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Hochbeet mit Dauerbepflanzung (Gelesen 1665 mal)

Gartengestaltung von Planen, Gelände und Boden über generelle Anlage, Wege, Steine, Zäune, Beete bis hin zu Kunst und Handwerk

Moderatoren: Nina, AndreasR

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semicolon
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Hochbeet mit Dauerbepflanzung

semicolon »

Ein wahnsinniges Unterfangen: In den nächsten Tagen bekomme ich 3 100x80x60cm Hochbeete aus Cortenstahl geliefert. Diese sollen auf dem undankbaren Boden hier als zusätzlicher Wurzelraum für meine Stauden und Sträucher dienen und etwas Optik in die verwohnte Innenstadtumgebung bringen. Habe mich bewusst für "nur" 60cm Höhe entschieden, da ich auch größere Pflanzen oder sogar einen kleinen Baum setzen möchte - es soll also nichts umkippen und trotzdem deutlich mehr Volumen als übliche Kübel liefern. Die Kästen werden auf eingelassene Steinklötze direkt auf die verdichtete Erde/Kriegsschutt gesetzt, natürlich nach unten komplett offen, damit die tiefer wurzelnden Pflanzen zusätzlichen Halt im Mutterboden bekommen können. So weit die Theorie.
Die Praxis sieht so aus, dass mein kleiner Stadtgarten von allen Seiten umbaut ist - jede Anlieferung muss daher durch den Hauseingang an einer befahrenen Straße, die Wohnung, und einige Treppenstufen stattfinden. Die drei Beete haben ein Volumen von über einem Kubikmeter - welches es zu befüllen gilt - abzüglich Beetrand, einer dicken Mulchschicht aus Kokos, den Rasensoden mit anhaftendem Lehmboden, die ich hier sowieso abstechen muss; kleinen Kriegsschuttfragmenten, reichlich vorhandenem Koniferenschnitt / -holz, komme ich noch immer auf verdammt viel Substrat, welches ich erst einmal in den Garten befördern muss. Erschwerend kommt hinzu, dass es ja eine Dauerbepflanzung werden soll: ich brauche also eine sehr strukturstabile Erde, die nicht extrem absackt, idealerweise mit einem guten mineralischen Anteil, vor allem für das Bäumchen.
Der Baum hat bereits einen großen Wurzelballen und dürfte bereits knapp mit der Beethöhe abschließen. Aber wie kann ich das Absacken der Stauden möglichst minimieren, ohne sie regelmäßig höher setzen zu müssen? Die Holzreste werden sicher eine Weile überdauern, aber der normale Grünschnitt fällt sicher binnen kurzer Zeit zusammen.
Welche Materialien und Schüttungen sind unter meinen Umständen gut transportabel, bezahlbar und strukturstabil? Ich dachte an Kokoserde als Basis, feinen Splitt und Sand für das nötige Gewicht, den einen oder anderen Sack Bims würde ich mir auch gönnen. Dann noch lehmige Bestandteile. Ideen? Perlite wäre kostengünstig und voluminös, ist aber nicht dauerhaft strukturstabil. Mutterboden würde ich gerne anteilig verwenden - müsste diesen aber eimerweise durch's Wohnzimmer transportieren.

Gedanken dazu?
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Lady Gaga
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

Lady Gaga » Antwort #1 am:

Das hast du schön zusammengefasst, da bin ich auch an den Antworten interessiert.
Meine Hochbeete mit Gemüse sacken schnell zusammen und werden jedes Jahr aufgeführt. Das ist mit Heidelbeeren auch nicht grad ideal.
An anderer Stelle hat mir der Gärtner für das Teichdeck im Vorjahr auch ein Hochbeet gebaut, da sackt schon jetzt die Erde zusammen - schlecht für den eingepflanzten Baum. ::)
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thuja thujon
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

thuja thujon » Antwort #2 am:

Perlite ist relativ Strukturstabil, wenn er mechanisch nicht beansprucht wird. Fliegt aber weg und schwimmt auf, würde ich im Freiland nicht benutzen. Kokos wird zu CO2, sackt also extrem weg.
Holz und Co hat auch nix im Hochbeet zu suchen.

