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Wald (Gelesen 114762 mal)

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thuja thujon
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Re: Wald

thuja thujon » Antwort #480 am:

Hier im Pfälzer Wald macht auch vor allem die `Zukunftseiche´ Sorgen.
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dmks
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Re: Wald

dmks » Antwort #481 am:

Das Problem ist die Pauschalisierung. Natürlich ist ein Mischwald widerstandsfähiger! Ökologisch sinnvoll - und wir alle versuchen "aufzumischen" wo es geht.
Die großflächige Förderung nach Hektar und nicht nach Bodengegebenheiten birgt aber in trockenen Jahren Schadensrisiken. Es gibt gute Gründe warum manche Flächen seit Jahrhunderten nur mit Kiefer bewachsen sind. Und selbst die sehen nach den letzten Dürrejahren einfach Scheiße aus.
Die Förderung für Waldumbau orientiert sich aber leider nicht an den Gegebenheiten vor Ort, sondern an den machbaren Hektar...der Deibel scheißt einfach immer auf den größten Haufen! :P
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hobab
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Re: Wald

hobab » Antwort #482 am:

Ist aber auch schwierig so auf die Schnelle Lösungen zu finden und für jede Region eigene Regeln zu erstellen. Jetzt ist es im Grunde ein Riesenversuch in der Hoffnung das die eingebrachten Laubbäume ‚lernfähig‘ sind und sich trockenverträglichere Lokalsorten ausbilden. Was sollen sie auch sonst machen? Trockenverträgliche Brotbäume in Form von Fichten mit Laubblättern gibt es einfach nicht, Elsbeere und Co. sind zu anspruchsvoll für Sand.
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Staudo
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Re: Wald

Staudo » Antwort #483 am:

Man kann sich auch in trockneren Gegenden Südosteuropas anschauen, was dort an Wald wächst: Esskastaniengebüsch und Robiniendickichte.
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sempervirens
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Re: Wald

sempervirens » Antwort #484 am:

dmks hat geschrieben: 31. Jan 2025, 00:02 Das Problem ist die Pauschalisierung. Natürlich ist ein Mischwald widerstandsfähiger! Ökologisch sinnvoll - und wir alle versuchen "aufzumischen" wo es geht.

Die Förderung für Waldumbau orientiert sich aber leider nicht an den Gegebenheiten vor Ort, sondern an den machbaren Hektar...der Deibel scheißt einfach immer auf den größten Haufen! :P
Ja aber der Begriff Mischwald ist nicht nur Pauschalisierung, sondern wie ich finde auch etwas irreführend. Da ein Mischwald ja genauso gut ein Wald bestehend aus verschiedenen aber nur amerikanische Arten sein könnte
SIcherlich ein Fehlanreiz der dann gesetzt wird durch die Förderungen, aber sieht man in anderen Bereichen ja auch wo das hinführt

Staudo hat geschrieben: 31. Jan 2025, 08:21 Man kann sich auch in trockneren Gegenden Südosteuropas anschauen, was dort an Wald wächst
Das wäre wie ein sinnvoller Ansatz, wobei ich dennoch kein Fan der Robinie bin. Aber da sollte auch mehr wachsen als nur Esskastanie und Robinie
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hobab
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Re: Wald

hobab » Antwort #485 am:

Sind Esskastanien nicht zumindests in den ersten Jahren auf viel Wasser angewiesen? Und nährstoffreiche Böden sollten es auch sein. Beides nicht so toll im Sand und trockenverträgliche Bäume mit hohen Ansprüchen gibt es genug - bloß sind gute Böden mit ausreichend Feuchtigkeit meist Ackerland und im Nordosten eher rar. Und Robinien werden wegen Stickstoffeintrag und unkontrollierbarer Ausläufer eher kritisch gesehen - da kann man ja gleich Ailanthus pflanze. Ich glaub da muss einfach experementiert werden. Ob Roteiche &Co, oder einheimische Auslesen unserer Laubbäume mit erhöhter Trockentoleranz würd ich offenlassen.
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thuja thujon
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Re: Wald

thuja thujon » Antwort #486 am:

Esskastanien wachsen im Pfälzer Wald auf armem Buntsandsteinverwitterungsboden, da ist auch nicht mehr drin als in Brandenburger Streusand. Es muss da auch kein Fuß vom Nordhang oder so sein. Tiefgründig würde ich so einen Standort nicht nennen.
Die Imker freuts, Kastanienhonig gibt gute Preise und im Herbst sammeln Heerscharen von Spaziergängern die Früchte.
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hobab
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Re: Wald

hobab » Antwort #487 am:

