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Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen (Gelesen 103600 mal)

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cydorian
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

cydorian » Antwort #765 am:

Tanja hab ich seit Jahren nicht mehr und weiss nicht, ob die zu Bitternis unter Stress neigt, aber rund 50% der Sorten haben Probleme. Kam auch schon im Thread. Die Gurken sind erstmal wunderbar, aber wenn ab Ende Juni trockene Hitzeperioden mit >35° und viel harter UV-Strahlung kommen, wie hier seit 2018 jedes zweite Jahr und die Gurken wirklich sonnig stehen, dann fangen viele Sorten (nicht alle!) an, bittere Früchte zu liefern. Kühlt es ab, sind die nächsten Gurken wieder bitterfrei. Der Bittergrad nimmt von Stiel zu Blüte hin ab.
ringelnatz
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

ringelnatz » Antwort #766 am:

Ich habe hier große Probleme mit Bitterkeit. Die einzige Sorte, die tatsächlich NIE bitter ist, ist bisher Tanja.
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cydorian
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

cydorian » Antwort #767 am:

Meiner Erfahrung nach sind Sorten, die als Gewächshaussorten verkauft werden nicht generell, aber tendentiell etwas besser. Da ist es von vornherein klar, dass es auch ziemlich heiss werden kann und es fällt entsprechend mehr auf, wenn die dann bitter werden.

Die Unterscheidung ist sowieso nicht immer so klar, Gewächshaus- oder Freilandsorte. Die letzten Jahre ging alles auch im Freiland.
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thuja thujon
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

thuja thujon » Antwort #768 am:

Was heißt/bedeutet denn ging im Freiland?
Ich habe die letzten 3 Jahre wenn überhaupt die Hälfte von dem geerntet, was angepeilt war.
Luft zu trocken und Temperaturwechsel kracht jedes mal empfindlich rein. Von 7 Tagen in der Woche sind so nur 2-3 für die Gurken ok gewesen.
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cydorian
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

cydorian » Antwort #769 am:

Dieses Jahr war es mies, weil ausnahmsweise dauerfeucht. Bestimmte Erträge peile ich aber im Freiland nicht an, weil Gurken hier Randbepflanzung mit Gartenzaun als Rankhilfe sind. Das sind überzählige Pflanzen aus der Anzucht und bevor ich eine "Gewächshaussorte" wegwerfe, kommt sie ins Freiland. Die Masse kommt von zwei Gewächshauspflanzen, eine veredelt, die schafft 50 -+10 Früchte zwischen jeweils 450 und 1100g. Gegen die Profis ist das natürlich trotzdem schwach. Die Ertragsobergrenze der praxisüblichen Anbauverfahren (2 bis 3 Pflanzungen; Aufleitverfahren mit Kringschnitt) liegt bei 150 bis 170 Gurken/m².
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thuja thujon
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

thuja thujon » Antwort #770 am:

Die 50 pro Pflanze sind mein Ziel im Freiland. In guten Jahren gehen 100.
Kringschnitt mache ich nicht, zu unbeständig im Freiland. Eher Hoher Draht.
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Monti
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

Monti » Antwort #771 am:

thuja thujon hat geschrieben: 27. Aug 2024, 00:54 [...]
Und ob man den Aufwand für Sorten wie Marketmore machen will, bleibt zu überlegen. Da kosten hunderte Samen fast kein Euro. Die Sorte wird bitter wenn ihr was im Anbau nicht passt, wenn dazu noch Zierkürbisse oder ähnliches in der Nähe stand, wird es auch langsam lebensgefährlich, wegen der giftigen Cucurbitacine, weil sich da schnell mal was ungewolltes reinkreuzt. Also Gurken vermehren ist nichts für mal so nebenbei, da braucht es schon geeignete Standorte bzw ein Netztunnel, um Fremdbestäubung ausschließen zu können.
Das alles für Saatgut für 39 Cent, man kann die Zeit auch anders rumkriegen.
Gestern bin ich hierüber gestolpert bei der Saatgutbestellung und auf der Suche nach euren Erfahrungen zu Gurkensorten (und hatte da noch was im Hinterkopf). Ich habe im Freiland Vorgebirgstrauben und Liefje im Anbau und Samen von beiden geerntet. Die Nachkommen sind nicht mehr so eindeutig einer der beiden Sorten zuzuordnen, haben sich offenbar verkreuzt (wachsen aber sehr üppig, was mir gefällt). Kürbisgewächse der gleichen Art kreuzen sich untereinander leicht. Gurken (Cucumis sativus) kreuzen sich aber nicht mit Kürbissen oder Melonen, so steht es im "Handbuch Samengärtnerei" von Andrea Heistinger (übrigens sehr empfehlenswert wenn man ernsthafter versuchen möchte eigenes Saatgut zu ernten).