Ich würde mir von einem Erdenwerk einen Bigbag mineralisches Substrat vor die Haustür liefern lassen. Zinkohum mit Ziegelsplitt oder Dachgartensubstrat usw. Was das Erdenwerk eben anbietet, möglichst wenig Kompost und organische Bestandteile. Die sind alle nicht strukturstabil. Das Zeug kann mit Eimern durch die Wohnung transportiert werden, wenn es schnell gehen muss, mit einer Eimerkette.
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tomma
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

tomma » Antwort #3 am:

Vielleicht kannst Du Dir eine Sackkarre organisieren und damit die Wege durchs Haus bewältigen? Das würde das Problem des (ggf. öfteren?) Befüllens mit Erde oder sonstigem Substrat deutlich minimieren. Vielleicht könntest Du auch Deine rollbare Mülltonne kurz mal zweckentfremden?
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Roeschen1
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

Roeschen1 » Antwort #4 am:

Schau mal hier bei Dachbegrünung:
ttps://www.optigruen.de/systemloesungen/landsc ... stemaufbau
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thuja thujon
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

thuja thujon » Antwort #5 am:

Ich muss mich korrigieren. Zincolit plus, nicht Zinkohum
https://www.zinco.de/produkte/substrate
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hobab
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

hobab » Antwort #6 am:

Zinco finde ich gut, vielleicht mit gebrochenem Blähton - der ist schön leicht. Wenn du nicht in Tüten kaufst, kann man die gut in Maurertuppen und nem Hund durch die Wohnung bringen, die Treppe über ein Brett runterrutschen lassen. Find ich leichter als mit Sackkarre, auf der man nur wenig laden kann. Oder alles in Säcke umfüllen muss.
Zu leicht darf es natürlich nicht sein, sonst kippt der Baum bis er eingewurzelt ist, aber Splitt durch die Wohnung zu schleppen, ist Schwerarbeit. Oberboden kriegst du ja überall, das müsste eigentlich auch gehen, mit geringen Humusanteil, ist der ja auch recht strukturstabil (und schwer...).
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semicolon
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

semicolon » Antwort #7 am:

Wow, danke für so viele wertvolle Meinungen und Tipps! Hatte schon mit einem kleinen shitstorm gerechnet - hatte die Substratproblematik tatsächlich nicht bedacht - und das ist mein kompliziertestes Gartenprojekt bisher 😁

Big Bag Mutterboden und wenigstens ein Sack groben Bims (oder gar Vermiculite?) wird es dann wohl werden. Sackkarre kriege ich logistisch nicht hin - dafür sind die Treppen zu schmal und zu eng und es gibt einfach zu viele Hindernisse, auch der Parkettboden im Wohnzimmer 🤣

3 Personen mit je einem Baueimer klingt mir aber durchaus nach einer machbaren Aufgabe für ein Stündchen Workout.

Ein großer Sack Pflanzenkohle wäre auch noch da!

Der Baum wird übrigens eine aktuell 3m hohe Aralia elata, die ich seit Jahren in einem inzwischen zu engen Kübel pflege. Und ein noch kleiner Flieder. Beide natürlich etwas kompakter erzogen.
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semicolon
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

semicolon » Antwort #8 am:

Lasse mir seit Jahren säckeweise Bims & Co liefern und bin sehr zufrieden. Jetzt sehe ich zufällig, dass die Firma gleich im Nachbarort sitzt und auch ein mineralisches Baumsubstrat aus Bims, Lava, Oberboden und Löß anbietet zu einem Preis, der mich wahrhaftig nicht ruinieren wird. Davon würde ich glatt noch was für meine neuen großen Kübel-Arbutus, Felsenbirne und Cotinus in Kübeln abzweigen können.

Noch eine Frage zum Substrat: Das Hochbeet entsteht auf der Südseite, wird aber zum Teil beschattet. Hier hatte ich bisher mein Schattenbeet mit Flächenkompostierung für Herbstlaub. Würde die Pflanzen natürlich gerne ins neue Beet verpflanzen, daher wäre oberflächlich doch sicher auch organisches Substrat möglich, oder?
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thuja thujon
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

thuja thujon » Antwort #9 am:

Hört sich doch machbar an. Vermiculite würde ich nicht nehmen, das ist zu leicht, schwimmt oben auf und fliegt dann mit dem Wind fort.

