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Zichorien, Radicchio und Co. (Gelesen 85572 mal)

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Mediterraneus
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

Mediterraneus » Antwort #390 am:

Ob -5 oder -7 ist im Prinzip eh egal in einem Land, in dem es in den größten Bereichen jeden Winter deutlich kälter wird. Und wenn nicht am Thermometer, dann zumindest direkt über dem Boden bei Strahlungsfrost und direkt auf dem Salat.

Wir ernten jedenfalls in einem im November übergestülpten Frühbeetkasten aus dickeren Doppelstegplatten nahezu jeden Winter noch brauchbaren Zichorien. Hier hat es oft lange Dauerfrost und eigentlich jeden Winter mal -15.
Ganz erfriert der hier nie, also die Wurzel überlebt eigentlich immer und treibt im Frühjahr aus. Allerdings schmeckt mir der Frühjahrsaustrieb nicht, wird sofort sehr bitter.
Dann lieber im Winter Wurzel ausgraben und im Keller austreiben lassen.
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Tempel-Hof-Gärtner
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

Tempel-Hof-Gärtner » Antwort #391 am:

Mediterraneus hat geschrieben: 3. Dez 2025, 14:45 Ob -5 oder -7 ist im Prinzip eh egal in einem Land, in dem es in den größten Bereichen jeden Winter deutlich kälter wird.
(...) Wir ernten jedenfalls in einem im November übergestülpten Frühbeetkasten aus dickeren Doppelstegplatten nahezu jeden Winter noch brauchbaren Zichorien.
Klaro, auf den GANZEN Winter gesehen, keine Frage. Im Zugehen auf die absoluten Tiefpunkte, also in Grenzbereichen wie jetzt, trotzdem gut zu wissen, ob es (deutliche) Unterschiede gibt, um nicht - wenn die angekündigten Temperaturen in DEM Bereich liegen - unnötige Schutzmaßnahmen zu treffen... ;)

Nachdem wir gerade auf dem Weg waren, das große Zichorien-Thema ein bisserl zu differenzieren:
WELCHE davon meinst Du, wenn Du von noch brauchbaren Zichorien sprichst...?

P.S: Apropos Abstufung nach "grüner" & "roter" Frostfestigkeit: Habe den Zuckerhut wohl etwas zu verallgemeinernd zu den Zartbesaiteten gerechnet... :-[
Der nimmt wohl eher nochmal ne Zwischenstellung zwischen den tatsächlich unsicheren Kantonisten (ab -5) und den ganz Hartgesottenen (unter glücklichen Umständen bis -10 & darunter hinaus unkaputtbar) ein...
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

Mediterraneus » Antwort #392 am:

Ich hatte eigentlich immer die Sorten von Franchi.
Eine Rote (Palla Rossa, di Treviso) und einen Orchideensalat ( Castelfranco, di Lusia, Romea). Die Sorten waren immer mal unterschiedlich, mal mit precoce mal tardiva, so einen signifikanten Unterschied konnte ich nicht feststellen.

Mit brauchbar meine ich, dass der Salat zwar teilweise erfroren war, aber es immer noch verwertbare Herzen oder Köpfe gab. Ggf. halt mit viel Ausschuss.

In milden Wintern haben wir auch bis Februar Endivien geerntet. Auch italienische Sorten, die mit gelber Mitte waren die besten.
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

cydorian » Antwort #393 am:

Die Kopffarbe ist kein gutes Kriterium für Frosthärte.
Ausserdem sind fast alle Namen nur Typnamen. Vom Palla Rossa, Zuckerhut, Variegata di Castelfranco gibts sehr viele Sorten und Selektionen, die auch noch mal unterschiedlich frosthart sein können. Beispiel Palla Rossa: Da gibts den 706, Vinci TT, Palla Rossa 2, 3, Palla Rossa 6 (Marzatica), Pagoda, TT4050....
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

Tempel-Hof-Gärtner » Antwort #394 am:

Na denn: Zu früh gefreut...: Wenn es SO differenziert ist, kann man ja eh nix Belastbares herausfinden.
Dachte, ich hätte aus dem Strom der berichteten Erfahrungen zumindest diese Tendenz herauslesen können... ::)
(Lasse daher das avisierte Projekt 'Erfahrungstabelle' fallen, denn eine Liste dieser Komplexität macht natürlich keinerlei Sinn... 8))

Bliebe aber immer noch die Sache mit der Matschigkeit ("Fäule des äußeren Inneren: Nur harmlose Frostmatschigkeit oder (bakterieller) Innenbrand? / Unterscheidbar? => Kompostierbarkeit?") als hoffentlich klarer beantwortbare Frage...?

