Pflege von Spindelbäumen? (Gelesen 42671 mal)

[Obstliebhaber]

Ich versuche zwo Apfelspindeln zu ziehen. Dabei ist mir hoffentlich gestern im Übermut kein großer Fehler unterlaufen.

Die Dinger stehen auf M9, Sorten sind Gravensteiner und Roter Berlepsch. Die einjährigen Veredelungen haben vorletztes Jahr bereits gefruchtet, letztes Jahr habe ich endgültig verpflanzt, danach Totalausfall wegen Blütenfrost. Heuer dank verzögerter Blüte guter Fruchtansatz. Höhe momentan etwa 2 Meter. Was mir bei dem einen Exemplar nicht gefallen hat war, dass er kurz unter der Triebverlängerung eine deutliche Krone ausbilden wollte. Darunter ist eine Lücke, da sind auf eine Länge von etwa 30 cm keine Knospen ausgetrieben. Da bin ich am Überlegen ob ich kerben soll, wobei ich nicht einschätzen kann ob die schlafenden Augen wegen zurückliegendem krassem Blütenfrost überhaupt noch intakt sind.

Um gute Lichtverhältnisse auch in den unteren Etagen zu erzeugen, da war der Längenzuwachs der Triebe auch nur suboptimal, habe ich gestern zu drastischen Schnittmaßnahmen gegriffen.
Alle Triebe (beinah alle wachsen horizontal raus) beider Spindeln habe ich bis auf die ganz unteren (60 cm Höhe) auf 4 bis 8 Blätter zurückgenommen. War das jetzt gut oder gut? Ob das jetzt die Fruchtausbildung hemmt ist auch fraglich ;-)
Bilder kann ich evtl. nachliefern, falls ich dazu komme.

[thuja thujon]

Bilder wären interessant.
Um diese Jahreszeit schneiden bringt den Baum völlig aus dem Gleichgewicht. Das kann krass nach hinten losgehen. Jetzt Blütenknospenbildung an der Basis der diesjährigen Triebe und nächstes Jahr tottragen.

Licht für unten: wichtig, aber der ganze Baum braucht Licht. Gleichmäßigen Austrieb bekomme ich durch die richtige Anschnittlänge der Stammverlängerung. Kerben, auch nach Spätfrost, ist trotzdem einen Versuch wert. Am ehesten klappts natürlich am einjährigen Trieb, aber wenn die Stelle groß genug ist, klappts auch bei den älteren.

[Obstliebhaber]

Vor der Rasur hatten die Seitentriebe etwa 40 bis 50 cm Zuwachs.

Zuerst der Gravensteiner, zwei Ansichten

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Hier der Rote Berlepsch, den hätt ich letztes Jahr besser bis nach oben stäben sollen

@Thuja, danke für den Hinweis. Bevor sich nächstes Jahr was tot blüht könnte ich Blütenknospen bei beginnendem Mausohrstadium ausbrechen. Wie gesagt stört mich die Kronenbildung, eigentlich zwei, beim Berlepsch massivst. Da kommt unten zu wenig Licht an.

Beide Bäume hatten an den ersten Austriebblättern heftige Frostschäden von oben bis unten. Hat sich aber schnell ausgewachsen. Jedoch siehts für mich so aus, als ob auch einige noch geschlossene Knospen gestorben waren, die Bäume standen voll im Saft als Väterchen Frost zugeschlagen hatte.

Der Berlepsch bräuchte auch eine Ausbeulung, vlt. indem ich mit Bambus dem Stamm eine Schiene verpasse, dann kommt auch besser Licht nach unten.

[thuja thujon]

Der Berlepsch gefällt mir besser als die anderen. Könnte unten noch etwas aufgeastet werden.
Das krumme wächst sich raus, ist eh nur ein optisches Problem. Licht bekommt der auch unten noch genug. Soll ja auch nicht komplett in der Sonne verbrennen.
Wichtig ist dass die Bäume jetzt nicht überbauen. Reaktion abwarten, im Winter Schnitt und unten alles länger lassen als oben. Dabei nicht die starken Triebe oben einkürzen, sondern lieber ganz weg und nur schwache oben stehen lassen.

Fruchtbehang passt erstmal, würde ich dranlassen. Sieht eigentlich nicht so schlecht aus, aber ich hätte wirklich nicht eingekürzt um diese Jahreszeit.

Wenn das unten Unterlagenausläufer sind, wegschneiden oder abmoosen bzw Stecklinge machen, wenn sie noch veredelt werden sollen.