Noch etwas weiter recherchiert:
Kreuzungen unter den drei Kürbisarten (C. pepo, C. maxima und C. moschata) scheinen sogar unmöglich zu sein unter gewöhnlichen Gartenbedingungen: https://www.ichbindannmalimgarten.de/kuerbisse-kennen/
Ob es zwischen anderen Arten Kreuzungsmöglichkeiten gibt, weiß ich nicht. Zwischen Melonen (Cucumis melo) und Gurken (Cucumis sativus) zumindest offenbar nicht. (https://cucurbit.info/wp-content/upload ... gc24-1.pdf)

Da bei Gurken (und sehr nahen Verwandten) keine bitteren Arten im Anbau sind und bei uns meines Wissens auch nicht wild vorkommen, sollten Bittere Gurken nicht auf eine unerwünschte Verkreuzung zurückzuführen sein. Eher sind es die Kulturbedinungen (wie schon oft geschrieben) oder Mutationen.
Hier kann man mehr nachlesen:
https://www.jarts.info/index.php/tropen ... d/1064/372
Lebensgefährliche Bitterstoffgehalte bei Gurken sind demnach auch kaum zu erwarten.
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

thuja thujon » Antwort #772 am:

Interessantes Papier der letzte link. Wenn die Bitterfreiheit der Früchte nicht sagt, dass die Pflanze die Cucurbitacine nicht herstellen kann, dann lässt sich damit wohl auch erklären, warum nach etwas über 5 Jahren `Tanja´ Saatgutgewinnung bei mir jemand bittere Früchte hatte, obwohl sie als genetisch Bitterfrei gilt.

Vorgebirgstraube produziert auch Bitterstoffe, wenn auch weniger ausgeprägt. Und mit den bitteren Gurken ists theoretisch schon möglich, sich zu vergiften, auch wenn das weniger populär wie der Fall Zucchini ist.

Das mit dem kreuzen von Kürbis und Gurke, ja, klar, stimmt nicht was ich da geschrieben habe. Aber die Gurken können es eben auch herstellen und daher bleibe ich bei der Kernaussage: eigenes Saatgut von evtl bitteren Gurken gewinnen muss nicht sein und rentiert sich bei den Preisen für die Sorten auch kaum. Die Züchtung ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass es kaum Argumente gibt, noch bittere Sorten anzubauen. Man macht sich die Arbeit und wenn man Pech hat für nix und ist dann nur noch am entsorgen. Und wie die Sortenvergleiche zeigen, gibt es große Ertragsunterschiede und auch wesentliche Unterschiede was die Anfälligkeit für beide Mehltauarten angeht. Ich habe deshalb dieses Jahr auch Freilandsorten mit Resistenzen gegen Falschen Mehltau im Anbau, weil zB. Revus in Gurken Pytotox-Probleme macht und so keine vernünftige Spritzfolge im Hausgarten anwendbar ist.
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Monti
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

Monti » Antwort #773 am:

Ich verstehe nicht alles in dem Papier, da hab ich was Genetik und Vererbungsregeln angeht zu wenig Ahnung. Aber auch ich fand es sonst auch sehr interessant.