Und ob es zum erweiterten Themenrahmen 'Wintersalate' überhaupt noch etwas Neues zu sagen geben wird, ist nach der Entdeckung der Diplomarbeit von Jakob Wenz & Matthias Wenger (einer von beiden ist hier mal im ausgehenden Winter 2013 als 'Fleischkraut' kurzfristig dabeigewesen und hat die Arbeit eingestellt) über "Die Überwinterung von Gartensalat (Lactuca sativa L.) im Freiland" auch noch sehr fraglich...
Auch wenn in anderen Fäden schonmal darauf hingewiesen wurde, tue ich es, weil eine wirklich Horizonte-öffnende Arbeit (+/- ca. 90% Überlebensrate der meisten (64 [sic!]) geprüften Salatsorten bei Temperaturen bis zu -26°C... :o) nochmal, denn DAS ist ja genau meine eigentliche Ursprungsfrage: Ab welcher Temperatur ist wirklich 'Action' zum Frostschutz angesagt? Also: Wirklich lesenswert!!! https://orgprints.org/id/eprint/21068/4 ... tklein.pdf
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

cydorian » Antwort #395 am:

Andere Salate, Wintersalat, das ist auch ein anderes Spiel.
Radicchio und alle Cichorium intybus subsp. intybus - Sortengruppen profitieren jedenfalls sehr vom neuen Wetter, im Herbst wie im Winter. Auch wenns keine richtigen Wintersalate sind, heute geht eine Menge, was früher nicht ging. Kalte Nächte wie es sie diesen Jahr gab sind die Ausnahme geworden, auch hier ist es normal, dass man bis in den Februar gut ernten kann.

Innenbrand und Frostschaden sind leicht unterschiedbar. Beispielsweise trifft Frost immer auch die dickeren Blattrippen. Innenbrand fängt dagegen von aussen her an, nie von den Rippen, Nekrosen kriechen vom Blattrand her an.
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

Mediterraneus » Antwort #396 am:

Der Frost von rund - 10 so früh im Jahr hat ganz schön reingehauen.

Ungeschützt
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

Mediterraneus » Antwort #397 am:

Mit einfacher Abdeckung, seitlich offen
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

Mediterraneus » Antwort #398 am:

Und zum Glück schauen meine Endivien im Frühbeet noch super aus :D
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

thuja thujon » Antwort #399 am:

Ein Dach überm Kopf ist schon was wert.

Hier ein Frissee, zu spät gesät. Italienische Sorte nach minus 7.
Frissee 20251210.jpeg
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

Mediterraneus » Antwort #400 am:

Die Frisee hab ich auch in meiner italienischen Endivienmischung.
Die halten sich gar nicht so schlecht
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

Tempel-Hof-Gärtner » Antwort #401 am:

Na SUPER!
Das ist doch jetzt mal echt nen Fortschritt auf der Erkenntnisskala: -10 ohne Abdeckung = Erfrierungsgrenzbereich für Endivie, egal, ob kraus oder glatt.
Unter Vollabdeckung mit tendenziell geringerer Durchfeuchtung und eigenem Mikroklima (denke da v.a. an aufgefangene Abstrahlungswärme des Bodens) sehr gute Überlebenschance, egal ob kraus oder glatt.
Gibt es eigentlich an dem Vlies auf dem 1. Bild, wo es eine Krause voll & eine etwas erwischt hat noch weitere Exemplare unter diesem Vlies?

Ob es wirklich in dem Kasten nicht ganz so kalt wird wie "draußen" ist Spekulation, aber aus dem Vergleich Kaltgewächshaus / draußen im eigenen Garten aus vergangenem Jahr weiß ich: Der Unterschied ist gering, meist nur bei 1°C.

In dem offenen Tunnel mit den Radicchios wird es wahrscheinlich wirklich GAR keinen Temperaturunterschied mehr geben; wenn es dazu aber auch noch Vergleichsobjekte ohne jegliche Abdeckung gäbe, könnte man den Faktor 'Feuchtigkeitseintrag' noch genauer ausloten... ;)
Wahrscheinlich ist es aber so, dass der 'Dach-Faktor' im Zweifelsfalle entscheidender ist für die Überlebensfrage als der reine Kälte-Faktor.
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

thuja thujon » Antwort #402 am:

Wenn du es wissen möchtest, musst du die Feuchttemperatur betrachten. Nicht die Werte, die auf einem normalen Thermometer stehen.
Und ein Dach, egal welches, vermindert Wärmeabstrahlung nach oben und damit Temperaturverlust.
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

Tempel-Hof-Gärtner » Antwort #403 am:

Aha...!? ???
Ein klassischer tt... 8)
Was bitteschön ist die "Feuchttemperatur" bzw. wie ermittele ich die: Gibt's Feuchttemperatur-Thermometer...?
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Re: Zichorien, Radicchio und Co.

thuja thujon » Antwort #404 am:

Man nimmt ein Thermometer und wickelt einen Fetzen von einem feuchten Lappen um die Stelle, wo die Temperatur gemessen wird. Oder man schaut in den Wetterbericht. Also in einen gescheiten, nicht diese nutzlosen Wetterapps, mit den sich viele die Handys zumüllen.
Feuchtigkeit (Wasser, auch als Dampf) hat als Wärmetauschmedium einen enorm hohen Einfluss. Gerade gestern wieder am Rhein gestanden, zwischen 20 und 21 Uhr kam langsam Nebel hochgekrochen. Da wurde es dann gefühlt merklich kälter. Um kurz nach 22 Uhr wars dann schon kühl.
Erklärung Feuchttemperatur:
https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/landwi ... _doku.html
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