Oberflächlich etwas Humus einarbeiten, ist kein Fehler. Also Laubkompost ist ok, weil er recht wenig Salze enthält. Normalen Kompost würde ich nicht mehr wie die empfohlenen 3 Liter pro Quadratmeter geben.
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fructus
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

fructus » Antwort #10 am:

Das mit dem mineralischen Baumsubstrat hört sich doch gut und passend an. Finde ich besser als die fertigen Dachsubstrate. In den fertigen Dachsubstraten ist teilweise viel Bauschutt beigemischt, ich hatte jedenfalls seinerzeit den Eindruck und habe mir daraufhin mein Dachsubstrat selbst zusammen gemischt, Der Hauptteil war Blähschiefer, glaube davon allein 8m3 auch eimerweise aufs Dach geschleppt.
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

hobab » Antwort #11 am:

Bauschutt ist nicht per se schlecht, es gibt ja auch sauer wirkende Steine, da ist das als Zuschlag wahrscheinlich durchaus sinnvoll. In reinen Betonreceycling kann man hervorragend Trockenpflanzungen etablieren.
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Alva
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

Alva » Antwort #12 am:

Die Erde für mein Gründach, das beste Dachsubstrat, das am Markt zu bekommen war (da gibt’s große Unterschiede), hat ein LKW gebracht. Von dem wurde das Substrat via dickem Schlauch, der durch Wohnzimmer und Küche ging, aufs Gründach geblasen. Wohnung und Gründach sind im 1. Stock.
Nach 13 Jahren ist nix zusammengesackt.
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semicolon
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Re: Hochbeet mit Dauerbepflanzung

semicolon » Antwort #13 am:

Mein Dealer gibt eine einmalige Schwundrate von ca. 15-25% an weil der Boden gelockert angeliefert wird. Das macht sich natürlich bei meiner Höhe deutlicher bemerkbar als auf einem Dach. Ein Bigbag wird also vermutlich geradeso ausreichen mit allen anderen Maßnahmen. Ich werde die Beete allerdings in unterschiedlichen Anteilen bestücken, da die Bepflanzung auch sehr unterschiedlich ausfallen wird. Ich werde also zumindest als Oberschicht noch viel Organik einbringen und weiterhin Flächenkompostierung betreiben, anders kriege ich das ganze Herbstlaub eh nicht los.

Nun stehe ich vor einer neuen Herausforderung: Ursprünglich wollte ich die Beete direkt auf verdichteten Boden stellen. Da der Kriegsschutt aber unterirdisch nach und nach in Sand zerfällt, ist das hier perspektivisch wahrscheinlich ein wackeliges Unterfangen, daher möchte ich wenigstens für ein paar Jahre etwas Ruhe. Für ein richtiges Fundament fehlt mir die Fachkenntnis und auch die Zeit (bis spätestens Mitte April muss alles bepflanzt stehen, sonst kriege ich ein Zeitproblem). Daher denke ich gerade über die folgende Lösung nach: die Beete werden untereinander verschraubt, als Unterbau schütte ich zusätzlich etwas Splitt und platziere auf jeder kurzen Seite einen 80x20cm Betonstein (also insgesamt 4 Steine für 3 Beete bündig aneinander), natürlich bodeneben, damit später nichts aufgebockt steht. Das Hauptgewicht lastet ja nicht auf dem Beet weil kein Boden, sondern auf dem Erdreich darunter. Allenfalls zu den Seiten wird etwas abgetragen, das gibt der Hersteller aber als getestet und sicher an, so lange man im Beet nicht trampelt und punktuell verdichtet. Die tatsächliche Qualität der Beete wird sich also erst nach ein paar Jahren bewähren, schätze ich. Die Aralie mit dem bisherigen Jahreszuwachs von mehr als 30cm trotz Topf und Trockenheit sehe ich ohnehin als ein endliches Unterfangen an wenn ich sie nicht gerade als Staude kultivieren möchte.

Werde natürlich fotografisch dokumentieren, sobald es richtig los geht :)
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