Monilii hat mich im Faden über Catalpa auf diese Frage gebracht:
Wann schneidet man Laubbäume um welchen Effekt zu erzielen?
Also: Was passiert mit dem Baum, wenn ich ihn schneide? Ich habe keine Ahnung, ob man das überhaupt verallgemeinern kann.
Mein bisheriges Wissen:
Apfelbaum im Spätwinter geschnitten = starker Austrieb
Sommerschnitt = schwacher Austrieb
Herbstschnitt = Austrieb kann nicht mehr verholzen und erfriert im Winter.
Da gibt es ewige Glaubenskämpfe, neue Erkenntnisse und Ausnahmen. Generell schwächt der Sommerschnitt, da dem Baum ja Assimilationsfläche in der Vegetationszeit weggenommen wird. Das ist gut, wenn das Wachstum etwas gebremst werden soll, der andere Vorteil des Schnittzeitpunktes ist, das Wunden im Sommer gut abtrocknen und verheilen (gibt es viele unterschiedliche Meinungen zu).
Der Winterschnitt hat den Vorteil das man den Habitus besser sieht, der Gärtner Zeit hat (!) und der Baum ohnehin keine Assimilationsfläche verliert (Nadelbäume und Immergrüne sind ein Extrakapitel). Nachteil ist, das Wunden schlecht verheilen, bei Prunus und anderen die ohnehin nicht gut kompartieren, empfiehlt sich also der Sommerschnitt.
Eigentlich hast du es also gut zusammengefasst. Und bestimmt gibts jetzt noch andere Meinungen..
Das ist wie beim Menschen. Je besser die im Trieb sind, desto leichter verheilen Wunden. Junge Menschen stecken Verletzungen besser weg als ältere. Ideal ist ein Schnitt von Bäumen zu Vegetationsbeginn. Im Sommer verheilen Wunden gut, für einen starken Neuaustrieb reicht die Zeit nicht mehr. Ab dem Spätsommer beginnt sich der Baum auf die Winterruhe vorzubereiten und hat Schwierigkeiten Wunden zu schließen. Ab dem Spätherbst ruht der Baum.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Staudo hat geschrieben: ↑24. Aug 2024, 08:28
Ab dem Spätsommer beginnt sich der Baum auf die Winterruhe vorzubereiten und hat Schwierigkeiten Wunden zu schließen. Ab dem Spätherbst ruht der Baum.
Das klingt für mich so, als ob der Baum im Spätsommer Wunden immer noch besser abschotten / heilen kann, als nach Schnitt im Spätherbst. Ist das so?
Was ist mit einem unerwünschten Neuaustrieb? Kann ein Schnitt Ende August einen Apfelbaum dazu anregen?
Staudo hat geschrieben: ↑24. Aug 2024, 08:43
Nein. Da passiert nichts mehr. Ich würde jetzt keine Bäume schneiden, wenn es nicht Notmaßnahmen sind.
Ich habe vor ca. 3 Wochen einen Perückenstrauch geschnitten, der sehr lange Triebe hatte. Angeblich passiert ja nichts mehr, aber wie man sieht, war Anfang August zu früh.
Ja, genau sowas will man natürlich nicht.
Aber eins verstehe ich nicht: wenn jetzt beim Apfel kein neuer Austrieb mehr zu erwarten ist, was spricht dann dagegen, jetzt zu schneiden?
Ich stelle mir das so vor, dass die Abschottung jetzt noch beginnen könnte, was ja in der Ruhephase im Winter nicht so gut möglich wäre.
Was übersehe ich?
Das Austriebsverhalten der Gehölze scheint durchaus variabel zu sein, meine kleine Lagerströmie hat sich jetzt die Tage auch nochmal zu einem Austrieb entschlossen, und ich habe beobachtet, dass meine Zaubernüsse und auch Loropetalum quasi in der ganzen Vegetationsperiode austreiben, zwar immer nur wenige Zentimeter, aber eben relativ beständig. Auch bei Acer palmatum scheint der "Johannistrieb" eher im Spätsommer zu liegen. Vielleicht sind asiatische Gehölze darauf eingestellt, im Spätsommer nochmal durchzutreiben, während das Wachstum einheimischer Bäume weitgehend abgeschlossen ist. Wobei auch das nicht so ganz stimmt, an der Schnittstelle eines Haselnusszweiges, den ich neulich abgeschnitten habe, weil er in die Terrasse hinein ragte, ist nun schon wieder ein kräftiger Austrieb zu sehen. Staudo hat aber sicher recht, dass man für eine gute Wundheilung nicht allzu spät schneiden sollte.
