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Herbizid nur gegen Gräser (Gelesen 3339 mal)

Pflanzenstärkung, Krankheiten und physiologische Störungen

Moderator: Nina

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Kasbek
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

Kasbek » Antwort #15 am:

Danke! (Nur mit Profizulassung, aber wozu hat man einen Profi im Umfeld? ;) )
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hobab
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

hobab » Antwort #16 am:

Was macht Focus Ultra besser als Kerb?
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thuja thujon
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

thuja thujon » Antwort #17 am:

Kerb ist ein Vorauflaufherbizid und wirkt über die Wurzel bzw Hypokotyl. Benutzt man bei Vegetationsfreiem Boden bzw bei Gräsern bis zum 2Blattstadium. Wirkspektrum ist gut auf einjähriges Rispengras, das können viele Gräserherbizide nicht, aber Kerb macht auch viele Dikotyle wie Vogelmiere usw, ist also kein reiner Monokotylen Mode of action.

Die DIMs und FOPs sind da eine intrinsisch viel selektivere Strukturklasse (von der chemischen Struktur). Zudem systemisch und wirken auch auf große Pflanzen. Es braucht hier auch wärmeres Wetter, Wuchsbedienungen, keine Anwendung wie bei Kerb in der Vegetationsruhe. Also das ist was für Frühjahr, wenn zB Quecke so richtig durchstarten möchte und nicht wie bei Kerb um unter Sträuchern den Boden versiegeln.
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hobab
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

hobab » Antwort #18 am:

Wird gespeichert und hoffentlich weitergegeben - Danke!
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hobab
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

hobab » Antwort #19 am:

Könnte dann Kerb nicht auch was gegen Hirse sein? Ich hab wenig Ahnung bei Einkeim-Herbiziden, benutz die einfach extrem selten, Poa annua ist hier auch selten ein Problem, Giersch häufiger als Quecke.
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

thuja thujon » Antwort #20 am:

Kerb ist wie gesagt kein Gräsermittel. Bis Hirse aufläuft, ist die Hälfte der Wirkung vom Kerb schon verblasst, im Boden abgebaut. Hirse keimt erst ab 20°C gut, im April, also ein warmes Gras, kein kaltes Gras wie Weidelgras usw. Da wird bei den Herbiziden auch klassisch unterschieden, weil neben der Blattstruktur (wichtig für Aufnahme) der Stoffwechsel teils anders ist, vor allem aber auch die Anwendung und Jahreszeit, wann es eingesetzt wird. Klassische gute Hirsemittel kennt man vom Maisanbau, ein paar davon wie Diflufenican hatten es auch bis zu einer Anwendung in Rasen geschafft. In Österreich geht auch Puma mit Hirsebekämpfung in Rasen.
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

hobab » Antwort #21 am:

Ja, Puma gibts hier halt nicht. Aber Kerb als Auflaufmittel, könnte zur Hirsezeit appliziert ja theoretisch Hirse schädigen, die schon etablierten Lolium und Co. aber weniger?
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

thuja thujon » Antwort #22 am:

Das Problem bei Kerb zu der Jahreszeit ist, dass der Wirkstoff zu schnell abgebaut ist, also gar nicht in der Pflanze ankommt, wenn es so warm ist. Das Propargylamid ist so instabil, dass man sich wirklich dran halten sollte mit unter 10°C. Also wenn man das im März spritzt und einregnet, hat das höchstens 2 Wochen längere Wirkungsdauer im Vergleich zur Dezemberanwendung. Das mag bei Salat noch Sinn machen, weil der nach 2-3 Wochen den Bestand schließt, für Hirse in Rabatten ist das Mittel für die kurze Wirkung schlicht zu teuer. Ich weiß auch gar nicht, wie gut das Hirse überhaupt kann, also abdeckt. Kerb hat riesige Wirkungslücken, da kommt zB auch das herausselektierte gewöhnliche Greiskraut her.
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

hobab » Antwort #23 am:

Ganz schön komplex das Thema…schade, Hirse ist tatsächlich mal ein Problem, das sich ohne Herbizide kaum lösen lässt. Oder nur mit soviel Aufwand, das man erst mal Rentner werden muss dafür.
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

