobstsorte, die bekannterweise eine recht flexible Rinde hat?
Problem die letzten Jahre waren ja die Wachstumsschübe, durch Wechsel von Dürre zu nass und auch lange Schönwetterphasen nach den ersten Frösten/Kälteeinbruch. Das hat zu Mikrorissen in der Rinde geführt und damit zu Rindenbrand usw.

Eine flexiblere Rinde oder allgemein träges einsetzen der Entwicklung wie zB beim Spätlauber könnte hier helfen. Man kann ja schlecht bis in die oberen Kronenteile Weißanstrich anbringen um zu bremsen.

Hat da mal jemand drüber nachgedacht und erste Versuche/Tests gemacht und drüber berichtet?
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12190
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

cydorian » Antwort #62 am:

Vielleicht einen Gummibaum einkreuzen :-)

Der Rindenbrand kommt leider praktisch überall rein. Abgestorbene Ästchen, Rinde an dieser Stelle nicht dicht, drunter und drumrum Rindenbrand. An Dehnungsrissen war der eher selten bei mir.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21466
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

thuja thujon » Antwort #63 am:

Ich rede vom Mykromaßstab, nicht von den sichtbaren Rissen.

Schnitt mit Versorgungsschatten: den sollte man vermeiden.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
meiby
Beiträge: 312
Registriert: 15. Dez 2023, 15:25
Region: Saar-Nahe-Bergland

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

meiby » Antwort #64 am:

Nach m.M. spielt der Klimastress und die damit einhergehende Störung des Wasserhaushaltes in der Baumrinde eine wichtige Rolle. Früher Austrieb + Spätfrost, Dürreperiode + plötzlicher Regen, Sonnenbrand, Starkregen, Regenzeit im Winter bringen das normale Wachstum aus dem Gleichgewicht, schwächen den Baum in seiner Abwehr gegen Bakterien und Pilze, die anscheinend teilweise aggressiver werden.

Es ist also notwendig, Bäume zu finden, die mit den Stressfaktoren besser zurecht kommen. Die Direktsaat von Kernen wäre einen Versuch wert, aber aufwendig und langwierig.Die Begrenzung auf den Wurzelbereich / Unterlage wird jedoch nicht ausreichen, das Problem in den Griff zu kriegen.

Holzapfel und Holzbirne haben eine trockenere, festere Rinde als unsere Kultursorten. Ob dies einen Vorteil darstellt, keine Ahnung. (Beim Veredeln stört es jedenfalls, ebenso die dornenähnlichen Kurztriebe und mögliche Inkompatibilitäten mit den Edelsorten).
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12190
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

cydorian » Antwort #65 am:

Mit Kernaussaaten wird man sicher was erreichen, wenn man ein paarhundert Jahre Zeit hat. Massenhaft säen, gucken was rauskommt, wie es sich langfristig schlägt, verwerfen, weiter säen. Die schnelleren und als modern bezeichneten Methoden sind ja bekannt, aber uns Hobbyhanseln nicht zugänglich.

Deshalb: Spielen, experimentieren, Spass haben mit Kernlingen, ja. Von grossen Würfen träumen, Rindbrand - das werden Träume bleiben. Vielleicht mal alles nicht so hoch ansetzen.
meiby
Beiträge: 312
Registriert: 15. Dez 2023, 15:25
Region: Saar-Nahe-Bergland

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

meiby » Antwort #66 am:

Für Rindenbrand und Feuerbrand steckt die Lösung doch schon im Namen.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21466
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

thuja thujon » Antwort #67 am:

Das doofe ist aber das Bäume nach dem verbrennen keine Früchte mehr tragen.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
Felcofan
Beiträge: 1284
Registriert: 11. Feb 2015, 23:09
Region: Oberrheingraben, Weinbauklima
Höhe über NHN: ca. 250
Bodenart: schwerer Lehm
Winterhärtezone: 8a: -12,2 °C bis -9,5 °C

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Felcofan » Antwort #68 am:

Hackmann hat geschrieben: 18. Aug 2024, 08:42 Nach m.M. spielt der Klimastress und die damit einhergehende Störung des Wasserhaushaltes in der Baumrinde eine wichtige Rolle. Früher Austrieb + Spätfrost, Dürreperiode + plötzlicher Regen, Sonnenbrand, St…