Das mit dem späten Austrieb kann ich auch für Obstgehölze bestätigen, geht bis in den Oktober hier. Deswegen warte ich auch noch mit dem entfernen von Mehltautrieben. Äpfel sonniger schneiden geht jetzt aber schon.
Totholz entfernen auch, wenn es nicht verboten ist.
Höhenreduzierung beim Spindelobst werde ich evtl auch noch machen.
Hauptschnitt beim Obst ist aber im Winter weil ich Wachstum haben möchte weil das gebraucht wird um Früchte zu produzieren.
Zierbäume, da ist erst mal zu klären was der Zweck des Schnittes ist, danach richtet sich auch der Zeitpunkt.
Wunden, die nicht verheilen/abschotten/überwallen, weil es ein grob Stümperhafter Schnitt ist, tun das auch nicht wenn man sie im Frühjahr/Sommer/Herbst schneidet.
Hawu: wie viele Äpfel willst du kurz vor der Ernte runterscheiden, wenn das Schnittziel klarer Kronenaufbau ist?
Letzten Winter habe ich den Schnitt nicht geschafft und diesen Sommer hab ich angefangen, aber durch Hitze, Regen, Krankheit bin ich nicht fertig geworden. Kann leider nicht mehr so, wie ich gerne möchte.
Es ist mir egal, wieviele Äpfel ich wegschneiden würde, ich muss nur irgendwann zumindest die längsten Austriebe entfernen, die sich schon in die Waagerechte neigen, um die Krone einigermaßen zu erhalten.
Wachstum anregen oder viele Früchte will ich auch nicht. Der Baum ist alt, aber sehr vital und trägt eh mehr, als wir brauchen.
Tät mich hier auch gerne mit eine Frage anschließen.
Das betrifft aber Zierstbäume/sträucher und es gibt offenbar doch einige Unterschiede zwischen Obsbäumen und Zierbäumen.
Meine große Magnolie hat sich mit einem großen Ast aufs Hausdach gelegt. Dort wurde aber heuer im Frühling die Fotov. -anlage installiert.
Die Voltaik-fachleute sagen mir, dieser Ast sollte baldmöglichst weg, sonst ist die ganze Anlage gefährdet.
Ja ich weiß, Magnolien werden gar nicht gern geschnitten aber das ist offenbar notwendig.
Was mach ich jetz? Gleich weg damit oder bis Herbst warten? Sie sollte auch dort nicht mehr hinauf wachsen.
Für Ratschläge von euch wäre ich sehr dankbar!
Liebe Grüße aus Niederösterreich hinterm Schneeberg
Gartenlady hat geschrieben: ↑24. Aug 2024, 10:26
Ich habe vor ca. 3 Wochen einen Perückenstrauch geschnitten, der sehr lange Triebe hatte. Angeblich passiert ja nichts mehr, aber wie man sieht, war Anfang August zu früh.
Das habe ich anders verstanden, nämlich dass der neue Austrieb noch ausreifen soll, wie auch Helga schreibt. Wenn man also noch später zurück schneidet, wird er auch neu austreiben, das wird aber nicht mehr reif und erfriert.
Bei meinem Heckenkauf habe ich bei Praskac auch so eine Erklärung gelesen. "Schnitt nach Mitte August ist ungünstig, da die möglichen neuen Triebe vor dem Winter nicht mehr ausreifen können."
Ideal ist ein Schnitt von Bäumen zu Vegetationsbeginn. Im Sommer verheilen Wunden gut, für einen starken Neuaustrieb reicht die Zeit nicht mehr. Ab dem Spätsommer beginnt sich der Baum auf die Winterruhe vorzubereiten und hat Schwierigkeiten Wunden zu schließen. Ab dem Spätherbst ruht der Baum.
