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Was tun bei fremden Honigbienen? (Gelesen 17241 mal)
Moderator: partisanengärtner
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
Toll Chica, interessante Beobachtung. Du bist mein Bee-Hunter.
Ich gratuliere dir zu diesem Schuss.
Und was sagt der uns jetzt, wenn es eine so wichtige Indikatorart ist?
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
Dürfte im passenden Thread viewtopic.php?p=4340387 mehr Leute erfreuen.
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
SchirmartenGartenplaner hat geschrieben: ↑16. Jul 2025, 16:36
Ich sehe es eher andersrum - da die Probleme von Wildbienen gravierendere Probleme ihres Lebensraumes anzeigen, und somit aller Arten, mit denen sie diesen Lebensraum teilen, ist die Beobachtung und daraus resultierende Schutzbemühungen für Wildbienen im Endeffekt ein Schutz für dutzende wenn nicht hunderte weitere Arten.
Sehe ich ähnlich aber dann finde ich den Begriff der Schirmart besser. Eine Schirmart ist eine Art, deren Schutz indirekt auch den Schutz vieler anderer Arten in ihrem Lebensraum bewirkt. Das liegt daran, dass Schirmarten oft große Reviere oder spezifische Habitatansprüche haben, die, wenn sie erfüllt werden, auch die Bedürfnisse einer Vielzahl anderer, oft weniger bekannter oder seltenerer Arten abdecken. Charisma und öffentliche Wahrnehmung sind ebenfalls Kritierien für eine Schirmart, denn Schirmarten sind oft "charismatische" Arten, die in der Öffentlichkeit eine hohe Akzeptanz finden und Sympathie wecken (z.B. große Säugetiere oder Vögel, Bienen, Schmetterlinge etc.). Dies erleichtert die Beschaffung von Mitteln und die Umsetzung von Schutzmaßnahmen.
Man kann sich das vorstellen, als würden diese anderen (oft weniger gewertschätzten) Arten "unter dem Schirm" der geschützten (oftmals mehr wertgeschätzten) Schirmart mitgeschützt.
Anders gesagt hilft eine Schirmart auch den Laufkäfern, Pilzen und Flechten, die in seinem Biotop vorkommend sind. Deren Schutz die Öffentlichkeit aufgrund geringerer Wertschätzung möglicherweise weniger mitragen würde.
Unterschiedliche Sympathien für Tierarten
Das Konzept der Schirmart ergibt in jedem Fall Sinn. Denn konfrontieren wir uns mal mit der Wirklichkeit, ich befürchte in der breiten Masse der Öffentlichkeit werden manche Tiergruppen nie wirklich auf breite Bewunderung und Sympathie treffen. Säugetiere, die uns evolutionsbedingt näherstehen, finden fast immer größeren Anklang. Denkt man an Eichhörnchen, Hamster, Pandas oder Delfine – sie sind leicht zu "vermarkten" und mobilisieren Sympathien und Spenden.
Je weiter wir uns von solchen Arten entfernen, desto wichtiger wird es, dass die Tiere einen direkt ersichtlichen Nutzen für den Menschen haben. Bei generalistischen Bestäubern wie den Honigbienen, Hummeln, Mauerbienen ist dieser Nutzen (Honig, Bestäubung von Nutzpflanzen) den meisten Menschen noch klar.
Ist dieser Nutzen nicht unmittelbar ersichtlich und das Tier zudem nicht "sonderlich schön" oder "putzig" – sei es eine winzige Bodenspinnenart, eine unscheinbare Heuschrecke oder ein spezialisierter Käfer –, dann ist die Hürde für öffentliche Unterstützung ungleich höher. Dann lautet die unausgesprochene Devise leider oft: "Ist der Nutzen nicht direkt ersichtlich und das Tier nicht sonderlich schön, dann weg damit."
Das ist große Herausforderung im Artenschutz, da die ökologische Bedeutung einer Art oft nicht mit ihrer "Sympathie-Punktezahl" korreliert. Viele unscheinbare Arten sind entscheidend für das Funktionieren von Ökosystemen, ohne dass ihr Beitrag auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Eusoziale Wildbienen
Ja, das stimmt! Dieses Verhalten zeigen auch ein paar andere Halictus-Arten.Chica hat geschrieben: ↑16. Jul 2025, 18:49
Das ist ein Männchen von Halictus sexcinctus. Vor ein paar Tagen sind die ersten Männchen dieser primitiv-eusozialen Wildbienenart erschienen. Diese Lebensweise ist untypisch für Wildbienen und erinnert ein ganz winziges bisschen an Apis mellifera mellifera. Der größte Teil der Wildbienen lebt nämlich solitär.