Zum Nährstoffgehalt gibts wohl verschiedene Meinungen, aber es gibt ja Gründe warum die fast nur in Ba-Wü und am Rhein wachsen: einmal sind die natürlich sehr wärmeliebend, das Hauptproblem scheint aber zu sein, dass sie extrem spätfrostempfindlich sind - sprich, die kommen in kalten Ecken erst gar nicht hoch. Ich hab auch schon x Sämlinge so verloren.
Der andere Grund ist, dass sie in der Jugend wohl zuverlässig Wasser brauchen, im Erwachsenenalter dann nicht mehr so. Zuverlässig Wasser ist aber im Alpenvorland (also alles aüdlich vom Main…😁) sicher einfacher als in Brandenburg. Für große Aufforstungen also kein geeigneter Baum, schlicht zu teuer.
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Re: Wald

thuja thujon » Antwort #488 am:

So ganz am Rhein wachsen die nicht. Da wächst Gemüse, dann kommt ein schmaler Streifen Obst, dann die Weinreben. Erst wenn es den Hang hochgeht, also Haardtrand etwa, ab da fängt das Hügelland und der Wald an und dort gibts dann `Keschde´. Das im Wald sind Gebiete, da wuchsen vor 20 Jahren nicht mal Feigen gescheit. Also das Temperaturgefälle macht da viel aus. Und angeblich ist das alles Klimazone 8a oder b, bis in die kalten Zonen um Trippstadt mitten im Wald, nie im Leben.
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Re: Wald

goworo » Antwort #489 am:

Ja, mir scheinen die Vorstellungen von hobab bezüglich des Klimas und der Bodenverhältnisse in der Pfalz korrekturbedürftig zu sein. Die Situation z.B. bei thuja und bei mir sind in der Tat eklatant unterschiedlich. Von der Niederschlagsmenge abgesehen ähneln Bodenverhältnisse hier sicherlich mehr denen in Brandenburg: auf unbearbeitetem Boden kommt hier nach einer wenige Zentimeter dicken Humusauflage, reiner roter Sand, welcher beispielsweise ohne weitere Reinigung zum Mauern verwendet wird. Landwirtschaft wurde hier nur noch in den Nachkriegsjahren betrieben, dann aber schnell wegen Unrentabilität aufgegeben. Ja, und was die Temperatur anbetrifft: ich habe hier in meiner Station z.B. für 2024 eine Jahresmitteltemperatur von 10,3 C und für 2023 von 10,4 C ermittelt. Vermutlich liegt dieser Wert für Brandenburg eher höher. Trotzdem wachsen auch hier Kastanien. Der Baum in meinem Garten hat ein Stammumfang von > 3,5 m.
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Re: Wald

thuja thujon » Antwort #490 am:

Zum Vergleich, Jahresmitteltemperatur 2023 Höhe Mannheim direkt am Rhein 13,0°C, 2024 12,5.
Da sind sie schon die 2-2,5° Klimaerwärmung.
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Re: Wald

hobab » Antwort #491 am:

In Brandenburg ist Jahresmitteltemperatur von 8,7 °C ist mittlerweile auf 9,2 gestiegen. Das reicht für Kastanien, aber das ist ja nicht der Punkt: wachsen tun die natürlich überall in Deutschland. Aber für Pflanzungen im Wald nimmt man ja meistens noch sehr kleine Setzlinge und gerade die sind extrem spätfrostgefährdet bei Kastanien. Kastanien stehen auch in Berlin, Aus den Früchten treiben auch Keimlinge - aber ich hab noch nie gesehen, dass auch nur einer zum Baum geworden ist. Die erfrieren zuverlässig früher oder später und größere Exemplare sind bei der Pflanzung im Wald einfach ziemlich teuer. Dazu kommt wohl, dass sie im den ersten Jahren relativ regelmäßig Wasser brauchen, bevor sie ihre tiefen Wurzeln schieben, auch das kann Brandenburg einfach nicht bieten
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Re: Wald

Gartenplaner » Antwort #492 am:

Ich glaube, es braucht wohl noch eine Weile, bis die Einsicht eingesickert ist, daß durch den Klimawandel manche bisher möglichen menschlichen Produktionsaktivitäten sehr grundsätzlich verändert oder schlicht aufgegeben werden müssen.
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Re: Wald

goworo » Antwort #493 am:

@hobab: Mit Spätfrösten haben wir hier leider auch reichlich zu tun. Ich habe mal nachgesehen. Laut diesem link betrug die Jahresmitteltemperatur in Brandenburg z.B. für 2023 10,88 C. Der einzige signifikante Unterschied scheint offenbar in der Niederschlagsmenge zu liegen.
Übrigens, in Dannenfels am Donnersberg steht/stand wohl die älteste Esskastanie Deutschlands.
Zuletzt geändert von goworo am 31. Jan 2025, 13:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wald

Staudo » Antwort #494 am:

Um 1900 wurde viel mit exotischen Baumarten experimentiert. Aus dieser Zeit stehen einige Esskastanien im ehemaligen Gutswald. Seit ein paar Jahren kommen auch Sämlinge hoch. Das war vor zwanzig Jahren noch etwas besonderes, jetzt stehen dutzende im Wald. Das hat natürlich auch etwas mit der stärkeren Bejagung des Wildes zu tun. Der Hauptgrund dürfte der Klimawandel sein. Dort, wo die Kastanien von allein keimen, kommen sie auch auf Sandkuppen klar.
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