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Obstclub / Vermischtes (Gelesen 420431 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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cydorian
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Re: Obstclub / Vermischtes

cydorian » Antwort #2910 am:

Der Winterschnitt ist eigentlich ein kleines Problem. Der Zeit- und Materialaufwand dafür liegt bei 10-20% des Gesamtaufwandes. Vorher kommt fachgerechte Wiesenmahd, Randgehölze Rückschnitt und Beseitigung, dasselbe nochmal im Sommer in grünem Zustand, Tätigkeiten die die Baumscheibe betreffen wie Düngung oder freihalten, Jungpflanzenpflege, diverse Ernteereignisse.
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thuja thujon
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Re: Obstclub / Vermischtes

thuja thujon » Antwort #2911 am:

Klingt nicht mehr Zeitgemäß, wenn es keine Verwendung für den Wiesenschnitt gibt.
Früher waren die Obstgärten etwas weiter hinterm Haus, unter den Bäumen Gemüse oder Feldkulturen.
Damals gabs aber auch genug Hände, die angepackt haben. Man wollte schließlich das Frühjahr wieder erleben.
Nach Napoleon gab es dann weitere wissenschaftliche Fortschritte und so wurden auch die Bürgerobstgärten um 1830 zum Auslaufmodell.

Jetzt, 200 Jahre später, besinnt man sich teilweise wieder darauf, weil auf Viehhaltung zu Airbus- und Lufthansazeiten kaum noch einer Lust hat.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
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cydorian
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Re: Obstclub / Vermischtes

cydorian » Antwort #2912 am:

99% der Leute die noch pflegen lassen die Mahd liegen. Mulchmäher und derlei Mist. Das ist ein wichtiger Grund für die Graslastigkeit und Artenarmut - Obstwiesen sind keine Orte der Vielfalt und Blüten mehr, schon lange nicht.

Ich mähe zu Schwaden. Früher hab ich Heu einem Pferdebesitzer gegeben, auch Mehraufwand, aber der ist eh weg. Heute kommt alles auf die Baumscheiben, nicht zu hoch und nicht zu eng. Darin unterschiedet sich der Aufwand nicht sehr vom Hausgarten, wo die Traufzone oder Baumzeile auch gepflegt sein will, bewuchsfrei gehalten werden sollte, dann z.B. mit Hacke, vor allem bei Spindeln, Schwachwachsendem.
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cydorian
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Re: Obstclub / Vermischtes

cydorian » Antwort #2913 am:

Bekannter brachte mir letzte Woche Äpfel aus Bremen mit, von einem Obststand dort, der alte Sorten hat, in der Region anbaut und damit wirbt, auch Produkte draus anbietet.

Das waren auch Sorten, die trotz der Wetterveränderungen eher weiter südlich populär waren, z.B. die Zabergäu Renette.

Jedoch, das war sehr überraschend. Zabergäu hatte 52°, kein Sortenaroma. Auch dort häufige Sorten wie der Herbstprinz - 42° OE. Kanada Renette 38°, Alkmene 48° und so ging es weiter. Also erschreckend niedrig. Alle recht aromaarm, wenig saftig. War das so ein schlechtes Jahr an der Nordseeküste? Oder können das nur Erntefehler gewesen sein, zu früh runtergerissen und dann schlecht nachgereift? Was haben eure Äpfel von dort für Werte?
Luchs
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Re: Obstclub / Vermischtes

Luchs » Antwort #2914 am:

Update zu Antwort #2902 am: 19. Okt 2025, 21:53 (Apfelverkostung/Lagerung).
Von den früheren Sorten habe ich die letzten Äpfel vor ein paar Tagen gegessen.

1. Martens Sämling
ließ sich bei mir gut lagern für einen Frühapfel, blieb äußerlich unverändert; geschmacklich baute er für mein Empfinden recht schnell ab. Daumen hoch insgesamt.

2. Alkmene
Der erste Alkmene war wohl nix, die anderen waren besser, schmeckten etwas intensiver/frischer. Lagern ließen sie sich.

3. Dülmener Rosenapfel
Der Dülmener Rosenapfel ist einer meiner Favoriten. Er blieb knackiger als die ersten beiden, und hielt auch seinen Geschmack besser als Martens Sämling.
--> Ich habe noch ein paar Notarisäpfel gekauft, um sie mit ihm zu vergleichen bzw. wird er wohl mit dem Dülmener manchmal verglichen. Ja, er geht in die Richtung, eher süß, aber weniger aromatisch als der Dülmener, weniger Säure, nicht so knackig, und er lässt sich bei mir auch schlechter lagern. Ich würde also klar den Dülmener Rosenapfel vorziehen.