Ich hab' mal so ein primitiv eusoziales Nest im Boden an einem Weg gesehen. Es war gar nicht so weit entfernt von dem Anblick, als würde man neben einem Honigbienenvolk stehen. In meinem Fall war es, denke ich, Halictus scabiosae. Bei dieser Wildbiene übernimmt scheinbar wirklich ein Tier die Rolle der Königin.:
Quelle:https://www.wildbienen.info/steckbriefe ... biosae.phpEins der Weibchen übernimmt die Rolle der Eierlegerin, während die anderen Weibchen zu Hilfsweibchen werden. Der Nesteingang wird vom Hauptweibchen bewacht. Wenn sich solche Frühlings-Gemeinschaften, ausgelöst durch die starke Nestbewachung dieses Hauptweibchens, auflösen, gründen die Hilfsweibchen eigene Nester. Sie graben entweder eigene Gänge oder sie benützen die Nester anderer Arten. Dieser fakultative Parasitismus wurde z. B. gegenüber Lasioglossum nigripes beobachtet und reichte von reiner Nestbesetzung bis zur Tötung der Nesteigentümerin und zur Eiablage in die bereits verproviantierten Zellen.
Das "Volk" was ich sah, war etwa 200 Bienen stark, das ist natürlich weit entfernt von einem Honigbienen Volk.
Zuletzt geändert von sempervirens am 17. Jul 2025, 09:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
.
Ich sehe es nicht ganz so schwarz: Selber habe ich eine Menge über Bienen und Naturschutz gelernt, habe den Faden von vorne bis hinten durchgelesen. Neben den polarisierenden Statements und Attacken gibt es auch eine Menge Wissen in diesem Faden - jeder nehme mit, was ihm dienlich ist.
Mal eine andere Frage: diese angebliche Konkurrenz zwischen Wild- und Honigbienen ist eine Problematik, die ich vorher noch nicht wahrgenommen hatte. Nun frage ich mich, wieviel da tatsächlich dran ist:
Gerade die seltenen Wildbienenarten, so heisst es doch, sind extreme Spezialisten, auf ganz wenige Pflanzenarten spezialisiert. Schwer vorstellbar für mich, dass Honigbienen ihnen diese Blümchen streitig machen. Die tanzen doch in ihrem Stock, um die wirklich üppigen Trachten anzuzeigen ?
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
Wenn ein Stock nahe einer üppigen Blumenwiese mit dieser seltenen Blütenpflanze steht, grasen die Honigbienen schon alles, was da blüht, ab, wenn eine Arbeiterin den Weg gewiesen hat.
Auch durch die schiere Menge an Sammlerinnen.
Deshalb gibt es ja vorsichtige Versuche, Imker dazu zu bewegen, nicht zuviele/keine Stöcke an Schutzgebieten aufzustellen, da hatte wer einen Artikel drüber verlinkt….den ich grad allerdings nicht wiederfand.
Googeln zeigt allerdings, dass das schon mancherorts vor 8 Jahren Thema war:
Imkerverein Dresden
Bienen an und in Schutzgebieten
Auch durch die schiere Menge an Sammlerinnen.
Deshalb gibt es ja vorsichtige Versuche, Imker dazu zu bewegen, nicht zuviele/keine Stöcke an Schutzgebieten aufzustellen, da hatte wer einen Artikel drüber verlinkt….den ich grad allerdings nicht wiederfand.
Googeln zeigt allerdings, dass das schon mancherorts vor 8 Jahren Thema war:
Imkerverein Dresden
Bienen an und in Schutzgebieten
Zuletzt geändert von Gartenplaner am 17. Jul 2025, 10:12, insgesamt 2-mal geändert.
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Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber
“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
Das ist in der Tat eine passende Frage, die den Kern der ursprünglichen Thread-Diskussion gut trifft. Eine einfache Antwort lässt sich hierauf nicht geben; vielmehr gilt, wie Juristen oft sagen: "Es kommt drauf an."Nox hat geschrieben: ↑17. Jul 2025, 09:47
Mal eine andere Frage: diese angebliche Konkurrenz zwischen Wild- und Honigbienen ist eine Problematik, die ich vorher noch nicht wahrgenommen hatte.
Gerade die seltenen Wildbienenarten, so heisst es doch, sind extreme Spezialisten, auf ganz wenige Pflanzenarten spezialisiert. Schwer vorstellbar für mich, dass Honigbienen ihnen diese Blümchen streitig machen. Die tanzen doch in ihrem Stock, um die wirklich üppigen Trachten anzuzeigen ?
Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Konkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen tatsächlich vorhanden ist und negative Auswirkungen haben kann. Allerdings sind die genauen Ausmaße und die spezifischen Bedingungen, unter denen diese Konkurrenz am schädlichsten wirkt, weiterhin Gegenstand der Forschung.
Obwohl die Zerstörung von Lebensräumen durch menschliche Landnutzung (intensive Landwirtschaft, Bebauung etc.) die Hauptursache für den Rückgang der Wildbienen darstellt, könnte die Konkurrenz durch Honigbienen die Situation erheblich verschärfen, insbesondere in bereits gestressten oder blütenarmen Ökosystemen.
Was die streng spezialiserten Arten angeht, hst du vermutlich nicht ganz unrecht, sie sind oft stärker davon betroffen das ihre Pflanze ( Zaunrübe, Zahntrost etc) nicht mehr vorkommt.Gerade die seltenen Wildbienenarten, so heisst es doch, sind extreme Spezialisten, auf ganz wenige Pflanzenarten spezialisiert. Schwer vorstellbar für mich, dass Honigbienen ihnen diese Blümchen streitig machen. Die tanzen doch in ihrem Stock, um die wirklich üppigen Trachten anzuzeigen ?