Holzapfel und Holzbirne haben eine trockenere, festere Rinde als unsere Kultursorten. Ob dies einen Vorteil darstellt, keine Ahnung. (Beim Veredeln stört es jedenfalls, ebenso die dornenähnlichen Kurztriebe und mögliche Inkompatibilitäten mit den Edelsorten).
Verschiedene Forscher, ua Barry Juniper, haben zur Herkunft der heutigen Speiseäpfel geforscht. Deren Vorfahren kommen alle aus dem asiatischen Bereich, der europäische Holzapfel war nicht beteiligt, wenn man den mit reinkreuzt, müsste man wahrscheinlich eher jahrhundertelang auf guten Geschmack zurück selektieren
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12190
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

cydorian » Antwort #69 am:

Es geht ja um Kernobst aus Kernen, in der Hoffnung auf Unterlagen. Hatte ja schon vorgeschlagen, das mit M. sieversii zu probieren. Könnt aber auch Holzapfel nehmen. Oder mal mit fertigen Unterlagen davon experimentieren: https://shop.biobaumschule.at/product/a ... holzapfel/
Benutzeravatar
Bergischer Apfel
Beiträge: 256
Registriert: 28. Okt 2015, 22:29

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Bergischer Apfel » Antwort #70 am:

Felcofan hat geschrieben: 18. Aug 2024, 11:11
Verschiedene Forscher, ua Barry Juniper, haben zur Herkunft der heutigen Speiseäpfel geforscht. Deren Vorfahren kommen alle aus dem asiatischen Bereich, der europäische Holzapfel war nicht beteiligt, wenn man den mit reinkreuzt, müsste man wahrscheinlich eher jahrhundertelang auf guten Geschmack zurück selektieren
Der europäische Wildapfel war sogar mehr beteiligt als Malus sieversii ;). Zumindest hat er heute mehr genetische Anteile.
Hier habe ich dazu mal ein Thema eröffnet:
viewtopic.php?p=4218925#p4218925


@cydorian: Ich glaube nicht das man Jahrhunderte Zeit braucht, selbst bei Unterlagen. Grade wenn die Extreme regelmäßiger werden zeigen sich doch schnell die geeigneten Sorten, oder Unterlagen in dem Falle.

Beim Rest stimme ich dir zu, einen Teil "sicher fahren", einen Teil ausprobieren, mit Sämlingen, wurzelechten Sorten usw. Vielfalt bedeutet in dem Falle Sicherheit.

Bei deinem Link, und wie ich feststellen muss bei weiteren Baumschulen werden die Äpfel als Malus communis bezeichnet, was doch eher Kulturäpfel sind? Oder was versteckt sich unter dem Namen? Wie viele Baumschulen haben wohl "echte" europäische Wildäpfel?
Benutzeravatar
Monti
Beiträge: 1088
Registriert: 21. Apr 2014, 13:20
Kontaktdaten:

530 m ü. NN

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Monti » Antwort #71 am:

cydorian hat geschrieben: 16. Aug 2024, 10:25
Monti hat geschrieben: 15. Aug 2024, 22:54 ist eine Unterlage und/oder Sorte mit stärkstem Wuchs das Mittel der Wahl
Du willst Unterlagen für Magerwiesen züchten?
Nein. Siehe mein Beitrag Nr. 46. Standortangepasst soll es sein. Ich habe verschiedenste Standorte. Dass man in 4-5 Jahren keine Bedinungen der nächsten 10, 20, 50 Jahre abbilden kann, ist klar. Aber vielleicht besser als alles auf eine Karte setzen? Oder auf DIE neue Lösung warten, die evtl. gar nicht kommt weil man in Wissenschaft und Wirtschaft wenig Intersse an Streuobst hat?
Selbst zur Unterlage A2, wer hat denn da unter heutigen Bedingungen nennenswerte Erfahrungen?
Eine Fichte wächst auch sehr stark, trotzdem versagt sie bei Trockenheit.
Und Fichtensamen ausgesät auf einem trockenen Standort machen was?
Beim Apfel ist viel wichtiger WIE die Unterlage wurzelt, wie das System bei Stress reagiert. Oder Krankheiten: was drunter ist, bestimmt wesentlich, wie kragenfäule- oder blutlausfest das wird. Bekannt ist, dass auch bei Virenkrankheiten Unterlagen eine wichtige Rolle spielen. Was soll ich mit einem Wuchsmonster, das dann doch vertrocknet oder krank wird, eingeht?
Genau. Da ist ja der gedankliche Ansatz bei der Direktsaat. Ich denke, Wuchs kommt nur Zustande, wenn die Wurzeln auch liefern. Sonst kann nichts wachsen, oder? Und mal Grundsätzlich: Ich will hier ja nicht meine Idee propagieren. Die haben andere in den Raum geworfen und ich finde sie nicht die schlechteste. Man kann auch weiter machen wie bisher und dann ständig jammern, dass nichts wird oder resigniert aufgeben.
Probiers doch mit Malus Sieversii Wildlingen. Im Ursprungsgebiet werden die bis 30m hoch bei 1m Stammdurchmesser.
Wenn ich an Samen komme, werd ich das tun. Ist aber mittlerweile nicht so einfach, so wie ich das sehe. Den Gedanken hatte ich auch schon.

