News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans (Gelesen 251112 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

Antworten
Benutzeravatar
555Nase
Beiträge: 2635
Registriert: 6. Jun 2012, 01:24

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

555Nase » Antwort #1170 am:

Azubi hat geschrieben: 8. Jun 2025, 10:16 Anneliese Rudolph hat nicht ein einziges gekräuseltes Blatt. Flamingo ein paar Meter weiter sieht schlimm aus. Beide letzten Herbst mit PES behandelt.
Wenn deine PES am Flamingo keine Wirkung zeigt, nenne doch mal das Mischungsverhältnis und die Prozente der verwendeten Zutaten und den Zeitpunkt der Spritzung.
Gruß aus Karl-Chemnitz-Murx
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 20757
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

thuja thujon » Antwort #1171 am:

Kräuselkrankheit infiziert in die sich öffnende Knospe im Winter bzw frühen Frühjahr. So weit klar.
Hier steht nicht nur ein Bäumchen, dass Anfangs gesund ausgetrieben ist, die ersten 5 Blätter etwa, teilweise auch mehr, und dann nach einigen gesunden Blättern doch Kräusel bekommt.
Mit dem was man über die Biologie des Erregers liest, ist das nicht erklärbar. Hat jemand eine Idee?
Gibts Infos zu einer späteren Infektion? Andere Sporen?
Kräuselkrankheit 8tes Blatt.jpeg

Sonst sieht es ganz gut aus dieses Jahr.
Pfirsich 20250609.jpeg
Pfirsich Fruchtansatz 20250609.jpeg
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 11963
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #1172 am:

thuja thujon hat geschrieben: 10. Jun 2025, 11:42 und dann nach einigen gesunden Blättern doch Kräusel bekommt.
Ein Blatt, nur an der Spitze. Es ist sicher nicht auszuschliessen, dass auch zu einem späteren Zeitpunkt irgendein übriger Rest eines Sprossmycels noch einzelne kleine Infektionen verursacht. Die hier sieht nach typischer Regenfolge aus, unten an der Spitze bleiben lange Tropfen hängen, also lange Nässe dort. Dort fand auch die Infektion statt und zwar nicht in einer (ohnehin nicht mehr vorhandenen) Knospe, sondern erst am jungen Blatt. Das klappte dann auch nicht am ganzen Blatt, sondern nur an der Spitze.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 20757
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

thuja thujon » Antwort #1173 am:

Und wie kommt das Myzel dort hin? Von Regentropfen abgewaschen und hingespritzt? Geht das überhaupt das abwaschen? Ist ja kein Mehltau.

Es gibt auch manche Triebe mit 2 Blättern, davon eins ganz. Nicht mal so selten.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
Obstliebhaber
Beiträge: 275
Registriert: 18. Jun 2020, 11:58
Region: Fränkische Platte
Höhe über NHN: 238
Bodenart: schwer, hoher Tonanteil
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Obstliebhaber » Antwort #1174 am:

"Seasonal Dynamics of Taphrina deformans Inoculum in Peach Orchards" / V. Rossi, M. Bolognesi, and S. Giosuè
https://apsjournals.apsnet.org/doi/pdf/ ... -97-3-0352
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 11963
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #1175 am:

Zitiere doch gleich die wesentliche Passage. Ich mach das mal, übersetzt:

"Die Blastosporen, die während des parasitären Stadiums gefunden werden, können zweierlei Ursprung haben: Sie können aus Ascosporen entstehen, die sich vor dem Auswurf innerhalb des Ascus gebildet haben, oder aus Knospen auf Baumoberflächen, nachdem die Ascosporen ausgeworfen und dort abgelagert wurden. Ersteres könnte häufiger der Fall sein, da (i) die Knospung innerhalb der Asci bei T. deformans häufig beobachtet wurde (28) und (ii) die Anzahl der während des saprophytischen Wachstums gefundenen Blastosporen im Vergleich zu den im parasitären Stadium gefundenen Sporen geringer war."
28: Yarwood, C. E. 1941. The diurnal cycle of ascus maturation of Taphrina deformans

Das parasitäre Stadium ist die Zeit, in der Taphrina deformans in den Blättern wütet und sie kräuselt. Von dort aus werden Ascosporen ausgestossen. Im Mittelmeerraum ist das bereits am 20. Mai beendet, ab da keine Ascosporen mehr. Blastosporen stammen aus dem saprophytischen Stadium und infizieren Blätter/Knospen.

Die erste Erklärung ist also die Entstehung der neuen (wenigen) Blastosporen im Frühjahr direkt aus Ascosporen, die zweite ist in etwa was ich oben vermutet habe.
Benutzeravatar
cat1
Beiträge: 871
Registriert: 18. Feb 2024, 20:10
Wohnort:
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cat1 » Antwort #1176 am:

Ich habe heuer nur ein Mal gespritzt, nachlässig noch dazu, muss zugeben, irgendwann Ende Februar. Mit Kupfersulfat, oder war es Kupferoxid ??? Anscheinend den richtigen Zeitpunkt erwischt. Ob erlaubt oder nicht - ich frage weder die Regierung noch die EU ::)