Aber selbst die weniger streng spezialisierten (oligolektischen) Wildbienen sind oft selten. Zudem gibt es polylektische Wildbienen und auch Generalisten wie Hummeln.
Gerade die Hummeln sind als sehr energiehungrige Tiere ebenfalls auf größere Blütentrachten angewiesen. In Zeiten einer Trachtlücke kann die Konkurrenz durch Honigbienen das ohnehin knappe Blütenangebot weiter verknappen, was Hummeln und anderen Generalisten unter den Wildbienen schaden könnte.
Hinzu kommt das viele Wildbienen zwar spezialisert sind was Pollen angeht, aber im Zweifel auch anderen Pflanzen für Nektar aufsuchen zur Energieversorgung.
Neben der Trachtlücke im Sommer, gibt es beispielsweise im Frühjahr Zeitpunkte in denen das Angebot rar sein kann. Die Seidenbienen sind oft auf Weiden spezialisert und wer im Frühajahr mal unter einer Weide stand, der weiß, dass diese auch extrem beliebt sind bei Honigbienen, Hummeln und Co. Weiden sind aber oftmals zum Glück noch häufig.
Ein besonders problematisches könnte Szenario entstehen, wenn mehrere Honigbienenvölker auf eine artenreiche, aber relativ blütenarme Wiese bspw. in einem Schutzgebiet in einer Waldlichtung gesetzt werden. Solitärbienen können aufgrund ihres geringeren Flugradius (im Vergleich zu Honigbienen) in solchen Situationen nicht einfach ausweichen. Auch wenn nicht alle Pflanzen, auf die sie spezialisiert sind, für Honigbienen interessant sind, könnten Honigbienen dennoch einen Großteil des vorhandenen Blütenangebots für sich beanspruchen. Und fliegen danach über den Wald zur nächsten Tracht, die durch Späher gefunden und durch ihren Tanz gezielt auffinden. Für die Solitärbienen, die an diesen Ort gebunden sind und sich nicht weit entfernen können, könnte die Nahrungsgrundlage auf diese Weise sehr knapp werden.
Zuletzt geändert von sempervirens am 17. Jul 2025, 11:12, insgesamt 8-mal geändert.
Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
Dann hast Du das ja auch gelesen:Nox hat geschrieben: ↑17. Jul 2025, 09:47 Ich sehe es nicht ganz so schwarz: Selber habe ich eine Menge über Bienen und Naturschutz gelernt, habe den Faden von vorne bis hinten durchgelesen.
Mal eine andere Frage: diese angebliche Konkurrenz zwischen Wild- und Honigbienen ist eine Problematik, die ich vorher noch nicht wahrgenommen hatte. Nun frage ich mich, wieviel da tatsächlich dran ist:
Gerade die seltenen Wildbienenarten, so heisst es doch, sind extreme Spezialisten, auf ganz wenige Pflanzenarten spezialisiert. Schwer vorstellbar für mich, dass Honigbienen ihnen diese Blümchen streitig machen. Die tanzen doch in ihrem Stock, um die wirklich üppigen Trachten anzuzeigen ?
Da steht alles drin, das ist nicht nur irgendein Link, das ist eine Abhandlung führender Apidologen in D zum Thema. Alle anderen Mutmaßungen sind Meinungen von Laien.Chica hat geschrieben: ↑7. Jul 2025, 08:55 Ich habe in der Zwischenzeit noch eine Pressemitteilung des Arbeitskreises Wildbienenkataster zum Thema gefunden: "Zur Honigbienenhaltung in Naturschutzgebieten"...
Grundsätzlich hat der Troll nicht gewonnen, denn:
Nur seine angekündigten Methoden sind natürlich trollig amüsant.Chica hat geschrieben: ↑23. Aug 2023, 20:32 Wenn ich hier auf 2.000 qm 58 Tagfalterarten nachgewiesen habe und die Wildbienenfauna auch entsprechend vielfältig ist, dann möchte ich bitte keine 20 Honigbienenvölker im Nachbargarten. Das sollte irgendwie geregelt sein, siehe 9-Punkte-Plan. Finde ich jetzt nicht so abwegig
.
Sorry für das Eigenzitat, habe keine Lust alles noch einmal zu schreiben.
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
Hab' ich noch nicht gelesen, Chica, werde es sobald wie möglich nachholen (ist gerade viel los bei mir, kaum Zeit zur längeren Konzentration auf ein Thema).
So rein gefühlsmässig finde ich ja (hab's weiter oben schon geschrieben), dass man doch zu einer gütlichen Einigung zwischen Imkern und Naturschützern finden könnte, indem man einige Gebiete für die Imkerei sperrt.
Bei uns hier blühen gerade die Buchweizenfelder, das wäre eine grossartige Bienenweide. Der Honig ist selten gut.