Staudo » Antwort #24 am:

thuja thujon hat geschrieben: 17. Jan 2025, 08:55 Es braucht hier auch wärmeres Wetter, Wuchsbedienungen, keine Anwendung wie bei Kerb in der Vegetationsruhe.
Laut Gebrauchsanweisung wirkt Focus auch bei unter 10°C. Dass es wintergrüne Gräser sein müssen, ist dabei logisch. Für mich ist die Wirkung gegen Windhalm interessant.
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

thuja thujon » Antwort #25 am:

Wo hast du denn Windhalm stehen?
Trespe dürfte bei dem ein oder anderen evtl auch Thema sein.

hobab, bei mir im Garten ist Hirse so gut wie kein Thema. Das enge Auflauffenster gibt die Strategie doch schon her. Im Frühjahr nach dem keimen einmal hacken, danach evtl ein zweites mal. Dann wars das doch schon fast für das ganze Jahr. Die ganzen hirsearten keimen doch fast nur im Frühjahr, kaum mal im August und dann nur, wenn man den Fehler gemacht hat, die vergrabenen Samen ans Licht zu holen. Im Gemüsegarten ists auch einfach, einfach mal eine Winterung anbauen, die früh im Jahr den Boden dicht macht, da hat Hirse kaum eine Chance durchzukommen. Also in Winterroggen, Wintererbsen oder Wintersaubohne gibts die nicht, auch in Frühkartoffeln tritt die so gut wie nie auf, eher mal nach der Ernte bzw Spätverunkrautung nach einem Gewitter, wenn das Laub schon fast eingezogen ist und die Dämme erodieren.
Als Gärtner auf Flächen wo man nicht ständig sein kann: ja, da wird zur relevanten Zeit zu wenig gehackt. Wenn man die aussamen lässt, wird das natürlich nie was.
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

hobab » Antwort #26 am:

Die Hirsen kommen hier erst Mitte Mai etwa, und dann so massenhaft, das man sie nie ganz wegkriegt. Besonders in den trockenen Jahren wo verdorrte Pflanzen Flächen freigeben und ganz besonders oft in Rasen. Wenn die Kunden nicht hinterher sind - wir kommen meist nur alle sechs Wochen, da ist es dann oft zu spät. Und da jemand einen Tag Hirse pulen lassen, dafür sind wir zu teuer.
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

Staudo » Antwort #27 am:

thuja thujon hat geschrieben: 17. Jan 2025, 11:19 Wo hast du denn Windhalm stehen?
Trespe dürfte bei dem ein oder anderen evtl auch Thema sein.
Ja, es könnte Trespe sein. Die kommt in Massen im Herbst, im Sommer dafür wie bei Hobab die Hirse. Im Frühsommer schaffen wir die Arbeit nicht, da verkrauten die Mutterpflanzen zuverlässig.
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

thuja thujon » Antwort #28 am:

Im Mutterpflanzenquartier könnte man das dann mal probieren. Aber aufpassen mit Herbiziden und Substrat. Also ausgepflanzt in echtem Boden ist das meiste ok bzw die Aufwandmengen gehen in Sand runter und in Moor hoch, aber bei Substraten und Topf wäre ich prinzipiell sehr vorsichtig.

Und das mit Hirse im Rasen und den Beeten, das ist ein Pflegeproblem, das wird man auch mit Herbiziden nicht vernünftig lösen können. Die meisten Hirsemittel sind vor allem stark auf Dikotyle. Also mit 5g/ha können die zB Amaranth, werden aber mit 50 oder 100 eingesetzt, damit sie auch Hirse mit erfassen. Im Staudenbeet also nicht brauchbar.
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Re: Herbizid nur gegen Gräser

hobab » Antwort #29 am:

Pflegeproblem ist gut: wenn die Hirsesaison beginnt ist das schlagartig so viel - noch dazu in einer Zeit wo man eh überlastet ist, (vage Frühsommer, könnte auch Juni bis Juli sein, nicht Mai) das es unmöglich ist, diese Pest einzugrenzen. Zumal die irre schnell in die Blüte gehen und dann versamen. Die Kunden erkenne sie auch oft nicht, was das anfangs kleine Problem schnell zur Katastrophe macht. Hier gehen ganz Rasen verloren, auch wegen Beratungsresistenz und weil in den Köpfen immer noch die Möglichkeit ist, notfalls Herbizide zu spritzen. Die gibt es aber einfach nicht mehr. 23 hat ein Kunde Hirsefrei extra gekauft und war sehr zufrieden damit, Fenoxaprop-Pethyl, Mefenpyr-diethyl als Wirkstoff, das konnte ich aber nirgends kriegen.
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