Grundsätzlich ist der Gedanke, Sämlinge als Unterlage zu verwenden doch gar nicht so abwegig. Vor über 100 Jahren hat man das auch so gemacht. Die 200 Jährige Apfel-Allee bei Müncheberg hat auch Sämlinge als Unterlage. Und einige der Exemplare stehen noch heute. Sicher sind einge von damals auch eingegangen. Und heute gehen eben wieder die - in erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen verwendete - Bittenfelderunterlage zusammen mit der Edelsorte ein. Warum dann nicht wieder andersherum probieren und das auswählen, was durchhält?
Bergischer Apfel hat geschrieben: 18. Aug 2024, 20:28 Beim Rest stimme ich dir zu, einen Teil "sicher fahren", einen Teil ausprobieren, mit Sämlingen, wurzelechten Sorten usw. Vielfalt bedeutet in dem Falle Sicherheit.
Genau, Risiko streuen. Wie schlecht es ist, alles auf eine Karte zu setzen sieht man bei der Birne mit der Kirchensaller Unterlage, deren Sämlinge wohl, so liest man, durch die Bank sehr anfällig für Birnenverfall sind. Jetzt verwenden wir evtl. alle irgendwann Virutherm Unterlagen (achtung, Fiktion! ::) ). Und in 50 Jahre finden wir, dass die alle für etwas anders anfällig sind...

Aber genug Theorie vorerst. Schauen wir mal, was die Zukunft bringt.
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12190
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

cydorian » Antwort #72 am:

Monti hat geschrieben: 18. Aug 2024, 22:08 Wenn ich an Samen komme, werd ich das tun. Ist aber mittlerweile nicht so einfach, so wie ich das sehe.
Bitte: https://www.etsy.com/de/listing/1005407 ... kasachstan

Der Rest mäandert mittlerweile ohne Station und Form, damit komme ich nicht klar. Viel Erfolg jedenfalls bei deinem Projekt.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21466
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

thuja thujon » Antwort #73 am:

In der Wüste geht man hin und schneidet mehrjährige Büsche mit ausgeprägtem Wurzelsystem zurück, damit sie mit Trockenheit klarkommen. Weil sie so weniger Krone zu versorgen haben.

Das geht auch bei Obstbäumen. Pfirsiche oder Feigen, die regelmäßig runterfrieren, tragen auch und trocknen nicht so schnell ein.

Ich persönlich okuliere gerne, weil dann die Unterlage mindestens 1 Jahr Vorsprung hat. Das ist was anderes als die Unterlagen zu pfropfen und mit 3 Würzelchen zu pflanzen.

Man kann auch vorhandene Bäume mit zB 5cm Durchmesser oder mehr kappen und veredeln. Dann ist auch erstmal eines der größten Probleme der letzten Jahre ausgeschalten: frisch gepflanzte Bäume wachsen nicht und sind nach 5 Jahren vertrocknet, bevor überhaupt die Krone fertig aufgebaut war.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
agarökonom
Beiträge: 1115
Registriert: 25. Aug 2012, 23:48

Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

agarökonom » Antwort #74 am:

Ich habe hier eine ganze Reihe Apfelsämlinge die erwartungsgemäß sehr im Wuchs streuen. Gleichzeitig gesät und gepflanzt reicht die Bandbreite von 80 cm bis über 2 Meter mit Früchten . Alle stehen in einer Reihe . Die Mickerlinge werden dann eben ersetzt, nicht schlimm .
Nutztierarche
Antworten