Auch Wälder bieten viel: von Esskastanienhonig bis zu Efeuhonig, von Waldhonig (Honigtau der Läuse) ganz zu schweigen.
Der Tisch ist für Honigbienen so reich gedeckt, da müsste doch Platz für beide, die Naturschützer und die Imker sein?
Wie wäre es mit regelmässigen Treffen zur Aufteilung der Gebiete ? Geht natürlich nur, wenn die Fronten noch nicht zu sehr verhärtet sind.
Nach dem, was sempervirens zu Hummeln geschrieben hat, und was auch für andere nektarsuchende Insekten gilt, denke ich, dass man etwas mehr Tolerenz gegenüber gebietsfremden Arten (wie Sommerflieder) zeigen sollte, die gerade solche blütenarmen Zeiten überbrücken. Dazu habe ich auch schon wissenschaftliche Untersuchungen aus England gelesen, leider gerade ohne Link.
So rein gefühlsmässig finde ich ja (hab's weiter oben schon geschrieben), dass man doch zu einer gütlichen Einigung zwischen Imkern und Naturschützern finden könnte, indem man einige Gebiete für die Imkerei sperrt.
Bei uns hier blühen gerade die Buchweizenfelder, das wäre eine grossartige Bienenweide. Der Honig ist selten gut.
Auch Wälder bieten viel: von Esskastanienhonig bis zu Efeuhonig, von Waldhonig (Honigtau der Läuse) ganz zu schweigen.
Der Tisch ist für Honigbienen so reich gedeckt, da müsste doch Platz für beide, die Naturschützer und die Imker sein?
Wie wäre es mit regelmässigen Treffen zur Aufteilung der Gebiete ? Geht natürlich nur, wenn die Fronten noch nicht zu sehr verhärtet sind.
Nach dem, was sempervirens zu Hummeln geschrieben hat, und was auch für andere nektarsuchende Insekten gilt, denke ich, dass man etwas mehr Tolerenz gegenüber gebietsfremden Arten (wie Sommerflieder) zeigen sollte, die gerade solche blütenarmen Zeiten überbrücken. Dazu habe ich auch schon wissenschaftliche Untersuchungen aus England gelesen, leider gerade ohne Link.
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
"Schirmarten" wechselt auf den psychologischen Weg, auf die reine Rezeption durch den Menschen. Das gibts auch in negativer Version, man könnte auch "Abschirmarten" sagen. Das ist dann der Juchtenkäfer oder die "die paar Eidechsen", die ganz wichtigen Fortschritt oder Projekte zu Unrecht blockieren, weil die von Ökospinnern als Vorwand genommen werden, um alles zu verbieten (Achtung, dieser Satz ist nicht meine Meinung, sondern Ironie und ein Abbild von Diskussionen in der Öffentlichkeit).
Als nach grossen Bienensterbeereingnissen in den späten Nullerjahren (NEIN, es geht nicht um Überwinterung sondern um Clothianidin im Frühjahr) Bienen plötzlich zum Symbol von Natur, Insekten, Artenschutz und allen möglichen anderen positiv besetzten Bildern wurden, habe ich das sehr kritisch gesehen. Jede Sparkasse hat sich Bienenkästen aufs Flachdach gesetzt, Präsidenten liessen ein paar Völker im Villengarten aufstellen und sich fotografieren, das Bienenpiktogramm tauchte positiv besetzt an allen möglichen und ummöglichen Gelegenheiten auf, Honig wurde verstärkt wieder zum Symbol eines regionales Naturprodukts. Im Imkerverein kamen Interessierte an, fingen mit Imkerei an, die Motivation war nun, Hobby mit Gutes zu tun und zu den Guten gehören, überspitzt gesagt.
Aber es kam, wie vorhergesehen, wenig überraschend. Es schlug natürlich wieder um. Was oben schwimmt, wird irgendwann um so kritischer betrachtet, seziert und vom Sockel geholt. Die Neuimker von damals sind alle wieder weg, der Urlaub war doch wichtiger statt schwitzend an den Völkern zu stehen. Bienen tauchten nun als genetisch monströs gezüchtete Nutztiere des Menschen auf, unnatürliche Hybridwesen, die den armen auf der Verliererseite stehenden Wildbienen und Schmetterlingen die kärgliche Nahrung wegfressen. Imker, die durch Naturschutzgebiete brettern und sie zur Weide für ihren Kommerz machen. Oder eben den Eingangsbeitrag. Im Rausch der Werturteile gingen rationale Sichtweisen wie so oft unter. An der Sache selbst sind tatsächlich nur sehr wenige Leute interessiert.
Als nach grossen Bienensterbeereingnissen in den späten Nullerjahren (NEIN, es geht nicht um Überwinterung sondern um Clothianidin im Frühjahr) Bienen plötzlich zum Symbol von Natur, Insekten, Artenschutz und allen möglichen anderen positiv besetzten Bildern wurden, habe ich das sehr kritisch gesehen. Jede Sparkasse hat sich Bienenkästen aufs Flachdach gesetzt, Präsidenten liessen ein paar Völker im Villengarten aufstellen und sich fotografieren, das Bienenpiktogramm tauchte positiv besetzt an allen möglichen und ummöglichen Gelegenheiten auf, Honig wurde verstärkt wieder zum Symbol eines regionales Naturprodukts. Im Imkerverein kamen Interessierte an, fingen mit Imkerei an, die Motivation war nun, Hobby mit Gutes zu tun und zu den Guten gehören, überspitzt gesagt.