Vorgebirgstraube hab ich seit ca. 10 Jahren im Anbau, 2015 war das einzige Jahr, in dem ich mal bittere Früchte hatte (auch nicht die komplette Saison).
In einem Jahr hatte ich mal Sorge, die Einlegegurken würden nix und hab welche beim Gärtner (Direktvermarkter) gekauft und Eingemacht. Ich weiß nicht welche Sorten das waren (zwei verschiedene) aber die kamen geschmacklich und in der Konsistenz (sehr harte Schale) überhaupt nicht an die Vorgebirgstrauben ran. Vielleicht gibt es ja aber noch weitere Gründe außer der Sorte dafür.

Lohnen (finanziell) tut sich die Samengewinnung (und vermutlich auch ein großteil des Gärtnerns überhaupt) meistens nicht wenn man Aufwand, Pflege, blockierte Fläche und/oder Minderertrag und ggf. Fruchtfolge betrachtet (Ausnahmen gibt es natürlich). Andererseits habe ich nun Gurkensamen für die nächsten 4-6 Jahre und wüchsigere Pflanzen, das macht Spaß :) Und ich muss beim Vorziehen nicht mehr mit den Samen geizen, 5, 6, 8 Samen in den Topf, rauszupfen was zu spät kommt oder ungesund aussieht. Ist auch komfortabel. Und man sammelt Erfahrung.
Saatgut wird aber auch teuer oder die Packungen kleiner. Shrinkflation macht auch vor Saatgut nicht halt.
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

thuja thujon » Antwort #774 am:

Ich weiß was du meinst und gebe dir da Recht.
Was ich eher anmerken wollte ist zB 1000 Korn Vorgebirgstraube für 21,40 im Vergleich zu 1000 Korn für 25,68 von einer moderneren Sorte wie Amelia. Da ist der preisliche Unterschied fast egal und was anderes wie 4€ für 40 Samen bei Pötschke usw. Also da bin ich auch raus.

https://www.bobby-seeds.com/gemuesesame ... gurke?c=36

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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

Monti » Antwort #775 am:

Dann sind wir uns ja einig. :)
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

verwurzelt » Antwort #776 am:

Kurze Frage: Wir überlegen, unsere Gurken dieses Jahr an einer Rankhilfe wachsen zu lassen, dachten an eine schräg angebrachte Baustahlmatte oder irgendwas in der Art. Spielt die Ausrichtung (Nord-Süd oder Ost-West) in dem Fall eine Rolle? Der Standort ist sehr sonnig, zum Süden hin offen, Platz ist auch genug vorhanden.
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

thuja thujon » Antwort #777 am:

Nord Süd hat den Vorteil, dass sich die Gurken in der Mittagshitze selbst beschatten. Gurken wollen ja sehr hell, aber nicht unbedingt sonnig, weil sie keinen effektiven Verdunstungsschutz haben. Zusätzlicher Vorteil: morgens trocknet das Laub schneller ab.

Nord Süd trifft es nicht ganz genau, ich versuche wenn möglich die Zeit zwischen 15 und 16 Uhr, also den höchsten Temperaturen, für die Selbstbeschattung zu nutzen, das ist dann etwa NNO.
In wie weit das in Estland mit anderen Tageslängen anders ist, kann ich nicht sagen.
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Im Nordosten Bayerns - kalt und Kalk.

Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

Starking007 » Antwort #778 am:

schräg angebrachte Baustahlmatte - ideal!
Gruß Arthur
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Re: Gurken - Sorten und Anbauerfahrungen

verwurzelt » Antwort #779 am:

thuja thujon hat geschrieben: 23. Jan 2025, 21:55 Nord Süd hat den Vorteil, dass sich die Gurken in der Mittagshitze selbst beschatten. Gurken wollen ja sehr hell, aber nicht unbedingt sonnig, weil sie keinen effektiven Verdunstungsschutz haben. Zusätzlicher Vorteil: morgens trocknet das Laub schneller ab.
Das wusste ich nicht, klingt aber sehr einleuchtend, vielen Dank! Bei uns sollte es doch schon sehr ähnlich sein, also die höchste Tagestemperatur ist auf jeden Fall auch ungefähr um die Zeit erreicht, das müsste ja dann SSW sein.
Dann wird es wohl ungefähr Nord-Süd und wir probieren es mit der Baustahlmatte.
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