[Obstliebhaber]

Danke Thuja,

mein Spindelbusch der Hausquetsche darf mehr als die Äpfelchen durchwachsen. Alles andere würde sie sehr krumm nehmen. Letztes Jahr als zweijährige Veredelung auf Wavit habe ich sie an den endgültigen Standort verpflanzt. Mit vermeintlich sonnigen Aussichten.
Doch leider ändern sich gute Aussichten manchmal zum Schlechteren ohne eigenes Zutun. Der unbekümmerte Nachbar baut mir in 30 cm Abstand zur Grenze einen lustigen dichten Haselsolitär (sieben Meter kann so ein Strauch locker erreichen) und eine lange 2 m hohe dunkle Himbeerwand direkt in die Sonne. Die Hausquetsche Etscheid streckt sich deswegen immer gieriger zum Licht und wird wohl zunehmend asymmetrischen Wuchs, gegen den man eh nichts ändern kann, einleiten. Sie bekam März 24 einen Pflanzschnitt (Drittel bis ein Viertel der Zweiglänge abgenommen), und hatte nicht viel Wurzelmasse (Kollateralschäden der zweijährigen Wurzel vom Ausgraben aus dem schweren tonigem Boden). Danach ist sie jedoch zügig angewachsen und legt stetig zu.
Doch wie könnte es mit der Erziehung weitergehen? Ich habe heuer bis jetzt nur ein paar innere senkrechte Triebe am zweijährigen Holz geschnitten aber die meisten gerissen, ein paar Mal mit weniger schönem Ergebnis was die Wundfläche angeht.

Hier zwei Bilder vom selben Bäumchen. Allmählich geht er auf 4 Meter Höhe. Die Wavit bringt ordentlich Druck.

Ich wünsche mir was, nämlich dass kommendes Jahr eine erste gute Ernte rumkommt. Aktuell hängt (noch) die bis dato allererste Frucht

[Obstliebhaber]

Soll ich irgendwelche Zweige in der aktuellen Saison anschneiden, oder erst März/April '26, oder weitestgehend alles wachsen lassen?
Vlt. hänge ich auch ein paar kleine Betongewichte rein (woher bekommt man die?). Viele Ästchen die mal schön flach rausgingen bäumen sich gerade schlagartig auf.

[thuja thujon]

Sieht gut aus. Schneiden würd eich die Saison nichts.
Wenn du oben die Stammverlängerung einkürzt, könntest du noch die 2 Triebe unter der obersten Knospe ausbrechen. Oder auch jetzt den ganzen Trieb oben weg schneiden, falls ein oder 2 davon zu steil/zu stark sind. Sieht aber noch ok aus, kann aber sein, dass man da in 2 Jahren eingreifen muss. Und dann wäre es besser, man hätte es gleich gemacht.

Höhenbeschränkung ist eh so eine Sache.
Meinen roten Berlepsch mache ich angelehnt an Solaxe. Also oben die Spitze seitlich weg, um die Höhe zu beschränken. Sieht auf dem Bild dichter aus als der Baum ist.

Betongewichte gieße ich in Blumentöpfe mit einem Stück Draht drin, also das eine Öse oben rausguckt. Stehen aber nur unnütz rum, weil sie für Spindeln unbrauchbar sind. Man muss durch Schnit die flachen Astabgangswinkel bekommen. Also immer oben die kräftigsten raus bzw gar nicht erst wachsen lassen.

Sieht man hier beim Jonagold ganz gut. Alles starke konsequent weg.

[Obstliebhaber]

In deinen Jonagold könnte ich mich auf Anhieb vergucken.
Glaube jedoch es lässt sich nicht 1:1 auf meinen Gravensteiner übertragen. Schade dass ich die bogigen Flachtriebe nicht vor dem Schnitt abgelichtet hab,...
Wegen der Zwetschge bin ich beim Thema Höhenbeschränkung noch nicht sicher was ich mache. Da wo sie sich jetzt mit der Spitze im Licht umstreicheln lassen kann, möchte sie (wieder) hin und wird eh keine Ruhe geben. Allein die Baumreihe auf Nord reicht um Höhenwachstum zu induzieren. Am alten Standort hatte ich Zwetschge, Nussbaum, Birne (sowieso) das wollte alles nach oben wegen umliegender höherer Lagerhallen und Kram. Hier ists halt vor allem die Baumreihe die den Lichtraum einschränkt.