Aber es kam, wie vorhergesehen, wenig überraschend. Es schlug natürlich wieder um. Was oben schwimmt, wird irgendwann um so kritischer betrachtet, seziert und vom Sockel geholt. Die Neuimker von damals sind alle wieder weg, der Urlaub war doch wichtiger statt schwitzend an den Völkern zu stehen. Bienen tauchten nun als genetisch monströs gezüchtete Nutztiere des Menschen auf, unnatürliche Hybridwesen, die den armen auf der Verliererseite stehenden Wildbienen und Schmetterlingen die kärgliche Nahrung wegfressen. Imker, die durch Naturschutzgebiete brettern und sie zur Weide für ihren Kommerz machen. Oder eben den Eingangsbeitrag. Im Rausch der Werturteile gingen rationale Sichtweisen wie so oft unter. An der Sache selbst sind tatsächlich nur sehr wenige Leute interessiert.
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
Der Sommerflieder (Buddleja davidii) ist sicherlich nicht unumstritten, aber die Dämonisierung, die er erfahren hat, ist oft übertrieben. Behauptungen, er würde Tiere "süchtig machen" oder sie würden "verhungern, weil er gar keinen Nektar abgibt," sind schlichtweg falsch. Dies ist absurd, zumal es heimische Pflanzen wie manche Orchideen (bspw Orchis und Anacamptis Arten) gibt, die Bestäubern Nahrung vortäuschen, ohne Nektar oder relevante Pollenmengen (über die reine Bestäbung selbst) zu bieten.Nox hat geschrieben: ↑17. Jul 2025, 11:35
Nach dem, was sempervirens zu Hummeln geschrieben hat, und was auch für andere nektarsuchende Insekten gilt, denke ich, dass man etwas mehr Tolerenz gegenüber gebietsfremden Arten (wie Sommerflieder) zeigen sollte, die gerade solche blütenarmen Zeiten überbrücken. Dazu habe ich auch schon wissenschaftliche Untersuchungen aus England gelesen, leider gerade ohne Link.
In bestimmten, empfindlichen Biotopen kann der Sommerflieder zweifellos problematisch sein. Daher wäre die Entwicklung und Verwendung steriler Sorten erstrebenswert. Ich sehe jedoch wenige Gründe, den Sommerflieder per se komplett aus jedem Garten zu verbannen.
Gartenkulturell kann er eine Bereicherung darstellen und ein paar Generalisten freuen sich. Aber es gibt sicherlich andere Hochsommerblüher die ökologisch betrachtet relevanter sind. Aber im Garten muss man ja nicht alles nach Ökologie ausrichten. Und man man könnte sicherlich auch andere gebietsfremde Arten setzen, gerade aus südlicheren, westlicheren oder östlicheren Gebieten Europas.
Was Wildbienen im Hochsommer angeht sollen auch einige Wildbienen an Vitex Agnus-Castus zu sehen sein, laut nordischer Garten ( Markus Burkhardt) 29 Stück, fraglich ob diese den Vitex nur zur Nektaraufnahme besuchen oder auch Pollen für ihre Brut besorgen. Hier gäbe es Forschungsbedarf, der durch Projekte wie jenes an dem sich Staudo beteilgt, unterstützt werden könnte.
Daher stimme grundsätzlich zu das man eine Toleranz gegenüber fremdländischen Arten haben sollte.
@cydorian Ich teile deine Einschätzung des "Bienen-Hypes". Wir sind von einer Welle der uneingeschränkten Begeisterung für Bienen zu einer fast feindseligen Haltung geschwappt – von "Ich will ein eigenes Volk!" zu "Am liebsten würde ich jede Honigbiene töten". Diese extremen Positionen sind nicht nur unsachlich, sondern geradezu gefährlich für die Sache des Naturschutzes.
Jedoch sollte man beachten, dass Schirmarten mehr sind als nur Sympathieträger. Ihre Auswahl basiert auch auf der Tatsache, dass sie besondere und anspruchsvolle Bedürfnisse an ihr Biotop stellen, deren Erfüllung einem ganzen Ökosystem zugutekommt. Und ja, was die von dir so treffend beschriebenen "Abschirmarten" angeht: Es gibt zweifellos Fälle, in denen Einzelne über das Ziel hinausschießen und dem Ansehen des Naturschutzes dadurch leider einen Bärendienst erweisen.
Der Fall des Juchtenkäfers zeigt exemplarisch, dass Naturschutzgesetze grundsätzlich funktionieren können. Sie bieten einen wichtigen Rahmen, der verhindert, dass Bauvorhaben bedenkenlos umgesetzt werden – und das ist auch gut so.
