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Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen? (Gelesen 21994 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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thuja thujon
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

thuja thujon » Antwort #90 am:

Da wird beim Holzapfel wegen Obstbaumkrebs abgeraten. Allerdings schulten die einen auch auf, ließen bis zur Krone wachsen und haben dann erst veredelt. Wenn wir den Krebs mal außer acht lassen, weiß nicht wie viel der noch eine Rolle spielt, ich habe ihn glaube ich noch nie gesehen. Damit hat man zumindest die Gewissheit, dass das Bäumchen nicht im zweiten oder dritten Jahr verhockt. Aber wie oft kommt sowas vor? Also was sind die Vorteile davon?

Jedenfalls ist das etwas, was es zu Zeiten von Baumschulischen Handelszwängen und 2jährig verpflanzter Ware nicht gibt. Allein das macht schon `erst in der Krone veredeln´ prüfenswert.
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cydorian
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

cydorian » Antwort #91 am:

Auf schwerem Boden ist Obstbaumkrebs bei nicht wenigen Sorten ein riesiges Problem, unten was von meinem "James Grieve". Als reine Unterlage, die am Boden in einen Stammbildner oder die Edelsorte übergeht spielt das aber keine Rolle.
Dateianhänge
Obstbaumkrebs Apfel James Grieve.JPG
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thuja thujon
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

thuja thujon » Antwort #92 am:

Naja, zumindest während des Aufastens schon.
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

cydorian » Antwort #93 am:

Nicht, wenn es eine reine Unterlage ist, die am Boden in einen Stammbildner oder die Edelsorte übergeht. Da astet man bereits die Edelsorte auf.
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Monti
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Monti » Antwort #94 am:

Krebs kann ich hier ab und zu auch beobachten, hängt von der Sorte und natürlich dem Standort ab. Im allgemeinen aber selten und vor allem bei schlecht gepflegten Bäumen.
Die Behauptung, dass Holzapfel besonders Krebsanfällig ist, stammt ja aus dem Buch vom Mayer (erster Link in meinem Beitrag).
In der anderen Quelle wird mehrheitlich das Gegenteil behauptet. Ich erlaube mir mal ein paar Stellen rauszugreifen:
Dochnahl, Friedrich Jakob: Die Lebensdauer der durch ungeschlechtliche Vermehrung erhaltenen Gewächse besonders der Kulturpflanzen § 18 S. 22 hat geschrieben: Die Entstehung der beobachteten Krankheiten, wie Krebs und dergl. hat ihren Grund meistens in der Art des Grundstamms auf den die Witterung stets nachtheilig einwirkt. Der Holzbirnbaum und Holzapfelbaum ist nur höchst selten dem Krebs und anderen unheilvollen Krankheiten unterworfen und nicht so empfindlich auf Boden, Lage und Klima, wie die Sämlinge des edelen Obstes.
Oder Seite 119
Ich finde, daß verschiedene alte Autoren, die hiervon geschrieben haben, gleicher Meinung sind. Herr Austen, der vor 100 Jahren geschrieben hat, sagt, der Stamm, den er zum Aepfelpfropfen für den besten halte, sei der Holzapfel, welcher beſſer zum Pfropfen sei, als die süßeren Aepfelbäume, weil sie insgemein vom Krebs frei bleiben, und zu sehr großen Bäumen werden, auch seiner Meinung nach, länger als die Stämme von füßen Aepfeln dauern, und mehrere und die Kälte beſſer vertragende Früchte bringen.
Seite 122 (Zitat von Diehl)
b. „Ich wiederhole hier, aus voller Erfahrung, nicht aus
einzelnen Beobachtungen, deren Myriaden uns so un-
zählige Unwahrheiten in die gesammte Agrikultur ge=
bracht haben, daß wenn wir alte, und vom Krebs we-
niger leidende Bäume erziehen wollen, die Erziehung
der Sämlinge für Baumschulen aus Kernen vom edlen
Obſt, und in gedüngtem Lande aufgegeben werden
muß, wie sich schon aus phyſiologiſchen Gesezen er-
weisen läßt."
c. Man erziehe in kalten Gegenden in einer Baumschule
Wildlinge, von wo möglich auch in der nämlichen Ge-
gend gewachsenen Holzapfelkernen, und veredle diese
erst, wenn sie die Höhe zu einer Krone er-
reicht haben, oder man pflanze diese Wild-
linge vorher und veredle sie in der Krone.
Die Folge davon ist, daß nach der Natur des Holz=
apfels, der Trieb zum Blühen später, und das Still-
ſtehen im Herbste früher eintritt, wodurch die Som-
mertriebe härter, und gegen Winterfröste dauer-
hafter werden u. f. w.“
und ein Joh. P. Meyer in der Pomona franconica S. 123
Die Kerne der Holzäpfel gewähren unstreitig die
besten Stämme für die Baumschulen.
Auch von Diel, S. 120.
Der Landmann pfropft alle ſeine Bäume auf Holz-
apfelstämme, und die fehlerfreiesten, ältesten
Bäume findet man bei ihm u. f. w.“
,,In einem rauhen, magern, zu feucht oder zu trocke
nen Boden, den wir mit Aepfeln bepflanzen wollen,
find diese Holzapfelwildlinge immer vorzuziehen,
denn hier wachsen Edelwildlinge immer kümmer-
lich, und gehen leicht zurück u. s. w."
-
„So lange also in den Baumschulen auf dieſe man-
cherlei Sorten von Obstkernen keine Rücksicht genom-
men wird, ist man, um gesunde, früher tragbare, und
älter werdende Bäume zu erhalten, bei Miller's Vor-
schlag gesicherter, zumal wenn der Boden nur einige
Unarten hat. Dieses ist aus der Fülle mei-
ner Erfahrung, und man muß die Rhein-, Moſel-
und Lahngegenden mit ihren prachtvollen Obstbäumen
gesehen haben, wo der Landmann in den Weinbergen
aus Holzapfelwildlingen seine Edelbäume er-
zieht, um sich von der obigen Wahrheit zu über-
zeugen.
Einen möglichen Grund, warum man auf Kulturobstsämlinge umgestiegen ist gibt es auch (S.21):
Die richtige Wahl der Grundſtämme hat auf gutes
Gedeihen der Obstsorten den größten Einfluß. 14. Vor
Christ, Sickler und Knight hat man für Aepfel und
Birnen nur wahre Wildlinge, Sämlinge von Holz-
äpfeln und Holzbirnen benügt. Man verstehe hier aber
ja nicht die in den Wäldern selbst erwachsenen Sämlinge.
Nachdem sich aber die Samenbäume derselben, welche oft gleich
Riesen sich fanden, durch das Lichten der Wälder verminder-
ten, so nahm man seine Zuflucht zu den Wildlingen aus dem
Samen des edelen Obstes.
Die Texte sind einfach herauskopiert, aufgrund der Frakturschrift gibt es immer wieder Fehler...
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