4. Ribston Pippin
Der erste Apfel war wohl nix, die anderen waren besser. Nicht so saftig, aber noch saftig genug. Ganz schöner, süß-säuerlicher Geschmack, ohne allzu intensiv zu sein. Grobes, nach dem Lagern etwas zähes Fruchtfleisch; ließ sich allgemein nicht gut lagern, einer faulte von innen, und die anderen bauten deutlich ab. Das deckt sich zT mit dem, was ich über diesen Apfel gelesen oder auf YT gehört habe.
--> Ich habe noch ein paar Muskatrenetten gekauft; sie waren ganz grün, sahen von der Form und Größe aber immerhin wie solche aus. Die fand ich um Welten besser, sehr lecker. Knackig, vermutlich der knackigste Apfel aus der Runde (knackig, nicht crunchy), saftig, feines Fruchtfleisch; anfangs intensiv süß-säuerlich, da erinnerte er mich an einen Boskoop, dann wird er wohl im Lager schnell süßer. Lecker. Eine Gewürznote fand ich allerdings nicht.

5. Ingrid Marie
Hat meinem Bruder neben der Ananasrenette am besten geschmeckt; mein Vater mochte ihn am liebsten. Einer ist noch im Lager, wirkt einwandfrei. Im November ist er bei mir noch deutlich knackiger als der Alkmene, und er hat noch ein wenig Säure. Mir gefällt die Muskatrenette im Vergleich besser, und ich muss auch gestehen, dass ich die drei Renetten alleine verdrückt habe.

6. Sternrenette
Noch nicht weiter probiert. Beim bloßen Anheben merke ich aber, dass sich die Äpfel schon im Lager verändert haben.

7. Graue Herbstrenette
Der erste Apfel war wohl nix, die anderen waren besser. Baute bei mir aber auch schon etwas ab im Lager. Fruchtfleisch eher grob, knackiger als der Ribston Pippin. Leicht herb, was ich positiv registriert habe. Okay.

8. Ananasrenette (Apfel-Galerie, Berlin-Schöneberg)
Die fruchtig-intensive Süße erinnert mich jetzt tatsächlich an Ananas. Er ist noch knackig, das Fruchtfleisch entwickelt sich aber zT in Richtung mehlig. Ich "verzeihe" ihm das gerne, weil er jetzt eben diesen intensiven Geschmack hat, der interessant ist. Seine Säure (die jetzt fehlt) finde ich auch sehr angenehm, deshalb kriege ich im Grunde zwei Äpfel in einer Sorte. Schön.

9. Finkenwerder Herbstprinz (erste Ernte vom eigenen Baum)
Der zweite (und letzte Apfel) ist unverändert im Lager. Das Grün schwenkt langsam um in Gelb.

10. Glockenapfel (Apfelgalerie - probiere ich wohl erst im Dezember)
Die Äpfel sind nicht mehr grün, sondern gelb, bin versucht, die nächsten Tage einen zu essen, denn ich mag ja säuerliche Äpfel.

11. Roter Bellefleur
Neu dazu gekommen. Interessant, lecker; knackig, eher trocken - möchte ich nicht immer haben. Er erinnert mich entfernt an die Apfelringe von Haribo, nicht weil er so sauer wäre, sondern weil er eine süß-säuerliche Note hat, die ich weniger mit einem Apfel als mit einer Süßigkeit assoziiere. Mit anderen Worten: schmeckt für mich von allen Äpfeln am wenigsten nach Apfel. Würde ich in meiner "Sammlung" haben wollen, um verschiedenste Geschmäcke abzudecken.

Im November nehme ich noch ein paar andere Sorten mit in den Vergleich auf.
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plantboy
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Re: Obstclub / Vermischtes

plantboy » Antwort #2915 am:

Sirius:
super Apfel und einer meiner Hauptfavoriten. Schmeckt entfernt nach Ananasrenette (minimal weniger sauer, je nach Reifegrad bis süß/sauer..süßlich) mit mehr Aroma.
Reift längere Zeit ab und lässt sich lagern.Ich habe den Eindruck, daß er warme Gegend bevorzugt, aber in Mitteldeutschland reift er gut aus (die Masse), bzw. man nimmt ein Teil zur Lagerung, wo er dann nachreift. Wenn er Süß sauer sein soll, dann muß er gelblich sein, dann schmeckt er mir am besten.
Nachreifen ins Gelbe dauert etwas im Lager.
Baum wächst sehr gesund und es gibt zuverlässig viele Früchte.
Ich kann den Apfel jeden Ans Herz legen, genauso wie eine Ananasrenette, da sie anders schmecken als die Masse.
Probiert ihn aus oder veredelt ein Ast dafür um!
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