Das Problem liegt jedoch oft in den Lösungsansätzen vor Ort, die nicht immer zielführend sind. Im Fall des Juchtenkäfers hätte es sicherlich einen klugen und schnellen Kompromiss geben können. Dieser hätte den Bau nicht unnötig verzögert und gleichzeitig einen geeigneten Lebensraum für diesen seltenen Käfer geschaffen. Schließlich sind gerade Areale wie Gleistrassen und das Gebiet darum herum oft ungenutzt und könnten potenziell solche Habitate bieten. Das Problem beim Juchtenkäfer ist, er benötigt sehr alte Bäumen mit Mulmhöhlen, die für den Juchtenkäfer geeignet sind (genügend Volumen, richtige Feuchte und Konsistenz des Mulms). Bei Eichen kann das ein Mindestalter von 150 bis 200 Jahren bedeuten.
Die erwachsenen Juchtenkäfer verlassen ihre Geburtsbäume kaum. Die Paarung und Eiablage finden im oder am Brutbaum statt. Die Weibchen legen ihre Eier direkt in den Mulm der Höhlen ab. Der Käfer ist extrem standorttreu und kann sich nur über sehr geringe Distanzen (wenige hundert Meter bis maximal 1-2 km) ausbreiten.
Ähnliche Herausforderungen erleben wir häufig mit seltenen Fledermausarten. Ich halte es für absolut richtig, dass nicht jedes Bauvorhaben einfach durchgedrückt werden kann. Zielführender wäre es aber, schnell Ersatzlebensräume oder andere Maßnahmen zu schaffen, beispielsweise durch die Erweiterung oder Aufwertung bestehender Biotopflächen. Die Schwierigkeit dabei ist natürlich, dass man nicht immer eine Fläche finden oder gestalten kann, die den spezifischen ökologischen Anforderungen der betroffenen Art vollständig gerecht wird.
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
Apis mellifera mellifera hat fast keine natürlichen Habitate mehr. Blüten gibts schon, aber keine Wohnungen. Ist auch bei Wildbienen das eigentliche Problem, stattdessen wird immer auf Blüten als Nahrung gesehen, weils da eben summt und das sichtbar ist. Und da beginnt auch sofort ein typisch menschlicher Anthropomorphismus, der Tisch an dem plötzlich zu viele sitzen und jemand einem anderen jemand alles wegisst. Es sind aber meistens unterschiedliche Tische mit zeitlich und inhaltlich unterschiedlichem Angebot, ausserdem gibts noch die Kinderstube, das schützende Dach, den Zugang, ohne das ist jeder Tisch sinnlos, um diesen Vergleich mal weiterzutreiben. Wildbienen, essenziell wichtig für sie ist auch der offene Boden mit sandigen oder lehmigen Stellen, die markhaltigen Pflanzenstängel, Totholz. Der Mensch hat das zugunsten seiner Zwecke umgestaltet, nicht andere Insektenarten.sempervirens hat geschrieben: ↑17. Jul 2025, 12:17 Ihre Auswahl basiert auch auf der Tatsache, dass sie besondere und anspruchsvolle Bedürfnisse an ihr Biotop stellen, deren Erfüllung einem ganzen Ökosystem zugutekommt.
Apis mellifera mellifera nutzt hohle Bäume (99%), Felshöhlen (die es nur in wenigen Gegenden gibt) und andere geschützte Orte. Da es keine Urwälder mehr gibt und Nutzforste die Regel sind, ist ihr ursprüngliches Biotop abgeholzt und vernutzt. Tote Stämme von Baumriesen sind alles andere als weithin verfügbar und selbst in den Promille von Bannwäldern dauert es über hundert Jahre, bis das dort wieder beginnt. Sich als Kulturfolger in menschlichen Siedlungsräumen zu etablieren gelang auch nicht, es scheitert an der Varroamilbe, aber schon vor dem Milbenimport durch den Menschen erreichten sie im Siedlungsraum keine echte Verbreitung. Was dann die Milbe verursacht hat, ist kaum zu überschätzen.
Das ist auch hier im Gartenforum für die meisten Mitglieder die hautnahe tägliche Begegnung mit den Folgen gebietfremder Arten, nämlich Tieren: Kirschessigfliege, Vespa Velutina, Buchsbaumzünsler, Maulbeerschildlaus, Walnussfruchtfliege, mehrere Kirschfruchtfliegenarten, Maiswurzelbohrer, mehrere Stechmücken, Marmorierte Baumwanze, Grüne Reiswanze, Waschbär, die Liste ist endlos. Das betrifft unmittelbar, bringt Viele zur Verzweiflung, dagegen ist der Sommerflieder geradezu brav und angenehm. Dazu Schlagzeile wie hohe Kosten wegen importierter Quagga-Muschel und lange Listen von Importorganismen. Es gibt z.B. mittlerweile 800 fremde Arten im Einzugsgebiet des Bodensees, sie machen an manchen Stellen bis zu 90% der Biomasse aus. Von da her ist es logisch, wenn auch Neophyten mit (zu) viel Kritik zu tun haben, mit "lieber ohne Neobiotika". Beispiele wie Neuseeland, wo der Grossteil der gesamten Vegetation nur noch aus importierten Generalisten besteht sind auch nicht gerade verständniserzeugend.
