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Unterlagen Bezug (Gelesen 22328 mal)

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Moderator: cydorian

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hobab
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Re: Unterlagen Bezug

hobab » Antwort #135 am:

Ach ja, die harmlosen Ökomittel...
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thuja thujon
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Re: Unterlagen Bezug

thuja thujon » Antwort #136 am:

Wenn man sie nicht untersucht, findet man auch nichts. :'(
Wenn das aktive Prinzip sich dann aber doch mal aufklärt und die Stoffe getestet werden und gleich mehrere Cut-Off Kriterien erfüllen, dann war die bevorzugte und vereinfachte Zulassung der Mikroorganismen (nicht der Wirkstoffe derer) nicht der richtige Weg.
Screenshot 2025-11-25 123317.png
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Hier sollte seitens der Gesetzgeber wirklich mal nachgebessert werden, aber anderes Thema.
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hobab
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Re: Unterlagen Bezug

hobab » Antwort #137 am:

Macht Spaß durch das Fenster zu lugen, das du ab und zu aufmachst. Klar, wirklich verstehen was da chemisch oder microbiologisch abgeht tut man so nicht - da müsste wohl ein Studium her - aber wie komplex die Zusammenwirkungen sind, das zu erahnen ist spannend.
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Re: Unterlagen Bezug

thuja thujon » Antwort #138 am:

Ja, auch das ist das faszinierende an der Natur.

Ich muss allerdings auch sagen, dass mit den nicht untersuchten Metaboliten der Mikroorganismen hat auch etwas seinen Grund. Was man nicht herstellen kann, kann auch nicht getestet werden. Und wenn man nicht weiß, was man herstellen soll, also warum die Mikroorganismen überhaupt Wirkung zeigen, dann ist das Problem nicht lösbar. Es muss also immer zuerst geklärt werden, was wirkt. Das etwas was anderes auffrisst, ist bei Mikroorganismen im Gegensatz zu Säugetieren nicht verbreitet. Es läuft also sehr oft chemisch. Die Präparate, die durch Platz- bzw Nahrungskonkurrenz wirken, die sind Pflanzenbaulich nur schwer zu integrieren, weil zu geringe Wirkung. Das haben die letzten 20 Jahre Biologicals-Forschung gezeigt.

Wie auch immer, wenn man so einen Stoff gefunden hat, kann man sich an die Herstellung machen. 20mg reichen für erste Labor- und Gewächshaustests. Fürs Feld braucht es dann schon was im Gramm-Maßstab und auch Tox-Studien wollen Substanz. Von wenigen Gramm für erste Vortests bis Kilos für Mehrgenerationenstudien.
Mal als Beispiel wie schwierig das sein kann, diese Mengen herzustellen: für Azadirachtin, der wirksame Bestandteil von Neem, hat man 22 Jahre gebraucht.
Wer etwas von der Komplexität erahnen möchte und vor chemischen Strukturen nicht zurückschreckt: https://denmarkgroup.web.illinois.edu/w ... rner-1.pdf

Bei Mikroorganismen muss man deshalb diese kultivieren und hinterher den Fermenterbrei in seine Einzelbestandteile zerlegen. Ich habe das mal mit verschimmeltem Kartoffelpüree gemacht, das dauert Wochen für winzige Mengen. Ich habs also nicht hergestellt, sondern nur aufgereinigt, isoliert. Dass das in der Natur nicht interessiert, also nicht für die Wirkung oder Giftigkeit verantwortlich ist, sollte eigentlich klar sein. Es ist also egal, ob was künstlich oder von der Natur hergestellt wurde, nur der Stoff oder die Stoffgemische sind das was wirkt.

Um jetzt aber wieder zurück zum Thema zu kommen, die Tumore an den Wurzeln der Unterlagen zeigen ja auch, das Mikroorganismen auch mal nicht ganz ohne sein können. Also der Einsatz sollte schon mindestens gut überlegt sein.
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Re: Unterlagen Bezug

hobab » Antwort #139 am:

Ist es denn ausichtsreich mit hergestellten Viren Pilze zu bekämpfen, bzw. andersrum
Pilzstämme gegen Viruserkrankungen? Das Pilze gegen Bakterien eingesetzt werden können ist ja klar, aber auf welcher Ebene setzt eher das von dir beschriebene ‚Verdrängen‘, als ein Beschädigen ein? Hängt das weitgehend von der Größe ab? Ich hab keine Vorstellung wie weit man da im Pflanzenschutz in diesen Bereichen ist. Wie weit man vielleicht nicht im Gegensatz zum rein chemischen, aber statt dessen in microbiologischen (wahrscheinlich das falsche Wort) arbeitet? Bacillus thuringensis ist ja - für den Anwender - eine absolute Erfolgsgeschichte. Aber als es rauskam, hatte ich nicht das Gefühl das was besonderes auf den Markt kam.
Was da gentechnisch gemacht werden kann ist mir einfach unklar. Wir haben ja ein massiven Mangel an Pflanzenschutzmitteln, aber gibt es eine Aussicht, irgendwo in dem von dir beschriebenen Bereich voran zu kommen?
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Re: Unterlagen Bezug

thuja thujon » Antwort #140 am:

Der Fungizidbereich hat da ein paar Neuzulassungen bekommen die letzten Jahre. Du meinst Serenade ASO? Bacillus subtilis? Hat seinen Platz am Ende einer Spritzfolge. Nicht nur wegen der Rückstandsgeschichte, sondern weil es auch gegen fast alle Nützlinge schädigend ist. Sowas am Anfang und man muss einmal mehr mit Insektizid behandeln, das macht keinen Sinn. Also es gibt da kein Allheilmittel, nur mehr Werkzeuge im Werkzeugkasten.

Bei den Fungis wird es auch die nächsten Jahre zu weiteren neuen Produkten kommen. Problem ist meist oft nur, die Mikroorganismen haltbar in eine Flasche zu füllen, so dass sie Monate überleben.
Wenn sie dann in hoher Zahl vorbeugend ausgebracht werden, besiedeln sie die Oberflächen und rauben dort die Nahrung für andere, schädliche Mikroorganismen. Bei gutem Wetter mit niedrigem Befallsdruck funktioniert das. Aber nicht wenn es alle 2 Tage regnet und die Pilzküche explodiert.

Bei den Insektiziden wird es ein paar mehr pathogene Pilzstämme geben, aber eher schwierig. Das was es aktuell gibt, hat sich ja auch nicht durchgesetzt. Eher gehts da in ein paar Jahren auf die RNAi, das kann funktionieren.

Nur nicht bei den Herbiziden, die RNAi Moleküle sind zu groß, gehen nicht in die Pflanze rein.
Das wird also auch längerfristig noch chemisch bzw mechanisch gelöst werden müssen.
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Re: Unterlagen Bezug

hobab » Antwort #141 am:

Auf RNAi? Ich dachte damit züchtet man eher resistente Pflanzen, geht das auch als aktive Bekämpfung als Insektizid? Klingt ziemlich irre.
Und noch mal die Frage: spielen Viren und Pilze zur Bekämpfung von Pflanzenschäden eine Rolle in der Forschung zum Pflanzenschutz? Ist ja nicht völig abwegig, oder? Ich hab leider überhaupt keine Vorstellung, in welchem Umfang zu dem Thema geforscht wird.
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Re: Unterlagen Bezug

thuja thujon » Antwort #142 am:

Viren wüsste ich nicht und kann ich mir auch nicht so recht vorstellen. Möchte man Sharka gegen Zwetschgenartige einsetzen? Und die SBR-Viren gegen Zuckerrüben, Rhabarber und Zwiebeln? Also eher nein, zu spezifisch, zu groß die Probleme. Und dann wenig Wirkung. Ein Süßkirschenreis kann über 10 verschiedene Viren intus haben, ohne Auswirkungen auf Ertrag, Blattgesundheit usw.
Pilze, ja, wird gemacht, Metarhizium anisopliae oder Beauveria bassiana zum Beispiel. Naturalis von Biofa zB in Deutschland https://biofa-profi.de/de/weisse-fliege ... ralis.html

RNAi gegen Insekten, letztes Jahr wohl erstmals gegen Kartoffelkäfer in US zugelassen. Calantha heißt das Produkt. https://www.calanthaag.com/about-calantha
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Re: Unterlagen Bezug

hobab » Antwort #143 am:

Dann sind sie doch ganz schön weit, keine Ahnung ob es da Risiken gibt, bei so modifizierten Mitteln - angeblich ja nicht, theortisch auch nicht, die Praxis wird es zeigen.
Zu Viren, ohne jetzt Fauna mit Flora vergleichen zu wollen, aber es gibt ja onkolytische Viren zur Behandlung von Krebs, also so abwegig scheint der Einsatz von Viren nicht zu sein. Den Aufwand und Kosten wird man natürlich eher in Medizin stecken, als in die vage Aussicht nutzbare Viren für die Pilzbekämpfung zu finden, aber denkbar müsste das ja sein.
Es würde mich freuen wenn du ab und an mal aus dem Bereich berichten könntest, wenn man in dem Metier nicht arbeitet sind Informationen schlecht verfügbar. Bzw. man kommt nicht auf die richtigen Fragen.
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