Meine Bäume sind total gesund, zum Glück! Die Marille hat jetzt schon, vor Johanni, 1,5m langen Triebe produziert, eine einzige Frucht ;) Der Pfirsichbaum entwickelt sich gut - da hängen ca 15 Pelzige daran.
A garden is a thing of beauty and a job forever, meint R. Briers. Job übersehe ich ;-)
Benutzeravatar
Obstliebhaber
Beiträge: 275
Registriert: 18. Jun 2020, 11:58
Region: Fränkische Platte
Höhe über NHN: 238
Bodenart: schwer, hoher Tonanteil
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Obstliebhaber » Antwort #1177 am:

cydorian hat geschrieben: 10. Jun 2025, 14:41 Zitiere doch gleich die wesentliche Passage. Ich mach das mal, übersetzt:

"Die Blastosporen, die während des parasitären Stadiums gefunden werden, können zweierlei Ursprung haben: Sie können aus Ascosporen entstehen, die sich vor dem Auswurf innerhalb des Ascus gebildet haben, oder aus Knospen auf Baumoberflächen, nachdem die Ascosporen ausgeworfen und dort abgelagert wurden. Ersteres könnte häufiger der Fall sein, da (i) die Knospung innerhalb der Asci bei T. deformans häufig beobachtet wurde (28) und (ii) die Anzahl der während des saprophytischen Wachstums gefundenen Blastosporen im Vergleich zu den im parasitären Stadium gefundenen Sporen geringer war."
28: Yarwood, C. E. 1941. The diurnal cycle of ascus maturation of Taphrina deformans

Das parasitäre Stadium ist die Zeit, in der Taphrina deformans in den Blättern wütet und sie kräuselt. Von dort aus werden Ascosporen ausgestossen. Im Mittelmeerraum ist das bereits am 20. Mai beendet, ab da keine Ascosporen mehr. Blastosporen stammen aus dem saprophytischen Stadium und infizieren Blätter/Knospen.

Die erste Erklärung ist also die Entstehung der neuen (wenigen) Blastosporen im Frühjahr direkt aus Ascosporen, die zweite ist in etwa was ich oben vermutet habe.
Ich bin nur der Informationsbeschaffer, da ich dachte es könne etwas beitragen. Die Blastosporen sind mir freilich ins Auge gesprungen, jedoch zum Interpretieren / Auswerten des Papers gibt es hier weitaus sachkundigere Obstler, die das besser können als meine Wenigkeit. Übrigens habe ich von anderen Papers aufgeschnappt dass "... hypothesis that T. deformans is a part of the normal epiphytic mycoflora of peach trees throughout the entire growing season." Den eigentlichen Fragesteller scheints nicht zu interessieren und mir ists auch gleich, viel interessanter für mich ist die Blütenfrostresistenz von Pfirsich bei verzögertem Fortschreiten von Kälte-/Frostereignissen.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 20757
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

thuja thujon » Antwort #1178 am:

Doch, interessiert schon. Ist nur etwas sperrig zu lesen. Danke fürs teilen. Mitgenommen habe ich mal, dass T.d. jedenfalls das ganze Jahr auf den Trieben wächst und ab und an Symptome macht.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 11963
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #1179 am:

Wie lange die saprophytische Phase existiert, hilft leider nicht. Die Sporenfallen enthüllen, dass Blastosporen später nur noch wenig vorhanden sind. Ist ja auch klar, je später das Vegetationsjahr desto weniger nutzen Blastosporen noch was, für die Verschwendung produziert die Natur selten.

Vollzitate besser kürzen, die Inhalte stehen doch schon da, ist ne blosse Doppelung. Vollzitate produzieren nur längere Seiten, ist umständlicher wenn man auf Mobilgeräten liest.
Benutzeravatar
Obstliebhaber
Beiträge: 275
Registriert: 18. Jun 2020, 11:58
Region: Fränkische Platte
Höhe über NHN: 238
Bodenart: schwer, hoher Tonanteil
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Obstliebhaber » Antwort #1180 am:

thuja thujon hat geschrieben: 11. Jun 2025, 13:04 Doch, interessiert schon. Ist nur etwas sperrig zu lesen. Danke fürs teilen. Mitgenommen habe ich mal, dass T.d. jedenfalls das ganze Jahr auf den Trieben wächst und ab und an Symptome macht.
THX.
Meine Schwiegermama, als sie noch in Oberösterreich war, weiß ein Lied davon zu singen.
Die Pfirsichbäume hatten selbst im Hochsommer sichtbare Anzeichen von T.d. am Laub. Ich war vom Anblick ziemlich geschockt.

@cydorian
THX, ich werde versuchen es zu beherzigen
Benutzeravatar
rohir
Beiträge: 807
Registriert: 28. Mär 2012, 17:24
Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

rohir » Antwort #1181 am:

Kurze Frage: Ist Revita wirklich so resistent wie ChatGPT sagt?
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 11963
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

cydorian » Antwort #1182 am:

Meiner wars nicht. Zudem nicht gerade eine Aromasorte.
Benutzeravatar
Bruno3120
Beiträge: 211
Registriert: 5. Mär 2010, 18:33
Region: mittlerer Oberrhein
Höhe über NHN: 110
Winterhärtezone: 8a: -12,2 °C bis -9,5 °C

Re: Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Taphrina deformans

Bruno3120 » Antwort #1183 am:

Beide Aussagen kann ich bestätigen.
Antworten