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
Die Verknüpfung der Art Apis mellifera mellifera mit der Thematik der Schirmarten erschließt sich mir an dieser Stelle nicht vollständig. Ich teile deine Ansicht, dass nicht die Imker-Honigbiene oder andere Insekten die ursächliche Gefahr für Wildbienen ist, sondern primär die menschliche Landnutzung.cydorian hat geschrieben: ↑17. Jul 2025, 15:49Apis mellifera mellifera hat fast keine natürlichen Habitate mehr. Blüten gibts schon, aber keine Wohnungen. Ist auch bei Wildbienen das eigentliche Problem, stattdessen wird immer auf Blüten als Nahrung gesehen, weils da eben summt und das sichtbar ist. Und da beginnt auch sofort ein typisch menschlicher Anthropomorphismus, der Tisch an dem plötzlich zu viele sitzen und jemand einem anderen jemand alles wegisst. Es sind aber meistens unterschiedliche Tische mit zeitlich und inhaltlich unterschiedlichem Angebot, ausserdem gibts noch die Kinderstube, das schützende Dach, den Zugang, ohne das ist jeder Tisch sinnlos, um diesen Vergleich mal weiterzutreiben. Wildbienen, essenziell wichtig für sie ist auch der offene Boden mit sandigen oder lehmigen Stellen, die markhaltigen Pflanzenstängel, Totholz. Der Mensch hat das zugunsten seiner Zwecke umgestaltet, nicht andere Insektenarten.sempervirens hat geschrieben: ↑17. Jul 2025, 12:17 Ihre Auswahl basiert auch auf der Tatsache, dass sie besondere und anspruchsvolle Bedürfnisse an ihr Biotop stellen, deren Erfüllung einem ganzen Ökosystem zugutekommt.
Apis mellifera mellifera nutzt hohle Bäume (99%), Felshöhlen (die es nur in wenigen Gegenden gibt) und andere geschützte Orte. Da es keine Urwälder mehr gibt und Nutzforste die Regel sind, ist ihr ursprüngliches Biotop abgeholzt und vernutzt. Tote Stämme von Baumriesen sind alles andere als weithin verfügbar und selbst in den Promille von Bannwäldern dauert es über hundert Jahre, bis das dort wieder beginnt. Sich als Kulturfolger in menschlichen Siedlungsräumen zu etablieren gelang auch nicht, es scheitert an der Varroamilbe, aber schon vor dem Milbenimport durch den Menschen erreichten sie im Siedlungsraum keine echte Verbreitung. Was dann die Milbe verursacht hat, ist kaum zu überschätzen.
Dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob die Imkerbiene das Problem der Landnutzung durch den Menschen verschärft. All die Punkte, die du ansprichst – wie offener Boden oder markhaltige Stängel – könnten durch einen gut umgesetzten Schutz von Schirmarten und den damit verbundenen Biotopen abgedeckt werden. Das zeigt ja gerade, wie sinnvoll es ist, solche Biotopverbünde zu schützen.
Die Frage eines Rewilding der ursprünglichen Dunklen Biene ist wiederum eine andere Debatte. Felshöhlen und hohle Bäume gäbe es hier zahlreich, aber ein Pilotprojekt zur Ansiedlung der Dunklen Biene gibt es nicht. Auch sind diese Höhlen oft schon von anderen Höhlenbewohnern wie Fledermäusen besetzt. Was die dunkle Honigbiene angeht, habe ich selbst noch keine abschließende Meinung.
Was das Thema Neobiota (gebietsfremde Arten) angeht, ist Vorsicht geboten, insbesondere bei Neozoen (gebietsfremden Tieren). Es handelt sich hier um eine hochkomplexe Herausforderung: die Balance zwischen einer gewissen Offenheit/Dynamik für neue Arten und dem Schutz unserer heimischen Biodiversität zu finden.
Viele der heute problematischen Arten wurden erst durch den Menschen verschleppt. Wir haben einst Pflanzen von anderen Kontinenten eingeführt und uns gefreut, dass diese hier kaum natürliche Feinde hatten und daher "problemloser" gediehen. Doch irgendwann schafften es dann auch deren spezifische Schädlinge über See-, Luft- und Landwege zu uns – und fanden hier nicht nur großflächig konzentrierte Nahrungsquellen vor, sondern gleichzeitig auch keine natürlichen Fressfeinde. Das schafft natürlich Bedingungen für ein hochgradig instabiles System, mit entsprechenden wirtschaftlichen Schäden.
Interessanterweise scheinen sich bei manchen Tierarten aber auch Anpassungen zu entwickeln. Gerade eben erst staunte ich nicht schlecht: Etwa 30 Meisen waren an einer Kastanie zugange und schienen sich an der Rosskastanienminiermotte zu laben. Dies ist eine der wenigen Schädlinge, die vermutlich auf natürlichem Wege über den Balkan eingewandert sind. Solche Beobachtungen geben mir Anlass zur Hoffnung, dass sich auch in unseren Ökosystemen im Laufe der Zeit neue Gleichgewichte einstellen können, auch wenn dies ein langwieriger Prozess ist.
