Lange wurden Feigenwespen und die Befruchtungstechnik völlig übersehen, wie das läuft ist alles anderes als sichtbar und offensichtlich. So ging auch der erste Anbauversuch in Kalifornien furchtbar schief, man konnte sich damals gar nicht vorstellen dass ein Insekt nötig sei. Erst der Botaniker Hermann Graf zu Solms-Laubach hat 1885 den genauen Befruchtungsvorgang entdeckt. Vorher ahnte man zwar etwas von den Insekten, aber nahm aber an, es käme dabei auf das Verletzen der Frucht, die Kaprifikation, durch das Insekt an.wenn lebensfähige Samen ohne Kaprification möglich sind und es vereinzelte Berichte darüber gibt, neige ich dazu, dies zu glauben und die Theorie zu unterstützen. Das beschäftigt mich schon seit langer Zeit, aber dies würde es erklären: Im Nordosten der Türkei (an der Schwarzmeerküste von Ordu bis Artvin) gibt es Tausende und Abertausende von wilden Feigen. Sie wachsen überall, auf Klippen, in Rissen in Mauern, an Flussufern, einfach überall, und ich habe noch nie eine Kaprifige gesehen. Niemand hat jemals die Wespe gesehen, und es gibt keinerlei Belege für das Vorkommen der Wespe in dieser Region. Also ja, da ist definitiv etwas im Gange. Die Wespe würde in dieser Region leicht überleben, und ich bin mir sicher, dass sie in einigen Gebieten vorkommt, aber es ist sehr verdächtig, dass man keine einzige Kaprifeige sieht, sondern Tausende von wilden Feigen. Ich wollte das mit Ihnen teilen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Kann also auch einfach sein, dass sie durchaus da ist, aber man sie übersieht. Auffallend bei mir ist, dass in den letzten Jahren die Früchte "kerniger" geworden sind. Es sind jetzt immer wieder kleine runde Samen drin, bei beim zerbeissen knacken. Das war am Anfang nicht. Rein anekdotische Beobachtung, ich behaupte nicht, damit etwas zu beweisen oder zu wissen.
Ich würde auch die Verbreitungswege der Tiere nicht unterschätzen. Jedes Jahr gelangen massenhaft zarte Schmetterlinge und andere Insekten über die Alpen nach Mitteleuropa.
Sicher sind sie dazu in der Lage. Aber die Literatur behauptet eben, dass parthenokarpe Sorten dazu die Feigenwespe brauchen. Früchte gibts auch ohne Wespe, neue Bäume nur mit, so die Ansicht.Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist das tatsächlich möglich, dass parthenokarpe Feigen Samen bilden, die auch keimfähig sind.