Meine Offenheit gegenüber gebietsfremden Arten bezog sich aber vorallem im Bezug auf Pflanzen und jene die eine gewisse Plausibilität aufweisen.
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
War die Aussage, dass a. m. m. gemessen an den heutigen Verhältnissen in der Natur auch besondere und anspruchsvolle Bedürfnisse haben. Nicht hinsichtlich der Ernährung, aber hinsichtlich ihrer Wohnung.sempervirens hat geschrieben: ↑17. Jul 2025, 16:02 Die Verknüpfung der Art Apis mellifera mellifera mit der Thematik der Schirmarten erschließt sich mir an dieser Stelle nicht vollständig.
Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
Mandy Fritzsche kenne ich persönlich sehr gut, ich habe ja schon davon berichtet: "Rasen ist kein Kavaliersdelikt"". Wenn man sich hier (auf Positionspapier klicken) in Leipzig allein die Fotos der unzähligen Bienenkisten in den öffentlichen Parks anschaut, kann einem schlecht werdenGartenplaner hat geschrieben: ↑17. Jul 2025, 09:58 Deshalb gibt es ja vorsichtige Versuche, Imker dazu zu bewegen, nicht zuviele/keine Stöcke an Schutzgebieten aufzustellen, da hatte wer einen Artikel drüber verlinkt….den ich grad allerdings nicht wiederfand.
Googeln zeigt allerdings, dass das schon mancherorts vor 8 Jahren Thema war:
Imkerverein Dresden
Bienen an und in Schutzgebieten

Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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Re: Was tun bei fremden Honigbienen?
Die Literaturstudie von Nadine Arzt et. al. 2023 wertet 57 Studien dazu aus. ein ausführlicher Artikel dazu steht dort: https://www.lvbi.de/images/inhalte/Fach ... ourcen.pdf (ich bin den gesamten Thread nicht durchgegangen und bitte um Entschuldigung, falls schon drauf hingewiesen wurde)
Die Hälfte zeigt auch negative Auswirkungen für Wildbienenarten bei gleichzeitiger Anwesenheit von Honigbienen. Der gemischte Bereich, der sowohl ins Positive als auch Negative reicht beträgt 30%. Bei 19 % der Studien konnte kein relevanter oder feststellbarer Einfluss auf Wildbienen festgestellt werden.
Man kann also Positives beweisen, Negatives, Beides, ja sogar Synergieeffekte lassen sich beweisen, je nach dem welche Studien man nennt und welche Wissenschaftler man fragt. Damit ist das Thema für mich zu nicht scharf genug, um inhaltlich starke Meinungen dazu zu äussern, ex oder hopp zu fordern.
Worüber weit weniger Zweifel besteht, ist dass die eigentliche Ursache der Gefährdung der Wildbienen und anderer Insekten der immer weiter voranschreitende Verlust von strukturreichen Lebensräumen ist. Durch die Versiegelung von Flächen sowie die intensive Landwirtschaft gehen die für Wildbienen wichtige Randstrukturen, Brachen und blütenreiche Wiesen zunehmend verloren. Die Honigbiene ist nicht Auslöser der Gefährdung und sollte auch nicht als Sündenbock dienen für das, was in Wirklichkeit der Mensch selber in der Ökologie anrichtet. In struktur- und blütenreichen Landschaften können Wildbienen durchaus mit einer angemessenen Zahl an verantwortungsvoll gehaltenen Honigbienen-Völkern zurechtkommen. Nicht nur heute. Das taten sie auch, bevor der Mensch so massiv aufgetreten ist.
Komme mir da aber ehrlichgesagt etwas verarscht vor. Massenhaft Studien zu diesem Thema, viel Diskussion, manchmal fast Hass. Dann mach ich den Bildschirm mal aus und sehe in das, was vor der Haustür passiert: Ich sehe aus dem echten Fenster in die echte Umgebung. Wieder 15 Hektar neues Industriegebiet in der Gemeinde, brutal geplante und gebaute Grosslager, zu 100% zubetoniert plus gigantische neue Zufahrten. Vormals ein strukturreicher Waldsaum mit Süd- und Westausrichtung, Landwirtschaft mit Feldhecken. Heute ist der Waldrand eine Art verdichtete Müllkippe mit Aushubresten, Stahlzaun, dann Lager, Logistikdienstleister (LKW-Aufmarschplätze). Weiter am Ort neue Baugebiete, 30% der Fläche Asphalt. Es wird hineingedonnert, zugeschlagen, überplant wie wenn es kein Morgen gäbe. Aber die Honigbienen, die sind plötzlich ein Problem, das untersucht und diskutiert wird? Den Kommentar dazu kann sich jeder selber denken, meiner wäre eine Äusserung die gewisse Grenzen überschreitet. Braver wäre etwas mit Balken und Splitter im Auge.